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1965

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 5

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lidn verwechselt zu sein; S. 91 geht es nicht um „pervertierte Frömmigkeit
", sondern um „Verkehrung in Religion"; S. 94 Mitte muß es
„reformiert" statt „formiert" heißen; S. 96: nicht „Gebetsarten", sondern
„Gebetsmethoden und -techniken'; S. 97 werden „die Klassiker
des spiritual life" zu „gute Bücher über geistliche Fragen"; S. 101:
nicht „geistige", sondern „geistliche Mitte"; S. 112: nicht „anscheinend
", sondern „scheinbar schlagende Argumente"; S. 130: „Es
ist auch mein Gott, der hier aufs Spiel gesetzt zu sein scheint" — dies
„scheint" ist sehr wichtig; usw.

Die Übersetzung läßt leider ganz außer Acht, daß der englische
Text Groß- und Kleinschreibung bei Iove (S. 81 f., 91, 109, 134), word
(77) und reality (130) unterscheidet.

Die Feinheiten muß man aber beachten, wenn man dem Verf.
gerecht werden will. Wir haben keinen Grund, ihm seinen Gottesglauben
zu bestreiten; seine Interpretation genügt uns nicht.
Der Deismus mit dem Gott in der Ferne, der Pantheismus mit
dem Gott in der Mitte des Seins, der Idealismus mit dem Gott in
der Tiefe des Ich und nun Robinson mit dem Gott in der Tiefe
des Du oder Gott als eine Bestimmung der Mitmenschlichkeit
(Braun) — es sind alles Versuche der Interpretation in den Grenzen
erkenntnistheoretischer Möglichkeiten. Die Theologie aber
lebt davon — wie der Glaube überhaupt —, daß Gott ohne Rücksicht
auf unsere Möglichkeiten zu uns gekommen ist, kommt und
kommen wird. Dieser „Supranaturalismus" ist nicht zu vermeiden
.

Rostock Heinrich B e n ck e rt

Berg, Ludwig: Zum theologischen Menschenbild (TThZ 73, 1964
S. 3 50—362).

B e u m e r, Johannes: Die Kanonfrage und ihre katholische Lösung in
den Versuchen der Aufklärungszeit und der Theologie der Gegenwart
(Catholica 18, 1964 S. 268—290).

— Suffizienz und Insuffizienz der Heiligen Schrift nach Kardinal Thomas
de Vio Cajetan (Gregorianum 45, 1964 S. 816—824).

Brinktrine, Johannes: Reviviszenz und physische Wirksamkeit der
Sakramente (ThGl 54, 1964 S. 441—443).

B u r i, Fritz: Das Problem des ungegenständlichen Denkens und Redens
in der heutigen Theologie (ZThK 61, 1964 S. 353—371).

E b e 1 i n g, Gerhard: Der hermeneutische Ort der Gotteslehre bei
Petrus Lombardus und Thomas von Aquin (ZThK 61, 1964 S. 283
—326).

G a ß m a n n, Günther: Apostolische Sukzession und Einheit der Kirche
in der anglikanischen Theologie (KuD 10, 1964 S. 257—283).

Geiselmann, Josef Rupert: Schrift und Tradition (ThQ 144, 1964
S. 38 5—444).

H a m m o n d, Guy B.: Tillich on the Personal God (JR 44, 1964
S. 289—293).

Hutten, Kurt: Sehnsucht nach der Überwelt. Protestbewegung gegen
den Säkularismus (KidZ 20, 1965 S. 12—18).

Junker, Hubert: In Principio Creavit Deus Coelum et Terram. Eine
Untersuchung zum Thema Mythos und Theologie (Bibl 45, 1964
S. 477—490).

K ü n n e t h, Friedrich-Wilhelm: Luthers Marienzeugnis und das theologische
Ringen der Gegenwart (ZW 3 5, 1964 S. 661—670).

Langemeyer, Bernhard: Sündenvergebung und Brüderlichkeit (Catholica
18, 1964 S. 290—314).

M u ß n e r, Franz: Der Glaube Märiens im Lichte des Römerbriefes
(Catholica 18, 1964 S. 258—268).

O b e r m a n, Heiko A.: Schrift und Gottesdienst. Die Jungfrau Maria
in evangelischer Sicht (KuD 10, 1964 S. 219—246).

Ott, Heinrich: Das Problem des nicht-objektivierenden Denkens und
Redens in der Theologie (ZThK 61, 1964 S. 327—352).

Rosenthal, Klaus: Das Wesen der Sprache im Denken des späten

Heidegger (KuD 10, 1964 S. 284—290).
Schmaus, Michael: Das scholastische Denken in der Sicht heutiger

Forschung (Universitas 20, 1965 S. 77—84).
West, Charles C: The Obsolescence of History (ER 17, 1965 S. 1

-17).

W i e s n e r, Werner: Die Entpersönlichung Gottes und das Zeugnis der
Bibel von der Person Gottes (KidZ 20, 1965 S. 3—9).

W i n g r e n, Gustaf: Kritische Erwägungen zum Begriff der Lehrautorität
in der lutherischen Kirche (KuD 10, 1964 S. 246—256).

ETHIK

Hof mann, Rudolf: Moraltheologische Erkenntnis- und Methodcn-
lehre. München: Hueber 1963. XI, 298 S. 8° = Handbuch der Moraltheologie
, hrsg. v. M. Reding, Bd. VII. Lw. DM 14.80.

Dieses Buch ist als Band VII eines „Handbuches der Moraltheologie
" (hrsg. von Marcel Reding) erschienen und unternimmt
es, die Grundsatz- und Methodenfragen theologischer Ethik für
sich darzustellen. Dem muß nicht von vornherein widersprochen
werden. Barths 8. Kapitel der Kirchlichen Dogmatik (Seiten 564
—875 des Bandes II/2) sowie der I. Band von Thielickes Theologischer
Ethik zielen auf Ähnliches. Aber während diese beiden
Werke von der ersten Seite ab Grundprobleme des Inhaltes und
der Sache selbst stellen, verharrt das Buch von Hofmann fast
völlig im Formalen, ja Technischen. Viele Partien lesen sich wie
eine Zusammenstellung von Anweisungen, der Tenor ist mehr
diktierend als diskutierend, an Planungsübersicht oder ,Grundsatzreferat
' erinnernd; das Problem theologischer Ethik wird
mehr als Organisationsproblem samt dem von Kompetenzklärungen
verstanden, als daß etwas von jener — in der protestantischen
Ethik allerdings manchmal zum Überdruß verhandelten —
Frage spürbar wäre: ob (eine besondere) theologische Ethik
überhaupt möglich ist. Ein zur Information über die allgemeine
Geographie moraltheologischer Arbeit ganz gewiß nützliches
Buch, allerdings in seinem Wert (gerade für Studenten) dadurch
eingeschränkt, daß zu viele Sätze und Absätze, da sie in ganz
großem Maßstab reden und zu viel einschränkende .Andererseits'
notieren müssen, reichlich formal, vage und schwebend anmuten,
wie etwa der Satz, daß „die Moraltheologie stets in enger Fühlung
(mit dieser philosophischen Ethik) bleiben (müsse), ohne
ihr Denken, ihre Betrachtungsweise, ihr Urteil einfach zu übernehmen
" (S. 108) oder die .Anweisung': „umfassende geistige
Verarbeitung jeder neuen Fragestellung und jeder neuen Sicht,
die in der lebendigen Auseinandersetzung des Glaubensbewußtseins
mit den neu aufkommenden Lebensverhältnissen der einzelnen
Zeiten auftritt" (S. 117). Typisch auch ein Satz wie der:
„Es ist selbstverständlich, daß dabei alle Ergebnisse der Bibelwissenschaft
... im vollen Umfang zugrundegelegt werden"
(S. 136). Audi das verharrt noch diesseits aller eigentlichen Probleme
, die im Detail liegen.

Schon am geschichtlichen Teil des Buches, der am Anfang
steht, drängt sich die Frage auf, ob man gewisse Methodenprobleme
wie Ansatz beim Tugendbegriff oder Systembildung als
Strang für sich durch die Geschichte verfolgen kann, hierbei vom
inhaltlichen Wandel des ethischen Bewußtseins (Konstantin! oder
gar mittelalterliche Inquisition!) ganz absehend und rein historisch
notierend, daß „nur im geringen Umfang Irrlehren und das
Ringen um vertiefte Glaubenseinsicht Fragen aufgeworfen haben"
(im Gegensatz zur Dogmatik) (S. 40) und überhaupt der moraltheologische
Bereich als verhältnismäßig problemlos galt und
der gehobenen praktischen Literatur überlassen werden konnte
(S. 44).

Den Kern des Buches bilden Darlegungen über Aufgabe
und Ziel moraltheologischer Erkenntnis, über
den Gegenstand der Moraltheologie, über
Eigenart und Grenzen moraltheologischer
Erkenntnis sowie über die Quellen der moraltheologischen
Erkentnis, diese letzteren untergliedert
in: die theologischen Erkenntnisquellen (das gläubig-sittliche
Gesamtbewußtsein der Kirche / die Heilige Schrift / die
kirchliche Lehrverkündigung / die theologische Wissenschaft / das
christliche Ethos im Wandel der Zeiten / die großen Gestalten
christlicher Sittlichkeit) und die natürlichen Erkenntnisquellen.

Tendenz der Darstellung ist in formaler Hinsicht: Konzentration
auf das spezifisch Theologische bzw. das ethisch Relevante
(in Abwehr dilettantischen .Mitredens' an allen Sachproblemen
als solchen, S. 168) zu verbinden mit universaler Breite
in thematischer wie methodischer Hinsicht; in inhaltlich theologischer
Hinsicht geht die Tendenz auf das Postulieren einer
stärker personalistischen (aus der persönlichen Anrede Gottes
entspringenden) Ethik (S. 51, 92, 111, 209, 243 f.) statt einer