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Ausgabe:

1965

Spalte:

193-194

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

The conflict between Paganism and Christianity in the fourth century 1965

Rezensent:

Campenhausen, Hans

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193

Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 3

194

sondern in der Ermöglichung, den Wegen nachzugehen, auf denen
Schw. zu seinen Thesen gelangt ist. Das Gesamtregister bietet
dazu eine gute Hilfe.

Eine sachliche Berichtigung: Das Verhältnis zwischen arabisch
nasräni (pl. nasärä und nasrän) und syr. nasräyä (pl. nasräye) „Christ"
ist umzudrehen (S. 211, Anm. 1); die arabische Bezeichnung ist aus der
syrischen abgeleitet, nicht umgekehrt.

Bethel b. Bielefeld Alfred Adam

Baumann, Rolf: Die Botsdiaft der Seligpreisungen (Bibel und Kirche

19, 1964 S. 79—85).
Beare, Frank: Speaking with Tongues (JBL 83, 1964 S. 229—246).
Billerbeck, Paul: Ein Tempelgottesdienst in Jesu Tagen (ZNW 55,

1964 S. 1—17).

Bronson, David: Paul and Apocalyptic Judaism (JBL 83, 1964
S. 287—292).

Dautzenberg, Gerhard: StoxrjQia y>vxä»'(l Petr. 1, 9) (BZ 8, 1964
S. 262—276).

Eppstein, Victor: The Historicity of the Gospel account of the
Cleansing of the Temple (ZNW 55, 1964 S. 42—58).

G n i 1 k a, Joachim: Die biblische Jenseitserwartung: Unsterblichkeitshoffnung
— Auferstehungsglaube? (Bibel und Leben 5, 1964 S. 103
—116).

G o 1 d b c r g, Arnold: Sitzend zur Rechten der Kraft. Zur Gottesbezeichnung
Gebura in der frühen rabbinischen Literatur (BZ 8, 1964
S. 284—293).

Griff iths, Gwyn: Was Damaris an Egyptian (Acts 17,34) (BZ 8,

1964 S. 293—295).
Langkammer, Hugolinus: Die Zugehörigkeit des Satzteiles

6 yeyovev in Joh 1, 3.4 bei Hieronymus (BZ 8, 1964 S. 295—298).
Laurentin, Andre: We 'attah — Kai nun. Formule caracteristique

des textes juridiques et liturgiques (ä propos de Jean 17, 5) (a suivre)

(Bibl 45, 1964 S. 168—197).
Meyer, Dieter: nolXa Ilaöür (ZNW 55, 1964 S. 132).
Pesch, Wilhelm: Das Liebesgebot in der Verkündigung Jesu (Bibel

und Kirche 9, 1964 S. 85—89).
R ü g e r, Hans Peter: lQ Genesis Apocryphon XIX 19 f. im Lichte der

Targumim (ZNW 55, 1964 S. 129—131).
S c h m i d, Josef: Der Anruf der Bergpredigt (Bibel und Kirche 19, 1964

S. 75—79).

Seitz, Oscar: Gospel Prologues: A Common Pattern? (JBL 83, 1964
S. 262—268).

Strecker, Georg: Redaktion und Tradition im Christushymnus
Phil 2,6-11 (ZNW 55, 1964 S. 63-78).

S t r o b e I, August: Furcht, wem Furcht gebührt. Zum profangriechischen
Hintergrund von Rm 13,7 (ZNW 55, 1964 S. 58—62).

— Die Osterberechnung des Apologeten Aristides (Berichtigung zu
ZNW 51, 1960 S. 95 ff.) (ZNW 55, 1964 S. 131 f.).

Treu, Kurt: Nochmals zu dem Unzialfragment 0167 (ZNW 55, 1964
S. 133).

Vanhoye, Albert: L' olxovfitvt] dans l'epitre aux Hebreux (Bibl 45,

1964 S. 248—253).
Vögtie, Anton: Die Genealogie Mt 1,2—16 und die matthäischc

Kindheitsgeschichte, II. Teil (BZ 8, 1964 S. 239-262).

— Die historische und theologische Tragweite der heutigen Evangelienforschung
(ZKTh 86, 1964 S. 385—417).

Williams, Francis: Is Almsgiving the Point of the „Unjust
Steward" (JBL 83, 1964 S. 293—297).

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

M o m i g 1 i a n o, Arnaldo, Prof. [Ed.]: The Conflict between Paganism
and Christianity in the Fourth Century. Essays. Oxford: Clarendon
Press; London: Oxford Univ. Press 1963. VII, 222 S., 16 Abb. a.
Taf. gr. 8° = Oxford-Warburg Studies, ed. by T. S. R. Boase and
G. Bing. Lw. 3 5 s.

Das Warburg-Institut in London veranstaltete 1958/59 eine
Vortragsreihe, deren Beiträge jetzt — z. T. übersetzt — in
einem Bande gesammelt sind. Es ist ein durch seinen Gegenstand
, den Rang der Mitarbeiter und das Niveau der Darstellung
gleich ausgezeichneter Band. Die uralte Frage nach dem
..Sieg" des Christentums über das antike Heidentum erfährt
fast in jedem Vortrag eine neue Beleuchtung, die durch neue
Forschungen, neue Entdeckungen und Beobachtungen möglich
geworden ist, und doch zeigen alle eine abwägende Zurückhaltung
im Urteil, wie sie der Größe des historischen Gegenstands
angemessen ist. ^eine Probleme sind nicht mit ein paar
Worten zu „lösen".

Die Reihe beginnt mit soziologisch-politischen Themen und
behandelt in der zweiten Hälfte solche der Kultur- und Geistes-
geschuhte. Bei dieser steht die heidnische, bei jenen die
christliche Seite stärker im Vordergrund. Beide Gruppen verbindet
ein fesselnder Vortrag des Herausgebers über das
Gegenüber der heidnischen und christlichen Historiographie im
vierten Jahrhundert. Die heidnischen Historiker pflegen in
sachlich-neutralem Ton die politische Geschichte alten Stils,
oft in Kurzfassungen, um die neuen Männer der staatlichen
Bürokratie mit den wesentlichen Fakten bekannt zu machen. Die
Christen wenden sich den neuen Gegenständen ihrer Heils- und
Heiligengeschichte zu, in der sie zugleich ihren Glauben bekennen
und illustrieren. Das ist für die defensive bzw. siegesgewisse
Haltung beider Gruppen bezeichnend. Momigliano
ist in der Einleitung zum ganzen Buch auch ausdrücklich auf die
Frage eingegangen, welche Rolle das Christentum beim Niedergang
des Reiches tatsächlich gespielt hat. Unter wirtschaftlichsoziologischen
Gesichtspunkten erscheint es ihm unbestreitbar,
daß das Aufblühen der Kirche nicht nur eine Folge, sondern
auch eine Ursache des allgemeinen Verfalls war. Andererseits
verstand nur sie es — im Westen—, zur Barbarenwelt ein positives
Verhältnis zu finden und hatte den dauernden Gewinn
vom Fortbestand der römischen Tradition, den sie vor allem
ermöglichte.

A. H. M. Jones gibt der statistischen Frage nach der Verbreitung
von Christen und Heiden im vierten Jahrhundert eine neue Bedeutung
, indem er sie auf dem Hintergrund der soziologischen Veränderungen
sieht, die allen Einfluß auf den Kaiser und auf die von ihm
abhängige Beamtenschaft verlagert hat. Die soziologische und konfessionelle
Verschiedenheit des römischen und des konstantinopolitani-
schen Senats sind bei der verschiedenen Entwicklung in Ost und West
gleichfalls nicht zu übersehen. — Jos. Vogt weist in anziehender Darstellung
auf die enge Verflechtung hin, die zwischen Konstantins
dynastischer Politik und dem Bekenntnis der einzelnen Glieder seiner
Familie bestand. Dahinter erhebt sich die Frage nach der Rolle, die das
Christentum für das dynastische Bewußtsein überhaupt gespielt hat.
Man wird zu dessen Verständnis vielleicht nicht nur die rückwärtigen
Beziehungen (das augusteische Vorbild) heranziehen dürfen. — Die
Bekehrung der germanischen Völker war, wie E. A. Thompson mit
Recht betont, weder vom Reich noch von der Reichskirche jemals als
Aufgabe begriffen worden, sondern erfolgte (mit der halben Ausnahme
der Rugier) immer erst beim Übergang auf den Boden des Reiches
„von selbst". Im Gegensatz zu K. D. Schmidt erscheint ihm eine
gotische Mission im Bereich der Hunnenherrschaft praktisch ausgeschlossen
. Die Gotengemeinde von Konstantinopel besitzt für die
Mission um so größere Bedeutung (?).

A. A. B a r b beschreibt und illustriert in geistreicher Weise die
Schwierigkeiten, die die „Magie", ihre Begriffsbestimmung und ihre
strafrechtliche Verfolgung, gerade im vierten Jahrhundert bereitete bei
zwei staatlich mehr oder weniger anerkannten Religionen, die sich
feindlich gegenüberstanden. Unter klugen religionsgesdiichtlichen
Gesichtspunkten erörtert er auch die verschiedenen „Nachwirkungen"
des antiken Aberglaubens bis ins Mittelalter und darüber hinaus.
H.-I. M a r r o u ordnet Synesios mit sicherer Hand in das geistige
Milieu Alexandriens ein, wo sich die Philosophie niemals so einseitig
wie in Athen mit dem Heidentum verbunden und geradezu identifiziert
hatte. Er möchte die christliche Komponente bei Synesios von Anfang
an stärker betonen und sieht in dessen Widerstand gegen das Bischofsamt
mehr Motive der philosophischen Lebensführung als unchristliche
Überzeugungen wirksam. — Der mit Texten reich belegte Aufsatz
P. Courcelles schildert die Argumente der heidnischen Polemik
bei Arnobius und Ambrosius und die verschiedene Art und Weise, in
der der christliche Neuplatonismus darauf reagierte. Manche Texte hei
Ambrosius dürften allerdings auch innerchristliche Zweifler und Nörgler
im Auge haben. — H. Bloch gibt dem bekannten Bild der letzten
„konfessionellen" Kämpfe und Auseinandersetzungen von Julian bis
Theodosius Farbe und reiches Leben, indem er es mit den archäologischen
und literarischen (Macrobiusf) Denkmälern der spätrömischen
heidnischen Aristokratie zusammenhält. Hier sind gerade in der letzten
Zeit mehrere neue Funde ans Licht gekommen. Schöne Abbildungen
auf Tafeln werden beigegeben.

Jeder Vortrag ist in sich geschlossen und macht die Lektüre
zu einem Genuß. Alle zusammen bilden eine vorzügliche Einführung
in die Probleme des spätantiken Glaubenskampfes. Sie
können nicht sämtliche Themen erfassen, bieten aber je auf
ihrem Gebiet eine ausgezeichnete Übersicht über den Stand der
Fragen und Auseinandersetzungen.

Heidelberg Hans v, Ca m p en ha u s e n