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1965

Kategorie:

Religionswissenschaft

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263

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 4

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Hinduismus und Buddhismus bis hin zum Denken des Abendlandes
zwischen Hegel und Sartre. Die reich mit Quellenangaben
versehenen Untersuchungen orientieren exakt und umfassend
über die bedeutenden Themenkreise. Die Jahrbücher des Centrc
d'Etude des Religions in Brüssel verdienen starke Beachtung;
man darf sich auf die künftigen Bände freuen.

Saarbrücken Ulrich Mann

Matsumura, Katsumi: Die Einzigartigkeit des christlichen Glaubens
gegenüber anderen Religionen (EMZ 21, 1964 S. 105—114).

Menschin g, Gustav: Erscheinungsformen des Irrtums in der Religionsgeschichte
(ZRGG 16, 1964 S. 289—302).

Rudolph, Kurt: War der Verfasser der Oden Salomes ein „QumranChrist
"? Ein Beitrag zur Diskussion um die Anfänge der Gnosis
(Revue de Qumran 4, 1964 S. 523—556).

ALTES TESTAMENT

T e x t u s. Annual of the Hebrew University Bible Project. Vol. III.,
ed. by C. R a b i n. Jerusalem: Magnes Press, The Hebrew University
1963. VIII, 170, }i (= 13) S., Frontispiz, 24 Taf. gr. 8".

Der III. Band von „Textus", der seiner Art und seiner
Zweckbestimmung nach seinen beiden, ThLZ 86, 1961, Sp. 752f.;
88, 1963, Sp. 422, gewürdigten Vorläufern entspricht, wird mit
einem Bilde „Izhak ben-Zvi, 1884—1963, President of the State
of Israel. Chairman of the Advisory Board of the Hebrew University
Bible Project" und mit einer von B. M a z a r geschriebenen
Würdigung seiner Verdienste um die Biblische Wissenschaft
(„The Debt of Biblical Research to Izhak-Zvi" S. VII
—.VIII), die seine Bemühungen um die Bergung des Aleppo-
Kodex hervorhebt, eröffnet. Dann folgen sieben größere Aufsätze
sowie zwei kleinere, ,,Notes and Communications" über-
schriebene Beiträge, und den Abschluß bilden kurze Zusammenfassungen
dieser Beiträge in hebräischer Sprache (S. JP~H
=r 6—13). M. Fitzmaurice Martin, The Palaeographical
Character of Codex Neofiti 1 (S. 1-35, Taf. I—VIII) behandelt
den 1957 von Diez Macho als Zeuge des palästinischen Tar-
gums zum Pentateuch erkannten Codex Neofiti I und zeigt, daß
dieser Codex zwischen 1506 oder 1515 und 1517 unter Aufsicht
des Elias L e v i t a für dessen Mäcen Aegidius von V i t e r b o
geschrieben worden ist. M. Z. K a d a r i, The Use of "i-Clauses
in the Language of Targum Onkelos. A Contribution. to the
Study of the Hebrew Vorlage of TO (S. 36-59), stellt fest, daß
Abweichungen der alten Übersetzungen vom Masoretischen Text
recht oft nicht auf eine andere hebräische Vorlage zurückgehen,
sondern als von rabbinischer Interpretationsart abhängige Übersetzungsvarianten
zu verstehen sind, hält daher die Beachtung der
Besonderheiten der alten Übersetzungen selbst für eine deren
textkritischer Auswertung vorausgehende Vorbedingung und
sucht diese durch Untersuchung des in den poetischen Pentateuch-
Stücken des Targum Onkelos vorkommenden Gebrauchs der
Genetiv- oder Relativ-Partikel zu erfüllen. S. T a 1 m o n.
Some Unrecorded Fragments of the Hebrew Pentateuch in the
Samaritan Version (S. 60—73, Taf.I—V) würdigt vier aus dem
Nachlaß P.L.O.Guy's herrührende Fragmente des Samaritanischen
Hebräischen Pentateuchs mit Gen 18, 31—19, 38; Ex 9,25—10,2;
Gen 31, 43—54; Dtn 20, 1—11 und vergleicht ihren Text mit dem
der von G a 1 Ischen Ausgabe des Samaritanus und mit dem der
Abischa-Rolle. G. E. Weil, Quatre fragments de la Massorah
Magna babylonienne (S. 74—120, Taf. I—VIII), zeigt, daß in den
hebräischen Handschriften der Bodlejana Bodl. ms. heb. e 77 und
Bodl. ms. heb. d 33 enthaltenen Teile eines orientalisch-babylonischen
Masoretischen Kommentars zum AT, nämlich zu Ex 16,29
—17,15; 21,36-22,22; 23,23-24,12; 25,39-26,18 Zeugen
derselben babylonischen Masora sind wie die 1 885 von Ch. D.
G i n s b u r g veröffentlichte Masora von Tschufut-Kale
(,^>Wp ^IDISJ" STUÖttft). I. Y e i v i n, A Palestinian Fragment of
Haftaroth and Other MSS with Mixed Pointing (S. 121—127,
Taf. I—II) würdigt in textkritisch-grammatikalischer Hinsicht das
der Cambridger Geniza-Sammlung gehörende Haftaroth-Fragment
MS Heb. T.-S. B. 17,25, das wie die 1954 von A. Diez

Macho und 1961 von M. Dietrich veröffentlichten zwei
Geniza-Fragmente von Haus aus die palästinische Punktuation
aufweist, aber sekundär mit der Tiberischen versehen ist.
N.Fried, The Haftaroth of T.-S. B. 17, 25 (S. 128—129) fügt
eine sachliche Würdigung dieses Fragments hinzu. M. H.
Goshen-Gottstein, Theory and Practice of Textual
Criticism: The Text-critical Use of the Septuagint (S. 130—158)
erörtert das Problem, das die zwangsläufig mit Retroversion
anderer Sprachen ins Hebräische oder Aramäische verbundene
Herstellung eines kritischen Apparates zum Alten Testament bedeutet
, warnt vor Handhabung einer einzigen Methode, etwa
der ,,mechanical retroversion", empfiehlt daneben die Anwendung
der „interpretation" und zeigt an Jes 5,18; 4,5; 46,1;
5,29; 43,12; 9,2; 44,25; 45,8-9; 45,23, wie Septuaginta
textkritisch auszuwerten ist. A. M i r s k y, Biblical Variants in
Medieval Hebrew Poetry (S. 159-162) legt dar, daß nicht nur
Talmud und Midrasch Textvarianten enthalten, die auf ihre Auswertung
durch die Textkritik geprüft werden müssen, daß vielmehr
auch in den mittelalterlichen Hebräischen Dichtungen solche
Varianten vorhanden sein können. Gerard E. W e i I, La Massorah
Magna babylonienne des Prophetes (S. 163—170) bringt in
Abbildung und Transkription mit hebräischen Druckbuchstaben
das Cambridger Genizah-Fragment T.-S. D. 1, 7a. b, versieht es
mit Noten und zeigt, daß es wie die von ihm auf S. 74—120,
Taf. I—VIII des vorliegenden Bandes behandelten „Quatre fragments
de la Massorah babylonienne" und die dabei genannte
Masorah aus Tschufut-Kale zu einem das ganze AT umfassenden
masoretischen Kommentar gehört.

Halle/Saale OttoKinrcl.lt

K a p e I r u d, Arvid S.: Et folk pä hjemferd. „Trösteprofeten" — den
annen Jesaja — og hans budskap. Oslo: Universitetsforlaget, 1964.
102 S. 8° = Scandinavian University Books. N. Kr. 14.50.

Diese populärwissenschaftliche Einführung in Jes. 40—55 ist
sowohl für Theologiestudierende wie für einen weiteren Leserkreis
geschrieben. Die erste Hälfte gibt eine Darstellung des
geschichtlichen Hintergrundes und eine Charakteristik der Verkündigung
des Propheten. Dieser ist nach der Meinung des Verfassers
in Juda aufgetreten. Die andere Hälfte ist den Liedern
von dem leidenden Gottesknecht gewidmet. Verschiedene Vorschläge
zur Identifizierung dieser rätselhaften Gestalt werden genannt
. Wie mehrere andere Forscher, besonders in England, meint
der Verfasser, daß die Vorstellung von einer „corporativen Persönlichkeit
" einen gangbaren Weg zur Lösung des Problems zeigen
kann. Er meint den Knecht mit der nach Babel deportierten
Gemeinde und ihrem König identifizieren zu können. Er
schreibt S. 89: „Sämtliche Züge des Knechtes Jahwäs, die in den
Liedern hervorgehoben werden, treffen auf die Exulanten zu,
so wie diese Gruppe denen erscheint, die
nicht selbst deportiert waren." — So kann man
verstehen, daß der Knecht sowohl als mit Israel identisch
wie auch als eine von Israel verschiedene Größe betrachtet
werden kann (49, 1—6). Die scheinbare Individualität einiger
Züge kann darauf beruhen, daß der Dichter den König Jojakin
vor Augen hat, der in seiner Person das ganze leidende Volk
inkorporiert.

Die nötige exegetische Begründung dieser interessanten Auffassung
wird in dem engen Rahmen der populären Darstellung
nicht gebracht. „Corporate personality" ist leider eine etwas konturlose
Vorstellung, die gewöhnlich in unpräziser Weise gebraucht
wird. Es ist natürlich so, daß eine Person sehr wohl eine
Mehrheit repräsentieren kann; es ist auch wahr, daß man sich ein
Kollektiv symbolisch in der Gestalt eines Menschen vorzustellen
vermag. Es bleibt aber fraglich, ob dieselbe Person auf einmal,
in demselben Kontext, beide Rollen spielen kann. Kapelrud hat
mich nicht überzeugt, daß man von der alternativen Fragestellung
loskommen kann: entweder ist der Knecht ein hervorragender
Mensch, der Repräsentant oder Stellvertreter einer Mehrheit sein
kann, oder er ist eine symbolische Darstellung eines Kollektivs
(wie z. B. der Menschensohn in Dan. 7).

Oslo Rapnar I, e i re s t a H