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Ausgabe:

1965

Spalte:

292-294

Kategorie:

Religions- und Kirchensoziologie

Autor/Hrsg.:

Goddijn, Walter

Titel/Untertitel:

Kirche als Institution 1965

Rezensent:

Moritz, Hans

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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 4

292

Schillern und Spiegeln und Doppelleuchten mehr und ausdrücklicher
herauszuholen. Im Kommentar wird fast immer der Textsinn
mit allen philologischen Mitteln eindeutig zu gewinnen
versucht; ein großer Fleiß wird darauf verwendet; es scheint
gleichwohl nicht selten fraglich, ob alles ganz gelungen ist.
Hamann selbst scheint nicht selten sich nur ins Fäustchen zu
lachen, wie der Gott über seine merkwürdige Schöpfung. Der
tiefste demütige Sinn bleibt verborgen und ist nur zu erahnen.
Man sollte ihn im Zwielicht der Morgenfrühe belassen.

Berlin Wilhelm Koepp

Beckmann, Heinz: Zwischen Edzard Schaper und Christine Lavant.

(Lutherische Monatshefte 2, 1963 S. 137—143).
Bergengruen, Werner: Reinhold Schneider und sein Städtlein

(ZW XXXIII, 1962 S. 468—471).
B oerner, Peter: Johann Wolf gang von Goethe, in Selbstzeugnissen

und Bilddokumenten. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt [1964]. 187 S.

m. zahlr. Abb. 8° = Rowohlts Monographien, hrsg. v. K. Kusenberg,

100. DM 2.80.

Bransch, Günter: Von der Macht der Begegnung. Zur Freundschaft
zwischen Reinhold Schneider und Jochen Klepper (ZdZ 17, 1963
S. 173—177).

Burckhardt, Carl J.: Gedenken an Hermann Hesse und Rudolf
Alexander Schröder (Universitas 18, 1963 S. 595—602).

Deffner, Donald: The Christ-Figure in Contemporary Literature
(Concordia Theological Monthly 34, 1963 S. 278—283).

Dehn, Fritz: Friedrich Hebbel 1963 (KidZ 18, 1963 S. 487—489).

Espiau, de la Maestre, Andre: Bernanos und das Problem des Bösen.
(StZ 171 88. Jg. 1962/63 S. 92-103).

F au sei, Heinrich: Hermann Hesses Deutung der Welt (Zeitwende
XXXIV, 1963 S. 462-471).

Grenzmann, Wilhelm: Von Kafka bis Musil. Wege und Ziele der
neuen deutschen Romandichtung im Rahmen der modernen europäischen
Literatur (Universitas 19, 1964 S. 233—244).

Haas, Rudolf: Faulkner und die Humanität (Universitas 18, 1963
S. 347—362).

Hänisch, Gottfried: In der Werkstatt des Wortes (ZdZ 17, 1963
S. 216—223).

Hammelsbeck, Oskar: Bildung und Frieden. Gedanken zu Hölderlins
„Friedensfeier" (KidZ 19, 1964 S. 459—465).

— Zum „Prolog im Himmel" in Goethes Faust (Neue Sammlung 3,
1963 S. 470-^77).

H a r 11 a u b, Geno: Apokalyptisches in der modernen Literatur (Abschied
vom Christentum? Hamburg: Furche-Verlag 1964 S. 100—112).

Hausmann, Manfred: John Osborne und Martin Luther (Luther-
Zeitschrift der Luther-Gesellschaft 34, 1963 S. 91—94).

Hertzsch, Klaus-Peter: Heutige deutsche Lyrik im Spannungsfeld
(Offen für Gott und die Welt. Christliche Existenz im jetzigen Zeitalter
, Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1962 S. 114—126).

Hildebrandt, Helmut: Nach einem Menschenalter. Gespräch mit
Manfred Hausmann (ZdZ 18, 1964 S. 90—95).

Horst, Karl August: Menschen und Schicksale im deutschen Roman
der letzten fünfzehn Jahre (Universitas 17, 1962 S. 1189—1196).

Langenfaß, Friedrich: Zum Gedenken an Rudolf Alexander
Schröder (Kirche in der Zeit 18, 1963 S. 23—24).

Maestre, Andre Espiau de la: Das Bild Gottes im Spiegel der französischen
Literatur (StZ 173, 89. Jg. 1963/64 S. 363—371).

Morgenstern, Christian, in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.
Dargestellt von M. Beheim-Schwarzbach. Hamburg: Rowohlt [1964].
167 S. 8° = Rowohlts Monographien, hrsg. b. K. Kusenberg.

Müller, Norbert: Große Dichtung im Dienst Gottes und der Kirche.
Zur Würdigung der geistlichen Lyrik Rudolf Alexander Schröders.
(MuK 33, 1963 S. 69—80).

— Sprache — Wirklichkeit — Gewissen. Shakespeare-Gedenken 1964
(ZdZ 18/1964 S. 406—415).

Picard, Max: Bert Brechts „Legende". (Universitas 18, 1963 S. 167
—171).

Plard, Henri: Der Dichter Heinrich Boll und seine Werke (Universitas
18, 1963 S. 247—256).

Rang, Bernhard: Die christlich-katholische Erneuerung Frankreichs im
Spiegel der Literatur (Quatember 28, 1963/64 S. 65—71).

Rotzer, Hans Gerd: Reinhard Johannes Sorge. Der Dichter und sein
Auftrag (StZ 172, 88. Jg. 1962/63 S. 334—345).

Schäfer, Walter: Geistliche Dichtung heute (MuK 34, 1964 S. 159
—170).

Schimansky, Gerd: Der Engel des Giftes. Das widergöttliche Angebot
in Thomas Manns Roman „Dr. Faustus" (Wege zum Mensdien
14 1962 S. 301—306).

— Ein Gottesrausch. Wortlose Frömmigkeit und ekstatisches Opfer in
Werfeis Roman „Barbara" (Wege zum Menschen 14, 1962 S. 215
—220).

Schmidt, Ernst Walter: Skepsis und Erlösungsglaube bei Gerhart

Hauptmann (I) (Freies Christentum 1 5, 1963 Sp. 76—79).
Schmidt, Martin: Shakespeares Tragödien und der christlidie

Glaube (KidZ 19, 1964 S. 371—375).
Venne, Peter: Christliche Themen bei Thornton Wilder (ThGl 54,

1964 S. 216—224).
Vogel, Ella: Das Religiöse im Prosawerk Gerhart Hauptmanns (ZdZ

17, 1963 S. 263—270),
Z e 11 e r, Reimar: Die Gestalt Luthers in der dramatischen Dichtung

(Kirche in der Zeit 18, 1963 S. 343—348).

RELIGIONSSOZIOLOGIE

G o d d i j n, W. u. H. P. M.: Kirche als Institution. Einführung in die
Religionssoziologie. Aus dem Niederländischen übers. von
E. Golomb. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1963], 192 S.
8U = Schriften zur Pastoralsoziologie, hrsg. v. E. Bodzenta,
N. Greinacher, W. Menges, Bd. III. Lw. DM 14.80.

Noch immer ringt die Religionssoziologie um ihre kirchliche
Anerkennung. Die Gewichte haben sich jedoch schon merklich
verlagert. Ein Zeichen dafür, wie stark sich die Religionssoziologie
auch im katholisch-kirchlichen Bereich verankern
konnte, ist die Schrift „Kirche als Institution. Einführung in die
Religionssoziologie" der beiden holländischen Religionssoziologen
W. und H. P. M. Goddijn. Dabei sind es sicher keineswegs
nur spezifisch pastoral-soziologische Aufgaben und Bedürfnisse
der kirchlichen Planung, die den Boden für Bestrebungen wissenschaftlicher
Soziologie öffneten. Noch stärkeres Gewicht als
diese Forderungen unmittelbarer Praxis hat das Problem der
kirchlichen Anpassung an die moderne Industriegesellschaft, das
Problem einer christlichen Antwort auf die andrängenden Fragen
der „Umformungskrise der Gegenwart", wofür im katholischen
Bereich anerkanntermaßen schon seit geraumer Zeit eine offene
Haltung zu verzeichnen ist. Wie tiefgehend und welche Gebiete
umfassend diese offene Haltung ist, sei hier nicht erörtert. Auf
jeden Fall konnten die beiden religionssoziologischen Forscher
mit ihrer Einführung in dieser Situation einem kirchlichen Bedürfnis
Rechnung tragen.

Da diese Probleme wahrlich nicht nur vor der römischen
Kirche stehen, wird auch der evangelische Christ vielfältige Anregungen
und Einsichten gewinnen können. Gerade junge deutsche
Theologen und Gesellschaftswissenschaftler — für die durch
die Zeit von 193 3—1945 die Verbindung zur internationalen
Wissenschaft abgerissen war — werden besonders die Paragraphen
, in denen über Entwicklung und Stand der Religionssoziologie
in 8 Staaten berichtet wird, mit Gewinn lesen. Auch
der umfangreichen Literaturübersicht sei in diesem Zusammenhang
gedacht, der man das Zeugnis ausstellen muß, daß sie für
den Bereich der nicht-sozialistischen Staaten — was die Gegenwart
anbetrifft — sicher repräsentativ ist.

Allerdings wäre das Bild gerundeter geworden, wenn an
den entsprechenden Berichtsstellen bzw. im Literaturverzeichnis
auch von der religionssoziologischen Forschung und Arbeit im
Bereich sozialistischer Staaten berichtet worden wäre. Etwa die
praktischen, aber auch theoretischen Bemühungen um eine
Klärung des Verhältnisses von Religion und sozialistischer Gesellschaft
, wie sie z. B. in der Arbeit der Prager Friedenskonferenz
oder in den Werken des Leipziger Religionssoziologen
Emil Fuchs Gestalt gewonnen haben, hätten hier Erwähnung
finden können. Diese Lücke hat sicher nicht nur arbeitstechnisch-
pädagogische Gründe, sondern hängt wohl mit der methodischen
Grundtendenz des Buches zusammen (s. u.). Es fallen bezeichnenderweise
nicht nur die genannten Bereiche gegenwärtiger
religionssoziologischer Forschung aus, sondern auch die religions-
soziolgisch sehr bedeutsamen Arbeiten Religiöser Sozialisten
nach dem 1. Weltkrieg werden weder genannt noch behandelt
(Ragaz, Emil Fuchs, Paul Tillich, Mennicke, Wünsch etc.). Hier