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1965

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 5

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salomonischen Tempels betrifft, so wird sie angesichts des
Tempelweihspruches in 1 Kön 8, 12 (nach dem nach G zu rekonstruierenden
Text), den M. S. 31, Anm. 1, nur kurz erwähnt,
fragwürdig, denn hier wird deutlich zwischen Jahwe und der
Sonne unterschieden. Außerdem wird vorausgesetzt, daß Jahwe
ständig im Tempel wohnt. Obwohl gewisse solare Züge im Jerusalemer
Kult nicht geleugnet werden können (vgl. z. B. 2 Kön
23, 11), läßt sich nicht beweisen, daß Jahwe als solare auferstehende
Gottheit betrachtet wurde, desgleichen, daß der König,
dem bestimmte priesterliche Funktionen nicht abgesprochen
werden sollen, im Kult Jahwe darzustellen hatte, doch kann das
Problem des sakralen Königstums hier nicht weiter erörtert
werden. Einige Fragen, die der Verf. stellt, aber nicht ausdrücklich
bejahend zu beantworten wagt, sind entschieden zu verneinen
. So ist es gänzlich abwegig anzunehmen, Jesaja habe in
der Stunde seiner Berufung den König als Repräsentanten
Jahwes geschaut. Die Legende in 2 Makk 1 dient doch wohl in
erster Linie dazu, die Kontinuität des neuen Tempels mit dem
alten zu betonen, und es ist sehr fraglich, ob sie im Zusammenhang
mit der Unterdrückung alter synkretistischer Riten steht.
Wenn man auch eine ganze Reihe Fragezeichen setzen muß, so
wird man dem Verf. doch Dank für diese Untersuchung wissen,
die zu weiterem Nachdenken anregt.

Jena Eva O fl w a 1 d

Beauchamp, Paul: Le salut corporel des justes et la conclusion du
livre de la Sagesse (Bibl. 45, 1964 S. 491-526).

Bernhardt, Karl-Heinz: Gerechtigkeit im Alten Testament (ZdZ 18,
1964 S. 359—363).

D e 1 e k a t, Lienhard: Probleme der Psalmenüberschriften (ZAW 76,
1964 S. 280—297).

G o o d i n g, D. W.: Ahab according to the Septuagint (ZAW 76, 1964
S. 269—280).

Greenfield, Jonas C: Ugaritic mdl and Its Cognates (Bibl. 45,

1964 S. 527—534).
Grelot, Pierre: Sur I'inspiration et la canonicite de la Septantc

(Sciences Ecclesiastiques 16, 1964 S. 387—418).

Groß, Heinrich: Gab es in Israel ein „prophetisches Amt"? (TThZ 75,
1964 S. 336—349).

Günne weg, A. H. J.: Über den Sitz im Leben der sog. Stammes-
Sprüche (ZAW 76, 1964 S. 245—255).

Hamilton, Neill Q.: Temple Cleansing and Temple bank (JBL 83,
1964 S. 365—372).

H a y, Lewis S.: What really happened at the Sea of Reeds? (JBL 83,

1964 S. 397—403).

Jacob, Edmond: The Biblical Prophets: Revolutionaries or Conser-
vatives? (Interpretation 19, 1965 S. 47—55).

Kellermann, Dieter: 'äsam in Ugarit? (ZAW 76, 1964 S. 319
—322).

L a k s, Joel H.: The enigma of Job. Maimonides and the moderns
(JBL 83, 1964 S. 345-364).

Lohfink, Norbert: Auslegung deuteronomisdier Texte. IV. Verkündigung
des Hauptgebots in der jüngsten Schicht des Deuteronomi-
ums (Dt 4,1—40) (Bibel und Leben 5, 1964 S. 247—256).

Miller, Jr. Patrick D.: God the Warrior. A Problem in Biblical
Interpretation and Apologetics (Interpretation 19, 1965 S. 39—46).

North, Robert: The Cain music (JBL 83, 1964 S. 373—389).

Patai, Raphael: The Shekhina (JR 44, 1964 S. 275-288).

Plautz, W.: Die Form der Eheschließung im Alten Testament (ZAW
76, 1964 S. 298—318).

Rad, Gerhard von: Theologie des Alten Testaments. Bd. II: Die Theologie
der prophetischen Überlieferungen Israels. Nachdruck d. 3. Aufl.
Berlin: Evangelische Verlagsanstalt [1964]. 448 S. gr. 8°.
(s. Bespr. in ThLZ 1961, 11, Sp. 801 u. 1961, 12, Sp. 895.)

Saebö, Magne: Zur Zählung der alttestamentlidien Bücher (KidZ 20,

1965 S. 33—34).

Scott, R. B. Y.: The Sign of Jonah. An Interpretation (Interpretation
19, 1965 S. 16—25).

Wagner, Siegfried: Die Kundschaftergesdiichten im Alten Testament
(ZAW 76, 1964 S. 255—269).

IVDAICA

Segal, J.B..Prof.: The Hebrew Passover. From the earliest Times
to A.D. 70. London: Oxford University Press 1963. XVI, 295 S.
gr. 8° = London Oriental Series, Vol. 12. Lw. 42 s.

Den gesamten Komplex des Pesach-Mazzot-Festes unterzieht
Segal in der vorliegenden Arbeit einer von neuem fällig
gewordenen gründlichen Untersuchung. In einem ersten Teil
gibt er eine Zusammenstellung der in Frage kommenden
Quellen mit einer kurzen Beurteilung des Materials. Dabei
unterscheidet er zwischen Quellen, die nach Ort und Zeit
einzuordnen sind, und solchen, bei denen der historische
Hintergrund fehlt, die Ausdruck von Traditionen sind, so vor
allem im Pentateuch, wo schon eine Entwicklungsgeschichte
des Festes dargestellt wird. Für die Erklärung von Widersprüchen
der Berichte und Gesetze, besonders innerhalb des
Pentateuch, verwirft Segal sowohl die einseitig historischkritische
Methode als auch die rein religionsgeschichtlichen
Lösungsversuche, die eine Literarkritik außer Acht lassen. Nach
einem eingehenden Bericht über verschiedene bisherige Forschungsergebnisse
distanziert sich Segal vor allem von der fast
allgemein angenommenen These, Pesach und Mazzot seien ursprünglich
zwei verschiedene Feste gewesen, die später miteinander
verschmolzen sind. Pesach als altes nomadisches und
Mazzot als kanaanäisch-agrarisches Erstlingsfest sei abzulehnen,
da die Erzväter bereits Halbnomaden waren und auch beim
Ritual dieses Festes nie die Erstlinge von Vieh oder Korn
im Mittelpunkt standen. Es könne aber auch nicht ein Pesach
des Südreichs von einem Mazzot des Nordreichs getrennt
werden, da doch immer eine starke religiöse Einheit bestanden
habe.

Im zweiten Teil führt Segal seine eigene Theorie über die
Entwicklung des Pesachfestes durch. Es sei wie das Herbstfest
ursprünglich ein Neujahrsfest gewesen und habe mit
Neujahrskulten der Umgebung Israels manches gemeinsam. Die
Chaggim (Chag = Jahrkreis) waren früh Wallfahrtsfeste mit
festen Daten. Das Fest des Frühlingsäquinoktiums diente
neben den religiösen Zeremonien der Volkszählung, Heerschau
und Steuerschätzung. Spezifische Züge des Pesachfestes werden
als Neujahrsbräuche erklärt, so das Blutschmieren zur Abwehr
von Unheil, die besondere Heiligung der Erstgeburt und vor
allem die Reinheitsriten, deren wichtigstes Merkmal das Fernhalten
von Gesäuertem ist. Dieses eine Fest wurde in der Tradition
zu zwei verschiedenen Festen, da im biblischen Bericht an
den Exodus nur das Eröffnungsmahl des Festes angeknüpft
werden konnte, das auch später allein in Jerusalem gefeiert
werden durfte, während die Woche der ungesäuerten Brote auch
überall im Land und in der Diaspora (Elephantine-Papyri) begangen
wurde.

Bei der Entwicklung des Festes in spät- und nachbiblischer
Zeit ist vor allem ein Zug erhalten geblieben, ja noch verstärkt
worden: Pesach war ein Fest nicht zuerst der Könige
und Priester wie das Herbstfest, sondern des ganzen Volkes,
zuerst nur der erwachsenen Männer, später auch der ganzen
Familien. Manche Bräuche jedoch fielen im Laufe der Zeit
weg oder wandelten sich, andere kamen dazu. So finden sich
im Jubiläenbuch erstmals die Erwähnung des Weines als Bestandteil
des Festes, bei Philo die Ausdehnung des Tempelbezirkes
auf die ganze Stadt Jerusalem. Einen breiten Raum
nimmt die Darstellung des Problems der ,,Webegarbe" mit dem
seit der Bibel strittigen Zeitpunkt ihrer Darbringung ein. Letzte
Entwicklungstendenzen des Pesachfestes zeigen Neues Testament
und Mischna.

Eine Bibliographie und ein General Index vervollständigen
diese gründliche Arbeit, die auch dort anregt und weiterführt,
wo Ergebnisse mit Skepsis aufgenommen werden.

Tübingen Reinhold Mayer