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Ausgabe:

1965

Spalte:

449

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Ellemunter, Anton

Titel/Untertitel:

Antonio Eugenio Visconti und die Anfänge des Josephinismus 1965

Rezensent:

Kupisch, Karl

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449

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 6

450

den zugänglichen wissenschaftlichen Ausgaben der Pia desideria
nun auch den von Podczeck besorgten Text, somit zwei Quellenschriften
, an denen die Bedeutung wie die Variationsbreite des
Barockpietismus herausgearbeitet werden kann.

München Erich Bey reuther

Ellemunter, Anton, O. Cap.: Antonio Eugenio Visconti und die
Anfänge des Josephinismus. Eine Untersuchung über das theresiani-
sche Staatskirchcntum unter besonderer Berücksichtigung der Nuntia-
turberichte 1767—1774. Graz —Köln: Böhlau 1963. XIV, 210 S.
gr. 8° = Publikationen d. Abteilung f. hist. Studien d. Österreichischen
Kulturinstitutes in Rom, hrsg. v. L. Santifaller, I.Abt.: Abhandlungen
, 3. DM 24.—.

Seit Rankes bahnbrechenden Arbeiten gehören Gesandtschafts
- und Nuntiaturberichte zu den besonders fruchtbaren
Quellenschätzen der historischen Forschung. Das vorliegende
Buch erweist das aufs neue. Obwohl wir über den Josephinismus
durch eine Reihe guter Untersuchungen und Quelleneditionen
(Ferdinand Maaß, Fritz Valjavec, Eduard Winter u. a.) bestens
orientiert sind, ist es dem Verf., den Ferdinand Maaß zu seiner
Arbeit angeregt hat, doch gelungen, durch eine Interpretation
der Berichte des Wiener Nuntius Visconti, die bisherigen Forschungsergebnisse
zumindest zu bestätigen und den schmalen
diplomatischen Verbindungsweg zwischen Wien und Rom zu
erhellen. Antonio Eugenio Visconti, aus dem alten Mailänder
Adelsgeschlecht, das in Politik und Kirche schon seit dem hohen
Mittelalter zu geschichtlicher Bedeutung aufgestiegen war, hatte,
Bevor er nach Wien kam, schon in Warschau den Posten eines
päpstlichen Nuntius gehabt und hier seine diplomatische Befähigung
erwiesen. In einem einleitenden Kapitel wird seine
Lebensbeschreibung gegeben. Es ist die Welt des ancien regime,
des aufgeklärten Absolutismus, der auch in der habsburgischen
Monarchie Fuß faßt, in die der päpstliche Diplomat für sieben
Jahre eintaucht, um dann als Kardinal nach Rom zurückzukehren,
wo er in verschiedenen Kardinalskongregationen tätig war,
praktisch aber aus der Öffentlichkeit verschwand. An drei Beispielen
wird die schon unter Maria Theresia einsetzende Kirchenreform
vorgeführt: dem Streit um die Bücherzensur, um das
Profeßalter und am Klostersturm in der Lombardei. Dabei geht
es dem Verf. weniger um die Darstellung der Vorgänge an sich,
als vielmehr um ihre Widerspiegelung auf der Ebene des Amtsbereichs
des Wiener Nuntius. In das volle Licht tritt das alles
jedoch erst in den Kapiteln, die der Charakteristik der Kaiserin
und Viscontis gewidmet sind. Maria Theresia will grundsätzlich
die Reformen, aber sie wünscht ein maßvolles Vorgehen, ist
aber zu schwach, den drängenden Kräften um ihren Sohn
Joseph II. erfolgreich zu widerstehen. Aber auch der Nuntius
muß das Recht zu notwendigen Reformen anerkennen, es aber
mehr in seinem Inneren verbergen, und in seinen Stellungnahmen
vorsichtig bremsend zwischen der österreichischen Staatskanzlei
und dem Hlg. Stuhl zu vermitteln suchen. Wie der Verf. dieses
nicht leichte Spiel entwickelt, das ist auch darstellerisch eine
Meisterleistung. Der Quellenanhang ist gleichsam die dem Leser
gebotene Kontrolle der Ausführungen.

Berlin KarlKupiscb

Cörnandt, Werner: Grundtvig als Kirchenliederdichter in lutherischer
und ökumenischer Sicht. Kopenhagen: Tysk Bogimport A/S
1963. 60 S. 8°. Dan. Kr. 5.—.

Der Verfasser, der seit 1934 als Hauptpastor in Kopenhagen
amtete, hat in seinem Ruhestand in Helsingör anläßlich seines
70. Geburtstages diese Studie seinen ehemaligen Gemeindemitgliedern
und Freunden in Magdeburg, Berlin, Potsdam und
Kopenhagen gewidmet. Seit 30 Jahren mit dem dänischen Kirchen-
und Volksleben vertraut, besitzt er hervorragende Kenntnis,
über Grundtvig (178 3—1872) auszusagen, der im „Allsang" —
einem Fichte nicht unähnlich — zur tragenden Gestalt in der
Schicksalsstunde seines Volkes 1940 geworden und seitdem unterwegs
ist, Kierkegard in Dänemark zu überholen. Görnandt,
Mitbegründer der „Luther-Gesellschaft", war es stets Anliegen,
das Ersungensein der Reformation zu unterstreichen. Wie er bereits
1926 zur damals anstehenden Gesangbuchreform sein

„Frömmigkeitsideal unserer Gesangbuchlieder" veröffentlicht hat,
so geht er auch hier von Grundtvigs Kirchenliedern aus.
Ungefähr 1500 an der Zahl gegenüber den 37 Luthers und den
120 Paul Gerhardts! Als Initiator der Volkshochschulbewegung
ist Grundtvigs Name weit über die Grenzen gegangen, aber —
und diese Klage ist Görnandts werbendes Anliegen — keines
seiner Lieder hat, abgesehen von einer partiellen Ausnahme, in
nichtdänischen Gesangbüchern, wohl aber im katholischen
Gesangbuch Dänemarks Eingang gefunden. Der dänische Kirchenmann
, dem in Kopenhagen die Bergkirche mit der Fassade eines
Orgelprospektes errichtet ist, wird als bewußter Lutheraner vorgestellt
, der aber seit 1825 in die vorbibelkanonische Zeit der
„40 Tage" zurückgeht und dort die Fundamente der Kirche
findet. Mit der Apostolizität des Apostolikums, mit Taufe und
Abendmahl gelangt er zur „einzigen, wahren, historisch-christlichen
katholischen Kirche auf Erden, in welcher Polykarp und
Irenäus, Augusrin und Benedikt, Ansgar und Luther" Raum
haben (S. 16). Damit ist Grundtvig über die lutherische hinaus
in die ökumenische Sicht gestellt und zugleich in gegenwärtiger
ökumenisch-konziliarer Zeit als Stimme aus dem Norden lebendig
gemacht. Auch gegenüber einiger lautgewordener Kritik an
Grundtvig und der Grundtvig-Renaissance ist der Verfasser
dessen guter Anwalt. Im zweiten Teil der Studie bietet Görnandt
eine Übersetzung von 15 repräsentativen Kirchenliedern; bei der
Eigenwilligkeit der Sprache und der schnell wechselnden Bilder
Grundtvigs keine leichte Aufgabe, an der dem Verfasser aber
gelegen war, gleichsam als Empfehlung an die Ökumene.

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