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Ausgabe:

1965

Spalte:

356-358

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Die Briefe an die Römer und an die Korinther 1965

Rezensent:

Hegermann, Harald

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355

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 5

356

absolutely but also relatively to their respective lengths. This
analysis, with the resultant tables, represents the main
achievement of the study.

But it is the conclusions which provide the chief interest
for the more general reader. Briefly, these are as follows. Judged
by this particular test of style, the Synoptic Gospels are
remarkably homogeneous: 'we might go so far as to say that
there are fewer differences in linguistic structure between Mk.
and Lk. than between Lk. and Acts' (49). Within this broad
uniformity, howewer, there are distinctive tendencies and idio-
syncracies in each. Lk has a tendency to septuagintal construct-
ions, as well as to 'improvements' in style; Mt has, to a certain
extent, formalized the constructions. If, now, one asks to what
these phenomena point, Hartman's guess is that, however much
redactional process we may detect in each Gospel, we must
agree with the current tendency to postulate behind it, a period
of oral tradition in special 'collegia' or (in Mt's case) even,
following Stendahl, a 'school'. Long before it was written down
— at any rate, in Mt's case — such tradition must have already
been in Greek. And in this Greek oral tradition there came to
be certain Conventions of participial usage which (as Hartman's
careful anlysis of usage seems to show) cannot be traced
directly to the influence either of Hebrew or of Aramaic or of
the LXX, but which seem to represent an attempt to give a
solemn stamp to a relatively populär language.

Whether or not one agrees with such conjectures, the
painstaking analysis of the phenomena constitutes a valuable
objective contribution to the study of New Testament idioms;
and, if the conjectures are justified, then we are further
provided with support, from an interesting and rather un-
expected quarter, for the growing conviction that the Gospels
cannot be explained without taking into account the commun-
ity-traditions behind them.

Cambridge C. f. D. Moule

A m i o t, Francoi6: Die Theologie des Heiligen Paulus. Aus d. Franz.
übers, v. H. Radau. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1962].
279 S. 8°. Lw. DM 17.80.

In endloser Kette reiht sich Zitat an Zitat, durch historische
, psychologische, pädagogische und dogmatische Zwischenbemerkungen
des Autors verbunden. Obgleich die französische
Originalausgabe nur „die Hauptgedanken des heiligen Paulus"
zu behandeln verspricht, fehlt kein Paulusvers von einigem
theologischen Interesse. Schon die Verschlüsselung der Texte auf
die für sie vorgesehenen Stellen setzt eine Riesenarbeit voraus.
Dabei fügt sich alles an seinen Platz, logisch von der ersten bis
zur letzten Zeile fortschreitend, scharf gegliedert und nach dem
historisch-biographischen Vorwort in vier Teile aufgebaut, die
sämtlich vom Heil sprechen, von seinem Verhältnis zu Christus,
zum Einzelnen, zur Gesamtheit und von seiner Vollendung.
Großartiger kann Ordnung und Klarheit des Denkens wie der
Darstellung nicht demonstriert werden. Der Sinn des Ganzen ist
die Unterweisung des Laien über die paulinische Theologie durch
den Theologen, der die lehrende Kirche vertritt. Man könnte
neidisch werden, wenn man sich nach Vergleichbarem im
Protestantismus umsieht.

Freilich, die Kehrseite gehört dazu: Jedenfalls der protestantische
Leser empfindet das Werk als absolut steril. Es ist eben
alles in Ordnung. Paulus und die Kirche stimmen völlig überein.
Man erfährt nichts, was man nicht eigentlich hätte wissen können
und müssen. Man wird in seinem Glauben bestätigt und bewundert
den darin überlieferten Reichtum. Es gibt keinen Bruch,
keine Erschütterung, keine Gefahr und nur das durch bunte
Kirchenfenster gedämpfte Licht der Menschlichkeit. Es gibt nicht
Paulus selbst, sondern die Gedanken jenes Heiligen, der in
kirchlicher Spiegelung seinen Frieden mit Petrus und Jakobus geschlossen
hat und unter dessen Namen die Apostelgeschichte,
die Deuteropaulinen, der Hebräerbrief, die Pastoralen sich
freundlich mit den echten Briefen vereinen. Genau so ist die
ganze Heilsgeschichte in ein geordnetes Bett einzementiert, so
daß für ihren kontinuierlichen Lauf gesorgt ist. Die Theologie
des Paulus in einer herrlichen Photomontage, — ist das vielleicht
auch ein protestantischer Wunschtraum? Hier kann man
lernen, wie so etwas gemacht wird.

Tübingen Ernst K ä s e m a n n

Beyer, Hermann W.f, Althaus, P., Conzelmann, Hans, Fried-
rich, Gerhard, u. Albredit Oepkef: Die kleineren Briefe des
Apostels Paulus. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1962; Berlin:
Evang. Verlagsanstalt [1963]. IV, 203 S. gr. 8° = Das Neue Testament
Deutsch. Neues Göttinger Bibelwerk, hrsg. v. P. Althaus u.
G.Friedrich, Teilbd. 8. 9. Aufl.

Linter den elf Kommentar-Teilbänden der Neuauflage des
„Neuen Testament Deutsch" kommt dem Teilband 8 besondere
Bedeutung zu. Dem großen Gewicht der hier zu bearbeitenden
neutestamentlichen Schriften — die ältesten, die am stärksten
persönlichen und die weitestgehend religionsgeschichtlich beeinflußten
Briefe stehen hier zusammen — entspricht eine interessante
und glückliche Auswahl hinsichtlich der Bearbeiter. Dabei
fällt der Blick naturgemäß weniger auf die im wesentlichen
unverändert nachgedruckten Kommentare zu 1.2. Thess (A.
Oepke) und Gal (P. Althaus).

Im Falle von 1.2. Thess stammt der Text der Ausführungen bis
auf den Exkurs „Paulus und das Judentum" und einige kleine Erweiterungen
, die auf die 5. Aufl. 1949 zurückgehen, aus der l.Aufl. 1933.
Dagegen ist im Gal-Kommentar nur etwa 50 % des Textes von
Hermann W. Beyer in der 5. Aufl. stehen geblieben; die theologisch
bedeutsamsten Abschnitte hat Althaus neu ausgelegt. Bis auf einen
eingeklammerten Einschub auf S. 2, wo Althaus in einigen Zeilen die
These von Schmithals (ZNW 19 56) ablehnt, und einige Literaturnachträge
liegt die 5. Auflage unverändert vor.

Das Hauptinteresse werden die Neubearbeitungen von
Hans Conzelmann (Kol Eph) und Gerhard Friedrich (Phil Phi-
lem) hervorrufen. Sie sind schon äußerlich im Umfang bedeutend
vergrößert, nämlich um durchschnittlich 25%; inhaltlich
verbinden sie hohen wissenschaftlichen Rang mit einer oftmals
erstaunlichen Kunst der Verdeutlichung.

Hans Conzelmanns Kol-Interpretation erspart dem Leser
keines der zentralen Probleme des Briefes, er legt sie vielmehr
in verständlicher Weise vor. Die Verfasserfrage wird zurückhaltend
als offene Frage diskutiert, ohne daß C. seine Stellungnahme
verschweigt (deuteropaulinisch). Zu Kol 1 schließt er
sich Ernst Käsemann in der Heraushebung eines Hymnus mit
Bearbeitungen an, führt ihn aber auf urchristliche Kreise zurück
. In prägnanten Sätzen wird die kolossäische Irrlehre verdeutlicht
: „Religion wird Observanz, Gefüge von seligmachenden
Vorschriften und Verboten" (145) mit „weihenden und
feienden Riten" (143). Die eigentliche Auslegung ist theologisch
akzentuiert. Wenn dabei gern existential interpretiert
wird, so ist eine gewisse Vereinseitigung in Kauf genommen.
Z. B. heißt „Freiheit von den Mächten" nun „Überstieg über
die Angst" (139); Christus als den Weltenherrn begreifen
heißt „mich als den Geschaffenen und Erlösten begreifen, darin
meine echten, weltlichen Möglichkeiten verstehen, die Freiheit
des Glaubens" (139). Das sind zweifellos fruchtbare Vereinseitigungen
; sie fordern zu ähnlich klarer Aktualisierung
dessen, was diese Interpretation nicht mit erhebt, geradezu
heraus. Auf diesem knappen Raum, mit den beschränkten
Mitteln, die hier verfügbar sind, ein solches Maß eindringender
Analyse und plastischer Interpretation zu bieten, wie es
hier geschieht, ist erstaunlich. Wenn ein kritisches Wort gesagt
werden soll, so nicht zu gelegentlichen Fällen, wo übergroße
Knappheit zur Undeutlichkeit führt. (Beispiele: „Kirche als die
Mittelgröße" (131); „Gott ist keine Empfangsstelle" (133);
„Das Sein der Welt wird aus der Perspektive der Epiphanie des
Heils bestimmt" (141).) Wohl aber wird eine innere Inkonsequenz
in der Auslegung sichtbar. Zunächst wirkt es sich gelegentlich
aus, daß C. seine Einsicht in die „Doppelschichtig-
keit" (139) der christologischen Lehren des Kol nicht durchhält
und so die positive kosmische Christologie des Hymnus
und seiner polemischen Auswertung in 2,8 — 12.19 nicht klar
genug herausstellt. So etwa S. 144: Die Irrlehrer sehen das Heil
im Zusammenhang mit dem Empfang befreiender Lebenskräfte,
der Kol dagegen „versteht die Erlösung als Befreiung von der
Schuld" (144). Vor allem aber wirkt sich die Unklarheit unseres
heutigen Gnosisbegriffes bei C. in lehrreicher Weise aus.