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1965

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Neues Testament

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755

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 10

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bare Veraussetzung" (11 A 31, cf. S. 12). Folgerung: „Der
methodisch richtige, dem literarischen Charakter unserer Quellen
angemessene Ansatzpunkt für unsere Fragestellung wird darum
allein das Zeugnis der Gemeinde sein können . . ." (15). Ich
verstehe nicht, was damit Neues festgestellt sein soll, vor allem
nicht, wie man nun aus dem historischen Dilemma herauskommen
soll, nachdem der Rückzug auf das „Zeugnis der glaubenden
Gemeinde" gerade hineingeführt hat. „Der historische
Jesus gibt der Verkündigung nicht den Inhalt" 19). Die Evangelisten
sind anderer Meinung. Und ich kann nicht zugestehen,
daß der exegetische Nachweis für die weitere These gelungen sei:
„Die Verkündigung, daß der irdische Jesus der Erhöhte, der Herr
und Christus ist, ist nicht in der Historie begründet, sondern
wird als Tat Gottes begründet bezeugt, während die Aussagen
über die Niedrigkeit Jesu, über den der Verkündigung vorgegebenen
Sachverhalt seines Weges zum Kreuz das Interesse an
der Historie verraten" (20). Wenn der Verf. die Frage nach dem
Selbstbewußtsein Jesu doch wieder durch die Frage nach dem
Ursprung der christlichen Predigt ablösen will, so stehen wir
wieder am Anfang des Kreislaufes der neueren Diskussion.

Güttingen Hans Co n z ei m a n n

Bahr, Gordon J.: The Use of the Lord's Prayer in the Primitive

Church (JBL LXXXIV, 1965 S. 153-159).
Bartsch, Hans-Werner: Wer verurteilte Jesus zum Tode? Zu der

Rezension des Buches von Paul Winter: On the Trial of Jesus

(Novum Testamentum 7, 1964 S. 210—216).
B a t e y, Ridiard: Paul's Interaction with the Corinthians (JBL

LXXXIV, 1965 S. 139-146).
Brau mann, Georg: Mit euch, Matth. 26,29 (ThZ 21, 1965 S. 161—

169).

Buchana n, George Wesley: Jesus and the Upper Class (Novum

Testamentum 7, 1964 S. 195—209).
Cranfield, C. E. B.: The Message of James (Scottish Journal of

Theology 18, 1965 S. 182—193).
Gundry, D. W.: The Ghost in the Machine and the Body of the

Resurrection (Scottish Journal of Theology 18, 1965 S. 164—169).
I e r s e I, B. van: Die wunderbare Speisung und das Abendmahl in der

synoptischen Tradition (Novum Testamentum 7, 1964, S. 167—194).
Keck, Leander E.: Problems of New Testament Theology (Novum

Testamentum 7, 1964 S. 217—241).
Kilpatrick, George D.: Acts 7,56: Son of Man? (ThZ 21 1965

S. 208).

Langevin, Paul-Emile: Le Seigneur Jesus selon un texte prepau-
linien, 1 Th. 1,9—10 (Sciences Ecclesiastiques VIII, 1965 S. 263—
282).

Meyer, Ben F.: Jesus and the Remnant of Israel (JBL LXXXIV, 1965
S. 123—130).

Murphy O'Connor, J.: La „verite" diez Saint Paul et &

Qumran (RB 72, 1965 S. 29—76).
M u s s i e s, G.: Antipas (Novum Testamentum 7, 1964 S. 242—244).
Nelson, J. Robert: Styles of Service in the New Testament and

Now (Theology Today 22, 1965 S. 84—102).

KIRCHEN GESCHICHTE: ALLGEMEINES

Dictionnaire de Spiritualitc, ascetique et mystique, doc-
trine et histoire, fonde par M. V i 11 e r, F. C a v a 11 e r a, J. de
G u i b e r t, S. ]., continue par Andre R a y e z et Charles Baumgartner
, S. J., assistes de M. O 1 p h e - G a 11 i a r d, S. J.
avec Ie concours d'un grand nombre de collaborateurs. Tome IV,
1: Eadmer-Escobar; 2: Espagne—Ezquerra. Paris: Beauchesne 1960/61,
2236 Sp. 4°.

Des öfteren habe ich bereits in vorliegender Zeitschrift auf
dieses imponierende Werk hingewiesen (1935, Sp. 382—384;
1936, Sp. 423—i25; 1938, Sp. 51-52; 1939, Sp. 86; 1957,
Sp. 362—364; 1964, Sp. 847—848) und möchte heute dessen
IV. Band anzeigen, der die Artikel mit dem Anfangsbuchstaben
E enthält. Wieder ist die Zahl der Mitarbeiter eine recht hohe
(206), von denen die Mehrzahl naturgemäß Franzosen sind,
während die der deutschen Gelehrten 6ich nur in bescheidenen
Grenzen hält (7 — unter ihnen wie immer P. Paulus Volk aus
Maria Laach).

Den meisten Platz beanspruchen einige gewichtige, große
Beiträge, die z. T. fast den Umfang eines Buches erreichen:

Ecriture sainte et spiritualite (Sp. 128—278), Eglise (Sp. 370 bis
479), Espagne (Sp. 1089—1203), Esprit Saint (Sp. 1246—1333),
Extase (Sp. 2045—2189). Sie sind in der Regel von ersten Sachkennern
verfaßt, breiten das Material kenntnisreich aus und beachten
sorgsam — mir ist dies besonders in vorliegendem Bande
aufgefallen — den biblischen Tatbestand, wobei auch ausgiebig
die evangelische Bibelforschung der Gegenwart verwertet ist.
Besonders glänzend ist der Artikel Extase geschrieben, der durch
seinen weiten religionsgeschichtlichen Horizont ausgezeichnet ist,
die biblischen und patristischen Fragen umsichtig behandelt
(Sp. 2094 und 2099 muß es Langerbeck statt Langenberg heißen),
auf die Mystiker des Mittelalters und der neueren Zeit eingeht —
hier freilich weithin nur eine katalogartige Aufzählung von
Namen und Schriften (Sp. 2131—2151) —, wobei den Karmeliten
ein besonderer Abschnitt eingeräumt wird (Sp. 2151—2171),
während Erwägungen allgemeiner Art die Ausführungen abschließen
.

Weniger zugesagt hat mir die Abhandlung über die Hl.
Schrift in ihrem Verhältnis zur Spiritualität. Nach einigen einleitenden
Bemerkungen über die Bibel als geistliches Buch leitet
J. Danielou den Abschnitt über die Schrift in der Tradition ein,
indem er einen gedrängten Auszug aus seinem lehrreichen Buche
Sacramentum futuri (Paris 1950) gibt, das die typologische
Exegese behandelt. Daran schließen sich kleine Abschnitte verschiedener
Autoren über die einzelnen Väter an, die ob ihrer
Kürze wenig aufschlußreich sind, ganz für sich stehen, ohne aufeinander
Rücksicht zu nehmen, unterschiedlich im Niveau, anfechtbar
in der Auswahl (so fehlen z. B. Darlegungen über
Athanasius, Basilius, Gregor v. Nyssa, Cyrill v. Alexandrien
völlig). Anstatt als Folge dieser Zerstückelung lauter disiecta
membra in der Hand zu behalten, hätte man den Paragraphen
analog den entsprechenden Partien der Artikel über die Ekstase
oder über den Heiligen Geist anlegen sollen, wo Griboinont das
patristische Material nach einheitlichen systematischen Gesichtspunkten
durchleuchtet hat (Sp. 1257—1272). Belehrend ist
eigentlich nur der Abschnitt über Gregor I. (Sp. 169—176),
meisterhaft und mit souveräner Sachkenntnis geschrieben
Leclerq's Abhandlung über Bernhard v. Clairveaux (Sp. 187—194),
während das Folgende z. T. auf das Niveau eines Kataloges
herabsinkt (bes. Sp. 226—238). Eingeschoben ist im Rahmen des

16. Jahrhunderts eine knappe Schilderung Luthers, die vornehmlich
auf den Studien von H. Strohl fußt und die These von Lortz
vertritt: L'ceuvre et la doctrine de Luther sont d'un reformateur
religieux (Sp. 211). Mit dem 17. Jahrhundert bricht diese Darstellung
ab und lenkt plötzlich zu Maximus Confessor und anderen
Theologen der Ostkirche zurück (Sp. 242—247), um dann
wieder auf die abendländischen Mystiker einzugehen, wobei freilich
eine etwas seltsame Auswahl getroffen wird (Sp. 247—260:
Johannes vom Kreuz und Marie de l'Incarnation). Dann springt
der Artikel wieder zu den Protestanten und Anglikanern des

17. -20. Jahrhunderts über (Sp. 260—265), um mit einigen abschließenden
Bemerkungen zu enden, die die gegenwärtige Situation
berücksichtigen und neuere päpstliche Bibelerlasse nutzbar
machen (Sp. 265—278). Es wäre nicht nötig gewesen, für das
Jahrhundert von 15 50—1650 so viele Titel von biblischen
Dramen und Tondichtungen aufzuzählen (Sp. 238—242); tut man
es aber, so bleibt es unverständlich, warum man die großen
künstlerischen Leistungen kommender Jahrhunderte, die von
der Bibel angeregt sind, übergeht. Macht dieser umfängliche
Artikel nach Anlage und Durchführung auch einen etwas zwiespältigen
Eindruck, so verschuldet dies wohl in erster Linie die
große Zahl der Mitarbeiter (über 25). Daraus erklärt sich das
Disparate, nicht aufeinander Abgestimmte, und z. T. auch das
Sprunghafte, das einen in systematischer Geschlossenheit durchgeführten
Gedankengang vermissen läßt.

Reiche Belehrung gewinnt man aus allen Beiträgen. Macht
auch das gelegentliche, in früheren Bänden ebenfalls beliebte
katalogartige Aufzählen von Namen und Buchtiteln die Lektüre
nicht gerade sonderlich anziehend (vergl. etwa die Artikel
Echelle spirituelle (Sp. 65—78) oder Espagne (Sp. 1110—1146,
1167—1192), so bietet es doch gewiß ein willkommenes Hilfs>-
mittel zu schnellerer Orientierung, erleichtert die Kenntnis einer