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1965

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Altes Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 9

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zehnte zusammengefaßt und gewürdigt werden. Einzelfragen
werden dann noch in den Additional Notes (423—430) abgehandelt
. Eine ausführliche Bibliographie (434—449) mit der gesamten
einschlägigen Literatur an Monographien und Aufsätzen,
ein Index der zitierten Bibelstellen, ein Autoren- und Schlagwortregister
ermöglichen einen schnellen und sicheren Zugang zu
exegetischen Einzelfragen und Komplexen. Ein leicht verständliches
und flüssiges Englisch steigert die Freude der Lektüre dieses
Buches, so daß ein abgerundetes, in sich geschlossenes und
überaus reiches Werk dem Studium empfohlen werden kann.
Freilich wäre es noch schöner, wenn dem deutschen Leser dieses
wertvolle Buch in seiner Muttersprache zugänglich gemacht werden
könnte.

Halle/Saale Gerhard Wallis

Botterweck, Gerhard Johannes: Form- und überlieferungsgeschichtliche
Studie zum Dekalog (Concilium 1, 1965 S. 392—401).

Bucccllati, Giorgio: The Enthroncment of the King and the
Capital City in Texts from Ancient Mesopotamia and Syria (in:
Studies Presented to A. Leo Oppenheim, University of Chicago
1964).

C a v a 1 1 e t t i, Sofia: Abramo come messia e „ricapitolatore" dcl

SUO popolo (SMSR 35, 1964 S. 251-265).
Fitzmyer, Joseph A.: The Aramaic Letter of King Adon to the

Egyptian Pharao (Bibl 46, 1965 S. 41-55).
Hillen, Delbert R.: A Note on Judges 5,8a (CBQ XXVII, 1965

S. 124—126).

Huffmon, Herbert B.: The Exodus, Sinai and the Credo (CBQ

XXVII, 1965 S. 101-113).
McCarthy, Dennis J.: Notes on the Love of God in Deuteronomy

and the Father-Son Relationship betwecn Yahweh and Israel iGBQ

XXVII, 1965 S. 144-147).
Murphy, Roland E.: The Relevance of Old Testament Studies for

Ecumenism (Scripture and Ecumenism, hrsg. v. L. J. Swidler Pitts-

burgh 1965 S. 95—109).
Sanders, J. A.: Pre-Masoretic Psalter Texts (CBQ XXVII, 1965

S. 114—123).

S o g g i n, J. Alberto: La „Hegazione" in Geremia 4,27 e 5, 10a, cfr.

5,18b (Bibl 46, 1965 S. 56—59).
Swetnim, James: Some Observations on the Background of

in Jeremias 23, 5a (Bibl 46, 1965 S. 29—40).

NEUES TESTAMENT

Baeck, Leo: Paulus, die Pharisäer und das Neue Testament. Frankfurt
/M.: Ner-Tamid Verlag 1961. 196 S., 1 Titelbild 8°. DM 12.80;
Lw. DM 14.80.

Es handelt sich hier um drei schon früher erschienene, jetzt
aber nachträglich zusammengestellte Aufsätze, von denen der
erste im deutschen Sprachkreis noch nicht bekannt war (Journal
of Jewish Studies III 1952). Alle drei Untersuchungen sind für
Religionsgeschichte und Theologie außerordentlich wichtig, doch
bleib en sie eigentümlicherweise in der theologischen Forschung
meist ungenutzt. Leo Baeck hat sich um das Verhältnis von jüdischer
und christlicher Überlieferung besonders bemüht, und das,
was er schreibt, ist ganz besonders ausgewogen und an den
Quellen — sowohl den rabbinischen wie hellenistischen — kontrolliert
. Vor allem kommt es ihm auf eine Art Strukturanalyse
an, um mit der jüngsten Forschung zu sprechen: man muß den
Einsatzpunkt erkennen, von dem aus das Schrifttum analysiert
und gedeutet werden kann. Überschaut man die Struktur, die
Analyse, dann muß auch die Bedeutsamkeit des Ganzen herausgestellt
werden. Instruktiv ist die Paulusstudie, die unter den
drei genannten Aufsätzen vielleicht doch die reifste und komplizierteste
ist. Er spricht hier von dem Scheideweg der Religionen
: Gott wird in den Hintergrund gerückt (er wird zum deus
absconditus), die messianische Idee umgebildet (apokalyptisch
statt davidisch), weltanschaulich der Gegensatz: oben - unten
(wie in der alexandrinisch-jüdischen Philosophie) zur Herrschaft
gebracht. Paulus ist von Haus aus Hellenist, gleicht aber in
seinem Denkansatz jüdisch-palästinischen Lehrern, die zwischen
tora und chokma genau zu unterscheiden wußten: für ihn
typisch ist die Verknüpfung durch Analogie, nicht die Klarheit
«er Analyse. Diese für B. typische These ist der eigentliche

Schnittpunkt, auf den alles ankommt (S. 18: ,,sein Geist konnte
viele Dinge umfassen, seine schöpferische Anlage wirkte sich
mehr in der Analogie als in der Analyse aus"). Nicht unwichtig
ist freilich die Kennzeichnung seines exegetischen Verfahrens:
das Bedeutungsuchen durch Assoziation von Worten (S. 29). Ich
kenne kaum eine Untersuchung in der Gegenwart, die der Arbeit
von L. Baeck im Ansatz und in der Bedeutung gleichkäme. Er
hat in der Paulusdiskussion ganz eigene und durchschlagende
Ansätze.

Die Arbeit am Pharisäerproblem ist nicht so schwierig wie
die Paulusdeutung. Die hellenistischen und rabbinischen Quellen
zeigen auch hier Vorstufen einer Entwicklung, die nun für die
Entstehung des Christentums wichtig sind. Der Name „peru-
schim" (aram. perischin) spricht von ,,Abgesonderten" im Sinn
von „Heiligen", also der Absonderung einer Gemeinde von den
Völkern. Es handelt sich nicht um eine Schule oder Partei, sondern
um eine Bewegung im jüdischen Volk (S. 51). Das Recht
des Schriftgelehrten verdrängt das des Priesters, wie in der
Entwicklung von Sirach bis zu den Tannaiten deutlich erkennbar
ist (S. 61). Zum ersten Mal bildet sich im Bereich der Glaubensgeschichte
eine eigentliche Gemeinde. Prägnanz des Ausdrucks,
Klarheit des Gedankens, Ernstnehmen der Quellen sind auch in
dieser Untersuchung auffallend. Auch hier wird das Verhältnis
von tora und chokma, das für L. Baeck sehr wichtig bleibt, gestreift
und verbindet so die erste Untersuchung mit der zweiten.
Die Frage nach dem „Humanuni" führt zur Frage nach der Bedeutsamkeit
der menschlichen Weisheit, führt auch zu den Voraussetzungen
der Missionstätigkeit (S. 69). Diese zweite Llntcr-
suchung hat zwar wichtige Belegstellen im Anhang, führt aber
die ursprünglich mitgesetzten Anmerkungen nicht mit, was
eigentlich bedauerlich ist.

Vielleicht ist die dritte Untersuchung: „Das Evangelium als
Lirkunde der jüdischen Glaubensgeschichte" im Raum der jüdischchristlichen
Diskussion am meisten bekannt geworden. Sie will
den jüdischen, in Raum und Zeit an Palästina gebundenen Ursprung
der Tradition freilegen und hat die Zielsetzung: „Auch
hier soll das Judentum sein Eigenes begreifen, um sein Eigenes
wissen" (S. 162). Angefügt sind die „Begebenheiten" und die
„Sprüche und Gleichnisse". Vielleicht darf man sagen: die
christliche Theologie hat in den letzten Jahren immer stärker
den Hang entwickelt, sich vom jüdisch-alttestamentlichcn Erbe
loszusagen; die jüdische Bibelwissenschaft ist umgekehrt besonders
daran interessiert, das eigene Erbe, das im fremden Besitz
ist, wiederzuerkennen und als Eingenes zu reklamieren. Gerade
deshalb meine ich, sollte das Werk L. Baecks auch außerhalb der
Instituta Judaica weiterwirken. Daß Leo Baeck der Glaubensgeschichte
des Christentums unerhörte Fragen stellt, macht gerade
ein Buch wie dies hier deutlich. Übrigens noch eine nebensächliche
Frage an H. Lamm: Warum hat er die drei Aufsätze
anders geordnet als die chronologische und sachliche Reihenfolge
es nahelegen? (1952, 1934, 1938). Ich habe von mir aus keine
Antwort gefunden. Mit H. Lamm verbindet sich auch mein.
Wunsch nach einer umfassenden Biographie L. Baecks (s. Vorwort
des Herausgebers).

Tübingen Otto Michel

L o h s e, Eduard: Die Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu Christi.

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn [1964]. 102 S. 8".
Kart. DM 12.80.

Eduard Lohse legt eine Vorlesungsreihe vor, die er an verschiedenen
theologischen Seminaren der lutherischen Kirchen in
den USA und auf einem theologisch-kirchlichen Kursus in
Berlin gehalten hat. Sic ist für den Druck unter dem Eindruck
der Diskussion überarbeitet und auch erweitert worden. In sechs
etwa gleich langen Kapiteln wird über den ältesten Passionsbericht
, den Einzug in Jerusalem und die Tcmpelreinigung, die
Einsetzung des Abendmahles, Gethsemane, den Prozeß Jesu und
über die Kreuzigung gehandelt. Alle Erörterungen gehen davon
aus, daß die evangelischen Berichte über „die Geschichte des
Leidens und Sterbens Jesu Christi" Verkündigung sind mit dem
Ziele, daß der Evangelist „seine Leser zur Annahme dieser
frohen Kunde (von Jesus dem Christus) ruft oder sie in dem