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Ausgabe:

1965

Spalte:

601

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Dewailly, Lucien-Marie

Titel/Untertitel:

La jeune église de Thessalonique 1965

Rezensent:

Reicke, Bo

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 8 602

601

jene Träger der Spruchüberlieferung, diese der Passionsgeschichte
und des Auferstehungskerygmas gewesen seien. Alles
weist dagegen daraufhin, daß wir in der Jerusalemer Urgemeinde
jedenfalls die Hauptträgerin der ursprünglichen synoptischen Tradition
zu sehen haben. Richtig freilich erscheint mir, zwischen
synoptischer Jesus-Uberlieferung und kerygmatischer Missionsüberlieferung
traditionsgeschichtlich zu unterscheiden: Doch sind
als die Träger dieser verschiedenen Überlieferungsströme einerseits
das palästinische Judenchristentum, andererseits die hellenistisch
-christlichen Missionsgemeinden anzusehen.

Berlin Ulrich Wilckens

D e w a i 11 y, L.-M., O. P.: La jeune eglise de Thcssalonique. Les deux
premieres epitres de Saint Paul. Paris: Les fiditions du Cerf. 1963.
158 S. 8° = Lectio Divina, 37. NF 8.40.

Pater Dewailly bietet hier eine volkstümliche, sympathische
Übersicht der ersten Tätigkeit des Paulus und der Theologie
seiner ersten Briefe. Es geht eben um den Anfang des Neuen
Testaments (Kap. I). Daß der zweite Thessalonicherbrief unecht
sei, scheint dem Verfasser eine unbegründete Behauptung; die
Unterschiede der zwei Briefe erklären sich als die Folge neuer
Störungen in der Gemeinde (S. 13 f.). Seine detaillierte Paralleli-
sierung der Briefe im Kommentar beruht auf dieser Feststellung,
wird aber mit Erfolg durchgeführt und trägt daher auch zu dieser
Einzelfrage bei. Aber die Hauptsache ist für den Verfasser die
Darstellung einiger theologischer Grundgedanken, die sich im
Ingreß der Briefe und in der Fortsetzung finden: Apostel, Predigt
, Völker, Erlösung, Kirche, Heiligkeit, Glaube, Liebe, Hoffnung
u. a. (Kap. II—III). Die zwei Briefe sollen im Verhältnis
zur gesamten Pauluskorrespondenz nicht unter dem Aspekt
einer mechanischen Transformation, sondern dem einer organischen
Entwicklung studiert werden (Kap. IV).

An eine junge Kirche schrieb Paulus die Thessalonicherbrief
e, und,,die Kirche des Auferstandenen hört nicht auf, jung
zu sein: deshalb haben die ersten Paulusbriefe besondere Bedeutung
.

Basel Bo Reicke

Blank, Josef: Marginalien zur Gleichnisauslegung (Bibel und Leben
6, 1965 S. 50—60).

Conzelmann, Hans: Zur Analyse der Bekenntnisformel l.Kor.
15,3—5 (EvTfl 25, 1965 S. 1—11).

Flesseman- van Lehr, Ellen: Prinzipien der Sammlung und Ausscheidung
bei der Bildung des Kanons (ZThK 61, 1964 S. 404—420).

H o f e r, Norbert: Das Bekenntnis „Herr ist Jesus" und das „Taufen
auf den Namen des Herrn Jesus" (ThQ 145, 1965 S. 1—12).

Hopkins, Martin: The Historical Perspective of Apocalypse 1—11
(CBQ 27, 1965 S. 42—47).

Lindeskog, Gösta: Christianity as Realized Judaism (Horae Soe-
derblomianae VI. Pistis kai Erga. Lund 1964 S. 15—36).

Meyer, Ben F.: The Initial Self-understanding of the Church (CBQ
27. 1965 S. 35—42).

Michaels, J. Ramsey: Apostolic Hardships and Righreous Gentiles.
A Study of Matthew 25,31—46 (JBL 84, 1965 S. 27—37).

N i e 1 e n, Josef Maria: Die Kultsprache (Nachfolge und Nachahmung)
im neutestamentlicben Schrifttum (Bibel und Leben 6, 1965 S. 1—16).

Osborne, Robert E.: St. Paul's Silent Years (JBL 84, 1965 S. 59—65).

Parker, Pierson: The „Former Treatise" and the Date of Acts
(JBL 84, 1965 S. 52—58).

R a s c o, E.: Hans Conzelmann y la „Historia Salutis" A proposito
de „Die Mitte der Zeit" y „Die Apostelgeschichte" (Gregorianum,
XLVI, 1965 S. 286—319).

Rusche, Helga: Vom lebendigen Glauben und rechten Beten. Einführung
in die Grundgedanken des Jakobusbriefes (2, 14—26; 4, 1
—10) (Bibel und Leben 6, 1965 S. 26—37).

Schmidt, Josef: Sünde und Sühne im Judentum (Bibel und Leben
6, 1965 S. 16—26).

T h ü s i n g, Wilhelm: Das Opfer der Christen nach dem Neuen Testament
(Bibel und Leben 6, 1965 S. 37—50).

Via, Jr.. Dan O.: The Necessary Complement to the Kerygma CThe
Journal of Religion 45, 1965 S. 30—38).

V i e 1 h a u e r, Philipp: Ein Weg zur neutestamentlicben Christologie?
Prüfung der Thesen Ferdinand Hahns (EvTh 25, 1965 S. 24—72).

Witte, Karl: Erstanden ist der Herre Christ. Betrachtungen zum Leiden
und Auferstehen unseres Herrn Jesu Christi. Hamburg: Wittig
11965]. 79 S. 8°. Pp. DM 5.-.

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

[P h i I o n d'Alexandrie:] Les Oeuvres de Philon d'Alexandrie. Publiees
sous le patronage de l'Universite de Lyon par R. A r n a 1 d e z,
J. Pouilloux, C. Mondesert. 3: De Cherubim. Introduction,
traduction et notes par I. Gorez. 8 5 S. NF 9.—. 7—8: De Gigantibus
. Quod Deus sit immutabilis. Introduction, traduction et notes
par A. Moses. 153 S. NF 15.—. 10: De Plantatione. Introduction,
traduction et notes par J. P o u i 11 a u x. 109 S. NF 11.70. 13: De
confusione linguarum. Introduction, traduction et notes par J. G.
Kahn. 189 S. NF. 15.—. 29: De vita contemplativa. Introduction et
notes de F. D a u m a s. Traduction de P. M i q u e 1. 150 S. NF. 12.—.
Paris: fiditions du Cerf [1963]. 8°.

Die ersten Bände der neuen Griechisch-französischen Philon-
Ausgabe wurden hier 1963 Sp. 8 36 angezeigt. Das Unternehmen
war gut vorbereitet: heute liegen fünf weitere Bändchen vor.
Die Herausgeber haben nicht den Ehrgeiz, den Text neu zu gestalten
. Aber die Notwendigkeit, ihn zu übersetzen, zwingt dazu,
ihn sehr genau durchzudenken: die Übersetzung ist ein Gewinn.

Die Beigaben sind in der Regel kurz: immer wird eine
genaue Inhaltsangabe gedruckt, die die Benutzung erleichtert,
vor allem dazu hilft, das schnell zu finden, was man gerade
sucht, oder die Anlage des Ganzen zu verstehen. In zwei Fällen
wird Besonderes geboten.

Da ist die Schrift de confusione linguarum. Die Arbeit ist
herausgewachsen aus einer These du troisieme cycle, die in Strasbourg
dem Centre de Recherches d'histoire des religions vorlag.
Der Text ist reichlich mit Anmerkungen ausgestattet, die durch
Zusätze am Schluß noch erweitert werden. Der Herausgeber bemüht
sich um Herstellung des Textes (z. B. an den Stellen, wo
offenbar eine Lücke angenommen werden muß). Er achtet auf die
Beziehungen zur griechischen Philosophie und zur Gnosis (S. 175),
zu den LXX und den Rabbinen, zur Demokratie (S. 170) usw.
Auch auf die Gedanken wird aufmerksam gemacht, die auf
Augustins Werk de civitate dei hinführen (S. 170).

Der zweite Band von sonderlicher Bedeutung bietet uns
Philons Schrift de vita contemplativa; also seinen Bericht über
die Therapeuten, unsere einzige Quelle über diese eigentümliche
Religionsgemeinschaft: sie wird heute besonders beachtet, weil
die Therapeuten mit den Essenern zusammenhängen, also auch
mit den neuen Funden vom Toten Meer. Der Herausgeber des
Textes, F. Daumas, der Leiter des Institut francais in Cairo,
weiß, was er dem Leser schuldig ist: er schickt dem griechischfranzösischen
Wortlaut eine Einleitung von 76 S. voraus. Hier
werden nicht nur äußerliche Fragen eingehend behandelt (z. B.
der ursprüngliche Titel der Schrift), sondern die gesamte Frage
der Therapeuten wird ernsthaft angefaßt. So wird untersucht, ob
es möglich ist, die Therapeuten als eine geschichtliche Erscheinung
anzusehen; es ist oft geleugnet worden, wird aber von D. mit
guten Gründen bejaht. Er glaubt noch weitere Philonstellen anführen
zu müssen, die auf die Therapeuten Bezug nehmen
(S. 30 f.). Man darf nur nicht meinen, daß die Therapeuten so
streng an Regeln gebunden waren wie die Essener: Philon konnte
sie besuchen, dann verlassen, dann wieder zu ihnen kommen
(S. 48). D. glaubt, daß sich schon im älteren Ägypten manche
Fromme zeitweilig in die Wüste West-Thebens zurückzogen, um
Amon zu erleben und zu beten (S. 60 ff.). So gab es hier für
Menschen nach Art der Therapeuten climat favorable; dabei
wird auch des Chairemon gedacht (Porphyrios de abstinentia IV
6—8). Das sind freilich Zusammenhänge, die erst durch viel
weitere Arbeit aufgeklärt werden können (S. 65). S. Morenz
macht mich heute schon darauf aufmerksam, daß sich ein zwingender
Beweis kaum erbringen läßt. Die vom D. angeführten
alten Ägypter wohnten im westlichen Theben; es war ihnen nur
natürlich, ihre Götter dort zu verehren. D. bringt ein reiches
Schrifttum bei, auch deutscher Zunge; das letztere ist freilich
weniger benutzt. Über die Verbreitung asketischer Gedanken,
auch über die religionsgeschichtlichen Zusammenhänge ließe sich
heute schon mehr sagen.

Der Doppelband 7/8 hat darin eine gewisse Besonderheit,
daß Philon hier durch seine Gesamtanschauung genötigt wird,
besonders radikal umzudeuten; er muß den Inhalt des Textes
(Gen. 6, 1—12), der zu seiner Zeit viel beachtet wird, in sein