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Ausgabe:

1965

Spalte:

363-364

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Patrologiae Cursus Completus. Series Latina. Supplementum. Vol. II - III 1965

Rezensent:

Langgärtner, Georg

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363

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 5

364

Pa trologiae Cursus Completus a J.-P. Migne editus et Parisii6,
anno Domini 1844, excusus. SeriesLatina. Supplementum.
Accurante Adalberte» H a m m a n. Vol. IL 3 u. 4; Vol. III, 1 u. 2.
Paris: Garnier Freres 1961, 1962, 1963, 1964. Sp. 749—1148; 1149
—1648; 1—380; 381—740. 4°.

Seit der Besprechung von Vol. II, 1 u. 2 dieses Werkes durch
meinen verehrten, am 30. Januar 1964 verstorbenen Lehrer
Prof. D. Dr. Berthold Altaner (vgl. ThLZ 87, 1962, Sp. 426/7)
sind vier weitere Lieferungen erschienen.

Der Herausgeber legt sein Material nach der Ordnung der
alten Migne-Bände vor. Dabei liefert er zu vielen dort bereits
veröffentlichten Stücken wichtige, die Echtheitsfrage betreffende
Hinweise mit wertvollen Literaturangaben, so daß uns gleichsam
ein in knappster Form gehaltener Forschungsbericht geschenkt
wird. Aber vor allem finden wir viele Texte, die erst nach dem
Erscheinen der betreffenden alten Bände ediert wurden.

Vol. II, 3, führt mit 29 in den letzten drei Jahrzehnten
von C. Lambot veröffentlichten Augustinus-Sermones die in der
vorigen Lieferung begonnene Reihe dieses Kirchenvaters weiter
(col. 749—840). Von zweifelhafter Echtheit ist die Oratio s.
Augustini in librum de Trinitate (Vol. II, 4 col. 1542—1545);
es schließen sich die aus anderer Hand stammenden Capitula zu
den Büchern De Trinitate (col. 1545—1555) und die Solutiones
diversarum quaestionum ab haereticis objectarum (col. 1558
—1566) an. Linter der pseudo-augustinischen Literatur befinden
sich vor allem 89 von A. Caillau und B. Saint-Yves (col. 900
—1123), 78 von A. Mai (col. 1123—1286) und 7 von G. Morin
(col. 13 37—1356) veröffentlichte Sermones sowie 11 Sermones
Casinenses (col. 1293—1337); aus neuester Zeit verdanken wir
H. Barre (1957) den Tractatus de Partu s. Mariae (col 1186
—1188), Leclerqc (1947) den Sermo de Ascensione (col. 1357
—1360), C. Lambot (1939) die Epistola ad Firmum (col. 1373
—1375) und ebenso (1948) die Schrift Contra Fulgentium Dona-
tistam (col. 1567—1577).

Aus der Hand des Priscillian stammen die nur in Überarbeitung
erhaltenen und mit dem Vorwort eines sonst unbekannten
Peregrinus versehenen 90 Canones in Pauli apostoli epistulas
(col. 1389—1413); ob die 11 anonym überlieferten Traktate (col.
1413—1483) Eigentum Priscillians (G. Schepss) oder eines seiner
Anhänger namens Instantius (G. Morin; J. Davids) sind, ist noch
offen. C. Turner verdanken wir die Schrift De Trinitate fidei
catholicae (col. 1486—1507); möglicherweise ist sie Eigentum
Priscillians oder des genannten Instantius, da sich eine gewisse
Verwandtschaft zu den Canones und zum Tractatus zeigt. Es
folgen 6 Tractatus minores (col. 1508—1522) und eine Epistula
Titi de dispositione sanetimonii (col. 1522—1542) als Werke
von Schülern des Spaniers. Ein kurzer Text des Marius Mercator
(col. 15 84—15 86) und ein ausführliches Inhaltsverzeichnis beschließen
den 2. Band.

Die beiden ersten Lieferungen des 3.Bandes sind den Werken
von 51 Vätern gewidmet, so daß hier nur auf das Wichtigste
verwiesen werden kann. Col. 20/21 und 22/23 finden wir je ein
kurzes Schreiben der Päpste Coelestin und Sixtus an Flavian.
Die erst 1940 durch J. Madoz bekannt gewordenen Excerpta, die
Vinzenz von Lerin aus Augustinus-Schriften zusammenstellte,
sind vielleicht die Quelle verschiedener im Symbolum Quicunque
verwendeter Termini (col. 25—45). Unecht ist die Hilarius von
Arles zugeschriebene Expositio in epistolas catholicas (col. 58
—131). Von Petrus Chrysologus werden 13 bisher weit verstreute
Predigten leicht zugänglich gemacht (col. 155—18 3), darunter
eine erst 1961 durch A. Olivar bekannt gewordene Expositio
fidei. Aus der Edition von G. Morin sind als Eigentum des
jüngeren Arnobius die Annotationes und der Liber ad Grego-
riam übernommen (col. 213—256). Umfangreich sind die als
echtes oder zweifelhaftes Gut des Quodvultdeus vorgeigten
Stücke, unter denen sich eine Erklärung des Vaterunsers befindet
(col. 261—322). Mehreren sonst schwer erreichbaren Predigten
Leos des Großen (col. 331—340) schließen sich Hinweise zu
Maximus von Turin an, die vornehmlich der Maximus-Ausgabe
des Corpus Christianorum von A. Mutzenbecher verpflichtet sind.

Den 2. Faszikel eröffnen die wohl vom römischen Archi-
diakon und späteren Papst Hilarus veranlaßte Ostertafel des

Aquitaniers Victorius und der vielleicht dem gleichen Verfasser
zuzuschreibende Prologus Paschae (col. 379—441), die zuerst von
B. Krusch veröffentlicht wurden. Zu Sidonius Apollinaris sind die
bald nach diesem Kirchenschriftsteller entstandenen Glossen zu
seiner großen Briefsammlung bequem zugänglich gemacht (col.
449-490).

Besondere Beachtung verdient das zu Faustus von Reji vorgelegte
Material (col. 492—545), da eine baldige kritische Neuausgabe
seiner Werke einem dringenden Bedürfnis entspricht. Infolge
der Verwendung und Überarbeitung zahlreicher seiner Predigten
durch Caesarius von Arles, vollends aber durch die pauschale
Klassifizierung seiner Schriften als „Apocrypha" im Decre-
tum Gelasianum bereitet die Lösung der Echtheitsfrage große
Schwierigkeiten, die auch durch die Erstedition von A. Engelbrecht
, 1891, nicht beseitigt werden konnten. Besonders wichtig
sind die Bemühungen um ep. 3 der alten Migne-Ausgabe, wozu
A. Hamman den Traktat Adversus Arianos (nach Engelbrecht)
und den Liber testimoniorum fidei (nach J. Pitra) vorlegt. Unter
den von Engelbrecht dem Faustus zugeschriebenen Predigten sind
nach J. Leroy (1954) nur drei echt (vgl. O. Bardenhewer, Gesch.
d. altkirchl. Lit. IV^, 5 89), die zusammen mit einem vierten von
Leroy als echt anerkannten Sermo aus cod. Casinensi 12 neu
vorgelegt werden. Ein weiter Raum ist der sog. Collectio Eusebii
Gallicani gewidmet (col. 545—709). Sie steht in engster Verbindung
zu Faustus von Reji, nachdem man in ihm ihren Lirheber
sah (C. Oudin, 18. Jhdt.; A. Engelbrecht, 1891; B. Leeming,
1955) oder — richtiger! — die Sammlung als Redaktion von
Faustus-Material beurteilt (W.Bergmann, 1898; G. Morin, 1935;
J. Leroy, 1954; E.Griffe, 1960). Aus der Magna Bibliotheca
Patrum werden 52 bei Migne nicht wiedergegebene Sermones, ein
Sermo nach A. Mai und mehrere von G. Morin aus Caesarius-
Predigten gewonnene Eusebius-Fragmente abgedruckt.

Von Paulinus (von Bordeaux?) erscheint neben zwei Traktaten
De initio quadragesimali ein Briefwechsel mit Faustus (col.
518—525 und 714—719). G. Morin lieferte den Sermo de Ascensione
Domini und den Traktat De mysterio ss. Trinitatis eines
unbekannten Faustus-Schülers (col. 709—713). Von umstrittener
Herkunft, neuerdings aber (H. Brewer, 1906; Ch. Munier, 1960)
Gennadius zugeschrieben ist eine Epistola de fide (col. 723—725).
In diesem Zusammenhang finden wir auch drei Symbola (col.
725—736), unter denen ein vielleicht von Venantius Fortunatus
stammender Commentarius in Symbolum Athanasianum besonders
hervorgehoben sei. Der Faszikel schließt mit den Monita des
in der Vita Caesarii Arelatensis (I, 5) genannten Abtes Porcarius
von Lerin (col. 737—739), die wir A. Wilmart verdanken, und
mit Angaben zu den Briefen des Papstes Gelasius (col. 739—740).

Bei Erscheinen der 1. Lieferung (1958) wurde die Vollendung
des gesamten Unternehmens (4 Bände = 16 Faszikel) bis 1960
angekündigt. Diese allzu optimistische Voraussage hat sich nicht
erfüllt. Nach zunächst sehr rascher Aufeinanderfolge erschien
seit 1961 jährlich eine Lieferung. Doch auch dies ist, gemessen
an der Fülle des Stoffes, eine dankbar zu begrüßende, verdienstvolle
Leistung; sie läßt hoffen, daß dieses bedeutende Werk der
patrologischen Wissenschaft bald zum erfolgreichen Abschluß gelangt
.

Würzburg Georg La n ggä r t n e r

Blanchette, Oliva: Saint Cyril of Alexandria's Idea of the Redemp-
tion (Sciences Ecclesiastiques 16, 1964 S. 455—480).

D a n i e 1 o u, Jean: Les Origines de l'Epiphanie et Ies Testimonia
(RechSR 51, 1964 S. 538—553).

Demoustier, Adrien: L'ontologie de l'Eglise selon Saint Cypricn
(RechSR 51. 1964 S. 554—588).

Hefner, Philip: Theological Methodology and St. Ircnaeus (JR 44,
1964 S. 294—309).

Kannengiesser, Charles: Le texte court du de Incarnatione
athanasien (RechSR 51, 1964 S. 589—596).

S t i c k 1 e r, A. M.: La continenza dei diaconi specialmente nel primo
millennio della Chiesa (Salesianum 26, 1964 S. 275—302).

Stockmeier, Peter: Bischofsamt und Kircheneinheit bei den apostolischen
Vätern (TThZ 73, 1964 S. 321—335).