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1965

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Altes Testament

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903

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 12

904

R. Prov 11,5.6 zwei verschiedene Worte mit „Gerechtigkeit"
wieder; ob man da nicht auch im Deutschen unterscheiden sollte?
Eine neue Übersetzung wird zwischen Buber und Riessler einen
nicht ganz leicht zu gehenden Mittelweg finden müssen.

Wie soll man die hebräischen Impf. cons. wiedergeben, wenn
sie gehäuft aufeinander folgen? Luther hat allermeist wörtlich:
Und . . . und . . . und übersetzt; R. löst in kurze Hauptsätze auf.
Das ist gut verständlich. Aber ob es wirklich die angemessene
Verdeutschung des hebräischen Stils ist? Man wird bei einer
neuen Übersetzung schwerlich bei Luther bleiben wollen (bzw.
bei Buber), aber doch einen Weg suchen müssen, um den Fluß
hebräischer Erzählung anschaulich werden zu lassen.

R. hat es, soweit ich sehe, als erster unternommen, hebräische
Poesie in Jamben, d. h. in einem der deutschen Sprache
vertrauten Rhythmus wiederzugeben. Soll man das nachahmen?
Richtig ist natürlich, daß kein Übersetzer das hebräische Metrum
nachahmen kann, umso weniger, als wir dieses ja gar nicht kennen
. Aber ist es wirklich angemessen, alles, was im AT irgend
„poetische" Form hat, mit einem einzigen deutschen Metrum zu
umschreiben, ohne Rücksicht darauf, ob es Hymnus, Klagelied,
Spruch, Scheltwort oder Drohwort ist? Einem „Lehrgedicht" wie
dem 78. Psalm mag der Jambus angemessen sein; aber auch
einer Klage wie der des 51. Psalms? Hier wird eine Übersetzung,
die sich nicht unbedingt auf ein Metrum festlegt, doch mehr Möglichkeiten
der Einfühlung haben.

Alle diese Fragen sollen nicht als Kritik an R.s Arbeit verstanden
werden, sondern hinweisen auf die Größe der Arbeit,
vor die ein Übersetzer des Alten Testaments gestellt ist. Wer
solches Werk unternimmt, muß wissen, was er tut, und voll
dazu gerüstet sein.

Greifswald Alfred Jepsen

Jepsen, Alfred, u. Robert Hanhart: Untersuchungen zur israelitisch
-jüdischen Chronologie. Berlin: Töpelmann 1964. V, 96 S. gr. 8°

= Beihefte z. Zeitschrift f. d. alttestamcntl. Wissenschaft, hrsg. v.
G. Fohrer, 88. DM 18.—.

Beiheft 8 8 der ZAW ist in zwei Teile aufgeteilt. A. Jepsen
behandelt im ersten Teil die Chronologie der Könige von Israel
und Juda (S. 1—48) und R. Hanhart im zweiten Teil die Zeitrechnung
des I. und II. Makkabäerbuches (S. 49—96).

Jepsen macht in seiner Vorbemerkung darauf aufmerksam,
daß er sich schon früher für die Begrich'sche Chronologie, allerdings
mit kleinen Abänderungen, als die beste entschieden hatte.
Er stellt sich dabei zwei Fragen, die er in dieser Arbeit zu beantworten
sucht: 1. Sind die nach den Begrich'schen Arbeiten erschienenen
Versuche, die Probleme der alttestamentlichen Chronologie
zu lösen, methodisch besser fundiert? 2. Wieweit geben neue Funde
und Einzelbeobachtungen Anlaß, die Begrich'schen Ansätze zu verbessern
oder vielmehr zu erhalten? So gliedert sich der folgende
Aufsatz in zwei Teile: 1. Eine methodische Auseinandersetzung
mit Mowinckel, Albright, Thiele und Schedl; 2. eine Überprüfung
der alttestamentlichen Chronologie bis zur Zerstörung Jerusalems.
Die Aufgabe ist nicht, alle chronologischen Probleme von neuem
zu diskutieren, wie es bei Begrich geschehen ist. Nur das jeweils
wesentliche wird behandelt.

Die Einwendungen gegen Begrichs Chronologie summiert er
in der folgenden Weise: 1. Begrich verankerte die Zahlsysteme
in Chroniken, die älter als das Königsbuch seien, die aber sowohl
dem Verfasser des Königsbuches selbst, wie auch späteren Redaktoren
und Übersetzern noch zur Verfügung gestanden hätten; aus
diesen Chroniken seien die verschiedenen Zahlen in den masore-
tischen Text und in die Übersetzungen gekommen. 2. Begrich stellt
wohl den Grundsatz auf, daß die Synchronismen ebenso ernst zu
nehmen seien wie die Regierungszahlen; aber in der Praxis erweisen
sich bei ihm doch die meisten Synchronismen aus der Zeit nach
Jehu als historisch unrichtig, mögen sie auch in ihrem jeweiligen
System richtig sein.

Diese Anstöße können nach Jepsen so beseitigt werden:
1. Die grundsätzlich beobachteten und weithin sicherlich auch richtig
rekonstruierten Zahlsysteme sind nicht die Voraussetzung für
den Verfasser des Königsbuches, sondern eine Folge, die sich aus

den Mißverständnissen der ursprünglich zugrundeliegenden Zahlenüberlieferung
ergab. 2. Es ist unschwer möglich, auch die Synchronismen
mehr zu ihrem Recht kommen zu lassen und sie als
historisch richtig zu erweisen.

Mit dieser Korrektur glaubt Jepsen Begrichs methodischen
Ansatz und weithin auch seine Ergebnisse vertreten zu können.
Auf dieser Grundlage weist er dann die Anschauungen Mo-
winckels, Albrights, Thieles und Schedls zurück.

Auf Einzelheiten einzugehen läßt sich nicht auf begrenztem
Spaltenplatz tun. Nur einige der Resultate können angeführt werden
:

Saul geb. 1051

Saul König 1012—1004

Eschbaal 1004—1003

David König 1004—998 in Hebron

997—965 in Jerusalem
Salomo König 965—926
Jerobeam 1 927—907
Rehabeam 926—910

In seinem Beitrag zur Zeitrechnung des I und II Makkabäerbuches
bringt Robert Hanhart erst eine Vorbereitung, wo er Ausgrenzung
der Datierungsmöglichkeiten auf chronologischer Grundlage
und dann auf historischer Grundlage behandelt. In der Hauptfragestellung
gibt er eine Analyse des Geschichtsstoffes, einen historischen
Vergleich und einen chronologischen, zuletzt Lösung,
Auswertung und Anwendung.

Die Schwierigkeit liegt nun darin, daß keines der beiden
Makkabäerbücher sich ausschließlich an der geschichtlichen Wirklichkeit
hält. Auch das l Makkabäerbuch kommt von einer geschichtlichen
Überlieferung her, in der die geschichtliche Wirklichkeit
nach jener für die israelitische Geschichtsschreibung charakteristischen
typisierenden Schau bereits vereinfacht ist: Der auch
dem I Makkabäerbuche eigentümliche und auch in diesem Buche
ausdrücklich als solcher herausgestellte Topos, nach welchem der
Tempel genau an dem Tage wiederhergestellt wurde, an welchem
er drei bzw. zwei Jahre zuvor geschändet worden war (vgl. I Macc
4 : 54 mit II Macc 10 : 5), entspricht nicht der geschichtlichen
Wirklichkeit (S. 83). „Da der chronologische und geschichtliche
Vergleich der Macc.bücher für die Wiederherstellung des Tempels
den Dezember 164 v. Chr. als gesichertes Datum ergeben hat, sind
wir nun nach dem Zeugnis Daniels zu dem Schluß genötigt, daß
die Entweihung des Tempels sich etwa im Sommer des Jahres 167
v. Chr. ereignet haben muß" (S. 83—84).

Die beiden Studien sind gründliche Arbeiten, die neue Stoffe
zu der Diskussion von den eingewickelten Chronologiefragen bringen
und darum diese Diskussion wieder in Gang setzen werden.

Oslo Arvid S. Kapelrud

A m s 1 e r , Samuel: Arnos, prophete de la onzieme heure (ThZ 21, 1965
S. 318—328).

Barthelemy, Dominique: L'Ancien Testament ä muri ä Alexandrie
(ThZ 21, 1965 S. 358—370),

Ehrlich, Ernst Ludwig: Der Aufenthalt des Königs Manasse in Babylon
(ThZ 21, S. 281—286).

Jenni, Ernst: Die altsyrischen Inschriften, 1.—3. Jahrhundert n. Chr.

(ThZ 21, 1965 S. 371—385).
Keller, Carl A.: Jonas. La portrait d'un prophete (ThZ 21, 1965

S. 329—340).

Krause, Gerhard: Tönender Pentateuch: Das zweite Buch Mose

(DtPfrBl 65, 1965 S. 466—469).
Maag, Victor: B<=lija'al im Alten Testament (ThZ 21, 1965 S. 287

—299).

Martin-Achard, Robert: Jahwe et Ies 'anäwlm (ThZ 21, 1965
S. 349—3 57).

Reventlow, Henning Graf: Die Auffassung vom Alten Testament

bei Hermann Samuel Reimarus und Gotthold Ephraim Lessing

(EvTh 25, 1965 S. 429—448).
Reymond, Philippe: Sacrifice et „spiritualite", ou sacrifice et allian-

ce? Jer. 7,22-24 (ThZ 21, 1965 S. 314-317).
R ü th y , Albert E.: Wächter und Späher im Alten Testament (ThZ 21,

1965 S. 300-309).
Schmid, Rudolf: Meerwunder- und Landnahme-Traditionen (ThZ 21,

1965 S. 260—268).