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1965

Kategorie:

Altes Testament

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429

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 6

430

beheimatet sind und daß die Sprüche Agurs engere Beziehungen
zur kanaanäischen Umwelt aufweisen als zur ägyptischen Weisheitsliteratur
. Am Schluß finden sich zwei Anhänge über die
Entdeckung der Stadt Ugarit und die Entzifferung der ugariti-
schen Keilschrift, Stellenverzeichnisse der biblischen und ugari-
tischen Texte sowie ein ausführliches Literaturverzeichnis und
ein Verzeichnis der Abkürzungen.

Mit der vorliegenden Arbeit hat der Verf. erfreulicherweise
eine Lücke ausgefüllt, fehlten doch bisher Untersuchungen
über die Verwendung der Zahlen im Alten Testament fast
völlig. Er hat für ein Teilgebiet wiederum gezeigt, wie stark
Israel mit seiner Umwelt, insbesondere Nordkanaan, verflochten
war. Um jedoch hinsichtlich der alttestamentlichen Zahlensprüche
ein endgültiges Urteil fällen zu können, muß man die angekündigte
Veröffentlichung der ugaritischen Weisheitstexte (vgl.
S. 13, Anm. 24) abwarten. Für die Arbeit am Text ist von Bedeutung
, daß die Kenntnis der Verwendung der Zahlen als Stilmittel
in manchen Fällen eine Rekonstruktion von nicht intakten
Texten erlaubt (vgl. Text 51 : II : 4-7, S. 37 ff.; Hi 13,20-22,
S. 8 8 f.; Prov 30, 7—9, S. 101). Es ist freilich hervorzuheben, daß
der Verf. nicht beim Formalen stehen bleibt, sondern zu erfassen
sucht, was durch die Verwendung der verschiedenen Zahlen zum
Ausdruck gebracht werden soll.

In Anm. 25 auf S. 13 ist am Ende Text ausgefallen.

Die anregende Untersuchung, für die dem Verf. Dank gebührt
, ist für Theologie und Religionswissenschaft gleich wertvoll.

Jena EvaOfiwald

Rendtorff, Rolf: Die Gesetze in der Priesterschrift. 2., durchgesehene
Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1963. V, 80 S.
gr. 8° = Forschungen z. Religion u. Literatur d. Alten u. Neuen
Testaments, hrsg. v. R. Bultmann, N. F. 44. H. Kart. DM 8.—.

Der Verfasser, jetzt Professor in Heidelberg, legt in 2. Auflage
seine aus einer Dissertation erwachsene, zuerst 1953 erschienene
Studie — von der Beseitigung kleiner Versehen und
der Berücksichtigung von Neuauflagen und Nachdrucken abgesehen
— unverändert vor. Da eine Besprechung der Arbeit in
dieser Zeitschrift erstmalig erfolgt, sei es erlaubt, auf ihren Inhalt
näher einzugehen.

R. geht von der Feststellung aus, daß Begrichs Entdeckung
des priesterlichen Berufswissens nicht die größeren Zusammenhänge
beachtet, in denen diese Priester-Daat primär verwurzelt
ist. Daraus stellt er sich die Aufgabe, durch eine jeweils vom
größeren Textzusammenhang ausgehende formale und sachliche
Analyse der priesterlich-gesetzlichen Texte des Pentateuch zu
einer sachgemäßeren Charakterisierung der Priester-Da'at zu gelangen
. Ausgangspunkt der Untersuchung sind die Texte Lev
1—5; 6-7 und 11-15.

Zunächst (S. 5—23) zeigt Verf., daß Lev 1—5 in seiner
Letztgestalt eine Sammlung von Ritualen geben will, wobei im
Einzelnen hinsichtlich der Gattungsbestimmung differenziert
werden muß. Während cp 1 und 3 (über Olah und Zebach-
Schelamim) die Gattung des „Rituals" am reinsten darstellen,
sind in cp 2 ursprüngliche Mincha-Vorschriften und in cp 4
Chattat-Gesetze verwandt, wobei letztere durch sekundäre Verbindung
mit den Ascham-Gesetzen von cp 5 in den Text gelangten
. Der Form nach handelt es sich bei den Ritualen um
,,knapp formulierte Vorschriften", ,,in denen die einzelnen Akte
der Handlung je in einem stereotypen kurzen Verbalsatz ausgedrückt
sind" (12), und die „den Ablauf der Opferhandlung
genau festhalten" sollen (22). In ihrer jetzigen Form gehören
sie an das Ende einer langen Geschichte von Bestimmungen über
die Opferpraxis. Sie stammen eher aus dem Exil als aus dem
vorexilischen Jerusalemer Tempelkult und waren dort zum
(öffentlichen) Vortrag bestimmt (22 f.).

Demgegenüber stellen die cp Lev 6 und 7 (S. 23—38) unpersönlich
formuliertes priesterliches Berufswissen dar (Da'at).
Dabei läßt das Fehlen eines planenden Willens im Gesamtaufbau
und die wahllose Aneinanderreihung kleinster Aussagen den
Schluß zu, daß die rituellen Fragen immer detaillierter fixiert
werden sollten und daß die hierfür verwandten Rollen je nach

den gerade auftauchenden Fragen und Antworten sukzessive
angefüllt wurden. Aus diesem literarischen Prozeß, einschließlich
der Verbindung der cp 1—5 und 6 f., lassen sich schließlich
auch erste Erkenntnisse über die Fortentwicklung des Kultus
gewinnen.

Auch die cp Lev 11—15 (S. 38—56) bilden eine „Zusammenstellung
einzelner Da'at-Sammlungen", zu denen es auf dem Wege
„allmählicher Sammlung und Ausgestaltung" (5 5) von ursprünglich
kleinsten und heterogenen Einheiten kam. So lagen cp 11
Torasätze, cp 15 kurze konditionale Einzelsätze und cp 13
größere kasuistische Satzgefüge zugrunde, während es sich bei
cp 12 und 14 um Zusätze und sekundäre Nachbildungen aus verschiedenen
Elementen handelt.

Die Untersuchung von Einzelstücken gesetzlicher Art in der
Priesterschrift (S. 56—66) bestätigt die gewonnenen Ergebnisse,
indem sie zugleich für die betreffenden Stücke neue Gesichtspunkte
der Gattungsbestimmung ermöglicht. Es handelt sich um
Ex 12; Lev 16; Num 5; 6 und 19.

Zum Schluß werden einige formelhafte Wendungen herausgearbeitet
und nach ihrer Tradition und Funktion bestimmt:
Einleitungsformeln, Über- und Unterschriften, vor allem deklaratorische
Formeln, die eine priesterliche „Diagnose" mit dem verbindlichen
Entscheid über kultische Reinheit oder Unreinheit
aussprechen, und kipper-Formeln.

Uber den vielseitigen Wert dieser klar durchgeführten formgeschichtlichen
Untersuchung besteht nach wie vor kein Zweifel.
Die Feststellungen von unterschiedlichen Formen und Gattungen
lassen nicht nur begründete literarkritische Schlüsse, sondern
vor allem differenzierte Erkenntnisse über die „Sitze" der Gattungen
im Leben zu. Darüber hinaus ermöglichen sie ein differenzierendes
Weiterfragen nach den Traditionen und der Geschichte
des vorexilischen und exilischen Kultus. So hat denn
Kochs Arbeit über die Priesterschrift Rendtorffs Methode und
deren Ergebnisse ausdrücklich bestätigt.

Gewiß muß die augenblickliche Diskussion Neuhinzugekommenes
berücksichtigen, so vor allem Kodis Arbeiten, Elligers
Analyse zum Sündenopfergesetz (Festschrift Rudolph S. 39 ff.)
und Reventlows Arbeit zum Heiligkeitsgesetz. Auch die von Alt
eingeführte Unterscheidung von kasuistischem und apodiktischem
Recht wird man neuerdings nicht mehr ohne weiteres als Gesprächsbasis
nehmen können. Aber als Neuauflage mit dem Ziel,
die gesicherten Ergebnisse im Gespräch zu halten, ist auch die
unveränderte Form gerechtfertigt. Die Arbeit ist unentbehrlich
für die Bemühungen, von tragfähigen Voraussetzungen aus zu
einem spezielleren und umfassenderen Verständnis der Kultusgeschichte
des Jerusalemer Tempels und der exilischen Zeit wie
auch der Motive und Formen des jeweiligen Tradierens zu gelangen
.

Heidelberg RolfKnierim

Kruse, Heinz: Alma Redemptoris Mater — Eine Auslegung der Immanuel
-Weissagung 1s 7, 14 (TThZ 74, 196 5 S. 15—36).

Lohfink, Norbert: Zur Dekalogfassung von Dt 5 (BZ 9, 1965
S. 17-32).

Richter, Wolfgang: Die nägid-Formel. Ein Beitrag zur Erhellung
des nägid-Problems (BZ 9, 1965 S. 71—84).

NEUES TESTAMENT

Metzger, Bruce M.: Chapters in the History of New Testament
Textual Criticism. Leiden: Brill 1963. XI, 164 S. gr. 8° = New
Testament Tools and Studies, ed. by B. Metzger, 4. Lw. hfl. 20.—.

Der Neutestamentier am Princeton Theological Seminary,
Bruce M. Metzger, ist bekannt als einer der besten Kenner der
Probleme neutestamentlicher Textkritik. Seine umfassend informierenden
und richtungweisenden Aufsätze sind vor allem dadurch
einzigartig, daß M. außer der Mehrzahl der Sprachen der
antiken Übersetzungen des Neuen Testaments (einschließlich
des Kirchenslavischen) auch eine ungewöhnlich große Zahl
moderner Sprachen beherrscht und darum eine Übersicht über die
wissenschaftliche Literatur wie sonst kaum jemand besitzt. Et