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Ausgabe:

1965

Spalte:

438-440

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Sylloge inscriptionum Christianarum veterum Musei Vaticani 1965

Rezensent:

Leipoldt, Johannes

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 6 438

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der heilsgeschichtlich orientierte Dialog mit Israel, die gerade
bei Matthäus deutlich gemachte Heilswirklichkeit von
Tod und Auferstehung Jesu und ihre Bedeutung für die betont
universalistisch gesehene Kirche, das wechselseitige Verhältnis
von Toragehorsam und Gerichtsdrohung, Christologie und
Ekklesiologie im Lichte dieser Heilswirklichkeit u. a.°. Es 6eien
jedoch zum Schluß nur zwei Fragen gestellt, die den weiteren
Horizont anzeigen sollen, vor dem die Konzeption von H. gesehen
werden müßte: Würde man, von der Gesamtbotschaft des
Neuen Testamentes her geurteilt, diese Theologie eines Evangeliums
noch als eigentlich christlich bezeichnen? Und ferner: Wäre
das erste Evangelium, seine Botschaft und „Theologie" in der
Interpretation von H. von der Alten Kirche als ihrem Glauben
konform, ja als für ihren Glauben konstitutiv erkannt und auch
in den Kanon des Neuen Testamentes aufgenommen worden?

Leipzig Wolfgang Trilling

*) Die gesamte Konzeption ist bereits in nuce in dem programmatischen
Artikel von G. Bornkamm, Enderwartung und Kirche im
Matthäusevangelium, in: Überlieferung und Auslegung im Matthäusevangelium
, Neukirchen2 1962, S. 13—47 enthalten. Vgl. dazu jetzt:
Das wahre Israel, München3 1964, S. 15—20, wo zu den in Anm. 1
genannten Arbeiten Stellung genommen wird.

Bailey, Robert E.: Is „Sleep" the proper Biblical Term for the

Intermediate State? (ZNW 5 5, 1964 S. 161—167).
Bartsch, Hans-Werner: Die Argumentation des Paulus in I. Cor.

15,3—11 (ZNW 55, 1964 S. 261-274).
Bauer, Johannes B.: Drei Cruces (BZ 9, 1965 S. 84—91).
Bertetto, Domenico: La natura del sacerdozio secondo Hebr. 5,

1—4 e le suerealizzazioni nel Nuovo Testamento (Salesianum 26,

1964 S. 395—440).
Billerbeck, Paul: Ein Synagogengottesdienst in Jesu Tagen (ZNW

55, 1964 S. 143—161).
Dune an, J. und M. Derrett: Herod's Oath and the Baptist's

Head (BZ 9, 1965 S. 49—59)..
Fred, Edwin D.: Variations in the Language and Thought of John

(ZNW 55, 1964 S. 167—197).
Hartmann, Gert: Die Vorlage der Osterberichte in Joh. 20 (ZNW

55, 1964 S. 197—220).
K o c s i s, Elemer: Jezus es a messiänizmus (Jesus und der Messianis-

mus). 4. Studienheft d. Religionsgeschichtlichen Seminars der Ref.

Thcol. Akademie Debrecen, als Manuskript gedruckt, Debrecen

1963. V, 263 S.

Kühr, Friedrich: Rm 2, 14 f. und die Verheißung bei Jeremia 31,
31 ff. (ZNW 55, 1964 S. 243—261).

L a n g e v i n, Paul-Emile: Le Bapteme dans la Mort-Resurrection.
Exegese de Rm 6, 1—5 (Sciences ecclesiastiques 17, 1965 S. 29—65).

Langkammer, Hugolinus: Zur Herkunft des Logostitels im Johannesprolog
(BZ 9, 1965 S. 91—94).

Lebram, Jürgen-Christian: Der Aufbau der Areopagrede (ZNW 55,
1964 S.. 221—243).

M u n d 1 e, Wilhelm: Jesus Christus, die Mitte des neutestamentlichen
Zeugnisses von der Offenbarung (Lutherischer Rundblick 12, 1964
S. 114—124).

M u ß n e r, Franz: „Schichten" in der paulinischen Theologie dargetan
an l.Kor. 15 (BZ 9, 1965 S. 59—70).

Stier, Fridolin: Die Heilsbotschaft nach Markus übers. München:
Kösel-Verlag, u. Düsseldorf: Patmos-Verlag [1965]. 52 S. 8°. Kart.
DM 3.80.

T h ü s i n g, Wilhelm: „Laßt uns hinzutreten..." (Hebr. 10,22). Zur
Frage nach dem Sinn der Kulttheologie im Hebräerbrief (BZ 9, 1965
S. 1-17).

Tibbe, Johann: Geist und Leben. Eine Auslegung von Römer 8.
Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag d. Erziehungsvereins [1965].
50 S. 8° = Biblische Studien. Eine Schriftenreihe, hrsg. v. O. Weber,
H. Gollwitzer u. H.-J. Kraus, 44. Kart. DM 3.95.

Treu, Kurt: Ein neues neutestamentliches Unzialfragment aus Damaskus
(= 0253) (ZNW 55, 1964 S. 274—277).

V ö g 11 e, Anton: Die Genealogie Mt 1,2—16 und die matthäische
Kindheitsgeschichte (BZ 9, 1965 S. 32—49).

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Zilliacus, Henrico: Sylloge Inscriptionum Christianarum Vcterum
Musei Vaticani. Ediderunt commentariisque instruxerunt Sodales
Instituti Romani Finlandiae. 1: Textus. 2: Commentarii. Helsinki
1963. XX, 316 S. m. 330 Abb. u. XI, 249 S. 4° = Acta Instituti
Romani Finlandiae, Vol. I, 1 u. 2. Kart. fmk. 50.—.

K a j a n t o, Iiro: Onomastic Studies in the Early Christian Inscriptions
of Rome and Carthage. Helsinki 1963. X, 141 S. 4° = Acta Instituti
Romani Finlandiae, Vol. II, 1. Kart. fmk. 12.—.

Nordberg, Henric: Biometrical Notes. The Information on Ancient
Christian Inscriptions from Rome concerning the Duration of Life
and the Dates of Birth and Death. Helsinki 1963. 76 S. 4° = Acta
Instituti Romani Finlandiae, Vol. II, 2. Kart. fmk. 6.—.

Kajanto, Iiro: A Study of the Greek Epitaphs of Rome. Helsinki
1963. VI, 47 S. 4° = Acta Instituti Romani Finlandiae, Vol. II, 3.
Kart. fmk. 4.—.

Finnland hat ein Institut in Rom, das mit einer Reihe vorzüglicher
Bände herauskommt.

Band 1,1, auf dessen Titel als führender Mitarbeiter
H. Zilliacus erscheint, bringt zunächst eine Inschriftensammlung.
Der Forscher, der heute altchristliche Inschriften lateinischer
Sprache verwertet, ergreift zuerst die schöne, ebenso handliche
wie reichhaltige Ausgabe von Ernst Diehl: Inscriptiones Latinae
Christianae veteres l/2, 1925/7; er findet dort auch viele jüdische
Inschriften und hat einen umfangreichen Registerband zur
Verfügung (3, 1931). Die neue finnische Ausgabe bringt aus diesem
Bereich eine kleine Auswahl, 330 Inschriften, ausgewählt aus
dem Bestand der Galleria lapidaria des Vatikans. Dabei wurden
die Texte bevorzugt, die noch nicht in den Inscriptiones Christianae
Urbis Romae erschienen. Es werden alle Mittel benutzt, um
dem Leser eine möglichst klare Vorstellung von dem Befund zu
vermitteln. Dem Entgegenkommen der päpstlichen Behörden ist
zu danken, daß jeder Inschrift ein Lichtbild beigegeben ist.
Außerdem wird der Text zweimal in Buchstaben gebracht, erfreulicherweise
mit Benutzung des sog. Leidener Systems, das für
Inschriften (und Papyri) besonders geeignet ist. Kurze Bemerkungen
zum Wortlaut sind beigefügt. Die Ausgabe scheint mir
besonders geeignet, Studenten und junge Forscher in die Inschriftenkunde
einzuführen.

Ich betone das auch deshalb, weil ein zweiter Band (1,2)
unter dem Titel commentarii Erläuterungen bringt, die dem Neuling
das Verständnis erleichtern und ihm zeigen, was alles man
aus den Inschriften herausholen kann. Es wird dabei nicht eine
fortlaufende Auslegung geboten. Es handelt sich ja um kurze
Texte aus der Hand einfacher Leute, und in der Form der Gestaltung
gibt es keine große Abwechslung; die Inschriften stellen
uns wohl nirgends eine Person vor, die wir bereits anderwärts
kennen lernten. Erfreulicherweise werden unter diesen Umständen
vielfach andere Inschriften-Bestände herangezogen, um das Bild
abzurunden und es der Allgemeingültigkeit anzunähern. So entsteht
eine Darstellung, die gerade in der Gegenwart erwünscht
ist: wir lernen das Volk kennen. H. Zilliacus und R. Westman
behandeln das Latein (und die griechisch geschriebenen Texte)
der Inschriften. I. Kajanto bringt Ordnung in die reiche Welt
der Personennamen, nicht ohne wertvolle statistische Angaben,
die die Entwicklung anschaulich machen. P. Bruun behandelt
unter der Überschrift Symboles, Signes et Monogrammes religiöse
Einzelzeugnisse besonderer Art (agnus, ancora, calix usw.);
seine gute Kenntnis der Quellen hindert ihn, die Christlichkeit
dieser Aussagen einseitig zu betonen; er macht die Beziehungen
zu Judentum und Heidentum an vielen Stellen deutlich. Der
Druckerei ist es zu danken, daß sie viele abkürzende Ligaturen
getreu nachbildet. J. Suolachti, P. Bruun, H. Nordberg widmen
sich der Frage der positioro sociale. H. Nordberg stellt auf Grund
der Altersangaben der Grabsteine Berechnungen des mittleren
Lebensalters an: er gewinnt die Zahlen 24, 1 Jahre für Christen,
22, 1 für Christinnen; die Zahlen liegen ein wenig höher als für
heidnische Männer und Frauen; alle Zahlen beziehen sich auf die
Stadt Rom. Mit Recht wird darauf verwiesen, daß oft das Bestehen
einer Ehe erwähnt wird; weniger oft wird ein Verschiedener
als unverehelicht (virgo, parthenos) bezeichnet. H. Nordberg
geht weiter heidnischen Einflüssen in den christlichen tituli nach