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Ausgabe:

1965

Kategorie:

Judaistik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 12

908

M a 1 a m a t, A. [Ed.]: 'pffisn mn W. The Kingdoms of Israel and
Jadah. Jerusalem: Israel Exploration Society 1961. XIV, 194 S. m.
Ktn. Skizzen u. Plänen gr. 8°.

Der vorliegende Sammelband, den der Hrsg. mit einem kurzen
Vorwort versehen hat, enthält sieben Vorlesungen, die unter den
Auspizien der Israel Exploration Society im Winter 1960 in Jerusalem
und Haifa gehalten worden 6ind.

Die Reihe der Vorträge wird eingeleitet durch eine methodische
Abhandlung mit dem Titel „Die biblische Historiographie
der Periode des Königtums" (S. 9—23), die aus der Feder von
B. S. Dinur stammt. Nach ihm ist die Geschichtsschreibung jener
Zeit primär prophetischer Natur, gekennzeichnet durch Überlieferungstreue
, sorgfältige Benutzung älterer Quellen und eine
pragmatische Methode bei Aufnahme und Auswertung des vorgegebenen
Materials. Damit aber — so meint Verf. — darf man in
der Darstellung der Geschichte des davidischen Königreiches den
ersten Ansatz zu einer Geschichtsschreibung im modernen Sinne
sehen.

Der Außenpolitik unter David und Salomo wendet sich A.
Malamat mit seinem Beitrag „Zur Außenpolitik Davids und Salomes
" (S. 24—46) zu. Behandelt wird zunächst das Verhältnis
Davids zum Königreich Aram-Soba, das ihm als Sammelstaat nach
Hadadezers Besiegung zufiel und damit seine Herrschaft bis zum
Euphrat ausdehnte; es folgen Israels Hegemonie über Hamath und
die politischen Ehen, die am Jerusalemer Hofe geschlossen wurden
. Die ersten drei Nachfolger Davids hatten fremdstämmige
Mütter: Salomo, Rehabeam und Abia, wozu wohl noch Asa als
leiblicher Bruder des letzteren zu zählen ist (vgl. 2. R. 15, 2 und
10). Eingehender Diskussion bedarf das letzte der behandelten
Themen, das die Verwicklungen Salomos mit Ägypten beschreibt;
Verf. schließt aus der Tatsache, daß der Pharao dem Jerusalemer
Herrscher eine Tochter in die Ehe gegeben hat, auf die politische
Überlegenheit Iraels gegenüber Ägypten.

Anschließend behandelt S. Yeivin unter dem Titel „Die Verwaltung
in Israel [unter David]" (S. 47—65) Davids Innenpolitik
bzw. den Ausbau des Staatswesens. Aus dem anregend geschriebenen
Aufsatz seinen hier nur folgende Hauptgesichtspunkte her-
ausgetelllt: David hat für die innere Organisation kein ägyptisches
Vorbild benutzt, sondern sich auf die in Kanaan vorgegebenen
Verhältnisse gestützt, von ihnen gelernt und aus den
unterworfenen Stadtstaaten einen großen Teil seiner Beamten
bezogen. Bei seinem Bemühen, sich eine territorial-politische Basis
für seine Herrschaft in Juda und Israel zu schaffen, konnte er
nicht gewaltsam eine Zentralgewalt einrichten, sondern mußte allmählich
die patriarchalische Ordnung der auf ihre Freiheit bedachten
Stämme auflösen. Verf. stellt des weiteren zusammen, was
sich nach unseren Quellen über den Ausbau des Verwaltungsapparates
durch David sagen läßt und weist abschließend darauf
hin, daß die eroberten Territorien diesem Administrationssystem
nicht eingegliedert worden sind.

Y. Yadin geht in einer Abhandlung „Hasor, Gezer und Me-
giddo in salomonischer Zeit" (S. 66—109) auf einige archäologische
Probleme ein, die sich aus der Entdeckung eines salomonischen
Tores in Ha?°r für Gezer und Megiddo ergeben. So hat
eine Grabung in Megiddo, die Verf. 1960 durchführte, folgende
Schichtung ergeben: VI A: Zerstörung durch David; V B: Zeit
Davids; V A—IVB: Salomo (Kasemattenmauer, Forts, Wassertunnel
, Wasserleitungssystem [?]); IVA: von Ahab bis zur Eroberung
durch Assur (Ställe, die massive Mauer, die Wasserleitung
[?]); III. Die assyrische Eroberung. — Die berühmten salomonischen
Ställe sind damit der Zeit Ahabs (870—851 v. Chr.
[Jepsen]) zuzuweisen.

Im folgenden Beitrag: „Die Bezirke Israels und Judas (S. 110
—131), geht Y. Aharoni der Bezirkseinteilung in Israel und Juda
nach; und zwar unterscheidet er folgende Perioden: A. Die Zeit
der vereinigten Monarchie und B. Die Epoche der Königreiche von
Israel und Juda. Für die erste Periode glaubt Verf., nicht erst
unter David, sondern bereits unter Saul eine Tendenz zur Vereinheitlichung
des gesamten Herrschaftsgebietes auf der Grundlage
der Zwölf Stämme feststellen zu können. Dieser Versuch sei gescheitert
, und Salomos Distriktseinteilung sei einfach eine Konzession
an die Parteien, die sich unter seiner Regierung gebildet
haben. Erst hieraus habe sich nach des Königs Tode die „Teilung"
ergeben. Man wird fragen dürfen, wieweit hierbei das Königtum
Sauls und das auf Personalunion basierende Herrschaftsgebilde
Davids richtig gekennzeichnet sind. — Während wir in nachsalomonischer
Zeit für Israel nur Belege für Krongüter in Ephraim
haben (Ostraka), liegt eine judäische Distriktseinteilung in Josua
15; 18 vor, die wahrscheinlich aus der Zeit Ussias (786—735
[Jepsen]) stammt und auf geographischer Gliederung (vier mit je
einer zentralen Vorratsstadt) basiert. Ein Ausblick auf die assyrische
Provinzialeinteilung und die Gliederung von Juda-Jeru-
salem in nachexilischer Zeit beschließen die Abhandlung.

Linter dem Thema „Die Gründung des Königreiches von
Aram und seine Beziehungen zu Israel" (S. 132—157) entwirft
B. Mazar ein anschauliches Bild von der Geschichte des Reiches
von Damaskus. Alttestamentliche Quellen, Keilschrifttexte und
aramäische Inschriften ergeben die Basis für die Rekonstruktion
des aramäischen Staatengebildes. Bereits in der zweiten Hälfte
des 9. Jh. v. Chr. stellte Damaskus eine bedeutsame Macht dar;
aber erst Benhadad II. schuf das aramäische Großreich unter Zusammenschluß
der kleinen Königreiche, die zunächst in einer Liga
unter Führung von Damaskus vereint waren. Die Macht dieses
Reiches erreichte unter Hazael ihren Höhepunkt, wurde aber um
800 v. Chr. durch das erstarkende Assyrien gebrochen. Von den
Einzelproblemen, die Verf. anschneidet, sei die Sprachenfrage herausgehoben
. Nach Ansicht des Verf.s geht das „Reichsaramäische",
das ja bereits im Assyrien des i.h. jh. v. Chr. offiziell anerkannt
war, letztlich auf den Dialekt von Damaskus zurück, der sich zur
Amtssprache des aramäischen Großreiches entwickelt hatte.

Im letzten Beitrag mit dem Titel „Azarja, der König von
Juda in assyrischen Inschriften" (S. 158—193) greift H. Tadmor
die alte Frage von neuem auf, ob der von Tiglatpilesar III. erwähnte
Azriyau von Yaudi mit Asarja-Ussia von Juda zu identifizieren
sei oder nicht. Er glaubt, beide gleichsetzen zu können und
bezeichnet es als Ironie der Geschichte, daß Ahas wenige Jahre,
nachdem sein Großvater Tiglatpilesar bekämpft hatte (73 8 v.
Chr.), den gleichen Herrscher um Beistand gegen Israel und Aram
anrief. Wenn auch die Gleichsetzung von Azriyau und Asarja nach
wie vor umstritten bleiben dürfte, so kann doch, chronologisch gesehen
, als sicher gelten, daß Asarja noch die Unterwerfung Hamaths
durch die Assyrer erlebt hat.

Der Sammelband wird abgeschlossen durch Resümees zu den
ersten sechs Referaten, während für den siebenten Artikel u. a.
auf Scripta Hierosolymitana 8. 1961, S. 232—271, verwiesen
wird als auf die Vorlage, die hier leicht verändert wiedergegeben
ist (S. VII—XIV). Er bietet einen wertvollen Einblick in den
gegenwärtigen Stand der israelischen Erforschung der vorexilischen
Zeit.

Jena Rudolf Meyer

Janssen, Enno: Judaica (Verkündigung und Forschung 1960/62, S.
231—237).

R u n e s , Dagobert D.: The Jew and the Cross. New York: Philosophi-

cal Library [1965]. 94 S. 8° Lw. 2.75.
Schwarzschild, Steven S.: Judaism, Scriptures, and Ecumenism

(Scripture and Ecumenism, hrsg. v. L. J. Swidler, Pittsburgh 1965

S. 111—132).

NEUES TESTAMENT

Rigaux, Beda: Paulus und seine Briefe. Der Stand der Forschung.
Übers, v. A. Berz. München: Kösel [1964]. 23 5 S. 8° = Biblische Handbibliothek
, II. Kart. DM 15.80.

Von dem ausgezeichneten Überblick über die Geschichte der
Paulusforschung von B. R i g a u x (s. m. Anzeige ThLZ 89, 1964,
598 f.) liegt nun eine gut lesbare deutsche Übersetzung vor. Das
Vorwort sagt nichts darüber, daß der Verf. den französischen Text
für die Übersetzung durchgesehen hat, und darum kann der Benutzer
der Übersetzung auch nicht wissen, ob die mehrfache Streichung
lobender oder tadelnder Prädikate bei Literaturangaben und
die gelegentliche Weglaäsung weiterer Ausführungen in den Anmerkungen
(etwa S. 27 Anm. 32 gg. S. 27 Anm. 2 des Originals;