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Ausgabe:

1965

Spalte:

772-773

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Benko, Stephen

Titel/Untertitel:

The meaning of sanctorum communio 1965

Rezensent:

Kantzenbach, Friedrich Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 10

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deckung der prophetischen Religion. — Man sieht aber schon an
diesen Umrissen der T.sehen Idee, daß es sich hier um mehr
handelt als um einen beiläufigen Gedanken, wie denn auch an
anderen Stellen des Bandes darauf Bezug genommen wird.

Die kleine Schrift „Das Christentum und die Begegnung
der Weltreligionen", die hier noch angezeigt wird, enthält vier
Vorträge, die der Verf. im Herbst 1961 in der Columbia Universität
gehalten hat. Sie beginnen mit einem Blick auf die gegenwärtige
Lage (I.), behandeln die christlichen Prinzipien in der
Beurteilung nichtchristlicher Religionen (II.) und gehen über
einen christlich-buddhistischen Dialog (III.) zur Frage über nach
dem Urteil des Christentums über sich selbst im Lichte seiner
Begegnung mit den Weltreligionen (IV.). Da es sich hier um
einen Vorabdruck aus dem Band V handelt, der Schriften zur
Religionsphilosophie enthalten wird, mag eine Würdigung dieser
Einzelveröffentlichung bis zum Erscheinen des ganzen Bandes
vorbehalten bleiben.

Güttingen Wolf gang T r i 11 h a as

Borak, Hadrian: Mataphysischer Aufbau des Seinsbegriff es bei Duns

Scotus (Wissenschaft und Weisheit 28, 1965 S. 39—54).
Brunner, August: Der Fortschrittsglaube (StZ 176. Bd., 90. Jg.

1964/65 S. 241—253).
C a n t o n e, Carlo: La funzione dell' amore nella genesi della certezza

metafisica (Salesianum 26, 1964 S. 686—715).
D u p r e, Wilhelm: Die Ehe zweischen Alpha und Omega. Gedanken

zum Wesen der Ehe im Weltbild von P. Teilhard de Chardin (TThZ

74, 1965 S. 166—176).
H a m m o n d, Lewis: The Metaphysical Status of Justice (AThR 47,

1965 S. 161—170).
Hennemann, Gerhard: Was ist Wirklichkeit? (DtPfBl 65, 1965

S. 325—327).

Niel, Henri: La pensee et l'oeuvre de Ernst Cassirer (Sciences Eccle-
siastiques VIII, 1965 S. 231—261).

Picht, Georg: Der Sinn der Unterscheidung von Theorie und Praxis
in der griechischen Philosophie (ZEE 8, 1964 S. 321—342).

R a s k e r, Albert: Begegnung zwischen Christentum und Kommunismus
heute (ZEE 8, 1964 S. 160—174).

Schmidt, Kurt: Der im Grunde iximöglidie Glaube. Zu Jean-Paul
Sartres philosophischem Werk (DtPfrBl 65, 1965 S. 3 53—3 57).

Schulz, Walter: Wandlungen des Wirklichkeitsbegriffes (Universitas
20, S. 579—592).

Veatch, Henry: On the Metaphysical Status of Natural Law
(AThR 47, 1965 S. 170—180).

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Hohmeicr, Friedebert: Das Schriftverständnis in der Theologie

Rudolf Bultmanns. Berlin-Hamburg: Luth. Verlagshaus 1964. 163 S.

gr. 8° = Arbeiten z. Gesdiichte u. Theologie des Luthertums, hrsg.

v. W. Maurer, K. H. Rengstorf, E. Sommerlath, E. Wilkens u. W.

Zimmermann, Bd. XIII. Kart. DM 22,50.

Die von W. Künneth angeregte Arbeit ist eine Erlanger
Dissertation, die sich bei der Beurteilung der Theologie Bultmanns
von den dogmatischen Grundlinien des lutherischen Bekenntnisses
leiten läßt. Die Untersuchung geht von dem Begriff
des Kerygma aus, weil hier die Systematik Bultmanns hinsichtlich
des Schriftverständnisses am klarsten erkennbar sei. Sie erörtert
sodann das Verhältnis des Kerygmabegriffs zu dem Begriff
der Lehre, fragt weiter nach der Herkunft des für Bultmann maßgebenden
hermeneutischen Prinzips des Selbstverständnisses und
gibt abschließend eine kritische Würdigung der Bultmann'schen
Position. Durch gewissenhafte Behandlung aller mit dem Thema
zusammenhängenden Probleme wird die Stellung, die das Schriftverständnis
in dem Gesamtbild der Theologie Bultmanns einnimmt
, deutlich. Der Vf. läßt, um Bultmann möglichst gerecht
zu werden, ihn selbst in reichem Maße zu Wort kommen. Bemerkenswert
sind seine Ausführungen, die der exegetischen
Begründung der Unterscheidung zwischen Kerygma und Lehre
dienen, seine Darlegungen über das Schriftverständnis W. Herrmanns
, auf das Bultmann zurückgreift, und die sehr sorgfältigen
Erörterungen über die Aufnahme und kritische Weiterführung
des entscheidenden Anliegens von W. Herrmann mit Hilfe der
Begrifflichkeit Heideggers. Einen breiten Raum nehmen naturgemäß
die Abschnitte ein, in denen Hohmeier die Grundzüge
der neutestamentlichen Hermeneutik bei Bultmann behandelt.

In uer kritischen Stellungnahme wendet sich der Vf. vor
allem ge6en die anthropozentrische Enge der Theologie Bult-
manns una seine einseitige Betonung des Selbstverständnisses
als der aus Kerygma beherrschenden Norm. Aus dem reformatorischen
i-nnzip von Gesetz und Evangelium als dem „echten
axiomatisuien Grundsatz der biblischen Hermeneutik" gewinnt
er die tr^enntnis, daß die Grundlage des richtigen Verständnisses
der bchrift das transsubjektive trinitarische Heilshandeln
Gottes ist. Das den Menschen anredende Kerygma bezeugt
primär dieses Handeln. Es lebt also nicht aus dem „Daß" der
Offenbarung, sondern „verweist zunächst auf das Geschehen, daß
Gott in (^aristo war, daß sich zwischen beiden ein Handeln vollzog
, we.uies die Liebe Gottes als sein opus proprium offenbart
und die Voraussetzung für Gottes Handeln an den Menschen
schafft" (152). Das bedeutet, „daß Christus als Wort Gottes
nicht im Kerygma aufgeht". So kann die inhaltliche Seite des
Kerygma „nicht mehr das sein, was das Kerygma bewirkt,
die Erschließung des neuen Selbstverständnisses, sondern das,
was das Kerygma in seiner von ihm selbst unablösbaren Wir-
kungsmaciit i s t, die Bezeugung des trinitarischen Heils-
geschehens ' (15 3). Durch die Reduzierung der Offenbarung auf
das „Daß" werde dem Glauben „der im Kerygma aufgedeckte
und erkennbare historische Boden unter den Füßen entzogen"
(15 3). Dieser Auffassung entspricht der sich auf die Reformatoren
berufende Satz, daß der Glaube nicht auf dem Wort als
solchem beruht, sondern auf dem Wort, „das auf eine Tat Gottes
in Gestalt eines kontingenten Geschehens hinweist, welches auf
der historischen Ebene mehr oder weniger deutlich seine Spuren
hinterlassen hat" (154). M. a. W.: Das Wortgeschehen, das sich
in der Verkündigung als gegenwärtig wirksam erweist, ist ein
mehr oder weniger frei schwebendes Wort, wenn es nicht in der
Bezeugung des über das pro me hinausgehenden Heilshandelns
Gottes seinen Grund hat. Erst wo dies im Glauben erfaßt wird,
kann das jetzt und hier verkündigte Wort zu einem neuen
Selbstverständnis des Menschen führen. Unter besonderem Hinweis
auf 2. Kor. 5, 19 ff. macht der Vf. Bultmann den Vorwurf,
daß er diesen Sachverhalt bei seinem Schriftverständnis nicht hinreichend
würdigt; darum führe das hermeneutische Prinzip Bultmanns
zu einer „lebensgefährlichen Verkürzung des Evangeliums"
(158). Eine sachgemäße Auseinandersetzung mit Bultmann müsse
bemüht sein, „den Sachgehalt des Evangeliums von dem her zu
erschließen und zu verkündigen, worauf das Kerygma als Zeugnis-
wort hinweist, auf das transsubjektive Handeln Gottes in
Christus, das über eine bloße Uminterpretation auf seine existen-
tiale Bedeutsamkeit weit hinausgeht" (158). Damit ist m. E. eine
wichtige und notwendige Aufgabe gestellt. So darf man wohl
sagen, daß die überaus gründliche Arbeit des Vf's ein wesentlicher
Beitrag zu dem hermeneutischen Problem der Gegenwart
ist.

Bei aller positiven Würdigung des Buches sei nun aber doch
noch ein kritisches Wort zu der Art der Darstellung gesagt: sie
ist reich an Wiederholungen. Der Vf. ist sich, wie die „Einleitung
" zeigt, dieser Tatsache durchaus bewußt; er meint, daß
dadurch die Einlinigkeit des hermeneutischen Prinzips bei Bultmann
in seiner Stärke und in seinen Grenzen um 60 deutlicher
herausgestellt werde. Das ist richtig, aber die Wiederholungen
sind doch auch in der Anlage und dem Aufbau der Arbeit begründet
, über die man verschiedener Meinung sein kann. In
manchen Fällen hätte ein Hinweis auf bereits Gesagtes genügt.
Doch soll diese Bemerkung in keiner Weise das Urteil über den
Wert und die Bedeutung der Arbeit beeinträchtigen.

Berlin Johannes Sch n e i d e r

Benko, Stephen, Prof.: The Meaning of Sanctorum Communio. London
: SCM Press [1964]. 152 S. 8° = Studies in Historical Theology,
Vol. 3. 16 s.

Diese der Theologischen Fakultät Basel vorgelegte Dissertation
fügt der großen Literatur zum Thema einen beachtenswerten
Beitrag hin. Bei der Beurteilung der altkirchlichcn Symbole lehnt
sich der Verfasser zwar stark an die einschlägigen Arbeiten von