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Ausgabe:

1965

Spalte:

546-547

Kategorie:

Psychologie, Religionspsychologie

Autor/Hrsg.:

Mitscherlich, Alexander

Titel/Untertitel:

Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft 1965

Rezensent:

Burgert, Helmuth

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 7

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Bring, Ragnar: The Gospel of the New Creation (dialog 3, 1964
S. 274—282).

Brinkmann, Bernhard: Die Glaubwürdigkeit der Evangelien als
hermeneutisches Problem (ZKTh 87, 1965 S. 61—98).

Burtness, James H.: All the Fulness (dialog 3, 1964 S. 257—263).

D a n t i n e, Wilhelm: Schöpfung und Erlösung (KuD 11, 1965 S. 33
-48).

Ditmanson, Harold H.: The Call for a Theology of Creation
(dialog 3, 1964 S. 264—273).

Eickelschulte, Dietmar: Hermeneutik und Theologie bei Rudolf
Bultmann. Zu den Möglichkeiten eines Gesprächs mit der katholischen
Theologie (Schol. 40, 1965 S. 23—54).

Evdokimov, Paul: Die Natur (KuD 11, 1965 S. 1—20).

Günther, Ernst: Begegnung mit Ernst Fuchs — ein Versuch, ihn zu
verstehen (DtPfrBl 65, 1965 S. 29—36).

H a e n d 1 e r, Klaus: Luthers Zwei-Reiche-Lehre in der Gegenwart
(LM 3. 1964 S. 554—564).

Hoffmann, Fritz: Einsicht und Glaube (ThRv 60, 1964 S. 362
—368).

H o f m a n s, Florencio: Tolerancia y apostolado (teologia y Vida 4,

1964 S. 272—280).

Honecker, Martin: Zur Unterscheidung von Gesetz und Evangelium
in der Verkündigung (Diem-Festschrift „Auf dem Wege zu
schriftgemäßer Verkündigung". München: Christian Kaiser Verlag

1965 S. 23—56).

K 1 i n e, Meredith G.: Law Covenant (The Westminster Theological
Journal 27, 1964 S. 1—20).

K r e c k, Walter: Die Dogmatik zwischen Exegese und Verkündigung
(DtPfrBl 64, 1964 S. 522—527).

Lachenmann, Hans: Zwischen Theologie und Gemeindefrömmigkeit
(LM 3. 1964 S. 565—573).

Latourelle, Rene: La Saintete signe de la Revelation (Gregori-
anum 46, 1965 S. 36—65).

Lorenzmeier, Th.: Glauben und Verstehen in der Theologie Herbert
Brauns (MPTh 54, 1964 S. 19—32).

Marsch, Wolf-Dieter: Cooperator Machinae und Cooperator Dei.
Über die theologische Bedeutung der Automation (KidZ 20, 1965
S. 112—120).

Mildenberge r, Friedrich: Sola Scriptura — Tota Scriptura (Diem-
Festschrift „Auf dem Wege zu schriftgemäßer Verkündigung". München
: Christian Kaiser Verlag 1965 S. 7—22).

M o 11 m a n n, Jürgen: „Neue Grenzen" der Christenheit in der industriellen
Gesellschaft (KidZ 20, 1965 S. 99—105).

Müller, Gotthold: Der Mythos vom religionslosen Menschen (LM 3,

1964 S. 573—576).

— Neubau der Apologetik (DtPfrBl 64, 1964 S. 501—503).

N o 11 e r, Gerhard: Trinitarische Eschatologie (Diem-Festschrift „Auf

dem Wege zu schriftgemäßer Verkündigung". München: Christian

Kaiser Verlag 1965 S. 77—99).
Örsy, Ladislaus: The Constitutional of the Church (Gregorianum 46,

1965 S. 89—95).

Roth, Anselm: Priester — Diakon. Versuch einer theologischen Deutung
des Diakonates und seines Verhältnisses zu Episkopat und Pres-
byterat (MThZ 15, 1964 S. 295—312).

S a f f o r d, Dccius Wade: Teilhard de Chardin: A Vision of the Past
and of the Future (Anglican Theological Review 46, 1964 S. 286
—297).

Sherman, Franklin: God as Creative Artist (dialog 3, 1964 S. 283
—287).

Sittler, Joseph: Nature and Grace: Reflections on an old Rubric
(dialog 3, 1964 S. 252—256).

S c h m i d, Friedrich: Erwägungen zur kritischen Funktion des trinita-
rischcn Bekenntnisses für die Grundlegung einer theologischen Hermeneutik
(Diem-Festschrift „Auf dem Wege zu schriftgemäßer Verkündigung
". München: Christian Kaiser Verlag 1965 S. 57— 76).

Steiger, Lothar: Die Wirklichkeit Gottes in unserer Verkündigung
(Diem-Festschrift „Auf dem Wege zu schriftgemäßer Verkündigung".
München: Christian Kaiser Verlag 1965 S. 143—177).

Thomas, Owen C.: Barth on Non-Christian Knowledge of God
(Anglican Theological Review 46, 1964 S. 261—285).

Torrance, T. F.: Komm, Schöpfer Geist! Zur Erneuerung von
Gottesdienst und Zeugnis (ThZ 21, 1965 S. 116—136).

Wirsching, Johannes: Von der Kirchlichkeit der Theologie (Diem-
Festschrift „Auf dem Wege zu schriftgemäßer Verkündigung". München
: Christian Kaiser Verlag 1965 S. 100—142).

PSYCHOLOGIE UND REUGIONSPSYCHOLOGIE

Mitschcrlich. Alexander: Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft
. Ideen zur Sozialpsychologie. München: Piper & Co. 1963.
499 S. kl. 8° = Sammlung Piper, Probleme und Ergebnisse der modernen
Wissenschaft. Kart. DM 10.80; Lw. DM 14.80.

Mitscherlich gehört mit Szczesny, Horkheimer, Bense,
Adorno, Schlechta, Topitsch, Bloch, Habermas, Marcuse (Ludwig),
Bröcker zu den Anwälten und Fürsprechern des Geistes, den man
zusammenfassend als die neue Aufklärung gekennzeichnet hat.
Trotz mancher großer ideologischer Unterschiede gehören die
Genannten im letzten zusammen (der Kundige weiß gewiß noch
mehr Namen zu nennen; ich erinnere allein an die Mitarbeiter
des von Szczesny herausgegebenen „Jahrbuchs für kritische Aufklärung
": „Club Voltaire"). Auf jeden Fall verbindet sie alle
eine antichristliche Grundtendenz. Mitscherlichs Untersuchungen
sind denn auch von einem jener Männer (Jürgen Habermas) im
„Merkur" (Nr. 189, 1963) reservelos gerühmt worden: „Wenn
doch nur die diagnostische Schärfe dieser Einsichten durch massive
Verbreitung und kritische Aneignung eine therapeutische Wirksamkeit
erlangen könnte; wenn sie doch die Schranken wenigstens
porös machen könnte, die dem Geist der Epoche den Zutritt
zu sich selbst versperren!"

Mitscherlich hatte bis 1964 den Lehrstuhl für Psychosomatische
Medizin in Heidelberg inne und leitete die dortige — einzige
! — Psychosomatische Universitätsklinik. Daneben, so belehrt
uns eine dem Buch beigefügte biographische Skizze, ist er Direktor
des Instituts und Ausbildungszentrums für Psychoanalyse
und Psychosomatische Medizin in Frankfurt und Vorsitzender
der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapie und Tiefenpsychologie
. Schließlich gehört er mit Szczesny zu den leitenden Männern
der „Humanistischen Union".

Der Titel seines Buchs erinnert an „Welt ohne Väter" von
Müller-Schwefe, ist aber doch grundverschieden von ihm. Das
eine bringt Gedanken eines Christen zur Krise der Autorität,
während Mitscherlichs Arbeit mit Habermas nüchtern und — anscheinend
— ideologiefern als eine psychoanalytische Konstruktion
des Fortschritts bezeichnet werden kann. (Auch auf A.
Köberles Untersuchung „Vatergott, Väterlichkeit und Vaterkomplex
im christlichen Glauben" sei hingewiesen.)

Wie streng wir immer zu der entschlossen atheistischen
Grundhaltung und der darin implizierten Verachtung alles
Christlichen als einer vorkritisch magischen Art der Weltorientierung
, als eines Regressiven, rückständig Paternitäten, als einer
Religion für paternistische Gesellschaften Nein sagen müssen,
so sehr bewundern wir doch die tiefe Sach- besser: Menschenkenntnis
des Freudschülers und machen uns seine Resultate in
bestimmten Grenzen zu eigen: sie stellen auch für den Christen,
zumal für den praktischen Theologen unentbehrliche Informationen
dar. Er lernt hier Abschied nehmen von obsolet gewordenen
Vorstellungen (etwa von der noch immer beliebten Fiktion
des sogenannten modernen Menschen, der angeblich verzweifelt,
verängstet ist, metaphysisch verdurstet und nach lebendigem
Wasser schreit). Er beginnt hier überhaupt die desillusionierende
Entdeckung zu machen, daß die heutige Welt der tradierten Bekanntheit
immer mehr entschlüpft. Ihm wird z. B. langsam klar,
welche gesellschaftlich relevante Macht Triebwünsche, Instinkte,
regressive Idealisierungen darstellen und wie sehr der einzelne
Mensch heut genötigt ist, pauschale Affekteinstellungen zu übernehmen
. Diese Übernahme, kombiniert mit Arbeitsteilung, hält
M. für die denkbar gefährlichste gesellschaftliche Konstellation;
es sei gradezu die Situation, in der wir leben.

Doch die soeben bloß angedeuteten Einsichten machen nur
einen ganz kleinen Bereich der Erkenntnisse, besser: der Hell-
und Tiefsichten aus, die der Verfasser, bescheiden genug, Erfahrungen
aus dem Umgang mit Kranken nennt, — Kranken,
die unter den verschiedensten neurotischen Symptombildungen
litten. Diese Grenzfälle sind erkenntniserhellend für den Normalfall
. Dessen Alltäglichkeit erscheint grade in neurotischen Symp-