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Ausgabe:

1965

Spalte:

258-259

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Drower, Ethel S.

Titel/Untertitel:

A Mandaic Dictionary 1965

Rezensent:

Segelberg, Eric

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257

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 4

258

Die Übersicht, die nur den ersten Teil des Buches würdigen
konnte, hat gezeigt, daß es den Herausgebern gelungen ist,
eine Festschrift zusammenzustellen, die aus der heute nicht gerade
geringen, um nicht zu sagen inflationären Zahl der Erscheinungen
dieser Literaturgattung erheblich herausragt.

Gröbenzell bei München Siegfried Grundman n

lJ " r s c h, Hanna:] Bild und Verkündigung. Festgabe für Hanna Jursch
zum 60. Geburtstag. Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1962], 184 S.,
11 Taf. gr. 8°. Kart. MDN 13.80.

Entsprechend dem weitgespannten Interessenkreis der durch
sie geehrten Jubilarin ist diese Festschrift ein Compositum aus
verschiedenen theologischen Disziplinen, vornehmlich exegetischer
Theologie, Kirchengeschichte, christlicher Archäologie und
Religionswissenschaft.

Autoren und Inhalt: R. H. B a i n t o n, Die Ursprünge des Epiphaniasfestes
. — H. Conzelmann, Christus im Gottesdienst der
neutestamentlichen Zeit. — F. W. Deichmann, Melchisedek. —
E. F a s c h e r, Isaak und Christus, zur Frage einer Typologie in Wort
und Bild. — F. H e i I e r. Das Geistesleben Asiens in westlicher Sicht. —
R.Hermann, Zur Theorie der Schriftauslegung. — F. Hertzsch,
Die Einprägung des Katechismus. — A. J e p s e n, Ludwig Diestel als
Greifswalder Theologe. — Th. L o h m a n n, Religion im alten und
neuen Bulgarien, Erinnerungen an eine Bulgarienreise. — R. Meyer.
Bemerkungen zu den Mailänder Hexaplafragmenten. — D e d o
Müller, „Die Musik ist dämonisches Gebiet". — H. Schuster,
Mein Bekenntnis zum Apostel Jesu Christi. — O. Söhngen, Der
Begriff des Sakralen im Kirchenbau. — V. V i n a y, Constantin von
Tischendorf und die Wiederauffindung der Sdirift ,,II Beneficio di
Christo" Mitte des 19. Jahrhunderts.

Die Beiträge reichen vom rein Historischen und Sachlichen
über lnterpretatorisches bis zum mehr oder minder stark Persönlichen
und Bekenntnismäßigen. Einzelne verbinden verschiedene
Zielsetzungen. In einer scharfsinnigen, dicht komprimierten
und komplizierten, leider durch einige technische Fehler verunzierten
Untersuchung macht Bainton wahrscheinlich, daß man
schon vor Clemens Alexandrinus in einzelnen christlichen Kreisen
den 6. Januar als Geburtstag Jesu angenommen habe. Conzelmann
versucht darzutun, daß das Neue Testament keine Elemente
des Kultischen enthalte, aus denen man Kultus im allgemeinen
und heutigen Sinne herstellen könne, weil dieser „grundsätzlich
uneschatologisch" (S. 30) sei (wobei erstens zu fragen ist,
ob Kultus phänomenologisch richtig verstanden ist und tatsächlich
uneschatologisch oder „Weihung von Weltelementen" sein müsse,
und zweitens, ob der moderne christliche Kultgedanke wirklich
uneschatologisch ist). Auch zum Thema „Gebet" bringt
dieser Aufsatz interessante Thesen. Die Ausführungen Deich-
manns über Melchisedek in der antik-christlichen Kunst greifen
ein sehr wichtiges, leider noch immer nicht genügend geklärtes
Thema auf. Allerdings sind die Theorien über die Gewänder
Melchisedeks und Christi, soweit sie die Frage der Beziehung zum
Herrscherkostüm betreffen, überkritisch, unvollständig und
teilweise ikonographisch problematisch. Es geht dem Verf. dabei
um die Hervorstellung der typologischen Bedeutung Melchisedeks
für das Hohepriestertum Christi, für die diese Kleidertheorien
nicht erforderlich wären, ebensowenig wie die kategorische
, aber historisch nicht beweisbare Behauptung, daß durch
die ravennatische Mosaikdarstellung der „römische Meßkanon
verbildlicht" und die Geltung der römischen Messe in Ravenna
erwiesen werde (S. 31 f.). Fascher hat in Isaak eine häufig
nicht beachtete, geschichtlich jedoch sehr wichtige Typologie
Christi ins Licht gerückt. Meyer hat aus der Neuausgabe des
Mailänder Hexapla-Psalters bemerkenswerte Einzelheiten herausgeholt
. Ein sehr anschaulicher Beitrag von Vinay schildert die
Wiederauffindung des Urtextes des berühmten Frühwerkes der
italienischen Reformationsbewegung von 1 543 und Tischendorfs
Beteiligung daran. Dies nur als Beispiele aus der stattlichen Zahl
vor» Aufsätzen, unter denen auch mehr praktisch gerichtete
Schilderungen und Erfahrungsberichte wie etwa die von Hertzsch.
Dedo Müller, Oskar Söhngen und Lohmann höchst schätzenswerte
und anregende Gedanken entwickeln.

Marburg/Lahn Kurt Goldammer

"••Iii M. Richard: Community and Humanity in the llnivcrsity
(Thcology Today 21, 1064 S. 307-123).

HELIGIONS WISSEN SCHAFT

D r o w e r, E. S., Hon. D. Litt. Oxon, Hon. D. D. Uppsal.i, and
R. M a c u c Ii. Ph. D„ Prof.: A Mandaic Dictionary. Oxford:
Clarendon Press; London: Oxford LIniversity Press 1963. XII,
491 S. gr. 8°. Lw. £ 12.12.—.

Beinahe 150 Jahre sind vergangen, seitdem Matthias Nor-
berg seine zwei kleinen lexikographischen Arbeiten über die
mandäische Sprache veröffentlicht hat. 1816 hat er nämlich sein
„Lexidion Codicis Nasaraei, cui Liber Adami nomen" und ein
Jahr später sein „Onomasticon" publiziert. Sein Werk hatte
selbstverständlich große Schwächen, war aber für jene Zeit ein
bedeutender, ja bahnbrechender Beitrag zur Semitistik, wie auch
seine Publikation des Codex Nasaraeus (= Ginza) für die
religionsgeschichtliche Forschung neue Möglichkeiten brachte.
Norberg hatte nur ein kleines Textmaterial zur Hand und kannte
die Gebräuche und Traditionen der Mandäer gar nicht, was
manche Unklarheiten und Fehler erklärt. Für die spätere Forschung
haben sich Norbergs Arbeiten bald als nicht genügend
erwiesen. Neue Texte und neue Forschungen haben die Lage in
manchen Hinsichten verändert.

Schon Mark Lidzbarski hat sich bemüht, ein neues Lexikon
auszuarbeiten, in dem er die von ihm publizierten Texte wie
Qolasta, Johannesbuch auch benutzte. Sein Werk wurde aber
niemals zu Ende gebracht, und daher haben die Forscher, die sich
mit mandäischen Problemen beschäftigen, zu aramäischen und
anderen semitischen Lexika gegriffen, um die neugefundenen
Texte zu erklären.

Nun haben Lady Drower und R. Macuch ihr Mandaic
Dictionary publiziert, was die mandäischen Studien in eine neue
Lage versetzt hat. Als Grundlage hat Lady Drower sich Lidz-
barskis unveröffentlichter Arbeit bedient, die mit der gewöhnlichen
Akribie des großen Semitisten verfertigt war. In diese
hat sie dann ihre eigene umfangreiche Kollektion und die des
Mitherausgebers hineingearbeitet. Dies bedeutet, daß alle die
mandäischen Texte, welche Lady Drower veröffentlicht hat, sowie
die noch unpublizierten Texte — wertvoll sind sie nur in
manchen Fällen —, die vor allem der Drower Collection zu Oxford
(Bodleyan Library) gehören, benutzt worden sind. Wörter
des noch existierenden neu-mandäischen Dialekts sind nur
spärlich notiert (z. B. dasa). Man kann also sagen, daß wir nun
zum ersten Mal ein Wörterbuch der ganzen mandäischen Literatur
besitzen. Die beiden Herausgeber und besonders Lady Drower
haben damit eine Arbeit vieler Jahrzehnte zu Ende geführt.

Norberg hat seine Texte mit syrischen Buchstaben und
syrischer Vokalisation transkribiert, Lidzbarski und Nöldeke
haben oft das hebräische Alphabet benutzt, Drower und Macuch
haben alle mandäischen Wörter mit lateinischen Buchstaben und
einigen Hilfsbuchstaben (wie auch arab. 'ajin) wiedergegeben.
Die Herausgeber beklagen, daß ökonomische Ursachen die Anschaffung
von mandäischen Typen verhindert haben. Alef ist
mit a, waw mit u oder w, jod mit i oder y wiedergegeben. Dem
Leser mag es anfangs schwerfallen, lateinische Buchstaben in der
Ordnung eines semitischen Alphabets arrangiert zu sehen, besonders
weil die Sprache ja vokalisiert ist; es ist aber nicht unmöglich
, sich daran zu gewöhnen.

In den reichlichen etymologischen Hinweisen hat man aber
glücklicherweise allerlei semitische Alphabete — auch das Sa-
bäische — benutzt, und dazu kommen ägyptische Hieroglyphen.
Es scheint aber, es wäre viel besser gewesen, wenn man die
Hieroglyphen auch transkribiert hätte, denn nicht alle Semitisten
sind so gute Ägyptologen, daß sie Hieroglyphen ohne Schwierigkeiten
identifizieren können, und ein altägyptisches Wörterbuch
ist kein Pocketdictionary.

Die Wörter sind alphabetisch und nicht nach Wurzeln geordnet
, aber jede Wurzel hat auch genaue Hinweise zu ihren
Derivaten.

Die Zitate aus den mandäischen Schriften sind reichlich, und
manche unpublizierten Texte sind zitiert worden. Leider ist es

nicht immer möglich gewesen anzudeuten, wo in einer Rolle ein
Zitat II finden ist, was zum Teil dem Charakter des Dokuments