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Ausgabe:

1965

Spalte:

536

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Sakrale Baukunst 1965

Rezensent:

Gerstenberg, Kurt

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 7

536

Kapitel über die Juden im Ökumenismus-Schema6. Es wäre mehr
als bedauerlich, wenn die Linierten, die in der Vergangenheit so
viel Standhaftigkeit gegenüber dem Islam an den Tag gelegt
haben, in diesem Punkt aus praktischen Erwägungen heraus der
totalitären Ideologie des modernen islamischen Staates nachgeben
würden, — und dies gerade zu einer Zeit, da sich ihre westlichen
Brüder anschicken, diesen unseligen Aspekt christlicher Theologie
- und Kirchengeschichte geistig zu überwinden.

Die Bedeutung des Buches liegt zweifellos im Existenziellen,
in der beredten Schilderung der Nöte und Sorgen der unierten
Kirchen. Es wäre daher unangebracht, formelle Unzulänglichkeiten
über Gebühr kritisieren zu wollen. Doch hätte man bei der
Übersetzung aus dem Französischen die Transkription arabischer
Wörter verbessern bzw. der im Deutschen üblichen Umschrift
anpassen können; so S. 27: gizya statt djizya (Kopfsteuer) und
{laräg statt kharadj (Grundsteuer); S. 147 und 158: rüm statt
roum (Byzantiner); S. 147: malik statt malek (König). S. 179
erscheint der wohlbekannte Wilhelm von Tyrus als „Guillaumc
de Tyr". Aus der berühmten syrischen Theologenschule von
Edessa wurde S. 15 eine solche von „Odessa".

Saarbrücken Ernst H a m m e r s ch m i d t

6) Vgl. Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim
15 (1964) 11 f.

B e a, Augustinus: Mariologie, marianische Frömmigkeit und ökumenischer
Geist (StZ Bd. 174 89, 1963/64 S. 321-330).

Cullmann, Oscar: Die „offenen Türen" des Konzils (Materialdienst
des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim 15, 1964 S. 101—103).

Dietzfelbinger, Wolfgang: Der Abschluß der dritten Session
des Vatikanischen Konzils (LM 3, 1964 S. 576—584).

H e y e r, Friedrich: Die „nonchalcedonensischen Kirchen" im ökumenischen
Zeitalter (LM 4, 1965 S. 125—127).

H e y 1, Cornelius Frh. v.: Bemerkungen und Gesichtspunkte zur Frage
des päpstlichen Amtes (Una Sancta 19, 1964 S. 248—262).

Johannes XXIII. im Zeugnis seines Nachfolgers Paul VI. Mit einer
Einführung v. D. A. Seeber. Übers, v. T. Kripp. Freiburg-Basel-Wien:
Herder [1965]. 128 S., 8 Taf. kl. 8° = Herder-Bücherei, 217.

Lohfink, Norbert: Die Evangelien und die Geschichte. Zur Instruktion
der Päpstlichen Bibelkommission vom 21. April 1964 (StZ Bd.
174 89, 1963/64 S. 365—374).

Kittel, Helmut: Katholische Schulpolitik in der Gegenwart. Grundlagen
und Haupttendenzen (Materialdienst des Konfessionskundlichen
Instituts Bensheim 15, 1964 S. 81—87).

Klaus, Bernhard: Die Liturgie-Konstitution des II. Vatikanischen
Konzils (Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim
15, 1964 S. 21—28).

Kleiner, Rafael: Das Prinzip der Subsidiarität in Regel und Leben
der Benediktiner (Erbe und Auftrag 41, 1965 S. 29—35).

L i 11 i c h, Henry: Gewerkschaften in Theorie und Praxis der Katholischen
Sozialbewegung (Materialdienst des Konfessionskundlichen
Instituts Bensheim 15, 1964 S. 41—47).

M a r o n, Gottfried: „Credo in Ecclesiam"? Erwägungen zu den Arbeiten
des Zweiten Vatikanischen Konzils (Materialdienst des Konfessionskundlichen
Instituts Bensheim 15, 1964 S. 1—8).

— Papst und Konzil. Nach der dritten Session des II. Vatikanischen
Konzils (Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bens-
heim 16, 1965 S. 1—18).

May, Georg: Standesamtliche Eheschließung und kirchliche Trauung
in protestantischer Sicht (MThZ 15, 1964 S. 259—277).

Nitzschke, Kurt: Das Mischehenproblem auf dem Konzil und anderswo
(Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim
15, 1964 S. 48—52).

S c h 1 i n k, Edmund: Die Diskussion des Schemas „De Ecclesia" in
evangelischer Sicht (Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts
Bensheim 14, 1963 S. 101—105).

Spuler, Bertold: Die orthodoxen Kirchen XLVIII/IL (IKZ 54, 1964
S. 1—27 und S. 129—151).

S u c k e r, Wolfgang: Der römische Katholizismus der Gegenwart als
Spannungsfeld und die evangelische Aufgabe (DtPfrBl 64, 1964
S. 561—568).

Wulf, Hans: Um die Religionsfreiheit. Zur Diskussion des Konzils
(StZ Bd. 175 90, 1964/65 S. 211—220).

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Möbius, Friedrich und Helga: Sakrale Baukunst. Mittelalterliche
Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin: Union
Verlag 1963. 241 S. m. zahlr. Abb. i. Text u. auf Taf. (z. T. färb.)
4°. Lw. MDN 39.-.

Wer sich zunächst mit den auf 123 Seiten wiedergegebenen
Ansichten der Kirchen in örtlicher Umgebung, in Räumen und
Außenansichten vertraut macht, wird ein vielschichtiges, ungewöhnlich
reiches Bild deutscher Baukunst des Mittelalters gewinnen
. Die Entwicklung der Architektur im Harzgebiet, an der
Ostseeküste und in Obersachsen wird aus kenntnisreicher Wahl
vorgeführt. „Die eigentlichen Meisterwerke, die Bauten, an die
sich der Ruhm dieser Baukunst vor allem knüpft, stehen für das
frühe Mittelalter im Harzgebiet und für das späte Mittelalter ebenso
repräsentativ in Obersachsen. Die geschichtlichen Umstände
haben aber auch bewirkt, daß die gewaltigsten Nachfolgebauten
der Lübecker Marienkirche, die schönsten Kirchen der deutschen
Hansegotik östlich von Wismar und Schwerin entstanden." Aus
dieser Beschränkung auf die DDR ergibt sich das Fehlen wichtiger
Bauten, die für die stilistische Entwicklungslinie von Bedeutung
sind. So kann hier nur Görlitz mit der Peterskirche als der
östlichste Ort genannt werden.

Die Schwarz-Weiß-Aufnahmcn sind durchweg vorzüglich gelungen
, weil sie der jeweiligen stilistischen Situation nach Lage,
Raum oder Einzelheit Rechnung tragen. Die Wipertikrypta in
Quedlinburg, das Säulenbündel in Freyburg an der Unstrut, das
romanische Prachtportal in Treffurt und die malerisch schönen
Aufnahmen von Zwickau sind einige Musterbeispiele dafür. Dagegen
bleiben die farbigen Aufnahmen leider unbefriedigend.
Überall ist mit Farbe unglücklich retuschiert, wobei besonders
das fatale Grün den Eindruck schädigt. Schlimm ist auch das Gelbrot
, das die tatsächliche Erscheinung des Sandsteins in der Unterkirche
von Quedlinburg ebenso wie die satte Schönheit des
Backsteins in Jericho verfälscht.

Der kurze Text und die gründlichen Anmerkungen sind von
gediegener Wissenschaft getragen. Vortrefflich gleich der Anfang
mit Gerorode und der Hinweis auf die byzantinischen Anregungen
. Die Vorstellung von Art und Bedeutung der sächsischen
Krypten haben die beiden Verfasser aus Ergebnissen der Ausgrabungen
jüngster Zeit bereichert. Für die romanische Baukunst
wird auf die Zusammenhänge mit der westeuropäischen, der
burgundischen Baukunst der Cluniazenser hingewiesen, wobei die
Unterschiede in der Bedeutung der Westemporen und Hallenkrypten
erläutert werden. Eine Begründung der neuen Auffassung
von der Funktion des Westwerks kündigt der Verfasser für
die Zukunft an.

In den Ausführungen über die Gotik bleiben die Verfasser
im Bereich allgemeiner Kenntnisse. Sie vermeiden es, mit der
wissenschaftlichen Literatur des letzten Jahrzehnts außerhalb
ihres Gebietes in Verbindung zu treten. In der „Baukunst der Gotik
in Europa" habe ich 1958 das Wesen der Gotik anders gedeutet
. Mit Recht feiern die Verfasser Annaberg als großartigste
Entwicklung der Hallenkirchen in Obersachsen. Dies geschah zuerst
1913 in meiner Deutschen Sondergotik, einem Werk, das
nach Name und Begriff in die Kunstgeschichten Dehios und Pin-
ders aufgenommen wurde, den Verfassern aber anscheinend unbekannt
geblieben ist.

Der Union Verlag in Berlin hat das wertvolle Werk drucktechnisch
mustergültig herausgebracht und auch den Einband
wirkungsvoll gestaltet. Für die Baukunst im östlichen Deutschland
ist damit eine gute und übersichtliche Darstellung gewonnen,
der man weite Verbreitung wünschen kanrt.

Würzbnrg Kurt Gerstenberg

L a a g, Heinrich: Altchristliche Gemeindezentren (Kunst und Kirche 27,
1964 S. 175—179).

Müller, Alfred Dedo: Der Raum und die Wirklichkeit Gottes. Die
konkreten theologischen Inhalte und die raumhaften Darstellungsmittel
(ZdZ 19, 1965 S. 93—99).