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Ausgabe:

1965

Spalte:

594-595

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

Von den ältesten Zeiten bis 1238 1965

Rezensent:

Schoeps, Hans-Joachim

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 8

594

des kebod jahwe nach der Vollendung des Heiligtums und
seiner Einrichtung Ex 40, 3 3b. 34 f. zu Pg gehören und als unmittelbare
Fortsetzung die Opfergesetzgebung Lev 1—7 nach
sich ziehen, die in der Regel Pg abgesprochen wird (S. 45 ff.).
Auch Lev 11—15 gehören im wesentlichen zu Pg (S. 74 ff.). So
ergibt sich eine Gliederung dieses Abschnittes in Pg in drei Teile:
Anweisungen zum Bau des Heiligtums und zur Einsetzung der
Priester (Ex 25, 1—40, 16); Kultbegehungen und ihre „Nach-
Bereitung" (Lev 1—7; der Ausdruck „Nach-Bereitung" soll das
besondere Charakteristikum von Lev 6 f. kennzeichnen); Unterscheidung
von rein und unrein sowie Beseitigung der Unreinheit
(Lev 11—16). Die drei Abschnitte sind durch gleichmäßige Einleitungen
und Abschlüsse gekennnzeichnet; im übrigen geht
jedem Abschnitt ein Erscheinen des k^bod jahwe voran
(S. 99). Dieses Werk von Pg ist eine „Programmschrift": „Sie
weist einmal mit diesen Anweisungen auf das geschichtswirkende
Wort Jahwes in der Vergangenheit, zum andern aber schimmert
hintergründig eine Möglichkeit für die Zukunft durch: so war es,
so soll es wieder werden" (S. 100). Darum geht es P auch besonders
um die Sinngebung des neuen Kultes, wobei Reinigung
und Sühne im Vordergrund stehen.

Andererseits weist K. bestimmte erzählende Abschnitte, die
sonst vielfach zu Pg gerechnet werden (z. B. Lev 8 f., S. 67 ff.),
einer späteren Überarbeitungsschicht zu, die besonderen Wert
auf die exakte Ausführung der Gottesbefehle legt, also neben
dem legislativen Handeln Gottes das exekutive Handeln
Moses und der Israeliten herausstellt, weshalb K. hierfür die Bezeichnung
„Pe" vorschlägt (S. 103). In der nächsten Überarbeitungsschicht
(Ps) zeigt sich u. a. eine soziale Tendenz in den
besonderen Opferbestimmungen für Unbemittelte (ebda.), und
schließlich ist mit einzelnen noch späteren Zusätzen und Überarbeitungen
zu rechnen. So zeigen die verschiedenen Bearbeitungsstadien
„eine ungemein bewegte Geschichte ..., in der die
verschiedenartigsten kultischen Bräuche denkend durchdrungen
und bearbeitet wurden" (S. 104).

K. hat mit seiner sorgfältigen und umsichtigen Analyse
dieser schwierigen Texte und mit seinen immer anregenden und
oft überzeugenden Schlußfolgerungen einen wichtigen Beitrag
zum Verständnis der Priesterschrift und damit zugleich eines
wichtigen Stückes der israelitischen Kultgeschichte geleistet, der
zweifellos seine Auswirkungen in der weiteren Forschung haben
wird.

Heidelberg Rolf Ren d to rff

Arenhoevel, Diego: Ereifere dich nicht über die FrevlerI Die
Frage nach dem Sinn des Leidens im Alten Testament (Bibel und
Kirche 20, 1965 S. 2—5).

B a r d t k e, Hans: Qumran und seine Funde (ThR 30, 1964 S. 281
-315).

C a n a a n, T.: Der Mord in Sitten und Gebräuchen bei den Arabern
Jordaniens (ZDPV Bd. 80, 1965 S. 85—98).

D e i s s 1 e r, Alfons: Dennoch ist der Herr voll Huld! Die Lösungsentwürfe
des Leidensproblems in den Psalmen 37; 49 und 73 (Bibel
und Kirche 20, 1965 S. 13—15).

D o t h a n, M.: Ashdod: Preliminary Report on the Excavations in
Seasons 1962/1963 (1EJ 14, 1964 S. 79—95).

Dussel, E.: Universalismo y misiön en los poemas del Siervo de
lehvah (Ciencia y Fe 20, 1964 S. 419—464).

Gerstenberge r, Erhard: Covenant and Commandment (JBL 84,
1965 S. 38—51).

Herrmann, S.: Operationen Pharao Schoschenks I. im östlichen

Ephraim (ZDPV Bd. 80, 1965 S. 55—84).
Key, Andrew F.: Traces of the Worship of the Moon God Sin

among the early Israelites (JBL 84, 1965 S. 20—26).
L o r e t z, Oswald: Gleiches Los trifft alle! Die Antwort des Buches

Qohelet (Bibel und Kirche 20, 1965 S. 6—8).
M a z a r, B., B i r a n, A., D o t h a n, M. and 1. Dunayevsky:

'Ein Gev: Excavations in 1961 (IEJ 14, 1964 S. 1—49).
Rahmani, L. Y.: Mirror-Plaques from a Fifth-Century A. D. Tomb

(IEJ 14, 1964 S. 50—60).
R i n g g r e n, Helmer: A Law of Stylistic Balance in Hebrew (Horae

Socderblomianae VI. Pistis kai Erga. Lund 1964 S. 9—14).
Sawyer, J. F. A., u. I.Strange: Notes on the Keret-Text (IEJ

14. 1964 S. 96—98).

Schult, H.: Der Debir im salomonischen Tempel (ZDPV Bd. 80,
1965 S. 46—54).

S k e h a n, Patrick W.: A Bröken Acrostic and Psalm 9 (CBQ 27,
1965 S. 1—5).

Tcherikover, V. A.: Was Jerusalem a 'Polis'? (IEJ 14, 1964 S. 61
-78).

Wellhausen, Julius: Grundrisse zum Alten Testament, hrsg. v. R.
Smend. München: Kaiser 1965. 138 S. 8° = Theologische Bücherei.
Neudrucke u. Berichte aus d. 20. Jahrh., Altes Testament, 27.
DM 9.-.

Thomas, D. R.: A Primer of Old Testament Text Criticism. 2nd,
revised ed. Oxford: Blackwell [1965] VIII, 50 S. kl. 8". 7 s.

W i n n e 11, Frederick V.: Re-examining the Foundations (JBL 84,
1965 S. 1—19).

Wright, Addison G.: The Structure of Wisdom 11—19 (CBQ 27,
1965 S. 28—34).

Würthwein, Ernst: Geschichte und Verantwortung. Vom Menschenbild
des Alten Testaments (Universitas 20, 1965 S. 277—289).

JUDAICA

Germania Judaica. Nach dem Tode von M. B r a u n hrsg. v.
I.Elbogen, A. Freimann u. H. Tykocinski. Bd. I.: Von
den ältesten Zeiten bis 1238. Tübingen: Mohr 1963. XLVIII, 559 S.,
1 Ktn.-Skizze gr. 8". Lw. DM 39.—.

Dieses vor 60 Jahren begonnene, heute wehmütig stimmende
Werk war eine Gemeinschaftsarbeit von Vertretern der
im ersten Drittel dieses Jahrhunderts in Deutschland blühenden
Wissenschaft vom Judentum. Juden auf dem Boden des Deutschen
Reiches hat es schon in der Römerzeit gegeben; die
älteste urkundliche Bezeugung von Juden als Cives Romani für
die Stadt Köln stammt aus dem Jahre 321. Die meisten Gemeinden
sind in der Karolinger- und in der Ottonenzeit gegründet
worden; was sich für die Siedlungsgeschichte, Gemeindeorganisation
, Besteuerung usw. aus den Quellen erschließen
läßt, hat I. E 1 b o g e n in einem einleitenden Überblick summiert
:

„Germania Judaica" hatte es sich zur Aufgabe gemacht,
alle Landschaften und Orte, in denen von den ältesten Zeiten
an jüdische Ansiedlungen bestanden und hervorragende Juden
gelebt haben, in alphabetischer Reihenfolge zu verzeichnen und
deren Geschichte und Leistungen auf Grund der Quellen darzustellen
. Von dem ersten Band, der die Siedlungsgeschichte bis
zum Erlaß der Judenordnung Kaiser Friedrichs II. im Jahre 1238
umfaßt, erschien der Teil A—L 1917 und der Teil L—Z 1934,
Da dieser Band heute höchst selten geworden ist, wird er hier
in einem photomechanischen Nachdruck vorgelegt. — Zvi Avneri
hat 15 Seiten Nachträge und Verbesserungen beigesteuert.

Da die Judenverfolgungen des Dritten Reiches die Fortführung
der Arbeit unmöglich machten, konnte der geplante
2. Band, der die Jahre 123 8 bis zum Auftreten des Schwarzen
Todes 1349 behandeln soll, seinerzeit nicht mehr erscheinen.
Er wird jetzt mit Hilfe eines Mitarbeiterstabes nach dem heutigen
Stand der Wissenschaft vorbereitet und soll binnen
Jahresfrist folgen.

Daß dieses Werk für die deutsche Landschafts- und Städtegeschichte
von großer Bedeutung ist, steht über jeder Frage.
Um seine Darstellumgsart zu charakterisieren, seien hier als
Proben die Berichte über zwei kleinere deutsche Städte wiedergegeben
:

Tauberbischofsheim : Die erste Erwähnung von
Juden in Tauberbischofsheim fällt in eine traurige Zeit, als in
dem benachbarten Lauda am 1. und 2. Januar 1235 wegen angeblicher
Ermordung eines Christenknaben acht fromme und
angesehene Männer gefoltert und erschlagen und die Häuser der
Juden ausgeplündert wurden. Wieviele dieser Märtyrer dem benachbarten
Tauberbischofsheim angehörten, läßt sich nicht ermitteln
.

E i s e n a c h : Stadt im Großherzogtum Sachsen-Weimar
am Nordwestende des Thüringer Waldes.

Die Nachrichten über Eisenach und die Sagenreiche Wartburg
, an deren Fuße es liegt, reichen bis in das 11. Jahrhundert
zurück. Als Residenz des Landgrafen von Thüringen, an der
vom mittleren Rhein nach der mittleren Elbe zwischen dem