Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1965

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

913

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 12

914

sammenhang seines Evangeliums) zu finden ist. Soweit die Nebenparallelen
nicht einem anderen Evangelium, sondern dem gleichen
wie der betr. Haupttext bzw. die betr. Hauptparallele angehören,
werden sie unter dem betr. Text abgedruckt. Als weitere Neben-
parallclen folgen hier sonstige verwandte Stellen aus dem Alten
und Neuen Testament sowie die wichtigsten in Betracht kommenden
Stellen aus den neutestamentlichen Apokryphen und den
Kirchenvätern (jeweils im vollen Wortlaut; nur die Parallelen
aus dem Thomas-Evangelium müssen im Anhang nachgeschlagen
werden). Der unter dem textkritischen Apparat folgende Sachapparat
bringt darüber hinaus die Stellenangaben für alle jene biblischen
Texte, die zu einzelnen Versen des Synopsen-Textes verglichen
werden können. Der Benutzer erfährt zugleich, zu welchen
Versen des Haupttextes bzw. der Hauptparallelen eine im Wortlaut
mitgeteilte Nebenparallele verglichen werden muß. Der Herausgeber
hat sich bei alledem von dem richtigen Gesichtspunkt
leiten lassen, daß nur eine wesentliche Erweiterung des Vergleichsmaterials
der Forschung neue Aspekte eröffnet.

Besondere Beachtung verdient endlich auch der textkritische
Apparat. Er bringt nicht nur die Varianten zum Haupttext, sondern
auch zu den Hauptparallelen. Vor allem weist er bereits zum guten
Teil jene Verbesserungen auf, die gleichfalls in den Neuauflagen
des Novum Testamentum graece Nestles mehr und mehr Platz
greifen sollen: Neukollation der wichtigen Handschriften, verstärkte
Heranziehung der alten Übersetzungen (der Itala Vetus
Latina, der syrischen und koptischen Übersetzungen) sowie der
Überlieferung bei den Kirchenvätern und vor allem größere Freiheit
von der mechanichen Auswertung der Textausgaben des 19.
Jahrhunderts (Tischendorf, Westcott-Hort und Weiß). Hier wie
auch sonst zeigt sich, daß die durch die Person des gleichen Herausgebers
bedingte Personalunion zwischen der neuen Synopse
und dem neuen „Nestle" sich äußerst fruchtbar und vorteilhaft
auswirkt. Ohne Übertreibung darf man sagen, daß wir ihr ein
Standardwerk verdanken, das als unentbehrliches Werkzeug in der
Hand jedes neutestamentlich Interessierten fraglos Generationen
überdauern wird.

Leipzig Günter Haufe

Barnard, L. W.: The Epistle ad Diognctum, two units from onc

author? (ZNW 65, 1965 S. 130—137).
G r ä s s e r , Erich: Der historische Jesus im Hebräerbrief (ZNW 65, 1965

S. 63—91).

Keck, Leander E.: The Poor among the Saints in the New Testament
(ZNW 65, 1965 S. 100—129).

Kossen, H. B.: Verbond en bcsnijdenis bij Paulus in verband met
de doop (NThT 19, 1965 S. 433—465).

Lohse, Eduard: Die Offenbarung des Johannes. Übers, u. erklärt.
Nachdr. d. 8. Aufl. (1. Aufl. d. neuen Bearb.). Berlin: Evang. Verlagsanstalt
(Lizenzausgabe d. Verlags Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen)
[1965]. IV, 116 S. gr. 8° = Das Neue Testament Deutsch. Neues
Göttinger Bibelwerk, hrsg. v. P. Althaus u. G. Friedrich, Teilbd. 11.
(s. Bespr. in ThLZ 1962, 2 Sp. 116)

Luz, Ulrich: Das Geheimnismotiv und die markinische Christologie
(ZNW 65, 1965 S. 9-30).

Rau, Gottfried: Das Volk in der Iukanischen Passionsgeschichte, eine
Konjektur zu Lc 23, 13 (ZNW 65, 1965 S. 41—51).

Richter, Georg: die Fußwaschung Joh. 13,1—20 (MThZ 16, 1965
S. 13—26).

Schille, Gottfried: Die Seesturmerzählung Markus 4,3 5—41 als
Beispiel neutestamentlicher Aktualisierung (ZNW 65, 1965 S. 30—40).

Schweizer, Eduard: Zur Frage des Messiasgeheimnisses bei Markus
(ZNW 65, 1965 S. 1-8).

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch
zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken
Welt. In Verbindung mit C. Colpe, A. Di hie, B. Kötting
u. J. H. Waszink hrsg. von Theodor K 1 a u s e r, Lfg. 41—44
( = Bd. VI, Sp. 1-640). Stuttgart: Hiersemann 1964—65. 4°.

Nach längerer Pause hat das RAC wieder zu erscheinen begonnen
. Vom neuen, sechsten Band liegen die vier ersten Lieferungen
zur Besprechung vor. Er stellt uns zugleich einen neuen
Mitarbeiterstab erster Fachleute vor; aber die Last der Gesamtverantwortung
ruht nach wie vor auf Theodor K 1 a u s e r.

So sind auch Anlage, Stil und Charakter des großen Werkes unverändert
und auf der gewohnten Höhe geblieben.

Eine besondere Schwierigkeit — nicht nur für ein Reallexikon
— liegt in der Behandlung der abstrakten und grundsätzlich
orientierten Stichworte. Zum „Nachschlagen" werden sie naturgemäß
kaum gebraucht, Überschneidungen lassen sich kaum vermeiden
, und Inhalt und Umfang wachsen leicht ins Unbegrenzte.
Für die Verfaser ergibt sich darüber hinaus die Frage, ob die
hier investierte, oft gewaltige Arbeit im Rahmen 6elbst dieses ausgezeichneten
Lexikons die volle und verdiente Beachtung finden
wird. Ich beginne die Übersicht mit den diesmal besonders zahlreichen
Stichworten dieser Gruppe.

„Erhebung des Herzens" (Joh. Haussleiter) — oder heidnisch
-antik meist: des Geistes oder der Seele — bietet eine sehr reichhaltige
Stellcnsammlung. Es zeigt sich die durchgehende Verflechtung
der christlichen Gedanken mit platonischen Traditionen, wobei das
philosophische Element mehr terminologisch als sachlich überwiegt. Dabei
ist das liturgische „Sursum corda" eine christliche Schöpfung auf
Grund biblisch-jüdischer Tradition, während für den Begriff des „Auges
des Herzens" die Herkunft strittig ist. Der Artikel „Erhöhung"
(Bertram) führt vom alten Orient über das Alte Testament und
den Hellenismus bis zum Manichäismus. Der christliche Abschnitt behandelt
die Erhöhung Christi (und seiner Nachfolger) im Neuen Testament
und in der Gnosis. Die spätere Entwicklung wird leider nur sehr
knapp skizziert. Interessant sind T h r a e d e s Ausführungen zur
(historischen, monumentalen, gedächtnismäßigen) „Erinnerung". Über
die anamnesis - memoria bei der Eucharistie und den Märtyrerstätten
wird wohl mit Rücksicht auf andere Artikel verhältnismäßig wenig gesagt
. Dagegen ist der Artikel „Esdiatologie" desselben Verfassers überhaupt
nur eine dürftige Übersicht mit zahlreichen Verweisungen. Doch
trifft ihn hier kein Vorwurf, da er im letzten Augenblick für einen
versagenden Mitarbeiter einspringen mußte. Musterhaft in Anlage und
Durchführung ist L a d n e r s weit ausgreifender und dennoch straffer
Artikel über „Erneuerung". Mit reichlichen Literaturangaben wird dieser
viel verhandelte Begriff in seinen mannigfachen Verzweigungen
entfaltet und bis ins Mittelalter und in die Renaissance verfolgt. Die
Unterschiede von Ost und West treten dabei deutlich hervor; aber
hier wie dort zeigt sich das „kontrapunktische Hin und Wider klerikaler
Reform unter hierarchischer Führune". Faschers Aufsatz über
die „Erwählung" gestattet kaum einen Vergleich mit der antiken Welt,
weil der entscheidende Begriff der Erwählung durch Gott (oder die Götter)
in der griediischen Literatur fehlt. Der religionsgeschichtliche Hintergrund
wird lediglich innerhalb des Alten Testaments näher verfolgt. Bei der
Frage der Beeinflussung Augustins durch manichäische Vorstellungen
und ebenso bei der Deutung des //oiu/o'c-Begriffs vermissen wir
eine Berücksichtigung der einschlägigen Studien Alfred Adams. Zuletzt
sei der umfassende, ja, monströse Artikel „Erlösung" von
Andresen genannt. Er stellt in Wahrheit eine dogmcngeschichtliche
Monographie dar und füllt seinem Umfang nach mehr als eine Lieferung
, überströmend von Material und Gesichtspunkten. Er umfaßt auch
die ganze politische „Salutologie" und Repräsentation des kaiserlichen
Reiches. Der Verfasser kommt nicht ohne wiederholte „Zusammenfassungen
" aus, um den reichen Stoff übersichtlich zu gliedern. Während
die griechische Frömmigkeit in ihrer Heilsbegrifflichkeit eine auffallende
Konstanz zeigt, keine Heilsgeschichte kennt und nodi in der
spätantiken „Erlösungssehnsucht" durch einen „tiefen Graben" vom
Christentum geschieden bleibt, geht das ludentum vom Erwählungs-
glauben aus und bleibt durch die offenbarungsgeschichtliche Orientierung
seines Denkens vor der „unverbindlichen Esoterik eines religiösen
Intellektualismus", wie ihn Philo zeigt, im allgemeinen geschützt. Auf
diesem breit entfalteten Hintergrund wird dann die christliche Entwicklung
zunächst im Urchristentum geschildert, die verwischende, unpräzise
Denkweise der Gnosis beschrieben und der Fortgang verschiedener
Strömungen über die „konstantinische Synthese christlicher und
paganer Erlösungs- bzw. Heilsvorstellungen" bis zum Ausgang des
Altertums verfolgt. Wie bei allen LIntersuchungen des Verfassers ist
die gleichmäßige Berücksichtigung der heidnischen und der christlichen
Geistesgeschichte besonders zu rühmen. Um so eindrucksvoller ist das
Schlußurteil, daß entgegen allen „Beeinflussungs"-Hypothesen „auch
innerhalb der katholischen Reichskirche ... die altkatholische Soterio-
logie keine grundlegende Strukturwandlung" erfahren habe.

Eine reizvolle Lektüre stellt der Doppelartikel über „Eros" dar.
Nachdem C. Schneider, nicht ohne gelegentliche, leise Spannung
zur folgenden Darstellung, den Dichter- und Philosophengott Eros
(Eros und Psyche, Eroten) nach den heidnischen und nicht sehr reichen
christlichen literarischen Quellen geschildert hat, bietet Rumpf eine
fast dreimal so große Besprechung des Themas in der bildenden Kunst,
die von ernsten Darstellungen des Gottes bis zu den puttenartigen Eroten
reicht, deren oft drolliges Treiben „auch heute noch das Herz jedes