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1965

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Systematische Theologie: Ethik

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 1

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fahren, zumindest in der Weise, daß man Argumente beider
Seiten zur Sprache bringt und Vor- und Nachteile beiderseits
abwägt, wozu auch gehören kann, daß man auf gewisse moralische
Bedenklichkeiten einer vielleicht an sich sehr „sachgemäßen
" Wirtschaftsführung stärker aufmerksam macht (bspw.
Großeinkommen ohne Arbeit). Die Problematik, daß das „Sachgemäße
" und das Moralische (moralisch höher Stehende) i n
Spannung zueinander stehen können, scheint uns gar nicht
erfaßt zu sein. Folglich kann der Nachweis des Sachgemäßen für
sich nicht überzeugen. — Schließlich in diesem Zusammenhang
noch dies: Man braucht nicht „Kommunist" zu sein, um einen
Satz wie den, daß „die Rechtlosigkeit und Ungesichertheit des
Proletariats vor hundert Jahren in der heutigen westlichen Gesellschaft
weitgehend (z. B. durch den Sozialstaat) überwunden
worden sind" (119), als schlechthin fatal zu empfinden.

Es mag auch noch die Frage gestellt sein, ob man von den
Problemen des Wirtschaftlichen die Frage von Krieg und
Kriegsrüstung so radikal trennen kann, daß man sie in
einer Sozialethik überhaupt nicht behandelt. Geht man damit
nicht der letzten Zuspitzung der Frage .christliches Ethos in dieser
Welt' aus dem Wege? Oder: Nimmt man damit nicht vielleicht
jenen Zukunftsstaat vorweg, in dem es nur noch innenpolitische
Probleme gibt (außer dem schaudernden Blick auf
einige noch barbarische Völkerschaften am Rande)? Und man
möchte dann fragen, ob das nicht die eigentliche Utopie und
die eigentliche Illusion ist, wie derartiges W. so nachdrücklich
bekämpft.

Berlin Hans-Georg F ri t z s ch e

Benedict, Don: Civil Rights and Racial Unrest. A Lawyer's
Problem (dialog 3, 1964 S. 101—106).

Berger, Hans: Das Bild des christlichen Politikers (StZ Bd. 174,

89. Jg. 1963/64 S. 182—189).
Brunner, Peter: Unsere Verantwortung für die Menschlichkeit der

Gesellschaft und für das Recht (LM 3, 1964 S. 217—223).
Burce, Willard: Polygamy and the Chur Churdi (Concordia Theolo-

gical Monthly 34, 1963 S. 223—232).
C a v a d a, Fr. Carlos Oviedo: Por una promoeiön de la vida

conyugal (Teologia y Vida 5, 1964 S. 26—31).
Demmer, Klaus: Die hormonale Behandlung der Schwangerschaf ts-

phobie. Ein Beitrag zu ihrer moraltheologischen Beurteilung (Schol.

39, 1964 S. 197—219).
Dress, Walter: Widerstandsrecht und Christenpflicht bei Dietrich

Bonhoeffer (LM 3, 1964 S. 198—209).

Engisch, Karl: Willensfreiheit und Strafrecht (Universitas 19, 1964
S. 493—503).

Häring, Bernhard: La Theologie morale et la Sociologie pastorale
dans la perspective de l'Histoire du Salut (Sciences Ecclesiastiques
16, 1964 S. 209—224).

Janssen, Karl: Ist Gotteslästerung ein strafbares Vergehen? (Zw 35,
1964 S. 361—366).

J a r 1 o t, Georges: L'encyclique „Pacem in terris" et la doctrine du
droit international (Gregorianum 45, 1964 S. 334—338).

Krumwiede, Hans-Walter: Die Spaltung Deutschlands als theologisches
Problem (LM 3, 1964 S. 428—432).

Lara, Rosalio Castillo: La estrueturaeiön ideolögica de la pena en la
reforma del Cödigo Penal Alemän (Salesianum 26, 1964 S. 54—114).

P 1 a c h t e, Kurt: Das Schuldgeflecht als Befund der Psychiatrie und
als ethisches Problem (DtPfrBl 64, 1964 S. 340—342).

P o e t s c h, Hans: Weltlicher und christlicher Sozialismus (Igreja
Luterana 24, 1963 S. 245—248).

Schadewald t, Wolfgang: Der Mensch in der technischen Welt
(Universitas 19, 1964 S. 449—467).

Stelzenberge r, Johannes: Syneidesis, conscientia, Gewissen.

Studie zum Bedeutungswandel eines moraltheologischen Begriffes.

Paderborn: Schöningh 1963. 203 S. gr. 8° = Abhandlungen z. Moraltheologie
, hrsg. v. J. Stelzenberger, V. Kart. DM 18.—.

V a 1 1 e, Enrique Deila: La caridad en la relaciones conyugales (Teologia
y Vida 5, 1964 S. 32—3 5).

W i n g r e n, Gustaf: Law and Gospel and their Implications for
Christian Life and Worship (StTh 17, 1963 S. 77—89).

MISSIONSWISSENSCHAFT UND ÖKUMENE

Johnson, Howard A.: Global Odyssey. An Episcopalian's En-
counter with the Anglican Communion in Eighty Countries.
Photographs by the Author. New York — Evanston: Harper & Row
[1963]. 448 S. m. 5 Ktn.-Skizzen, 54 Abb. a. 32 Taf. gr. 8°. Lw.
$ 5.95.

Der theologische Canonicus der Cathedral Church of
St. John the Divine in New York war 730 Tage in 80 Ländern
unterwegs, reiste 200 000 Meilen, benutzte 210 Flugzeuge und
wechselte das Bett 294 mal, um seine anglikanische Kirche, die
für ihn die einzige Kirche ist (394), zu besuchen. Trotzdem
rangiert sein Bericht nicht unter den üblichen und leicht verdächtigen
Reisebüchern schnellfüßiger bzw. raschfliegender
Weltreisender. Er ist sehr viel mehr als das: er ist ein theologisches
Buch, das auch dem viel Neues bietet, der den Anglika-
nismus in England und anderswo aus eigenem Erleben und aus
der Literatur kennt. Der Autor trat seine Reise gründlich vorbereitet
an; diese ging über das berühmte amerikanische „touch
and go" hinaus, denn sie führte ihn auch auf Dörfer und in entlegene
Gegenden und also nicht nur in die Städte. Überall
standen landes- und sprachkundige erfahrene Menschen bereit
zur Führung und Beratung und zur Beantwortung seiner Riesenliste
von Fragen, die zu beantworten nicht immer erbaulich oder
leicht gewesen sein muß. Canon Johnson brachte ein geübtes
Auge mit, dem Wortkulissen nicht imponieren konnten; er
reiste und fragte als ein überdurchschnittlich gebildeter Theologe
und Kirchenmann. So schreibt er dann auch nicht als ein
Panegyriker (30). Bei aller Reserve einem gewissen Typ von
Reisebüchern gegenüber muß man doch einräumen, daß ein von
außen Kommender oft mehr sieht als jemand, der immer in
einem vertrauten Räume lebt und alles gewöhnt ist, der darum
kaum noch fragt und mit dem Sosein auch die Frage nach dem
Recht beantwortet sieht. Daß und wie sehr solch ein hereinschauender
Beobachter als Augenöffner dienen kann, das zeigen
mir die 88 notierten Stellen, die seine kritischen Beobachtungen
und oft sehr direkten und auch peinlichen Fragen erfassen.
Gerade sie und der Reichtum an Einzelbeobachtungen, z. B.
daß die Kopten meistens auf einer Wiedertaufe bestehen (193);
daß es ,,a damn shame" ist, daß in Singapore nicht jeder chinesische
Christ in jeder Kirche eines anderen Clans willkommen
ist (242) oder daß auch bei den Anglikanern das Leben aus der
Hand in den Mund „chronisch" ist (206), machen den besonderen
Wert für den Missionswissenschaftler, Konfessionskundler
und Kirchenmann aus.

Der Kaleidoskopcharakter einer solchen anglikanischen Bestandsaufnahme
und theologischen Durchleuchtung des Bestehenden
(„prestige — value" — ,,but why continue it now?"
S. 8 3) macht es schwer und unmöglich, den Inhalt des umfangreichen
Buches kurz wiederzugeben. Tatsächlich werden sehr
viele Fragen berührt, die das ganze Leben einer alten oder jüngeren
Kirche berühren. Vielleicht ist es daher angebracht, den
Inhalt mit einigen (freilich willkürlich gegriffenen) Zitaten anzudeuten
:

..Zunehmende Mediokrität" des geistlichen Standes (54); die
auffallende Unwilligkeit, „sich der veränderten Lage... zu
stellen" (54); „dieses pathetische Festhalten am Vergangenen"
(55); Kirchbauten, die „English export" sind (55); „Aber ich
kann mir einfach nicht den Abendmahlskclch von einer schwarzen
Hand reichen lassen" (71); „Das christliche Hospital bringt
einen Typ von Krankenschwestern hervor, den man in Afrika
nie gekannt hat" (81); „Es ist sehr schwer, Missionsleitungen
von der Weisheit zu überzeugen, daß man sich von den überkommenen
Leitbildern und Arbeitsvorlagen des vergangenen
Jahrhunderts trennen muß" (111); „Wir sind zusehr eine Enklaven
-Religion" (210); ein Missionsarzt in Pakistan gab
„mehr als 70 000 Menschen das Augenlicht wieder" (211);
„Was mich nach dieser Weltreise beeindruckt, ist weniger das,
was die Christen trennt, als was sie gemeinsam haben" (237);
ein seltsames Problem in Malaya: Frauen sollen unterwiesen
werden, daß „sie sich während der monatl. Periode nicht vom
Hl. Abendmahl zurückhalten sollen" (239). Die Einwanderer in