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1965

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Neues Testament

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275

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 4

276

und Naturtheologie (Beih. 21 ZNW, 1954; NT Studies 3,2, 1957)
sowie die Untersuchung des Berichterstatters zur christlich-archäologischen
Stellung von ,,Navis Ecclesiae" (ZNW 40, 1941), sind
H. anscheinend entgangen. Er kommt im Zuge seiner symbolistischen
Interpretation zu einem Verständnis der Schiff- und Seegeschichten
vornehmlich der Evangelien aus einem ekklesiologi-
schen Zusammenhang. Ein wichtiger Ausgangspunkt und Kronzeuge
im zeitgenössischen Judentum ist für ihn die schon mehrfach
behandelte dunkle Stelle im Test. Napht. 6, wo vom „Schiff
Jakobs" die Rede ist, dieser Gedanke freilich bezeichnenderweise
nicht näher ausgeführt wird. Denn in der Erklärung der fraglichen
Vision ist dann vom „Schiff" nichts mehr zu hören, es ist als
unwesentlich verschwunden. Das Bild hat also keine Kraft und
Konsequenz in Beziehung zur Erklärung, und so bleibt es unsicher
, ob es das NT, etwa auf dem Umwege über Qumran, beeinflußt
haben kann.

Die Methode des Verf.s will allerdings nur heuristische Ergebnisse
(da sie ihrer Natur nach „experimental and tentative"
ist; p. 89) zuwege bringen. Der Blickpunkt ist die älteste Kirche
und ihr Glaube an den Auferstandenen. So entsteht immerhin
eine neue Art vorsichtiger allegorischer Exegese. Immer wieder
treffen wir Ausdrücke wie „symbolize"! Wie weit an ihr sachgemäße
Interpretation des biblischen Textes und seiner Schreiber,
wie weit vom späteren oder heutigen Gemeinde- bzw. Kirchenglauben
ausgehende Hermeneutik beteiligt sind, kann hier als
eine umfassende Gesamtfrage nicht entschieden werden. Vieles
löst sich völlig ins Ungewisse auf (z. B. p. 111: die Anspielung
auf Galiläa Jo. 21, 1 „probably has symbolic significance for the
Gentile mission"), wofür natürlich manchmal, besonders bei Jo.,
Anlaß besteht. Die häufigen Bezugnahmen auf patristische und
frühmittelalterliche Erklärungen sind bemerkenswert, und hier
ist denn wohl auch dieses Verständnis eigentlich beheimatet.
(Merkwürdigerweise ist das ambrosianische Schrifttum kaum berücksichtigt
.)

Vielleicht ist zu wenig geklärt, was beim Lesen der Untersuchung
deutlich wird, daß das NT samt der jüdisch-hellenistischen
Kultur sich in dieser ganzen Frage auf einer sachlichen
und zeitlichen Scheidelinie zu bewegen scheint. Der aus der
Antike übernommene pagane Symbolismus der Synagoge tritt
uns ja z. B. erst in den nachchristlichen Jahrhunderten deutlich
entgegen (vgl. z. B. p. 69). Ob ein solcher für das NT selbst
gelten kann, dürfte offen bleiben. Allerdings erhalten wir damit
einen indirekten Beitrag zur Frage der Entmythologisierung, was
der Verf. wohl auch beabsichtigte.

Marburg/Laiin Kurt G o 1 da m m p r

Unnik, W. C. van: D« semitische achtergrond van xaQQrjoia in het
Nieuwe Testament. Amsterdam: N. V. Noord-Hollandsche Uitgevers
Maatschappij 1962. 19. S. gr. 8° = Mededelingen der Koninklijkc
Nederlandse Akademie van Wetenschappen, Afd. Letterkunde
N. R. 25, 11.

Die Aussage 2. Kor. 3, 12 wird von einem Ausdruck her
erhellt, der in Peschitta zur Übersetzung von nagQrjaia in
Briefen des N.T. verwendet wird: „mit Aufdecken des Angesichts
". Für diese Wendung kann auf mancherlei Material in der
syrischen Literatur verwiesen werden, in anderer Bedeutung auf
Verwandtes in rabbinischer und hellenistisch-römischer Literatur.
Der semitische Hintergrund, von dem her der Sinn „enthüllen,
offenbaren" mitschwingt, wird sichtbar im Kontext von 2. Kor.
3, 12, vgl. V. 13. 18. — Den Gebrauch von nagQtjaia im N.T.
überhaupt behandelt v. U. in The Christian's Freedom of Speech
in the N.T., Bulletin of John Rylands Library 44 (1962) 466
—488.

Halle/S»«Ie Gerhard Del 1 i□ g

Baumann, Rolf: Die Botschaft der Seligpreisungen (Bibel und

Kirche 19, 1964 S. 79—85).
Bibelkommission, Päpstliche: Über die historische Wahrheit

der Evangelien, übers, v. R. Schnackenburg (Bibel und Leben 5, 1964

S. 147-153).

Carmignac, Jean: Comment Jesus et ses contemporains pouvaient-
ils celebrer la Päque ä une date non officielle? (Revue de Qumran 5,
1964 S. 59—80).

Cu 11 mann, Oscar: Unsterblichkeit der Seele oder Auferstehung der
Toten? (ZdZ 18/1964 S. 393—406).

Fensham, F. Charles: „Camp" in the New Testament and Milhamah
(Revue de Qumran 4, 1964 S. 557—562).

Groß, Gerhard: Die „geringsten Brüder" Jesu in Mt 25,40 in Auseinandersetzung
mit der neueren Exegese (Bibel und Leben 5, 1964
S. 172—180).

Hegermann, Harald: Wege zur kirchlichen Erneuerung. Bibelarbeit
über Eph 4,1—16 (Die evangelische Diaspora 3 5, 1964 S. 1—13).

Knoch, Otto: Über die historische Wahrheit der Evangelien (Bibel
und Kirche 19, 1964 S. 126—130).

Krämer, Michael: Zwei Probleme aus Mt 1,18—25 (Salesianum 26,
1964 S. 303—333).

Lcroy, Herbert: Die Kindheitsgeschichte nach Matthäus (Bibel und
Kirche 19, 1964 S. 110—117).

Pax, Elpidius: Die Epiphanie Gottes im Neuen Testament (Bibel und
Kirche 19, 1964 S. 106—110).

Pryke, John: John the Baptist and the Qumran Community (Revue
de Qumran 4, 1964 S. 483—496).

Rusche, Helga: Standhaben in Gott. Einführung in die Grundgedanken
des Jakobusbriefes (1, 1—27) (Bibel und Leben 5, 1964
S. 153—163).

S a h 1 i n, Harald: Die Perikope vom gerasenischen Besessenen und der
Plan des Markusevangeliums (StTh 18, 1964 S. 159—172).

Salomonsen, Borge: Einige kritische Bemerkungen zu Stauffer's
Darstellung der spätjüdischen Ketzergesetzgebung (StTh 18, 1964
S. 91—118).

Schippers, R.: De Geschiedenis van Jezus en de Apocalyptiek.

Kampen: Kok [1964]. 24 S. gr. 8°. Hfl. 1.75.
Schmid, Josef: Der Anruf der Bergpredigt (Bibel und Kirche 19,

1964 S. 75—79).

Subilia, Vittorio: L'unitä della Chiesa secondo il Nuovo Testa-

mento (Protestantesimo 19, 1964 S. 129—156).
T h o m e, Alfons: Biblische „Gotteserkenntnis" und Bibelkatechese

(Bibel und Leben 5, 1964 S. 198—209).
Villegas, Beitran: La Virgen en la teologia biblica (Teologia y

Vida 5, 1964 S. 159—168).
W i 1 k e n s, Wilhelm: Die Redaktion des Gleichniskapitels Mark. 4

durch Matth. (ThZ 20, 1964 S. 304—3 27).

KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES
UND TERRITORIALKIRCHENGESCHICHTE

Mahrenholz, Christhard: Die Amelungsborner Bibel von 1280/
1290. Ein Festbeitrag zur 800-Jahr-Feier des Klosters Loccum, dargebracht
im Namen des Klosters Amelungsborn. Berlin und Hamburg:
Lutherisches Verlagshaus 1963. 31 S. mit 8 z.T. färb. Taf. 4°.

Als Abt des niedersächsischen Klosters Amelungsborn, jener
alten Zisterziensergründung, die in gewandelter lutherischer
Gestalt wiederaufgelebt ist, veröffentlicht Ch. Mahrenholz
eine reizvolle kleine Studie. Amelungsborn, im 13./14. Jahrhundert
Mittelpunkt einer bedeutenden zisterziensischen Schreibstubentradition
, kann sich freilich mit den reichen Handsdiriftcn-
und Bücherschätzen nicht vergleichen, über die das evangelische
Kloster Loccum verfügt. In den Wirren der Reformationszeit
und des Dreißigjährigen Krieges hat Amelungsborn
seinen einst über 440 Codices umfassenden Handschriftenbesitz
eingebüßt. Nur eine schöne und kostbare Pergamentbibelhandschrift
in fünf Bänden läßt sich aus einstigem
Amelungsborner Besitz nachweisen. Sie ging 1578 in den Besitz
des Braunschweiger Herzogs Julius über und liegt in der Herzog-
August-Bibliothek zu Wolfenbüttel. Ch. Mahrenholzs
vielseitiges theologisches, liturgisches, hymnologisch.es und kybernetisches
Lebenswerk (vgl. Musicologica et Liturgica, Ges. Aufsätze
, Kassel 1960, 688 S.) wird durch die Herausgabe einiger
Proben dieser köstlichen Handschrift auf das liebenswürdigste
bereichert.

Die strengen und edlen, zuchtvollen Formen der Handschrift,
besonders der sparsam bemessenen Initialen, werden sorgsam beschrieben
, interpretiert und im Zusammenhang der zisterziensischen
Erziehungsarbeit gewürdigt. Der demütige Dienst am ehrfürchtig
geschriebenen Wort geschah in der Amelungsborner
Schreibstube zugleich als ein Stück künstlerisch vollendet dargestellter
Lebensausdruck. Die Codices sollten nicht eigentlich