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Ausgabe:

1965

Spalte:

203-204

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Tatić-Djurić, Mirjana

Titel/Untertitel:

Das Bild der Engel 1965

Rezensent:

Thümmel, Hans Georg

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203

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 3

204

Beschreibung seiner wichtigsten Gegenstände, ergänzt durch gute
Abbildungen.

Daß fast zur gleichen Zeit neben diesem Buch von Paulus
Hinz in einem anderen größeren Buch von H. J. Mrusek („Drei
deutsche Dome") auch der Halberstädter Dom ausführlich dargestellt
wurde, wird das allgemeine Interesse an diesem nun
wiederhergestellten Bauwerk nur fördern können.

Lutherstadt Wittenberg Oskar Thulin

Tatic-Djuric, Mirjana: Das Bild der Engel. Recklinghausen:
Bongers [1962]. 86 S. m. 45 z.T. färb. Abb. i. Text u. a. Taf.
kl. 8° = Iconographia Ecclesiae Orientalis, hrsg. v. H. Skrobucha.
Pp. DM 6.80.

Ristow, Günter: Die Geburt Christi in der frühchristlichen und
byzantinisch-ostkirchlichen Kunst. Ebda. [1963]. 80 S. m. 40 z. T. färb.
Abb. i. Text u. a. Taf. kl. 8° = Iconographia Ecclesiae Orientalis.
Pp. DM 6.80.

Milosevic, Desanka: Das Jüngste Gericht. Aus dem Serbischen
übers, v. H. T h u r n. Ebda. [1963]. 87 S. m. 40 z. T. färb. Abb. i. Text
u. a. Taf. kl. 8° = Iconographia Ecclesiae Orientalis. Pp. DM 6.80.

Die vorliegenden drei Bändchen gehören der Reihe .Iconographia
ecclesiae orientalis' an, die ähnlich wie die im gleichen
Verlag erschienene Reihe ,Ikonen' an ausgewählten Beispielen
(meist Tafelbildern, Mosaiken, Fresken und Buchmalereien) die
Entwicklung verschiedener Darstellungen deutlich macht. Die
Erklärung und Deutung erfolgt durch Nachweise aus der Bibel,
Väterschriften und liturgischen Quellen. Je nach dem Umfang
des Themas ist die Entwicklung verschieden genau geschildert.

Am ausführlichsten behandelt G. Ristow das Geburtsbild
seit seinen Anfängen im 4. Jhdt. in allen Details und Variationen.
D. Milosevic führt Darstellungen des Jüngsten Gerichts, hauptsächlich
seit dem 11. Jhdt., vor. Man wird bedauern, daß von
diesen aus vielen Einzelmotiven zusammengesetzten Szenen, die
nicht beliebig verkleinert werden können, wenn sie erkennbar
bleiben sollen, meist nur Details abgebildet sind. Die in der
russischen Kunst begegnenden Motive der Sündenschlange (statt
des Feuerstroms) und des Zweiflers hätten erwähnt werden können
. Das Bändchen von M. Tatic-Djuric leidet unter dem zu weit
gespannten Thema. Aufzählungen der Engel nach Funktionen und
Ordnungen, ihrer Gewandung und Attribute, von Engelikonen
und Darstellungen, in denen Engel vorkommen können, füllen
das Bändchen, ohne daß das mit Fleiß zusammengetragene
Material übersichtlich würde. Wichtige Themen konnten nur
summarisch unter Sammelbezeichnungen genannt werden. Bei
Beschränkung auf einen oder wenige Ikonentypen hätte mehr
geboten werden können.

Die den Bändchen beigegebenen Abbildungen sind gut. Auch
die nicht immer sehr sorgfältigen Zeichnungen verdeutlichen den
ikonographischen Sachverhalt. In dem Büchlein über die Engel
und über das Gericht wünschte man sich im Text Verweise auf
die Abbildungen. Die vorliegenden Bändchen der neuen Reihe
bieten eine schöne Einführung in die Gedankenwelt und die
Bildkunst der Ostkirche anhand bestimmter Themen.

Greifswald Hans-Georg T h Um m el

Böttcher, Walter: Die Herrschaft des Gekreuzigten als Thema
kirchlicher Kunst (Kunst und Kirche 27, 1964 S. 103—106).

Fischinger, Dietrich: Kirchliches Bauen heute als geistliche Aufgabe
(Kunst und Kirche 27, 1964 S. 118—121).

Goldammer, Kurt: Christus Orpheus (ZKG 74, 1963 S. 217—243).

Hirzel, Stephan: Kreuz oder Kruzifix? (Kunst und Kirche 27, 1964
S. 99—102).

M eurer, Siegfried: Kreuz und Kruzifix in reformierter Sicht (Kunst
und Kirche 27, 1964 S. 109—111).

Rietschel, Christian: Raum, Lidit und Farbe im Gotteshaus (Kunst
und Kirche 27, 1964 S. 69—74).

R o r d o r f, Willy: Was wissen wir über die christlichen Gottesdiensträume
der vorkonstantinischen Zeit? (ZNW 55, 1964 S. 110—128).

R o t e r m u n d, H. M.: Zeitgenössische Graphik zu biblisdien Themen
(Kunst und Kirche 27, 1964 S. 51—59).

Schaedel, Karl: Evangelischer Kirchenbau in Österreich (Kunst und
Kirche 27, 1964 S. 87 f.).

Vogt, Wolf gang: Hat ein kirdienbauender Architekt eine Theologie
des Kirchenbauens? (Kunst und Kirche 27, 1964 S. 78—80).

PHILOSOPHIE UND RELIGIONSPHILOSOPHIE

Rahncr, Karl: Hörer des Wortes. Zur Grundlegung einer Religionsphilosophie
. Neu bearb. v. J. B. Metz. München: Kösel-Verlag
[1963]. 221 S. 8°. Lw. DM 18.50.

In der neuen Bearbeitung wurde an der ursprünglichen
Zielsetzung nichts geändert; und doch ist nach 20 Jahren vieles
neu geworden. Karl Rahner bemüht sich um den metaphysischen
Nachweis, daß es zum Wesen des Menschen gehört, in die
Geschichte hineinhorchen zu müssen, um darin dem Dasein
gründenden Wort zu begegnen, auf das hin die Vernunft
ausgerichtet ist.

I. Die Aufgabe der R e 1 i g i o n s p h i 1 o s o p h i e

Sie ist nicht eine Einzelwissenschaft neben anderen; denn
jede Einzelwissenschaft „ruht grundsätzlich auf einem Grund,
den sie sich nicht selbst gelegt hat, weil ihr ein solcher allererst
die Möglichkeit gibt zu sein" (17). Religionsphilosophie
wird nach katholischem Verständnis bestimmt als das „vom
Menschen her erreichbare Wissen um das rechte Verhältnis des
Menschen zu Gott, zum Absoluten". Ein solches Wissen ist daher
„ein inneres Moment der allgemeinen Ontologie". „Gott
bezeichnet für das metaphysische Erkennen den absoluten Grund
des Seienden und der Seinserkenntnis, der immer schon eröffnet
ist, wenn der Mensch nach einem Seienden als solchem
fragt", der aber zugleich als Grund immer auch ungegenständlich
und unbekannt ist (20,111). Der Verfasser weiß sich Thomas
von Aquin ständig verpflichtet (z.B. 49, 103, 153 f., 166 f.);
der Bearbeiter ist hierin kritisch, wenn er z. B. das personale
Mitsein bei Thomas mitberücksichtigt sehen möchte (1752)-
Allerdings spürt man auch die Beeinflussung durch Heidegger.

Grundsätzlich thomistisch ist aber die Gotteslehre geblieben
: Gott ist prineipium des Seienden und der Wissenschaft
von ihm, nicht aber subiectum einer eigenen menschlichen
Wissenschaft (20). Die Religionsphilosophie ist deshalb im
Grunde die Metaphysik selbst (21, 25, 27); sie ist eine theo-
logia naturalis in ständiger Einheit mit einer metaphysischen
Anthropologie (210). Ihr Verhältnis zur Theologie ist dadurch
bestimmt, daß diese von der „Gesamtheit der von Gott selbst
an den Menschen gerichteten göttlichen Rede" konstituiert wird
(21,214). Die Theologie kommt also grundsätzlich von der
geschichtlichen Offenbarung Gottes her. Sein Wort läßt sich
nicht durch die Wissenschaft begründen. Die wissenschaftstheoretische
Aufgabe der Theologie besteht vielmehr darin, das
Hören des Wortes in seiner apriorischen Möglichkeit zu erforschen
; denn es gehört zu den Wesensmöglichheiten des
Menschen, Theologe zu werden (24).

Die Religionsphilosophie kann als Metaphysik Gott nur
als den „freien Unbekannten" erkennen und begreift den
Menschen auf Grund seiner transzendentalen Subjektivität als
ein geschichtliches Wesen, dem geboten ist, auf ein möglicherweise
ergehendes Offenbarungswort zu horchen. Sie macht also
den Platz frei für eine mögliche Theologie (28); sie ist „die
Konzeption der Bereitschaft für Theologie" (212).

Der Mensch ist seinem Wesen nach geschichtlich bestimmt
und ist zu seiner Geschichte verpflichtet, so daß er zu seinem
Selbstvollzug kommt, wenn er auf Gottes Offenbarung oder
auf dessen Schweigen hört (30). Rahner will nicht etwa, wie
es bei uns Karl Heim versucht hat, die Denkmöglichkeit der
Offenbarung Gottes erweisen. Er will mehr. Er zeigt, daß es
zur Wesenskonzeption des Menschen gehört, positiv offen zu
sein für eine mögliche Offenbarung, also für die Theologie.
Er tritt mit dieser fundamental-ontologischen Beweisführung
auch der Skepsis innerhalb der katholischen Theologie entgegen.
Wenn die Theologie keine Beziehung mehr zur Metaphysik hat,
„zu dem sich in dieser enthüllenden Wesen des Menschen",
wird sie nur noch ein Nein zum Menschen sagen können, weil
sich dann das göttliche durch das menschliche Wort schlechthin
nur noch negativ bestimmen läßt (43).

Was Rahner hier als Religonsphilosophie oder als die