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Ausgabe:

1965

Spalte:

750-752

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Mowinckel, Sigmund

Titel/Untertitel:

Tetrateuch, Pentateuch, Hexateuch 1965

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 10

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zwar in ihrer Geschichte, Literatur, Lehre und Gemeinschaft.
Dem folgt der Tantrismus, wobei an 4. Stelle der Kultus behandelt
wird. Kap. VI bringt Geschichte und Überleben des alten
B. in Südostasien und Kap. VII eine verdienstvolle Schilderung
der Erforschungsgeschichte des B., die umfassend ist und vielen
besonders willkommen sein wird.

Die ganze Darstellung erfolgt aus einer souveränen Beherrschung
der Quellen und des Stoffwissens heraus, zeigt aber
auch eben deshalb den behutsamen Gelehrten, der um die vielen
Ungeklärtheiten und offenen Fragen weiß. Die Verschiedenheiten
und Bestreitungen von Auffassungen und Lehraussagen
und die keineswegs wenigen Abspaltungen rivalisierender oder
gar feindlicher Schulen finden ihre nötige Erwähnung. Ebensowenig
werden die Verfolgungen und staatlichen Eingriffe und
Zwangscinigungen übergangen.

Das Literaturverzeichnis S. 205—212, aufgegliedert nach
Sachgebieten, ist sehr hilfreich und wertvoll durch die Angabe
der vielen Übersetzungen in europäische Sprachen. Für deutsche
Leser hätte man gern auch angegeben gefunden das oben genannte
Buch von G. Rosenkranz und H. Butschkus' „Luthers
Religion und ihre Entsprechung im japanischen Amida-Buddhis-
mus", Emsdetten o. J. Ad Sexus im Kreise der Nonnen und
Mönche vermißt man die Spezialarbeit der Inderin Durga N.
Bhagvat: ,,Early Buddhist Jurisprudence", Poona, o. J.

Eine nur bis 1782 geführte Zeittafel und zwei Karten sind
wertvolle Beigaben. Nur zwei Kleinigkeiten: S. 15 Z. 10 v. o.
gehört ein Punkt. S. 173 Mitte sollte es Tamil (statt Tamul)
heißen, wie richtig auf S. 190 und 301.

S. 219—242 behandelt W. Schubring den Jinismus, unter
Vorgabe einer Karte und mit Lit.-Angaben und einer Zeittafel,
die bis 1949 geht und aus der man erfährt, daß es auch eine
„Jain World Mission" gibt. Die Darstellung, in dieser Kürze, ist
eine Meisterleistung des anerkannten Meisters. Nur einige Hinweise
auf den Gewinn, den jeder Leser haben kann: Mahävi'ra
ging (auch) mit 30 Jahren in die Heimatlosigkeit. Heute hat er
fünfviertel bis anderthalb Millionen Anhänger. Nach der jetzigen
Forschung starb er 477 a. Chr. in Pävä. Auch im Jinismus
kam es zu Spaltungen (S. 223, 227) und bei den Digambaras
(den Luftgekleideten, also nackt Gehenden) zur Bestreitung der
Erlösungsfähigkeit der Frauen (223). „Die Geringschätzung des
Weibes wird an manchen Stellen breit behandelt" (S. 237). Wie
im Buddhismus (S. 61), so durfte auch im Jinismus (S. 235)
Heisch und Fisch gegessen werden. „Für einen Schöpfer oder
Lenker ist im Weltbild der Jainas kein Platz. Was sie einen
Gott (deva) nennen, bleibt in den Grenzen ihres Kosmos als ein
Überwesen nach menschlichem Zuschnitt oder als ein Vollendeter,
der ein fast abstraktes Gebilde ist" (S. 239).

Sehr dankenswert und sicher vielen Lesern neue Einblicke
bietend ist der Beitrag über die Religionen der schriftlosen
Primitivvölker Indiens, die auch in den zwei großen deutschen
Büchern über die Religion der Primitiven aus den Jahren 1963
und 1964 nicht ins Auge gefaßt sind. Deren Literaturverzeichnisse
nennen nicht einmal die Namen der produktivsten Forscher auf
dem Indien-Gebiet. Einer von ihnen ist Chr. von Fürer-Haimendorf
, der Verf., der hier in diese terra incognita einführt. Er
nennt die Gebiete und Sprachgruppen und Namen der betr.
Stämme, „deren viele auch heute noch nur oberflächlich bekannt
sind" und die ebensowenig wie ihre Religionen eine Einheit darstellen
(S. 246), sodaß sich eine Klassifizierung als unmöglich erweist
. Daher werden einzeln dargestellt die Religionen (Plural!)
der Jäger- und Sammlerstämme, der Rodungsfeldbauern („in
ihrem Sprachschatz gibt es kein Wort für ,Seele'", S. 259) und
der höheren Bodenbauern. In einem sehr erwünschten Überblick
über die behandelten Typen („formlos, oft aller Konsistenz bar
und daher schwer in ein System zu bringen", S. 281) bietet der
Verf. die hauptsächlichsten Aspekte der indischen Primitivreligionen
: Weltbild und Schöpfung, das Wesen des Göttlichen
(Vorstellungen auch eines Hochgottes, S. 284), Gebet und Opfer,
Religion und Sittlichkeit, Jenseitsvorstellungen („Viele Stämme
Vorderindiens sind mit der Idee der Reinkarnation vertraut,
doch fehlt ihren Vorstellungen meist das sittliche Element des

hinduistischen Karman-Begriffes", S. 290). Ein Literaturverzeichnis
für dieses so wenig bekannte Gebiet wird gegeben (S. 292/3).
Ein Namen- und Sachverzeichnis für alle drei Beiträge, das sehr
gut gearbeitet ist, schließt das Buch ab.

Halle/Saale Arno Lehmann

C u 11 a t, Jacques Albert: Hemisphären des Geistes. Der spirituelle

Dialog von Ost und West. Mit einem einführenden Schreiben von

P. J. Nehru. Stuttgart: Klotz 1964. 39 S. gr. 8° = Das Gespräch

der Religionen, hrsg.v. W. Kurtz, 1. Kart. DM 5.20.
K u d e r, John: Der Cargo-Kult und sein Verhältnis zur Aufgabe der

Kirche (EMZ 22, 1965 S. 58—72).
Kurtz, Waldemar: Der Ursprung des Christentums. Das Aufer-

stehungsproblem im Licht östlicher Erfahrung. Stuttgart: Klotz 1964.

44 S. gr. 8° = Das Gespräch der Religionen, hrsg. v. W. Kurtz,

3. Kart. DM 5.20.
Kurtz, Waldemar, K o h 1 e r, Werner, u. Swami Nityabodhananda:

Wahrheit und Toleranz. Die Begegnung des Christentums mit dem

indischen Geist. Drei Vorträge an der Evang. Akademie Bad Boll.

Stuttgart: Klotz 1964. 42 S. gr. 8° = Das Gespräch der Religionen,

hrsg. v. W. Kurtz, 2. Kart. DM 5.20.
Weidkuhn, Peter: Das Verhältnis von Ritus und Kultus anhand

australischer ethnographischer Quellen (ZRGG XVII, 1965 S. 114—

142).

, ALTES TESTAMENT

Mowinckel, Sigmund: Tetrateuch — Pentateuch — Hcxateudi. Die

Berichte über die Landnahme in den drei altisraelitischen Geschichtswerken
. Berlin: Töpelmann 1964. V, 87 S. gr. 8° = Beihefte z.
Zeitschrift f. d. alttestamentl. Wissensdiaft, hrsg. v. G. Fohrer, 90.
DM 18.-.

Die drei altisraelitischen Geschichtswerke, die im Untertitel
des vorliegenden Buches genannt werden, sind nicht etwa
die im Obertitel erscheinenden Größen Tetrateuch, Pentateuch
und Hexateuch. Vielmehr will deren Nennung nur symbolartig
andeuten, daß es hier nicht um den historischen Vorgang der
Landnahme geht, sondern um das literarkritische Problem, wie
sich der Jahwist, das deuteronomistische Geschichtswerk und der
Priesterkodex — das sind die im Untertitel genannten drei Werke
— den Hergang der Eroberung und Verteilung Palästinas gedacht
haben. Die drei Kapitel, in die der Hauptteil des Buches gegliedert
ist, tragen denn auch diese drei Überschriften: „I. Der
Landnahmebericht des Jahwisten" (S. 9—33), „II. Die Eroberungsgeschichte
des deuteronomistischen Geschichtswerkes (S. 33—51),
„III. Die Eroberung des Landes bei P" (S. 51—76). Den Landnahmebericht
des J bildet außer vereinzelten Stücken am Schluß
des Buches Num und in Jos 13—22 vor allem das erste Kapitel
des Richterbuches, das kein Dokument, sondern eine erzählende
Übersicht darstellt. Die Eroberungsgeschichte des deuteronomistischen
Geschichtswerkes, die stark von der des — sogleich
zu charakterisierenden — „Jahvista variatus" (Jv) abhängig ist
und viele ätiologische Erzählungen enthält, steht in Jos 2—11;
die Erzählung von der Verteilung des Westjordanlandes, die es
auch gehabt hat, ist dagegen zugunsten des Priesterkodex (P)
weggebrochen. P bringt sowohl eine — freilich sehr knappe —
Erzählung von der Eroberung des Landes als auch einen ausführlicheren
Bericht über seine Verteilung; zu jener gehören Teilchen
von Jos 2—11, zu diesem verhältnismäßig große Stücke aus
Jos 13—22. Wie man sieht, geht M.'s Arbeit, die sowohl formkritischer
als auch literarkritischer Art ist, in beiden Betrachtungsweisen
weithin eigene Wege. In formkritischer Hinsicht geschieht
das insofern, als M. die von A. Alt, von M. Noth und
vielen anderen vertretene Auffassung der Ortsangaben von
Jos 13—22 und Rieht 1 als Dokumente amtlichen oder halbamtlichen
Charakters ablehnt und sie vielmehr als — ihrer Art
nach freilich notwendigerweise weithin wie bloße Übersichten
aussehende — Teile von Erzählungsfäden erklärt, und als er
anderseits den ätiologischen Charakter vieler Erzählungen von
Jos 2—11 noch viel stärker betont, als Noth und andere es schon
getan hatten. Was aber die Literarkritik angeht, so hält M. die
Aufteilung des vor P liegenden Bestandes von Gen—Num + Dtn
31.34 + Jos auf zwei (J und E) oder gar drei (L, J, E) Parallelfäden
für unbegründet, läßt an dem ihnen sonst zugewiesenen