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Ausgabe:

1965

Spalte:

684-686

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Guardini, Romano

Titel/Untertitel:

Systembildende Elemente in der Theologie Bonaventuras 1965

Rezensent:

Heinzmann, Richard

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683

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 9

684

Argyle, A. W.: The Gospcl according to Matthew. Commentary.

London: Cambridge University Press 1963. IX, 228 S. 8" = The
. Cambridge Bible Commentary, New Englisdi Bible, ed. by P. R.

Ackroyd, A. R.C. Leaney, J.W. Packer. Lw. 15 s.

Die vorliegende Auslegung des Matthäus-Evangeliums eröffnet
eine neue Kommentarreihe, deren Absicht es ist, den Text
der „New English Bible" mit einem knappen, allgemeinverständlichen
Kommentar zu versehen, der die Ergebnisse der modernen
Forschung einem weiteren Leserkreis zugänglich macht. Auf
Specialissima wird bewußt verzichtet. A. W. Argyle stellt seiner
Auslegung ein instruktives einleitendes Kapitel über Aufbau,
Zweck, Lehre, Quellen, Verfasserschaft, Datierung und historischen
Hintergrund des Evangeliums voran (S. 1—23). Der
Kommentar selbst wird jeweils zu einzelnen Textabschnitten gegeben
und ist in der Regel nach Stichworten geordnet. Innersynoptische
Differenzen werden dem Leser an allen wichtigen
Stellen zur Kenntnis gebracht, jedoch vielfach exegetisch nur
ungenügend ausgewertet. Der Verf. vertritt im ganzen einen
maßvollen Konservativismus, der moderne kritische Einsichten
mit konservativen Erklärungen zu verbinden versucht. Ein Beispiel
für viele: Der Taufbefehl des Auferstandenen Mt. 28, 18
bis 20 „kann eine Konstruktion der Frühkirche sein" (S. 221);
doch muß ihm ein entsprechendes Jesus-Wort zugrundeliegen,
da sich andernfalls die allgemeine Taufpraxis der Urkirche nicht
erklären ließe, wobei man einräumen mag, daß die Apostel die
praktischen Möglichkeiten der Verwirklichung des „idealen"
Taufbefehles Jesu nur allmählich begriffen. Man kann bedauern,
daß das so begrüßenswerte Unternehmen, einem weiteren Leserkreis
das größte kanonische Evangelium geschichtlich und theologisch
zu erschließen, methodisch nicht noch befriedigender
durchgeführt worden ist.

Leipzig GünterHaufe

Baker, Aelred: One Thing Necessary (CBQ XXVII, 1965 S. 127
—137).

K r e m e r, Jacob: „Aufgenommen in Herrlichkeit" (1 Tim 3,16). Auferstehung
und Erhöhung nach dem Zeugnis der paulinischen Sdirif-

ten (Bibel und Kirche 20, 1965 S. 33—37).
L o h f i n k, Gerhard: „Was steht ihr da und schauet" (Apg 1,11).

Die „Himmelfahrt Jesu" im lukanischen Geschichtswerk (Bibel und

Kirche 20, 1965 S. 43—48).
— „Wir sind Zeugen dieser Ereignisse" (Apg 5, 32). Die Einheit der

neutestamentlichen Botschaft von Erhöhung und Himmelfahrt Jesu

(Bibel und Kirche 20, 1965 S. 49—52).
Mahoney, Aidan: A New Look at an Old Problem (John 18,12

-14, 19-24) (CBQ XXVII, 1965 S. 137-144).
Scheiber t, Georg: „Mir ist alle Gewalt gegeben" (Matth 28,18).

Auferstehung und Aussendung durch den Erhöhten nach Matthäus

(Bibel und Kirche 20, 1965 S. 37—39).
Schwank, Benedikt: Das johanneische Problem (Erbe und Auftrag

41, 1965 S. 230—234).
T h ü s i n g, Wilhelm: „Wenn ich von der Erde erhöht bin . . ." (Joh

12,32). Die Erhöhung Jesu nach dem Johanncscvangeüum (Bibel

und Kirche 20, 1965 S. 40—42).
V a n h o y e, Albert: „Par Ia tente plus grande et plus parfaite . . ."

(He 9,11) (Bibl 46, 1965 S. 1—28).

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

A d a in c z y k, Stanislaus: De Existentia Substantiali in doctrina S.
Thomae Aquinatis. Roma: Libreria Editrice dell'Universitä Gregori-
ana 1962. XIX, 225 S. gr. 8°. Lire 2.500.—.

Der Verfasser, Professor für natürliche Theologie an der
katholischen Universität zu Lublin (Polen), bietet uns eine aus
seinen Vorlesungen entstandene Einzeldarstellung über den Existenzbegriff
in der Lehre des Thomas von Aquin.

In einem einführenden Kapitel wird der Begriff der Existenz
im Allgemeinen und deren Eigenschaften dargelegt, um so das
eigentliche Thema des Buches, die „existentia substantialis"
hervorheben zu können. Im zweiten Kapitel werden sehr ausführlich
die klassischen Texte über den realen Unterschied zwischen
Existenz und Essenz bei Thomas kommentiert. Es wird der
Versuch unternommen, die Ansätze für diese Unterscheidung
schon bei Aristoteles zu finden. Gerade die verschiedenen
Thomas- und Aristotelesinterpretationen bieten dem Verfasser

die Möglichkeit, etwas von den problemgeschichtlichen Zusammenhängen
aufzuzeigen. Das dritte Kapitel, der Angelpunkt der
ganzen Arbeit, handelt über die substantielle Existenz in ihrer
wesentlichen und akzidentellen Bedeutung, während im vierten
und fünften Kapitel Entstehen und Erhaltung dieser Existenz erörtert
werden und die Gottesfrage ins Blickfeld rückt.

Für den nicht thomistisch oder nicht scholastisch geschulten
Leser wird die Lektüre dieses Buches durch ausführliche Begriffserklärung
in jedem Kapitel erleichtert. So werden z. B. in den
beiden letzten Kapiteln die Begriffe „Hauptursache" (causa prin-
cipalis) und „Instrumentalursache" (causa instrumentalis) erklärt.

Die Aussage Kants: „Wenn etwas, was es auch sei, existiert,
so muß auch eingeräumt werden, daß irgend etwas notwendigerweise
existiere", (Kritik der reinen Vernunft, Leipzig 1908,
S. 213b) wird zwar im Vorwort zitiert, wurde aber kein Anlaß
zu einem weiteren Gespräch mit dem kantischen Denken. Vielleicht
ist das auch der Grund, warum die Thomasdeutung des
belgischen Philosophen Joseph Marechal und derer, die 6ich
dieser Interpretation verpflichtet fühlen, nicht in die Diskussion
mithineinbezogen wird. Eine Konfrontation von Thomas mit
Kant müßte nämlich nicht auf eine rein materielle Vergleichung
der Begriffe Existenz bei beiden Denkern hinauslaufen, sondern
es müßte ein Versuch sein, wie Marechal ihn unternimmt, die
themanische Erkenntnismetaphysik — und also die Metaphysik
überhaupt — im Lichte des transzendentalen Ansatzes, wie er
bei Kant vorliegt, zu interpretieren. In der von Johannes Baptist
Metz neubearbeiteten Schrift Karl Rahners, „Geist in
Welt", besitzen wir auch einen solchen Versuch.

Eng mit der ersten hängt eine zweite Bemerkung zu diesem
Buche zusammen. Mag auch die Vorliebe des modernen Denkens
für die Existenz eine Anregung für den Verfasser gewesen sein,
die vorliegende Untersuchung durchzuführen, so sind doch
faktisch Thomas und der heutige Existentialismus bei A. nicht
im Gespräch. Das aber wäre wünschenswert. Allerdings ist dies
nur unter einigen Bedingungen möglich und erfolgreich. Zunächst
wäre eine schärfere Abgrenzung der Begriffe Existentialismus
, Existenzphiilosophie und Existentialphilosophie niieht
nur unbedingt erforderlich, sondern auch selber schon ein Ansatz
zum besseren Verständnis der jeweiligen Anliegen. Ferner
müßte man den Ausdruck „Dasein" und „Existenz", wie er im
heutigen Denken angewendet wird, nicht mit dem Existentia-
Begriff der Scholastik vergleichen, sondern man müßte Thomas'
Reflexionen über „anima" als den eigentlichen Ort desjenigen
bezeichnen, was man heute mit Existenz und Dasein besagen
will. In „Sein und Zeit", Tübingen 1957M, S. 14 gibt uns Martin
Heidegger selber einen Hinweis darauf.

Nur in diesen Verstehenshorizonten wird man dem Gang
der Geistesgeschichte, dem Denken des Thomas von Aquin und
dem Philosophieren bis auf heute, aber auch und vor allem der
gemeinten Sache gerecht.

Leider wird uns in dem Buch von A. zu wenig gezeigt, inwiefern
das Denken des Thomas von Aquin noch auf dem Wege
ist. Das hiermit Gemeinte liegt in einem ersten grundlegenden
Ansatz vor in dem 1963 erschienenen Buch „Christliche An-
thropozentrik", München. Der Verfasser, Rahnerschüler Johannes
Baptist Metz, bietet uns in dieser Arbeit eine Darlegung der
Denkform des Thomas von Aquin und macht durch seine formalen
Betrachtungen das Gespräch über die Inhalte der verschiedenen
Denkrichtungen überhaupt wieder möglich. Von
solchen Überlegungen aus müßte doch wohl jede Thomasarbeit
ansetzen!

Münster/Westf. KarlDerksen

Guardini, Romano: Systembildcnde Elemente in der Theologie
Bonaventuras. Die Lehren vom Lumen Mentis, von der Gradatio
Entium und der Influentia Sensus et Motus, hrsg. v. W. D e 111 o f f.
Leiden: Brill 1964. XXV, 22 5 S. gr. 8° = Studia et Documenta Fran-
ciscana, cura Fratrum Minorum in Austria, Belgio, Germania, Neer-
Iandiä edita, III. Lw. hfl. 29.—.

Bei der hier vorliegenden Untersuchung handelt es sich um
die vor etwa 40 Jahren verfaßte Habilitationsschrift Guardinis.
Diese Tatsache berechtigt zu der Frage, ob die Ergebnisse dieser