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Ausgabe:

1965

Spalte:

608-610

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Klein, Thomas

Titel/Untertitel:

Der Kampf um die zweite Reformation in Kursachsen 1586 - 1591 1965

Rezensent:

Ludolphy, Ingetraut

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 8

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denn die Buße ist Gnadengericht. Hier leuchtet die unmittelbare,
praktische Bedeutung der Untersuchng auf.

3. Die vorliegende Studie hat die Theol. Fakultät in München
als Dissertation angenommen, Sie reiht sich würdig in die
Reihe der Münchener theologischen Studien. Sie ist der von M.
Grabmann und seiner Schule eigentümlichen Methode verpflichtet,
Literatur- und Problemgeschichte in gleicher Weise und im Zusammenhang
zu behandeln. Die Vor- und Nachteile dieser
Methode liegen auf der Hand. Die Literaturgeschichte bleibt unmittelbar
auf die Problemgeschichte bezogen und empfängt von
dorther immer wieder Anregungen, Aufgaben und Forschungsthemen
. Gründel hat überaus reiche, aus den Handschriften geschöpfte
und gesammelte Beiträge zur Literaturgeschichte des
12. und 13. Jahrhunderts vorgelegt. Ich verweise lediglich auf die
textkritischen Untersuchungen zur Summa Aurea des Wilhelm
von Auxerre (S. 329—331). Von diesen literarischen Ergebnissen
kann die Forschung noch geraume Zeit zehren.

Diese Methode hat aber auch ihre Nachteile. Die Problemgeschichte
kommt bei dieser Gleichschaltung nur mühsam voran.
Der zusammenfassende Rückblick muß darum den problemgeschichtlichen
Zusammenhang herstellen, der vielfach durch die
Literaturgeschichte unterbrochen wird. Er ist darum noch ein
wesentliches Stück Arbeit.

Es ist nicht zu verwundern, daß bei dem Umfang der Arbeit
eine Liste Corrigenda anfällt. Da aber keiner die handschriftlichen
Texte und ihre Schwierigkeiten so gut kennt wie der
Autor, möchte man ihn bitten, gelegentlich selber diese Liste zu
erstellen. Was die merkwürdige Form von „Glossa marginalia"
betrifft, so darf man wohl sagen: Quandoque bonus dormitat
Homerus!

Bonn Ludwig Höd]

Elm, Kaspar: Die Bulle „Ea quae iudicio" Clemens IV. 30. VII. 1266.
Vorgeschichte, Überlieferung, Text und Bedeutung (Augustiniana 14,
1965 S. 500—522).

F i n a n c e, Joseph de: La victoire Sur l'autre. Chatne de reflexions
Sur une reflexion de saint Thomas (Gregorianum 46, 1965 S. 5—35).

H a e n d 1 e r, Gert: Die Anfänge der Kirche in Skandinavien (EMZ 22,
1965 S. 30—42).

Häring, Nikolaus: Das sogenannte Glaubensbekenntnis des Reimser
Konsistoriums von 1148 (Schol. 40, 1965 S. 55—90).

H e y n c k, Valens: Zur Datierung einiger Schriften des Petrus Johannis
Olivi (FS 46, 1964 S. 335—364).

Hüning, Hildebert Alois: Die Stellung des Petrus de Trabibus zur
Philosophie. Nach dem zweiten Prolog zum ersten Buch seines Sentenzenkommentars
Ms. 154, Biblioteca Comunale, Assisi (FS 46,
1964 S. 193—286).

K r e m e r, Klaus: Meister Eckharts Stellungnahme zum Schöpfungsgedanken
(TThZ 74, 1965 S. 65—82).

Kretzschmar, Georg: Ansgars Bedeutung für die Missionsgeschichte
(LM 4, 1965 S. 102—111).

L a j e, E. J.: La redenciön por la muerte de Cristo en el pensamiento
de Santo Tomas (Ciencia y Fe 20, 1964 S. 399—401).

Morän, Jose: El P. Antonio Casamassa O. S. A. y el „Sant' Ago-
stino" de Giovanni Papini (Augustiniana 14, 1965 S. 462—484).

Pannenberg, Wolfhart: Die Gottesidee des hohen Mittelalters
(Der Gottesgedanke im Abendland, hrsg. von Albert Schaefer, Stuttgart
: Kohlhammer 1964).

P e r i c h o n, Pierre: Pour une edition nouvelle de l'historien Socrate:
les manuscrits et les versions (RechSR 53, 1965 S. 112—120).

R a u, Reinhold: Ein unechter Brief des Papstes Gregor II. (Jaffe 2162)
(ZKG 75, 1964 S. 337—338).

Roggen, Heribert: Die Lebensform des hl. Franziskus von Assisi in
ihrem Verhältnis zur feudalen und bürgerlichen Gesellschaft Italiens
(FS 46, 1964 S. 287—321).

S a n t e 1 e r, J.: Der Endzweck des Menschen nach Thomas von Aquin.
Eine kritisch-weiterführende Studie (ZKTh 87, 1965 S. 1—60).

Sinclair, Keith V.: De nouveaux manuscrits augustinicns (Augustiniana
14, 1965 S. 455—461).

KlRCHENGESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT

Klein, Thomas: Der Kampf um die zweite Reformation in Kursachsen
1586—1591. Köln-Graz: Böhlau 1962. XI, 220 S. gr. 8° =
Mitteldeutsche Forschungen, hrsg. v. R. Olesch, W. Schlesinger, L. E.
Schmitt, 25. Lw. DM 28,—.

„Die Zeit Kurfürst Christians steht in der sächsischen Geschichte
als eine Episode ganz eigener Art da", stellt Verf. fest.

Um diese Eigenart zu beschreiben, bietet er nach einem
kurzen Überblick über die sächsische Innen- und Außenpolitik
unter Kurfürst August sowie die theologischen und politischen
Probleme dieser Zeit im ersten Teil drei ausgezeichnete
Biographien der diese Periode bestimmenden Persönlichkeiten.
Es sind neben Kurfürst Christian I. von Sachsen seine beiden
wichtigsten Ratgeber, der Kanzler Nicolaus Krell und der vom
Verf. auf Grund von Briefliteratur erstmalig aLs Persönlichkeit
erfaßte Geheime Rat Andreas Pauli, die die Innen- und Außenpolitik
stark beeinflußten. Die Biographien Krells und Paulis
werden durch je ein Porträt ergänzt.

Im folgenden Teil wird „Kursachsen auf dem
Wege zur Zweiten Reformation" geschildert, wobei besonders
die personal- und institutionsgeschichtlichen Zusammenhänge
berücksichtigt werden. Dabei legt sich Verf. in Anbetracht der
Komplexität der Bewegung, die als „Zweite Refoirmation" angesehen
werden kann, durch keine enge Begrenzung fest. Er
hebt lediglich hervor, daß sie eine Opposition darstellt gegen
lutherische Orthodoxie und regenerierten Katholizismus. Ihr
Programm „enthielt die Forderung, der Reformation der Lehre
durch Luther eine des Lebens folgen zu lassen, worunter eine
Neubesinnung und Umorientierung nicht nur auf dem dogmatischen
und praktisch-theologischen, sondern auch auf dem pädagogischen
, politischen und militärischen Sektor verstanden
wurde. Theologisch führte die Zweite Reformation über den
Philippismus hinaus und nahe an den genuinen Calvinismus
heran, ohne sich aber völlig mit ihm zu identifizieren" (S. 4 f.).

Die Entwicklung, die durch Christians frühen Tod zum
Stillstand kam, wird in acht Kapiteln geschildert.

Das erste behandelt die Reformen an Universitäten, Fürstenschulen
, Konsistorien und höheren Gerichten in Kursachsen
1587/88, sowie das Kanzelmandat von 1588, das sich gegen
persönliche und theologische Polemik auf den Kanzeln richtete.
Die Reformmaßnahmen seien logisch und zügig aufeinander gefolgt
. Nach kleineren, aber bezeichnenden Veränderungen in der
Regierungsspitze hob Christian 1586 die Subskription der Kon-
kordienfoirmel auf und verzichtete auf die jährlichen Visitationen
. Anfang 15 87 wurden die Pläne für die Visitationen von
Krell festgelegt, die dann im Mai durchgeführt wurden. Im
Laufe des Jahres berief man an den Universitäten eine Reihe
neuer Theologen, Juristen und Philosophen, die den Kurs Krells
unterstützten, im September unterbreitete man die kurfürstlichen
Änderungspläne den Landständen. Im Februar 1 588 erhielten
die Fürstenschulen, im August die Universitäten und Gerichte
ihre Ordnungen, wurde das Oberkonsistorium zerschlagen und
schließlich kurze Zeit darauf das Mandat erlassen.

Das zweite Kapitel berichtet von den Verhandlungen mit
den Landständen 1587 und 1 588, die den Frontverlauf klärten;
denn hier wurde deutlich, daß der Adel sich gegenüber allen
Veränderungen in der geistigen und theologischen Situation
Sachsens ablehnend verhalten würde.

Das dritte, umfangreiche Kapitel, das die Personalpolitik
in Kirche und Staat behandelt, zeigt, wie wichtig Verf. die personalgeschichtliche
Erforschung des Zeitraums ist. Mit dieser
Sammlung von Kurzbiographien, die eine Fundgrube ist, will er
nachweisen, daß in den Jahren 1 588 bis 1590 eine reformierte
Personalpolitik getrieben worden sei, die die Grundlage für alle
anderen Maßnahmen bildete.

Das vierte Kapitel untersucht die Außenpolitik unter
Christian L, deren Umschwung im Jahre 1589 mit dem gestiegenen
Ansehen Krells und den politischen Ereignissen in
Frankreich begründet wird, nicht mit der Festigung der Stellung