Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1965

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

943

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 12

944

Details vordringt. Einzelne Formulierungen sollte man nur dann
zu behalten suchen, wenn man meint, daß sie „schlagend" sind
(ist dies der Fall, dann haften sie sowieso ohne Mühe). Das
Memorieren soll nicht im Einpauken des festgelegten Wortlauts,
sondern im ständigen inneren Umgang mit der zu predigenden
„Sache" bestehen. Genau das meint ja Altmann. Warum dann
überhaupt das wörtliche Konzept? Die Kritik an Schreiners Argumenten
(Kontrolle der Wahrhaftigkeit, des Fleißes, der Klarheit
) hat mich nicht recht überzeugt. Der Zwang zur schriftlichen
Formulierung — durch Reibung entstehen Funkenl — ist heilsam.
Denn eine Sache ist erst dann geistig durchdrungen, wenn sie,
vielleicht unter Schmerzen, einmal wenigstens verbindliche,
am besten: klassische Gestalt gewonnen hat. Habe ich auf der
Kanzel die Formel des Konzepts nicht gleich parat, sage ich es getrost
ganz anders; aber ich habe mich einmal gezwungen, den
Gedankengang zielstrebig und klar auszudrücken, zuerst für mich
selbst. Auch die freie, sogar die improvisierte Rede lebt immer
wieder vom Rückgriff auf das, was einmal gestaltet wurde. Das
homiletische Seminar ist darum freilich nicht das geeignete Experimentierfeld
. Das Verhältnis von Konzept und „Realform"
dürfte bei unsereinem auch einmal so ausgesehen haben wie in
den angeführten Beispielen; heute ist es anders. Der Pfarrer im
Amt wird sich gar nicht für eine Methode entscheiden können:
er wird heute aufgrund eines wörtlichen Konzepts (frei) predigen;
er wird ein andermal mit Stichworten arbeiten; er muß auch oft
improvisieren. Alle drei Weisen der Verkündigung verlangen
Übung und Arbeit des Predigers an sich selbst. Er wird das zweite
und dritte desto besser vermögen, je schwerer er es 6ich —
einmal in der Woche — mit dem ersten macht.

Leipzig Gottfried Voigt

Arnold, Franz Xaver: Pastoraltheologische Durchblicke. Das Prinzip
des Gott-Menschlichen und der geschichtliche Weg der Pastoraltheologie
. 2., teilweise veränderte Aufl. Freiburg-Basel-Wien: Herder
[1965]. 319 S. 8°.

(Der erste und zweite Teil erschien in 1. Aufl. unter dem Titel:
„Grundsätzliches und Geschiditliches zur Theologie der Seelsorge".
Freiburg/Br.; Herder 1949 (Bespi. in ThLZ 1953 Sp. 633 v. L.
Fendt f). Der dritte Teil erschien unter dem Titel: „Der geschichtliche
Weg theozentrischer Pastoralwissenschaft" in: Seelsorge aus der
Mitte der Heils£eschichte. Freiburg/Br.: Herder 1956. (Bespr. in
ThLZ 1957 Sp. 549 v. W. Trillhaas).

B o r m a n n , Paul: Wort Gottes und Frömmigkeit (Bibel und Kirche
20, 1965 S. 65—69).

Breit, Herbert: Bericht aus Pullach [Predigerseminar der VELKD]
(LM 5, 1965 S. 425—431).

Cox, James W.: Forming the Pattern of the Sermon (The Princeton
Seminary Bulletin 58, 1965 S. 31—38).

Crönert, Heinz: Was ist christliche Frömmigkeit? (DtPfrBl 65,
1965 S. 441—4461.

Groeger, Guido: Stand, Verständnis und Aufgaben der Lebensberatung
(KidZ 20, 1965 S. 363—368).

Hahn, Hans Christoph: Gedanken Zinzendorfs zu unserer Frage
nach der Seelsorge (Wege zum Menschen 17, 1965 S. 306—310).

Hartmann, Gert: Die textfreie Themapredigt: notwendiges Pendant
der Textpredigt (PB1 105, 1965 S. 478—488).

Haug, Martin: Der Dienst der Leitung in Gemeinde und Kirche.
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus G.Mohn [1965]. 55 S. 8° =
Handbücherei f. Gemeindearbeit, hrsg. v. A. Funke, W. Hahn,
A. Niebergall u. H.-W. Surkau, 36. Kart. DM 4.80.

Heidland, Hans-Wolfgang: Der Pfarrer als Koordinator (DtPfrBl
65, 1965 S. 413-^16).

Hempel, Johannes: Die junge Theologengeneration Sachsens
(DtPfrBl 65, 1965 416—419).

Henkys, Jürgen: Vom Umgang mit der Bibel (ZdZ 19, 1965
S. 284—289).

Hiltner, Seward: The Psydiology of Pastoral Economics (The
Princeton Seminary Bulletin 58, 1965 S. 11—19).

Jentsch, Werner: Das Wesen der Krankheit in theologischer Sicht
(Wege zum Menschen 17, 1965 S. 289—306).

Kruse he, Werner: Die Beerdigungspredigt in der heutigen volkskirchlichen
Situation (PB1 105, 1965 S. 411—426).

Melzer, Friso: Das Wort in den Wörtern (PB1 105, 1965 S. 516
—520).

N i 1 e s , D. T.: What is the Church For? (The Princeton Seminary
Bulletin 58, 1965 S. 3—10).

Pierson, Maurene Fells: Theology and Today's Informed Child

(Theology Today 22, 1965 S. 250—264).
Ranft, Albrecht: Der Besuchsdienst des Pfarrers (PB1 105, 1965

S. 501—516).

Roterberg, Eberhard: Christen wollen denken. Verlauf und Ergebnisse
des 12. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Köln
(KidZ 20, 1965 S. 370—373).

Schcrer, Bernhard: Ökumenismus und Seelsorge (ThGl 55, 1965
S. 383—393).

Schnell, Hugo: Kirchenreform (LM 4, 1965 S. 414—420).

Schuster, Heinz: Wesen und Aufgabe der Pastoraltheologie (Con-

cilium 1, 1965 S. 165—170).
Schwedt, H.: Der Mensch in der Siedlung (PB1 105, 1965 S. 488

—501).

KATECHETIK
UND RELIGIONSPÄDAGOGIK

Kittel, Helmuth, Prof. D.: Der Erzieher als Christ. 3., durchges.
u. erweit. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1961]. 265 S.
gr. 8°. Lw. DM 15.80.

Helmut Kittels Buch „Der Erzieher als Christ", zuerst veröffentlicht
im Jahre 1951, ist 1961 in 3. Auflage erschienen.
Daß diese 3. Auflage fast unverändert ist — nur zwei Abschnitte:
„Ehelos im Lehramt" und „Die Ehre des Alters" sind neu hinzugefügt
worden —, ist ein Zeichen für die starke unveränderte
Wirksamkeit des Buches und der von Kittel seit 1947 entwickelten
Konzeption der „evangelischen Unterweisung" in der
evangelischen Erzieher- und Lehrerschaft. Immerhin, das Jahrzehnt
zwischen dem Erscheinen der ersten und dritten Auflage
ist gekennzeichnet von einem starken Wandel der theologischen
Szenerie. Und in diesem Zusammenhang ist die Debatte um
Grundlegung und Gestalt evangelischer Erziehung und Unterweisung
neuerdings wieder in Bewegung gekommen — zunächst,
wie nicht anders zu erwarten, in einer Kritik der lange Jahre
fast unangefochten gültigen Grundsätze der „evangelischen
Unterweisung".

Es sind sehr summarisch gesagt drei Vorwürfe, die erhoben
werden:

1. Das Programm der evangelischen Unterweisung habe
mit der Devise „Nie mehr Religionsunterricht" eine Absonderung
des Religionsunterrichts vom allgemeinen wissenschaftlichkulturellen
Selbstverständnis der Zeit gebracht.

2. Die Isolierung des Religionsunterrichtes führe zur Herausnahme
der biblischen Texte aus dem allgemeinen Wirklichkeitsverständnis
und zu einem gewissermaßen ideologischen Verständnis
der christlichen Überlieferung.

3. Die Inanspruchnahme der christlichen Erziehung und
Unterweisung durch die Kirche sei im „personalen" Bereich
allenfalls zu erwägen. Sobald aus ihr Forderungen sachlicher
Art abgeleitet würden, führe sie zu einer Überforderung des
Lehrers, sei es im Sinne eines ethischen Perfektionismus (der
Erzieher als „Christ"), sei es im Sinne eines institutionellen
Klerikalismus (der Erzieher als Amtsträger der Kirche).

Die genannten Vorwürfe sind, charakteristisch für den
Wandel des theologischen Selbstverständnisses im allgemeinen,
an vielen Stellen in Theologie und Praxis der Kirche gegen das
„Erbe des Kirchenkampfes" erhoben worden — sicher mit unterschiedlichem
Recht. Im Bereich christlicher Unterweisung sind
sie insofern besonders gewichtig, als an dieser Stelle entschieden
wird, ob ein rechtes oder falsches theologisches Verständnis
der Wirklichkeit die heranwachsende Generation pTägen wird.
Angesichts der hier in Gang gekommenen Diskussion verdient
das klassische Werk der „evangelischen Unterweisung" wohl
gerade heute Aufmerksamkeit in Gestalt der Frage nach dem
theologischen Horizont und der Probehaltigkeit seiner Thesen.

Der Aufbau des Werkes sei kurz in Erinnerung gerufen.
Es besteht aus einer Sammlung von (nunmehr) 54 knappen
Traktaten, die wie Stationen einer Meditation im Zusammenhang
stehen und denen jeweils charakteristische Bibelstellen
und Lutherzitate vorangestellt sind. Eine Vorverständigung
(13—29) umreißt den theologischen Hintergrund aller Aussagen: