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1965

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

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Neuerscheinungen

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395

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 5

396

Anaphora des Hippolyt gestützten Annahme orientalischen Ursprungs
macht Dom Botte auf Grund seiner speziellen Forschungen
geltend, daß es sich dabei einerseits um eine von der
Theologie ihres Verfassers bestimmte persönliche Schöpfung
handelt und daß sie andererseits anderen Typus' ist als orientalische
Epiklesen. Es handelt sich nämlich bei Hippolyt um eine
Anrufung des Heiligen Geistes ohne Bezugnahme auf die Konsekration
, vielmehr im Blick auf die Früchte der Kommunion.
Überhaupt gehört das Problem der Epiklese erst dem Ende des
4. Jahrhunderts an, während wir in der Traditio ihr ältestes und
primitivstes Stadium vor uns haben. Daß sich Hippolyt von gewissen
Einzelheiten orientalischer liturgischer Übung habe beeinflussen
lassen, will der Verf. nicht abstreiten; genauso hat
Hippolyt in manchem seine von der römischen Großkirche abweichende
theologische Stellung zur Geltung gebracht. Zusammenfassend
gilt auch heute noch: diese von einem römischen
Priester für eine römische kirchliche Gruppe in Rom verfaßte
Kirchenordnung ist die älteste uns bekannte Kirchenordnung
und von beträchtlichem Einfluß auf alle uns bekannten Liturgien
gewesea

Es folgt in der Einleitung eine Behandlung der Quellen; sie
werden nach Umfang, Herkunft und Charakter dargestellt. Die
aus einem Palimpsest, einer in Verona befindlichen Handschrift
des 8. Jahrhunderts, gewonnene lateinische Übersetzung vermag
Dom Botte auf die Zeit vor 494 zu datieren, von wo aus er für
das Original dieser Übertragung das letzte Viertel des 4. Jahrhunderts
folgert. Der Verfasser geht dann ein auf den Sinodos
der Kirche von Alexandria, der nur in Übersetzungen erhalten
ist; dieser führt uns nicht zum Urtext, aber zu einem mit der
lateinischen Übersetzung gemeinsamen Ausgangstypus zurück.
In der Besprechung der sahidischen, bohairischen, arabischen und
äthiopischen Übersetzung erscheint die letzte als vollständigster
Zeuge, von dem gewisse Interpolationen gemäß dem äthiopischen
Ritus in Abzug zu bringen sind. Auf den erwähnten Ausgangstypus
für die lateinische Übersetzung und die Übersetzungen
des Sinodos geht auch jene Gestalt der Traditio zurück, die
uns innerhalb der Apostolischen Constitutionen erhalten ist.
Das betr. Buch der Apostolischen Constitutionen (VIII) kehrt
dann noch einmal in der Epitome der Apostolischen Konstitutionen
, die auch im Untertitel Hippolyt nennt, wieder; eine gewisse
Originalität sei den hier erhaltenen Auszügen nicht abzusprechen
; auch hier wird der Bezug auf den oben erwähnten
Ausgangstypus deutlich. Schließlich werden das Testamentum
Domini nostri Jesu Christi, die Canones Hippolyti, wahrscheinlich
gegen Mitte des 4. Jahrhunderts in Ägypten entstanden, in
arabischer Übersetzung vorliegend, und eine weitere nur für die
Vorrede interessierende syrische Quelle in ihren Beziehungen
zur Traditio besprochen.

Weitere Abschnitte der Einleitung behandeln die Struktur der
Traditio und die Textgestaltung. Für Dom Botte sind maßgebend
nicht die vier zuletzt genannten Übersetzungen (die bohairische
ist nur zur Ergänzung des Kapitels über die Taufe in der sahidischen
benutzt), da sie nicht von einander unabhängige Zeugen
repräsentieren, sondern die lateinische und die Urform der sahidischen
Übersetzung, auf die sich die sahidische, die arabische

und die äthiopische zurückführen lassen. Die drei von einander
unabhängigen Bearbeitungen, die Apostolischen Constitutionen,
das Testamentum Domini nostri Jesu Christi und die Canones
Hippolyti, dienen, soweit das gegeben ist, zur Kontrolle bzw.
zur Bewertung von Lesarten der Hauptzeugen. Jeder dieser Textzeugen
wird in einem eigenen Abschnitt auf die mit ihm gegebenen
Möglichkeiten zu textkritischer Benutzung geprüft.

Der Schlußabschnitt geht kurz auf das in der vorliegenden
Edition erzielte Resultat all dieser Bemühungen ein. Mit Recht
hofft der Verfasser mit seinem Werk „eine hinreichend genaue
Vorstellung vom Inhalt der „Traditio apostolica" zu geben.
Wenn er selbst sich dessen bewußt ist, nicht alle Probleme gelöst
zu haben, so glaubt er doch auf all jene hingewiesen zu
haben, die eines weiteren Studiums wert sind.

Der erarbeitete Text bringt links die lateinische Fassung,
rechts die französische Übersetzung; der lateinische Text ist mit
den wichtigsten griechischen Synonymen (in Klammern) durchsetzt
. Unter dem Text stehen links der textkritische Apparat,
rechts erklärende und das wissenschaftliche Gespräch weiterführende
zahlreiche Anmerkungen. Ein ausführlicher französischer
Index, ein Verzeichnis der biblischen Zitate und Anspielungen
und ein solches der griechischen Worte sind wertvolle
Hilfen, das Werk ausschöpfen zu können.

Historiker, Liturgiker und andere, die an der „Traditio
apostolica" interessiert sind, haben künftig in dieser Textrekonstruktion
, die auf die Gesamtheit der Zeugen in ihren
Originalsprachen zurückgeht und die vom Verfasser gewählten
Lesarten, wie seine Übersetzung rechtfertigt, eine für diesen
wichtigen Text langentbehrte zuverlässige Ausgabe. Man kann
den Verfasser zu diesem schönen Ergebnis seiner mühevollen
und entsagungsreichen Arbeit nur beglückwünschen. Es ist zu erwarten
, daß dadurch die weitere Erforschung dieses entscheidend
wichtigen Dokumentes neue Antriebe erhalten wird.

Greifswald William Nagel

Fischer, Balthasar: Das Rituale Romanum (1614—1664). Die Schicksale
eines liturgischen Buches (TThZ 73, 1964 S. 257—271).

Hart, Günter: Daniel Meyer — Orgelmacher zu Göttingen (MuK 34,
1964 S. 285—292).

Herbst, Wolfgang: Der theologische Hintergrund der „neuen Lieder"
(MuK 34/1964 S. 213—222).

Meyer, Hans Bernhard: Erneuerung der Liturgie (StZ Bd. 175,
90. Jg. 1964/65 S. 81—97).

Mittring, Johannes: Der Dreiertakt — Ausdruck der Freude? Zu
Heinrich Schütz „Geistlicher Chormusik" von 1648 (MuK 34, 1964
S. 271—284).

Pape, Uwe: Die Gestaltung des neuzeitlichen Orgelprospektes (MuK
34/1964 S. 222—228).

Reifenberg, Hermann: Die deutsche „Vermahnung" beim Bußsakrament
in den Alt-Mainzer Ritualien (TThZ 73, 1964 S. 363—372).

R ü t h y, Albert Emil: Bemerkungen und Erwägungen zu den altkatholischen
Liturgien. Die Propriumstexte (IKZ 54, 1964 S. 215—224).

Scharlemann, Martin H.: The Congregation: Place of God's
Presence (Concordia Theological Monthly 35, 1964 S. 613—621).

Thomas, Wilhelm: Die liturgische Reform der Römischen Kirche
(ZW 35/1964 S. 753-758).

NEUE BÜCHER

Ahlberg, B.: Laurentius Petris nattvardsuppfatrning. Deutsche Zusammenfassung
: Laurentius Petris Abendmahlsauffassung (S. 322
—347). Lund: Gleerup 1964. 363 S. gr. 8° = Studia Theologica
Lundensia. 26. Schw. Kr. 28.—.

Anderson, H.: Jesus and Christian Origins. A Commentary on Modern
Viewpoints. New York: Oxford University Press 1964. XIV, 368 S.
8°. Lw. $ 7.-.

Augustinus, A.: Die Auslegungen der Psalmen. Lateinisch-deutsch,
übertr. v. H.Weber. 1. Lief. Paderborn: Schöningh 1964. 320 S. 8°
= Deutsche Augustinusausgabe. DM 20.—.

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A.Holl. 2. Aufl. Paderborn: Schöningh 1964. XXII, 506 S. 8° =
Deutsche Augustinusausgabe. DM 22.— ; Lw. DM 26.—.

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libri Duodecim. Der große Genesiskommentar in zwölf Büchern. Zum
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Paderborn: Schöningh 1964. XXXV, 348 S. 8° = Deutsche Augustinusausgabe
. DM 20.— ; Lw. DM 22.—.

Blank, Josef: Krisis, Untersuchungen zur johanneischen Christologie
und Eschatologie. Freiberg/Br.: Lambertus-Verlag 1964. 369 S. gr. 8°.
Lw. DM 29.80.

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Kaiser 1964. 645 S. 8°. Lw. DM 24.—.
— Begegnungen mit Dietrich Bonhoeffer. Ein Almanach, hrsg. v. W.-D.

Zimmermann. München: Kaiser [1964]. 182 S., 1 Porträt, 8°. DM

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