Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1965 |
Kategorie: | Religionswissenschaft |
Titel/Untertitel: | Neuerscheinungen |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
825
Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 11
Ö26
Abschnitt der zoroastrischen Religionsgeschichte wird ja oft vergessen
oder vernachlässigt. D.-G. beendet seine Darstellung mit den Worten:
..Es erscheint unerlässlich, daß der Parsismus, wenn er überleben will,
sich einmal gegen den modernen Skeptizismus und gegen die astrologischen
, theosophisdien und spiritistischen Korruptionen verteidigt.
Wird er in Indien und Europa die Kraft finden, gegen sie anzukämpfen
? Wird er sie in sich selbst finden? Die Zukunft wird es zeigen"
(38 3). Das 6. Kapitel bildet die Forschungsgeschichte".
Ein Sachindex (inkl. iranische Begriffe) ist beigegeben. Man vermißt
jedoch ein Stellcnregister (besonders der iranischen Quellen,
die des Näheren behandelt werden) und vielleicht ein Autorenverzeichnis
.
Abschließend sei noch einmal der große Wert dieser geglückten
Synthese der iranischen Rcligionsgeschichtc hervorgehoben,
die der Collection ,,Mana" ein weiteres Schmückstück vorbildlicher
Religionsgeschichtsforschung einfügt. Eine deutsche Ausgabe
wäre diesem nützlichen Handbuch sehr zu wünschen.
Leipzig Kurt R u (1 o 1 p h
") Zu 388, A. 1 : die Diss. von W. Schütz lautet: Joh. Fricdr.
Klcuker. Seine Stellung in der Rcligionsgeschichte des ausgehenden
18. Jahrhunderts (~ Unters, z. allgemein. Rcligonsgesch., hrsg. von
C. Clemen, H. 1). Ergänze noch zu diesem Kapitel von D.-G., Cinquant
anni di ricerca sull'iranico antico, Archivio Glottologico Italiano,
Vol. XLV1I, f. II, 1962, S. 101—111 (betr. die philol.-linguist. Seite
der Forschung).__
S m o 1 i a n, Jürgen: Kultische Hintergründe bei Wagenrennen (ZRGG
XVII, 19b5 S. 259—274).
ALTES TESTAMENT
T r i I 1 i n g, Wolfgang: Im Anfang schuf Gott. Eine Einführung in den
Schöpfungsberidit der Bibel. Leipzig: St. Benno-Verlag 1963. VIII,
119 S., 11 Taf. 8°.
Bauer, Johannes Bapt.: Die biblische Urgeschichte. Vorgesdiichte
des Heils, Genesis 1—11. Ein Handbüchlein für die alttestamentliche
Katechese. 2., Überarb. u. erweit. Aufl. Paderborn: Schöningh [1964]-
90 S. 8° = Schriften z. Pädagogik u. Katechetik, hrsg. v. Th. Kampmann
, R. Padberg, S. E. Szydzik, H. 7. Kart. DM 4.80; Lw. DM 6.80.
Die beiden hier anzuzeigenden katholischen Veröffentlichungen
wenden sich an einen größeren Leserkreis und versuchen
auf engem Raum, Erkenntnisse moderner Exegese und
Bibelkritik zu referieren und zu verarbeiten. Beide Autoren zitieren
vorbehaltlos protestantische Gelehrte und berücksichtigen
deren Ergebnisse, für beide ist die Annahme der Quellenkritik
eine selbstverständliche Voraussetzung. Im einzelnen ist Trilling
die Einführung in seinen auf Gen. 1,1—2,4a beschränkten
Thcmenkrei6 besser gelungen als Bauer die Entfaltung der vielschichtigen
Probleme der Urgeschichte, zumal er sich meist auf
bestimmte Einzelfragen konzentriert, ohne eine gleichmäßig fortlaufende
Exegese zu bieten. Trilling erscheint vor allem hinsichtlich
der Traditionsgeschichte und Gattungsforschung bewanderter
und ihr mehr aufgeschlossen als Bauer, der stellenweise Lösungen
bevorzugt, die traditionellen Auffassungen näher stehen. Dies
mag auch damit zusammenhängen, daß er ein „Handbüchlcin für
die alttestamentliche Katechese" schreiben wollte und sich deshalb
verpflichtet fühlte, zu anderen einschlägigen Stellen der
Schrift Zusammenhänge herzustellen. Seine Bemühungen, exegetisch
-kritische Resultate sogleich auch theologisch und praktisch
nutzbar zu machen, erschweren aber bisweilen das Verständnis der
Ausführungen für 6olche, die mit der Materie weniger vertraut
sind. Beide Autoren verzichten bewußt auf Auseinandersetzungen
mit der modernen Naturwissenschaft, etwa im Zusammenhang
mit den Schöpfungsberichten, — zweifellos ein Vorzug, der die
Eigenständigkeit der exegetischen Probleme klarer und gewichtiger
hervortreten läßt.
Im einzelnen bietet Trilling nach einer allgemeinen Einleitung eine
fortlaufende Erläuterung zu Gen. 1,1—2, 4a. Er stützt sich dabei sehr
wesentlich auf Theodor Schwcgler, Die biblische Urgeschichte im Lichte
der Forschung (i960, 21962) und Henricus Renckens, Urgeschichte und
Heilsgeschichte. Israels Schau in die Vergangenheit nach Gen. 1—3
(1959). Daneben aber sind viele, auch entlegenere Untersuchungen
und Darstellungen verwertet, von protestantischer Seite vorwiegend
solche von Gunkcl. Eißfcldt und von Rad. An kritischen Stellen des
Textes begründet Verf. seine Auffassung meist in den Anmerkungen
(am Schluß des Buches). Gen. 1, 1 sei ein Prädikatsatz, kein Temporalsatz
mit Fortsetzung in v. 3. Jedodi könne der Gedanke an die creatio
ex nihilo dem biblisdien Verfasser im Zusammenhang mit v. 2 nicht
zugemutet werden. „Er hat . . . keine Möglichkeit, so abstrakt zu denken
" (S. 33). Doch gehen seine Gedanken immerhin „in die Richtung
dessen, was wir als .Nichts' bezeichnen". Der Inhalt der Gotteben-
bildlichkcit des Menschen wird darin gesehen, daß „der Mensch Gottes
Herrschaft auf Erden ausüben, ihn selbst vertreten" solle (S. 51). Aus-
führlidier wird die Frage nach der literarischen Gattung dieses Sdiöp-
fungsberidites behandelt, wobei eine sorgsame Abgrenzung gegenüber
„Kosmogonie", „Mythos" und „Hymnus" vorgenommen wird. Verf.
:ntscheidet sich für „Kosmologie" als zutreffenden Gattungsbegriff,
nicht zuletzt unter ausführlicher Berücksichtigung der Erwägungen des
Rezensenten in ThLZ 86 (1961), Sp. 413 ff., wo der Einfluß altorien-
talischcr „Listenwissenschaft" auf die Formulierungen des Schöpfungsberichtes
wahrsdieinlidi gemacht worden war. [Inzwischen hat W. Trilling
seine Arbeit fortgeführt und in gleicher Form und Ausstattung ein
weiteres Bändchen vorgelegt, in dem er Genesis 2 und 3 auslegt. Es
trägt den Titel: Denn Staub bist du. Eine Einführung in den Bericht
vom Paradies und Sündenfall. Leipzig, St. Benno-Verlag (1965).]
Bauer widmet den größten Teil seines Buches über die biblische
Urgesdiichte den Kapiteln Gen. 1—3 (S. 21—47). Gen. 1, 1 faßt er temporal
auf (anders als Trilling!). „Die Schöpfung aus dem Nichts wird
nicht ausdrücklich ausgesagt" (S. 21). Die „Listenwissenschaft" wird
positiv verwertet, das aus Ugarit bekannte Wodienschcma in seinem
Einfluß auf den biblischen Bericht fast zu positiv eingeschätzt (S. 23 ff.).
Problematisch erscheint die Erläuterung zur „Ebenbildlichkeit im
Menschen", die im „Personsein des Menschen" gefunden wird: „Der
Mensdi hat das Wort, wie Gott das Wort hat im Gegensatz zum Tier,
das der Hebräer .behemma' (sie!) das Stumme nennt". (S. 29). Bemerkenswert
S. 33: „Wenn die Kirdie sich gegen den Phylogenismus wendet
, dann auf Grund des Erbsündendogmas, aber auch hier sind nicht
alle Türen zu. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Theologie, ich meine
die Dogmatik, die auch Fortsdiritte macht, nidit einmal tiefere, klarere
Erkenntnisse auf diesem Gebiet anbieten kann: ,Damit der Überlicfe-
rungsstrom bis zu uns gelangt, schreibt Henri de Lubac, muß sein Bett
immer von neuem ausgebaggert werden'!" Problematisch S. 46, wo gesagt
ist, daß im Paradies Geburtsschmerzen, Arbeitsplage, ja sogar der
physische Tod schon vorhanden waren, „aber den Menschen noch nicht
leidvoll erschienen sind, weil sie in der Nähe Gottes lebten, von ihm
das Leben besaßen in solcher Fülle, daß darüber Sterben nicht Sterben
war". Von Gen. 4 an werden in vier Abschnitten (wobei Gen. 9 und 10
übergangen sind) nur jeweils wenige zentrale Fragen des Textes ausgewählt
und näher besprochen, so vor allem der problematische Abschnitt
Gen. 6, 1—4, dessen Deutung jedodi nicht befriedigen kann.
„Göttersöhne" und „Menschentöchter" sollen dort alle Männer und
Frauen überhaupt meinen, also eine besondere Umschreibung für die
„Menschheit" schlechthin darstellen, so daß Gen. 6, 1—4 die Sünde der
Menschheit im gleichen Sinne wie bei der Begründung der Flut
,'Gen. 6, 5 ff.) betreffe (S. 63 ff.). Was dachte sich Verf. bei diesem Satz
(S. 69): „Der heilige Schriftsteller gebraucht hier einen literarischen
Trick"? Kann man sagen (S. 72), daß sich im Gilgamesch-Epos „die
Götter einen Spaß machen, Schurippak, eine Stadt, die ohnehin .schon
alt' ist, wie die Entschuldigung für den Spaß angegeben wird, zu vernichten
"? Im Zusammenhang mit dem babylonischen Turm (S. 74 ff.)
werden Äußerungen von Parrot herangezogen, wonach der Babelturm
„eine zum Himmel gestreckte Hand, ein Hilferuf" sei und Erwägungen
zur Sprache gebracht, die eine Beziehung zwischen Gen. 11, 9 und 28, 17
herstellen wollen, indem das akkadische Verständnis von Babel als
„Pforte Gottes" etwas mit der „Pforte des Himmels" im Jakobstraum
zu tun haben könnte. C'est trop d'csprit! Auf S. 90 gehören die Literaturhinweise
zu Abschnitt IV, stehen also hier unpassend: der dann
folgende „Nachtrag zu Seite 31" hätte unterbleiben können! Die Gleichsetzung
von Rippe (Gen. 2, 21 f.) und Halbmond durch O. Schilling ist
weniger „genial" als phantastisch zu nennen.
Berlin Siegfried H e r rm a n n
IPeshitta Manuscripts:] List of Old Testament Pcshkta
Manuscripts. (Preliminary Issue). Ed. by the Peshitta Institute,
Leiden University. Leiden: Brill 1961. XI, 114 S. gr. 8°. hfl. 12.—.
Das Pesitta - Institut der Universität Leiden ist von der
International Organisation for the Study of the Old Testament
beauftragt, die dringend notwendige kritisdie Ausgabe der alt-
tcstamentlichen Pesitta zu besorgen. Als erste Handreichung für
die Mitarbeiter an dem großangelegten Werk, das unter Leitung
des bekannten Leidener Alttestamentlers P. A. H. de Boer steht,
liegt jetzt ein vorläufiges Verzeichnis an Peäitta - Handschriften
vor.
Auf den ersten Blick fällt auf. daß die vorliegende Handreichung
in den Hauptzügen an A. Rahlfs, Verzeichnis der grie-