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1965

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 10

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in der altpreuß. Union? Diese Frage kam von außen, vor allem
von Lutheranern, aber auch aus den eigenen Reihen.

So ist das Buch ein aufschlußreiches und notwendiges
kirchenhistorisches Dokument für das Ringen der a. p. Union
um die durch den Kirchenkampf und insbesondere die Barmer
Synode aufgeworfenen Fragen nach dem Verhältnis von Union
und Reformation, Bekennen und Bekenntnis. Um der historischen
Objektivität willen hätte man sich allerdings in der geschichtlichen
Einleitung des Herausgebers (S. 11—27) noch stärker eine
sachliche Einführung in die Argumente der lutherischen Kritik
gewünscht. Worte wie „argwöhnen" und „Mißtrauen" (S. 15)
enthalten Wertungen, die der Leser bei einem solchen dokumentarischen
Werk aus den Quellen lieber selbst findet. Im Quellenteil
vermißt man nun aber z. B. die amtliche Stellungnahme des
Lutherischen Rates (wer kann schon an die AELKZ von 1937
heran, in der sie abgedruckt ist!). Dafür würde man z. B. auf
den nicht sehr ergiebigen Briefwechsel nach der Synode (S. 45 3
bis 457) oder sogar auf Asmussens Thesen von 1935 (S. 22)
verzichten können, wenn die kritischen Äußerungen aus Raummangel
fortgelassen sein sollten. Gerade weil es der Synode
von Halle keinen Abbruch tut, sondern deren Bedeutung noch
unterstreicht, hätte der Herausgeber die Argumente der lutherischen
Kritik im Quellenteil und auch in der Einleitung stärker
zugänglich machen sollen.

An dem positiven Gesamturteil über diese Publikation, mit
der die Kirchenkampfreihe eine wichtige Ergänzung erfährt,
kann diese kritische Anmerkung nichts ändern. Nur wird für
eine jüngere Generation, die den Kirchenkampf nicht bewußt
miterlebt und deshalb naturgemäß einen anderen Blickwinkel
hat, erneut deutlich, wie wir selbst 27 Jahre nach Halle noch
mitten in den ungelösten Fragen von damals stehen und wie es
auch in der Kirche schwer ist, dem Andersdenkenden von damals
verstehend so gerecht zu werden, daß er sich ernstgenommen
weiß. Solche Publikationen über den Kirchenkampf brauchen
wir, und wir erhoffen sie weiterhin von der so notwendigen und
verdienstvollen Forschungsreihe.

Hamburg OttoDiehn

A m e 1 u n g, Eberhard: A. F. C. Vilmars Entwicklung zum konservativen
Politiker (ZEE 9, 1965 S. 101—109).

B u z e k, Andrzej: Nationaler Zwist innerhalb der evangelisch-augs-
burgisdien Kirche in Polen zwischen dem ersten und dem zweiten
Weltkriege (Polnische Ökum. Rundschau IV, 1965 S. 5—9).

H e n n i g, Martin: Die Hilfeleistungen evangelisch-kirchlicher Kreise
Deutschlands für die Evangelischen in Brasilien von ihren Anfängen
bis zum Jahre 1900 (EvDiasp 36, 1965 S. 15—41).

Herms, Bruno: Das Niedersachsen-Konkordat (DtPfrBI 65, 1965
S. 298—300).

Höf er, Joseph: Hermann Ernst Plaßmann (27.10. 1817 — 23.7.1864).

Ein Gedenkwort zum 100. Todestag (ThGl 55, 1965 S. 106—120).
J e d i n, Hubert: Zur Theologie des Episkopates vom Tridentinum bis

zum Vaticanum I. (TThZ 74, 1965 S. 176—181).
Lehmann, Arno: Vor allem — ein Mensch. Gedenken an John

Mott (DtPfrBI 65, 1965 S. 297—298).
M a y o r, Stephen: The Teaching of John Owen concerning the Lord's

Supper (Scottish Journal of Theology 18, 1965 S. 170—181).
Morgan, J. Hallock: The Economic Policies of Archbishop Laud

(AThR 47, 1965 S. 217—226).
S o u c e k, J. B.: Die Bekennende Kirche in Deutschland und der

tschechische Protestantismus (ZdZ 19, 1965 S. 219—224 u. 20, 1965

S. 2 51—254).

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Hamann —MacLean, Richard, u. Horst Hallenslcbcn: Die
Monumentalmalerei in Serbien und Makedonien vom 11. bis zum

frühen 14. Jahrhundert. Bildband. Giessen: Schmitz in Komm. 1963.
39 S., 354 Abb. a. Taf., 36 Ausklapp-Pläne gr. 8° = Osteuropastudien
d. Hochschulen d. Landes Hessen. Reihe II: Marburger Abhandlungen
z. Gesch. u. Kultur Osteuropas, Bd. 3—5. Geb. DM 60,-.

Der vorliegende Band stellt eine Materialsammlung dar
für zwei Textbände, die der Redaktion noch nicht zugegangen
waren. Deshalb kann hier nur zunächst auf diesen Bildband hingewiesen
werden. Eine ausführliche Würdigung des Gesamtwerkes
wird folgen, wenn wir die Textbände erhalten haben.
Schon die Materialsammlung füllt zweifellos in der deutschsprachigen
Literatur eine Lücke aus. Die serbische und makedonische
Monumentalmalerei, der Forscher wie Millet, Okunev,
Petkovic, Vercors u. a. eine Reihe von Einzelstudien und Darstellungen
gewidmet haben, ist für die byzantinistische wie für
die westeuropäische Kunstgeschichte von entschiedener Bedeutung
. Wie andere Gebiete der jugoslavischen Kulturgeschichte
nahm auch die Kunst zahlreiche Einflüsse aus dem byzantinischen
und italienischen, wie überhaupt westeuropäischen Raum auf und
verarbeitete sie selbständig. In einer Art balkanslavischcr
Renaissance gelangten im 15. Jahrhundert nicht nur literarische,
sondern audi künstlerische Vorbilder nach Rußland und lösten
dort eine tiefgehende Auseinandersetzung aus, die zu neuen
Auffassungen in Literatur und Kunst führte. Aus diesen wenigen
Andeutungen mag ersichtlich werden, welche Rolle die
Kunst Serbiens und Makedoniens zwischen Ost-, Südost- und
Westeuropa gespielt hat.

Der vorliegende Bildband ist vorbildlich aufgebaut. Nach
einem Vorwort Hamann Mac-Leans (S. 11—13) folgt ein „Verzeichnis
der Abbildungen und Bilderläuterungen" (S. 15—38).
Hier findet der Leser hinter den einzelnen, zu selbständigen Abschnitten
formierten Orten mit ihren Kirchendenkmälern (S. 16)
in Klammern die Nummern der Übersichtspläne und im Text
selbst mit fortlaufenden Ziffern die Nummern der Bilder
(Außen- u. Innenaufnahmen der Kirchen, vor allem aber die
Monumentalbilder). Das gesamte ikonographische
I v e n t a r findet man in den Übersichtsplänen. Im Bilderteil,
der nur eine, wenn auch große Auswahl darstellen kann, sind
jeweils in Klammern die Nummern der Pläne und die Nummern
der ikonographischen Einzelthemen angegeben. Die Pläne selbst
bringen Grundrisse der Kirchen, Quer- und Längsschnitte, die
ersteren vor den Apsiden und den Narthexwänden. Vielleicht
hätten einige axonometrische Schnitte die oft komplizierten
Dekorationsschemata noch mehr verdeutlicht. Grundrisse und
Schnitte tragen Ziffern, bei denen man in den Beilagen die
ikonographischen Themen findet. Eine Legende erläutert jeweils
die Aufteilung der Zonen an den Wänden. Mit Hilfe
dieses, auch typographisch ebenso differenziert, wie übersichtlich
angeordneten Schemas kann der Benutzer alle im Abbildungsteil
gebrachten Photos schnell und sicher ortsbestimmen.
Ein alphabetisches Register der ikonographischen Themen hätte
auch die Übersichtspläne schnell erschließen geholfen. Aber auch
ohne die Erfüllung dieses vielleicht etwas übertriebenen Wunsches
nach Perfektion wird man den Verfassern für die mühsame
und gewissenhafte Kleinarbeit zu danken haben.

Historisch ist das Material folgendermaßen gegliedert
(S. 15—38): Erster Teil, I: „Die byzantinischen Denkmäler
der Frühzeit im nördlichen, dem später serbischen Makedonien
XL—XII. Jahrhundert". Der I. Abschnitt enthält folgende Kirchen
: Ohrid, Sveta Sofija; Nereci, Sveti Panteleimon; Kurbinovo,
Sveti Djccdje. II: „Die Gründungen des serbischen Königshauses
der Nemanjiden aus der Zeit vor Milutin. Letztes Drittel
XII. Jahrhundert und XIII. Jahrhundert": Djurdjevi Stupovi;
2ica, Crkva Vaznesenja Gospodnja oder Sveti Spas; Studenica,
Sveti Nikola, Sveta Bogorodica (Nemanjakirche); Moraca,
Koimesiskirche; Milesevo, Crkva Vaznesenja Gospodnja; Pec,
Sveta Patrijarsija; Soposani, Sveta Trojica; Arilje, Sveti
Ahilije; Prilep, Sveti Nikola. Zweiter Teil, I: „Die Malerschule
des Königs Milutin im ersten Viertel des XIV. Jahrhunderts
": Ohrid, Sveti Kliment (Peribleptos); Prizren, Sveta
Bogorodica Ljeviska; Zi£a, Sveti Spas; Cucer, Sveti Nikita;
Gracanica, Crkva Blagovestenja, bzw. Uspenja Bogorodice.
Studenica, Sveti Joakim i Anna; Staro Nagoricino, Sveti Djordje;
II: „Die Nachfolge der Milutin-Schule im zweiten Viertel des
XIV. Jahrhunderts": Lesnovo, Crkva arhandjela Mihaila i
Gavrila; Decani, Crkva Vaznesenja Gospodnja. Zu jeder Kirche
findet der Leser die kunsthistorischen, kulturellen und politisch
notwendigen Daten.

Der Rezensent glaubte durch eine genauere Darlegung des
methodisch-systematischen Aufbaus dieses Bandes der Arbeit