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Ausgabe:

1965

Spalte:

752

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Det Gamle Testamente 1965

Rezensent:

Ringgren, Helmer

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 10

Stoff, von vereinzelten sekundären Zutaten abgesehen, nur den
Jahvista invariatus (J) und den — streckenweis sich mit dem
sonst für E gehaltenen Gut deckenden — Jahvista variatus (Jv)
beteiligt sein und legt mit M. Noth zwi»chen dem Ende von
Num und dem Anfang von Jos einen scharfen Schnitt durch die
Annahme, „daß J * und P miteinander zusammengearbeitet und
der erste Teil des deuteronomistischen Geschichtswerkes, das
Gesetzbuch D und den Bericht der letzten Tage Moses enthaltend
, darin eingearbeitet worden ist", was zur Folge gehabt
hat, „daß diejenigen Abschnitte aus J und P, die von Josua und
der Landnahme handelten, in den entsprechenden Teil des
Geschichtswerkes eingearbeitet wurden" (S. 77).

Nun ist M.'s Warnung, die in vielfacher Hinsicht sehr ertragreichen
Bemühungen Alts, Noths und anderer, für Urkunden
aller Art, wie sie im Alten Testament erwähnt oder gar angeführt
werden, den „Sitz im Leben" zu finden, ja nicht zu übertreiben
, in unserem Falle gewiß nicht unberechtigt und 6tellt
jedenfalls eine unüberhörbare Aufforderung zu erneuter Prüfung
des Tatbestandes dar. Auch die Aufzeigung der ätiologischen
Züge in Je* 2—11 und der nicht weniger als 8 Seiten (S. 78—86)
umfassende „Exkurs: Das ätiologische Denken", der den nach
M.'s Meinung einigen amerikanischen und britisdien Fachgenossen
eigenen Mangel an Verständnis für die ätiologische Sage und das
ätiologische Denken überhaupt und für die Deutung der ätiologischen
Sagen in Jos 2—11 insbesondere so erklären will: „Die
alten Kulturvölker sind fast bis zum heutigen Tag durch die
Tradition mit dem Geist der ätiologischen Dichtung verbunden:
die neuen Kulturvölker sind es überhaupt nie gewesen. Das kann
das geringere Verständnis auch wissenschaftlicher Forschung für
das Aition jedenfalls zum Teil erklären. Man versteht nun einmal
am besten das, worin man selbst gelebt hat" verdient Beachtung
. Aber M. hat hier doch wohl den ätiologischen Charakter
von Jos 2—11 und damit den Unterschied dieser Erzählungen
von anderen übertrieben. Diese Erzählungen enthalten gewiß
viele ätiologische Züge, lassen sich indes ebensowenig ausschließlich
au6 dem Aition entwickelt denken, wie die Lade-Erzählungen
von 1. Sam 4—6, die mancherlei ätiologische Züge enthalten, aber
dabei einen historischen Kern nicht verleugnen. Diese Überbetonung
des ätiologischen Elementes mag auch zur Losreißung
des Komplexes Jos 2—11 von der älteren Erzählung, also von
M.'s J, und seiner Zuweisung an das deuteronomistische Ge-
echichtswerk oder dessen Vorlage, Jv, den Anlaß gegeben haben.
Angesichts — und damit kommen wir zu seiner literarkritischen
Position — der Tatsache, daß M. sonst für „sowohl J und Jv
als auch P", also für die ganze Erzählung in Genesis-Josua, anerkennt
, „daß sie alle die Geschichte Israels von der Schöpfung
biß zur Wohnsetzung in Kanaan erzählt haben, und daß alle
Materialien sowohl für die Frühgeschichte wie für die Landnahme
der Bücher Genesis bis Josua geliefert haben" (S. 77), ist
die von ihm vorgenommene Losreißung des Komplexes Jos 2—11
von Gen—Num + Dtn 31.34 eigentlich merkwürdig. Die mit drei
älteren Fäden — L, J und E — rechnende Hexateuch-Kritik wird,
wie hier nur angedeutet werden kann, offenbar dem Tatbestand
besser gerecht und kann gar M.'s Erkenntnis, daß Rieht 1 Teil
eines alten Erzählungsfadens, seines J, 6ei, für sich nutzbar machen.
Der ältere Bestand von Jos 1—7 nötigt zur Aufteilung auf L, J
und E, während man bei Jos 8—11 mit J und E auskommt. Dazu
paßt, daß das in L auf Jos 7 L oder vielmehr auf die hier ausgefallene
L-Mitteilung von Josuas Tod folgende Kapitel Richter 1,
wo in v. 1 „Und es geschah nach dem Tode Josuas" zu belassen
ist und nicht etwa mit M. (S. 21) einem Redaktor zugeschrieben
werden darf, den in Gilgal eingetretenen Tod Josuas voraussetzt
und nach diesem Ereignis auf Geheiß des Jahwe-Orakels die einzelnen
Stämme oder Stämmegruppen auf eigene Faust zur Eroberung
der ihnen zufallenden Gebiete aus Gilgal ausziehen läßt.
Josua hat also Israel noch über den Jordan geführt und ihm im
Westjordanland den Brückenkopf Gilgal gesichert, wozu auch die
Bezwingung Jerichos gehörte. Dann ist er gestorben, während J
und E ihn auch noch die Eroberung des ganzen Westjordanlandes
und dessen Verteilung vornehmen und ihn erst dann in Sichern
oder in der Nähe dieser Stadt sterben lassen.

Wie die vorangegangenen Bemerkungen wenigstens an-

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deuten konnten, rückt M. die mit Jos 1—24 und Rieht 1 gegebenen
form- und literarkritischen Probleme und da diese
großenteils mit Fragen, zu denen Gen—Dtn Anlaß geben, unauflöslich
zusammenhängen, auch diese weithin in neue Beleuchtung
und nötigt damit die Forschung, sich mit ihnen erneut
ebenso gründlich auseinanderzusetzen, wie er selbst es hier
getan hat.

Halle/Saale Otto E i B fei >! I

Det Camle Testamente, oversatt av S. Michelet, S. Mowinckel,
N. Messel. V.: S k r i f t e n e, 2. Del, oversatt av S. Mowinckel,
A. S. Kapelrud, R. L e i v e s t a d. Oslo: Aschehoug 1963.
419 S. gr. 8".

Der erste Band dieses norwegischen Bibelwerks erschien vor
mehr als 40 Jahren; erst jetzt liegt der Schlußband vor mit Übersetzung
und Kommentar der tünf Megilloth, Daniel, Esra-
Nehemia und der Chronikbücher. Wie die früheren Bände bieter
auch dieser eine Neuübersetzung des hebräischen Textes mit
einem kurzen Kommentar auf wissenschaftlicher Grundlage.
Jedes Bibelbuch ist außerdem mit einer Einleitung versehen,
worin die literarischen, religionsgeschichtlichen und theologischen
Fragen kurz erläutert werden.

Im vorliegenden Band ist Prof. Mowinckel für die Übersetzung
und Auslegung des Hohen Lieds, der Klagelieder, des
Esterbuches und der Esra-Nehemiabücher verantwortlich; für
Daniel und die Chronikbücher sind nachgelassene Entwürfe von
Dr. N. Messel verarbeitet worden; das Buch Ruth ist von Prof.
Arvid S. Kapelrud und der Prediger von Dr. Ragnar Leivestad
bearbeitet.

Die Einleitungen entsprechen dem heutigen Stand der Forschung
. Von den Auslegungen habe ich nur Stichproben gemacht;
sie sind klar und leichtverständlich und bieten das Notwendigste
für das Verständnis des Textes. Auf Einzelfragen einzugehen,
lohnt sich kaum in einer kurzen Besprechung.

Norwegen und die Herausgeber sind zu beglückwünschen
zu einem trefflichen Bibelwerk. Schade nur, daß die ersten Bände
jetzt schon veraltet sind.

Abo/Finnland Helmer Ringe run

Aharoni, Y., u. A m i r a n, Ruth: Excavations at Tel Arad. Preli-
minary Report on the First Season, 1962 (IEJ 14, 1964 S. 131—147).

Amusin, J. D.: The Inscription from Mesad Hashavyahu. Com-
plaint of a Reaper of the Seventh Century B. C. (IEJ 14, 1964
S. 148—157).

A v i g a d, N.: Seals and Sealings (IEJ 14, 1964 S. 190—194).

B e r t m a n, Stephen: Symmetrical Design in the Book of Ruth

JBL LXXXIV, 1965 S. 165-168).
Childs, Brevard S.: The Birth of Moses (JBL LXXXIV, 1965

S. 109—122).

C r o s s, Jr., Frank Moore: An Ostracon from Nebi Yunis (IEJ 14,

1964 S. 18 5—186).

Daniel o u, Jean: La vision des ossements dessc-ches (Ezech. 37,

1—14) dans les Testimonia (RechSR LIII, 1965 S. 220—233).
H o o k e, S. H.: Life after Death: The Extra-Canonical Literature

(The Expository Times 76, 1965 S. 273—276).
Janzen, Waldemar: 'Asre in the Old Testament (Harvard Theolo-

gical Review 58, 1965 S. 215—226).
L i f s h i t z, B.: Inscriptions de Cesaree en Palestine (RB 72, 1965

S. 98—107).

Mazar, B., u. I. Dunayevsky: En-Gedi. Third Season of Excavations
. Preliminary Report (IEJ 14, 1964 S. 121—130).

McCarthy, Dennis J.: II Samuel 7 and the Structure of the
Dcuteronomic History (JBL LXXXIV, 1965 S. 131—138).

N a v e h, J.: Some Notes on the Reading of the Mesad Hashavyahu
Letter (IEJ 14, 1964 S. 158—159).

N e g b i, Ora: A Contribution of Mineralogy and Palaeontology to
an Aithaeological Study of Terracottas (IEJ 14, 1964 S. 187—189).

Olavarri, E.: Sondages ä 'Arö'er sur l'Arnon [pl. I—IV] (RB 72,

1965 S. 77—94).

Prawer, J.: La Bataille de Hattln (IEJ 14, 1964 S. 160—179).

Rahmani, L. Y.: Two Syrian Seals (IEJ 14, 1964 S. 180—184).

S t a r c k y, J.: Nouvelle epitaphe nabateenne donnant le nom semi-

tique de Petra [pl. V—VI] (RB 72, 1965 S. 95—97).
Vaux, R. de: Les patriarches hebreux et l'histoire (RB 72, 1965

S. 5-28).