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1965

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 12

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glcichgewichtig wie mit dem biblischen Kanon argumentiert!) 3) hätte B
die „Lehre vom Engelfall" nicht ablehnen sollen. „Die Thematik
Macht, Machtusurpation, Sturz von Machthöhe ist. . . biblische Problematik
, die den menschlichen . . . Raum beherrscht, aber auch übersteigt
. Darum darf sie in der Dogmatik nicht eliminiert werden."

Im 7. Kap. „Entwurf einer These zur Lehre vom Bösen und Hinweise
auf Beziehungen der These zu Karl B und Sch" wird dieser These
Sch's Denkform „Das Wahre ist das Ganze" in ihren Spielarten „differenzierter
Monismus", „Indifferenz", „Potenz" (266 ff.) integriert, und
zwar unter ausführlidicm Heranziehen der „befreienden Sicht B's in
Jer Lehre von den Eigenschaften Gottes" (273). Daraus ergibt sich im

2. Abschnitt der „ zusammenfassenden Erörterung" (271—278; die
3 anderen Abschnitte bringen nichts über B hinaus Neues): Gott begegnet
„in einer Vielzahl von Eigenschaften . . . Das Bewältigen der
Begegnung ist. . . ein Ringen und Kämpfen um Gott und mit diesem
Gott, weil die Begegnung nicht von vornherein die Begegnung des
Kindes mit dem Vater ist. Denn: es gibt Macht und Mächtigkeit, die
. . . die Bundespartnerschaft bedrohen; es gibt die Macht der Sünde, des
bösen Triebes, und es gibt rätselhaft sich ereignende transsubjektive
Mächtigkeit. . . Und das Ringen ist darum so . . . geheimnisvoll-bedrohlich
, weil eine im Tiefsten andere Kausalität hinter dieser .Gegenmächtigkeit
' als die göttliche gar nicht denkbar ist". Erst am „gnädigen
Ende der Wege Gottes" wird der Mensch „Einsicht in das Wesen Gottes"
erhalten, „als einen Kosmos von Eigenschaften, die als Vollkommenheit
zu charakterisieren sind, . . . vollkommen darin, daß Eigenschaften wie
Güte, Barmherzigkeit, Gnade . . . einer Eigenschaftsreihe wie vergeltende
Gerechtigkeit, Macht, Freiheit" „über- und vorgeordnet sind". „Die
Begegnung. . . endet mit der Einsicht in die ganze Gottheit Gottes,
und zeigt das Transitorische einer Begegnung mit einer isolierten Eigenschaft
Gottes, die in ihrer Isoliertheit als böse und bedrohlich
erscheint" (Sperrung von mir).

M. E. ist speziell hier L's eigener Beitrag zu seiner These
vom Bösen zu suchen. Wenn er diese These doch einmal als
These formuliert hätte! So bleibt trotz (oder wegen?) aller Ausführlichkeit
manches unklar. Es ist zu fragen: erscheint die
isolierte Gotteseigenschaft nur böse, und wird sie am Ende als
zum Gotteskosmos gehörige Vollkommenheit Gottes erkannt,
handelt es sich hier also nur um ein Böse-S c h e i n e n in der Begegnung
mit dem sündigen Menschen, dessen Irrtum am Ende
aufgedeckt wird (so klingt es hier und oben Zitat von S. 254 f.),
oder erscheint der Böse selbst als isolierte Gotteseigenschaft, hat
der Böse eine Gotteseigenschaft durch Isolation usurpiert (so
klingt es S. 280)? Im ersten Falle wäre die Isolierung Ursprung
eines Bösc-S cheinens, im 2. Fall Ursprung oder Aktion
eines Bösc-S eins. L. wird, um nicht seinem eigenen Verdikt
Sch gegenüber, daß Gott in keiner Weise in seinem eigenen Sein
die Idealmöglichkeit vom Bösen birgt, zu verfallen, am Böse-
Scheinen festhalten müssen. Wie verhalten sich aber dazu L's
Seinsaussagen über das Böse, auch wenn dieses Sein als Werden
ausgelegt wird? Wird eine Eigenschaft Gottes außerhalb
seiner böse, dann ist nicht einzusehen, wie diese Eigenschaft
als Idealmöglichkeit zum Bösen geleugnet werden kann. Zerstört
sich nicht L seine Intention, das Werden des Bösen allein von
Gottes Handeln her zu bedenken, gerade indem er die Sendling'
sehen Denkformen und B's Gotteslehre der Problematik des
Bösen integriert? Weit präziser, als es geschieht, hätte L im

3. Abschnitt jene Isolierung einer Gotteseigenschaft mit der
„heiklen Ursprungsfrage" diskutieren müssen. Ganz zu recht
hält L fest, daß die Ursprungsfrage im „Blick auf den Menschen
anthroponom-subjektiv und zugleich transsubjektiv-kosmisch"
beantwortet werden muß, „daß das Böse in seinem Gegenüber
zu Gott je schon als im . . . Stürzen aus Gottes Höhe, im Verbanntwerden
von Gott weg beschrieben ist". Aber was heißt
jetzt, daß es gerade als das „von seiner Höhe Gestürzte ... an
der Gottesmacht in einem undurchschaubaren Sinn partizipiert"?
Alles entscheidet sich hier daran, ob diese Gottesmacht ausschließlich
als opus Dei, und zwar — um jedes Mißverständnis
auszuschließen — als opus Dei ad extra verstanden wird. Das
Böse kann sich wohl über eine Tat und Setzung Gottes in
Szene bringen (vgl. Rm 7,11; 1. Kor. 15,56), aber nie über
Gottes Sein!

Ob nicht B doch besser beraten war, als er mit der Lehre
von der Erwählung die Lehre von Gottes Eigenschaften und die
Lehre vom Nichtigen auseinandergehalten hat?

Dortmund Johann F. Konrad

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