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Ausgabe:

1965

Spalte:

829-830

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Neufeld, Vernon H.

Titel/Untertitel:

The earliest christian confessions 1965

Rezensent:

Lohse, Eduard

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Seite 1

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829

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 11

830

Joh. 6,51; 11,4; Hehr. 5, lb; 7,27; 9,7; 10, 12(vgl. Bauers s.
v. vjieg lb). Delling verweist S. 114 A. 411 zu vtceq xcbv
vsxqöjv ( 1. Kor. 15,29) seinerseits auf 2. Thess. 1, 5 (eis zb
xaia^ioodrjvm vfiäg rfjg ßaotÄeiag rov fteov, vjibq fjg pcal
ndax^Te), eine willkommene Ergänzung der genannten Beispiele,
denn der finale Beiklang des vjtJq ist hier durch den Kontext
gesichert: die Leser „leiden (willig), um ihrer (der Königsherrschaft
) teilhaftig zu werden".

Göttingen Joachim J e r e m i a s

N c u f e 1 d, Vernon H., Th. D.: The Earliest Christian Confcssions.

Leiden: Brill 1963. XIII, 166 S. gr. 8° = New Testament Tools and
Studies, ed. by B. M. Metzger, Vol. V. Lw. hfl. 20.—.

Der Verfasser dieser Dissertation, die er in Princeton vorgelegt
hat, möchte drei Fragen beantworten: ,,1) Is there a form
of tradition which may be called Christian homologia? 2) If so,
what were its early expressions as to content and meaning?
3) What was the function of the homologia in the Iife of the
early church?" (S. 11). Unter Berücksichtigung der bisherigen
wissenschaftlichen Diskussion — auch deutschsprachige Arbeiten
6ind weitgehend herangezogen worden — sucht der Verf. diese
Aufgabe zu erfüllen, indem er zunächst eingehend den Begriff
öpokoyia untersucht, ihn in Beziehung zu evayyeliov, xr'jQvyfia,
dtdaxi, fiagrugia und mang setzt und dahin bestimmt, daß
„öpoXoyia - ofxoXoyetv has the decided connotation of open
declaration of the Christian's relation to Christ; it means to
profess Christ, to acclaim openly one's association with him, to
identify oneself as a Christian" (S. 19). Anschließend wird kurz
über „Homologia and Judaism" gehandelt und dabei vor allem
auf das Schema und das Bekenntnis zu einem Gott hingewiesen.
Den größten Teil des Buches nehmen dann die folgenden vier
Kapitel ein, in denen nach dem Bekenntnis in den paulinischen
Briefen, in den johanneischen Schriften, in den synoptischen
Evangelien und der Apostelgeschichte sowie in den übrigen
Büchern des Neuen Testaments gefragt wird. Am Schluß wird
unter der Überschrift „The Primitive Christian Homologia" eine
knappe Zusammenfassung der Ergebnisse gegeben.

Diese fleißig gearbeitete Abhandlung wird man als eine sorgfältige
Bestandsaufnahme werten dürfen, die aber nur in geringem
Umfang neue Einsichten gewinnt. Zweifellos ist der Verf.
im Recht, wenn er unter formgeschichtlichen Gesichtspunkten
seine Fragestellung angreifen möchte, um nachzuweisen, daß das
Bekenntnis von Anfang an in der Kirche eine entscheidende
Rolle gespielt hat, nicht nur im gottesdienstlichen Handeln, sondern
auch zur Verteidigung des Glaubens in Zeiten der Verfolgung
und in der polemischen Abgrenzung gegenüber falscher
Lehre (S. 20, 61 u. ö.). Auch wird zutreffend auf Unterschiede
aufmerksam gemacht, die zwischen den einzelnen Schriftenkreisen
des Neuen Testaments bestehen — wie z. B. den, daß das
y.vgiog -Bekenntnis, das in den paulinischen Briefen eine so wichtige
Stellung einnimmt, in den johanneischen Schriften ganz
zurücktritt (S. 82). Aus dieser Beobachtung wird dann gefolgert,
daß Paulus für eine überwiegend hellenistische Leserschaft
schrieb, Johannes aber sich an ,,a basically Jewish or quasi-
Jewish reading public" wandte, ,,for which xQinxög, properly
understood, would have a unique and crucial significance"
(S. 82). Diese Behauptung ist jedoch nicht hinreichend begründet;
denn es läßt sich nicht ohne weiteres sagen, daß „the fourth
Gospel predominantly combats a movement of Jewish tenden-
cies" (S. 105).

Kritisch ist vor allem zu bemerken, daß der Verf. nicht
konsequent in der Anwendung formgeschichtlicher Arbeitsweise
verfährt. Obwohl er wiederholt feststellt, daß die in den paulinischen
Briefen vorliegenden Bekenntnisformulierungen vor-
paulinischen Ursprungs sind, zieht er aus solchen Beobachtungen
keine Folgerungen. Hinweise auf urchristliche Bekenntnistradition
führen nicht weiter, wenn nicht genauer differenziert
wird zwischen palästinischer und hellenistischer, juden- und
heidenchristlicher Gemeinde. Der Verf. bleibt durchweg dabei
«tehen, den Sitz im Leben aus dem Kontext zu bestimmen, in

dem sich jetzt die bekenntnisartigen Wendungen jeweils finden,
und gelangt daher bei der Besprechung der Evangelien zu der Ansicht
, der Ursprung des Christusbekenntnisses liege im Leben
Jesu: „The homologia in its origin was simply the conviction
and belief which the disciples gained from their contact with
Jesus . . . that their teacher was unique which found expression
in a simple declaration of faith. In putting their personal conviction
into words, the disciples ascribed to Jesus the loftie6t con-
cept known to them, namely XQiaxog " (S. 141 f.). Hier ist
völlig versäumt worden, vom jetzigen Kontext in den Evangelien
zurückzutragen nach der vorausliegenden Tradition und
dem ursprünglichen Sitz im Leben. Vor allem aber ist die grundlegende
Bedeutung, die Kreuz und Auferstehung Christi für das
Bekenntnis der Gemeinde zukommt, übersehen worden. Nicht
nur diese Bestimmung des Ursprungs des christlichen Bekenntnisses
, sondern auch die recht allgemein gehaltenen Antworten,
die der Verf. am Schluß seiner Untersuchung auf die eingangs
gestellten Fragen gibt, müßten durch kritische Auswertung des
vorgelegten Materials überprüft und genauer gefaßt werden.

Güttingon Eduard Lohse

Baumbach, Günther: Das Verständnis des Bösen in den synoptischen
Evangelien. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt [1963] 236 S. 8°
= Theologische Arbeiten, hrsg. v. H. Urner, Bd. XIX. Hlw. MDN
14.80.

Die vorliegende Untersuchung ist die überarbeitete und gekürzte
Fassung der Habilitationsschrift, die der Verf. 1961 der
Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin vorgelegt
hat. Es geht dem Verf. darum, „durch eine genaue Interpretation
aller Aussagen über das Böse in jedem einzelnen der
drei ersten Evangelien einen Beitrag zur Erhellung einer Theologie
des Markus, Matthäus und Lukas" zu liefern (S. 9). Das ist dem
Verf. gelungen. Er stellt durch seine Untersuchung noch einmal
nachdrücklich die Berechtigung der redaktionsgeschichtlichen Methode
unter Beweis. Darüber hinaus vermittelt er — im Anschluß
an die bereits vorliegenden redaktionsgeschichtlichen Untersuchungen
sowie in der Auseinandersetzung mit ihnen — wesentliche
Einblicke in die Theologie besonders des Matthäus und
Lukas.

Die Untersuchung erfolgt in drei Hauptteilen, die einheitlich gegliedert
sind. In den drei ersten Unterteilen wird nacheinander die
Verwendung von novr/gög, xaxöt und äfiagraiXog untersucht. Nach
einem Abschnitt über das Sündenverständnis (4) folgen Untersuchungen
der Aussagen über (5) den Satan sowie (6) die Dämonen, denen sich
ein zusammenfassender Abschnitt (7) über die Bedeutung des Bösen
in der Theologie des jeweiligen Redaktors anschließt.

Im Mk-Ev sieht B. drei noch verhältnismäßig unverbunden nebeneinander
hergehende Linien im Verständnis des Bösen. Das Böse begegnet
hier in den Gestalten des Satans und der Dämonen sowie in der
Form der Sünde, die aus dem menschlichen Herzen kommt (7,21). Es
fehlt eine systematische Zusammenordnung. In allen drei Formen bildet
das Böse „nur den dunklen Hintergrund . . . , auf dem das .Neue' der
Evangeliums . . . hell aufstrahlt" (S. 51).

Im Mt-Ev gehört der Satan im Unterschied zum Mk-Ev nicht in
die Messianologie, sondern in die Ekklesiologie. In sehr gründlichen
Einzeluntersuchungen zeigt B., daß d novrigög bei Matthäus der die
Gemeinde durch die Irrlehre zersetzende Widersacher ist. Die voi rov
novrj/yov sind die Irrlehrer innerhalb der Gemeinde, die wegen ihrer
laxen Gesetzesauslegung als böse gelten. — Hiermit ist das zentrale
Thema des Mt-Ev anvisiert. Indem B. stets konsequent aus dem Gesamtverständnis
des Bösen im Mt-Ev heraus erklärt, gelingt ihm der
Nachweis, daß novr;oö; an allen Stellen des speziell gegen die Tora
gerichtete Verhalten als böse bezeichnet. Das häufige Vorkommen
gerade dieses Begriffes ist Ausdruck für die eminente theologische Bedeutsamkeit
, die er für Matthäus in der Auseinandersetzung mit seinen
Gegnern gewinnt. Die Untersuchung zeigt, daß alle Aussagen über die
Sünde und Sündenvergebung sowie über den Satan in engem Zusammenhang
mit der Auseinandersetzung des Matthäus mit den antinomi-
stischen Irrlehrern gesehen werden müssen.

Demgegenüber bezeichnet TrorrjQot bei Lukas das böse Treiben der
Welt unter der Herrschaft des Satans außerhalb der durch den heiligen
Geist bestimmten christlichen Gemeinde. Der Dualismus bei Lukas ist
ethisch bestimmt. Er bezieht sich auf das Gegenüber Kirche - Welt und
ist prinzipiell von dem innerkirchlichen Dualismus bei Matthäus zu unterscheiden
.