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Ausgabe:

1965

Spalte:

341

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Smit Sibinga, Joost

Titel/Untertitel:

The Old Testament text of Justin Martyr 1965

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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341

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 5

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Bild, das sich aus den Dokumenten von Murabba'ät und den
israelischen Funden im Nahal Hever ergibt, und korrigieren damit
den Eindruck von der Dominanz des Hebräischen, der sich auf
Grund des Vorherrschens des neo-klassischen Stiles in den außerbiblischen
Qumran-Texten aufdrängt.

Es würde den Rahmen eines allgemeinen Aufsatzes überschreiten
, wollte man auch nur versuchen, das reiche linguistische
und topographische Material zu behandeln, das Hrsg. mit der ihm
eigenen Akribie vorlegt; dies muß an anderer Stelle geschehen.
Hier möge genügen, darauf hinzuweisen, daß eine Reihe von Ad-
denda zu 3 Q 15 (S. 299—302) davon zeugt, wie gründlich J. T.

Milik die Probleme immer wieder von neuem durchdenkt, die mit
dem bedeutsamen Qumran-Text verbunden sind. Besonders angemerkt
sei die sachgemäße Art seiner Transliteration, insofern
als er nicht, wie es leider immer wieder geschieht, die tiberische
Vokalisation auf die Handschriften von Qumran überträgt, sondern
sich hier mit einer approximativen Transkription begnügt.

Der schön und großzügig ausgestattete Textband wird durch
sorgfältig angelegte Stellen- und Wortregister (S. 303—317) abgeschlossen
sowie durch einen tadellosen Tafelband ergänzt, der
— wie bereits angedeutet — jederzeit die Nachprüfung der Umschriften
am Original ermöglicht.

ALTES TESTAMENT

S i b i n g a, Joost Smit: The Old Testament Text of Justin Martyr. I.

The Kentateuch. Leiden: Brill 1963. 162 S., Lists XXIV S. gr. 8°.
Lw. hfl. 21.—.

Das offenbar mehrbändige Werk, das mit dem vorliegenden
Band eröffnet wird, will den ursprünglichen Text der von Justin
in seinen Apologien und seinem Dialog mit Trypho wörtlich
oder frei angeführten alttestamentlichen Stellen, der zugestandenermaßen
in der uns zur Verfügung stehenden Überlieferung
sehr stark entstellt ist, zurückgewinnen und beginnt dieses
Unternehmen mit der Untersuchung der Pentateuch-Zitate. Nach
Voraufschickung einer „Introduction" (S. 13—16), die von der
Art der zu lösenden Aufgabe und der Anlage des ihr geltenden
Buches handelt, werden in wohldurchdachter Aufteilung der
Untersuchung auf „Notes I" (S. 17-59), „Notes II" (S. 60-100),
„Notes III" (S. 101-148) und auf „List I" (S. III-VI), „List II"
(S. VII—XIII), „List III" (S. XIV-XXIV) die Lesungen des
Parisinus graecus 450 vorgeführt und ihnen reiche Materialien
aus dem Masoretischen Text, den alten Übersetzungen einschließlich
der hier in Betracht kommenden Qumrän-Texte, den
Kirchenvätern, der rabbinischen Literatur und den Pseud-
epigraphen an die Seite gestellt, die eine Beurteilung der vom
Pariser Kodex gebotenen Lesarten ermöglichen. Die — abgesehen
von Stellen- und Namen-Index (S. 151—58, 159—62) —
das Buch beschließende „Conclusion" (S. 149 f.) stellt eine synthetische
Zusammenfassung nach Beendigung der Analyse der
einzelnen Fälle in Aussicht, glaubt aber schon jetzt dies sagen
zu können: „In Justin's citations from the Pentateuch there is
much material which is both ancient and valuable. A good part
of it, including those variants which may be called archaic,
belongs to a stage of the LXX's history which mainly antedates
the data in our Codices. This material enables the Student to
view, for example, the possibility that not only Hebrcw texts
influenced the Greek traditions already before Origen, but that
influence may also worked the other way about."

Halle/Saale Otto Ei Ii Tel d t

Lamarche, Paul, Prof., S. ].: Zacharie IX—XIV. Structure litteraire
et messianisme. Paris: Gabalda 1961. 168 S. gr. 8° = Etudes Bi-
bliques.

Der zweite Teil des Buches Sacharja, Kap. 9—14, in Analogie
zu der Bezeichnung „Deuterojesaja" für Jes 40 ff. „Deutero-
sacharja" benannt, 6tellt der Forschung zahlreiche Probleme.
In erster Linie für zwei davon bietet der Verfasser dieses
Buches neue Lösungen an: für die Frage, ob jene Kapitel von
einer einzigen Person verfaßt sind (was man zumeist verneint),
und für das Problem, das mit dem „Durchbohrten" von Sach 12,
10 ff. gegeben ist. Wir stellen die diesbezüglichen Ergebnisse
an den Anfang: 1) Die Kap. Sach. 9—14 sind — am wahrscheinlichsten
zwischen 500 und 480 v. Chr. (S. 148) — von einem
einzigen Mann verfaßt, der sowohl die einzelnen Abschnitte als
auch das ganze „Buch" in bestimmten literarischen Strukturen
aufgebaut hat, die wiederum den Sinn eines jeden Stückes
aufzuhellen helfen. 2) Bei den in Sach 9, 9 f.; 11,4—17;
12,10—13; 13,7—9 Genannten — König, „Hirt", „Durchbohrter
". Jahwes „Hirt" — handelt es sich um eine einzige Person,

einen Zeitgenossen des „Deuterosacharja" genannten Propheten,
der, nachdem sich zunächst auf ihn die messianischen Hoffnungen
gerichtet hatten (9, 9 f.), vom Volk verworfen (11,12—14)
und dann getötet wurde (12, 10; 13, 7).

Die Einleitung des Buches (S. 7—13) weist auf die besonderen
Schwierigkeiten hin, die die behandelten Kapitel der Auslegung
bereiten, und legt die Methode dar, nach der der Verfasser
— auf der bisherigen Forschung aufbauend — neuen Ergebnissen
zustrebt. Es ist die „Methode einer Analyse der literarischen
Strukturen, die hier ihre volle Anwendung findet".
Die Methode besteht darin, „zunächst die einzelnen Stücke abzugrenzen
und dann jedes Stück unter literarischem Gesichtspunkt
, genauer unter dem Gesichtspunkt der literarischen
Strukturen zu untersuchen". An Kap. 14 als Beispiel wird das
Schema aufgezeigt, nach dem das Kap. bewußt komponiert ist:
a — b — c(a — ß — y - u) — d — e — d' — c' — b' —
a'(a-ß-y-a') = V. 1. 2a - 2a. b - (3 - 4 - 5a- 5b) - 6
- 7a - 7b. 8 - 9. 10a - 10b. 11 - (12-13 — 14-15); die
Teile a — d (= V. 1—6) enthalten eine „serie des malheurs",
die Teile d' — a! (= V. 7b—15) eine „serie des victoires". Nach
L. sind die übrigen Abschnitte von Sach 9—14 nach ähnlichen
Verfahren konstruiert; ja, das Ganze dieser Kapitel ist in dieser
Weise aufgebaut. Mit diesem Verfahren möchte der Verfasser
„ein neues Licht auf die Struktur dieser Kapitel, auf ihre allgemeine
Bedeutung und besonders auf den Messianismus dieser
Stellen" fallen lassen, ohne daß dabei alle Einzelprobleme diskutiert
und ein detaillierter Kommentar zu Sach 9—14 gegeben
werden kann.

Der Gang der Untersuchung gliedert sich in 6 Kapitel. Das

1. Kapitel, „Difficultees et methode" (S. 14—33), gibt in
einem ersten Abschnitt Überblicke 1. über die Schwierigkeiten
der einzelnen Stellen (S. 14—19), 2. über Meinungen
über den Zusammenhang und die Komposition der Kapitel
(S. 20), 3. über Theorien über das Entstehungsdatum und über
den Autor (S. 20—23). Ein zweiter Abschnitt bringt nach einführenden
Bemerkungen über die in der Untersuchung angewandte
Methode (S. 23—25) Erwägungen 1. über die Abgrenzung
der einzelnen Stücke (S. 25—26), 2. über die Herstellung des
hebräischen Textes (S. 26—28) und 3. Feststellungen über den
literarischen Aufbau der einzelnen Stücke in Dtsach, wie er
sich dem Verf. ergeben hat (S. 28—33). Grundlegend für die
nachfolgenden Analysen ist die Aufstellung, daß sich aus
Beobachtungen am parallelismus membrorum über eine Reihe
von Strophen oder Stücken ergibt „soit une structure par simple
repetition d'un theme, d'un formule ou d'un refrain en place
parallele ou en forme d'inclusion, 6oit une structure de type
parallele selon la formule abca'b'c', soit une structure en
forme de chiasme: abcc'b'a', soit une structure complexe,
melant les formes precedentes: abb'cc'a' ou aba'cb'c', etc."
(S. 31). Mit Hilfe derartiger Schemata sind Abgrenzung und
Aufbau der einzelnen Stücke eindeutig zu bestimmen; auszunehmen
ist davon die „offene Reihe" aa'bb'cc' (diese ergibt sich
indes nach L. bei 12,1—9, genauer bei 12,2—8; bei 9, 9 f.; 10.

2. 3a; 13,7—9 und 14,16—21 genügt nach L. sogar die Aufgliederung
in eta').

In K a p. 11 u n d 1 I I werden nun die einzelnen Stücke von