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Ausgabe:

1964

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 12

956

Hauptlast dieser Berichterstattung hat Konrad Ameln übernommen,
unterstützt von Joh. Heinrich und Wolfgang Reich, für Österreich von
Ingeline Nielsen-Gallwitz. Besondere Berichte befassen sich mit Dänemark
(Ulrich Teuber), Frankreich (Ernest Muller), Tschechoslowakei
(Camillo Schoenbaum), 6owie mit Dissertationen zur Hymnologie und
Kirchenmusik in Nordamerika (Johannes Riedel). Am Schluß berichtet
H. Kümmerling übeT die „Zweite internationale Tagung für Hymnologie
", die im September 1962 30 Hymnologen aus 7 europäischen
Ländern in Bossey bei Genf vereinte.

Jeder, der auf den Gebieten der Liturgik oder der Hymnologie
arbeitet, wird es den Herausgebern herzlich danken, daß
sie uns diesen weiteren Band des Jahrbuches bereitgestellt haben.
Sie haben uns damit ein Arbeitsmittel geschaffen, ohne das man
sich heute die Mitarbeit auf beiden Forchungsgebieten kaum
noch vorstellen kann. Allein schon die schnelle Orientierungsmöglichkeit
über die gegenwärtige Literatur zu anstehenden
Fragen ist eine immer wieder dankbar begrüßte Hilfe, während
die „Hauptbeiträge" mit ausgewogenen Forschungsergebnissen
bekanntmachen und Miszellen und kleine Beiträge nicht nur
fertige Ergebnisse bringen, sondern sehr oft in wirksamer
Weise das wissenschaftliche Gespräch zu bestimmten Einzelfragen
in Gang bringen oder weiter fördern. Bibliotheken, die nur
irgendwie mit beiden Fachgebieten Berührung haben, sollten
diese Bände auf die Liste ihrer unerläßlichen Anschaffungen
setzen I

Greifswald William Nagel

Albrecht, Christoph: Schleiermachers Liturgik. Theorie und Praxii
des Gottesdienstes bei Schleiermacher und ihre geistesgeschichtlichen
Zusammenhänge. Berlin: Evang. Verlagsanstalt; Göttingen: Vanden-
hoeck & Ruprecht [1962]. 183 S. gr. 8°.

Die Arbeit des Verf., die der Theologischen Fakultät der
Universität Halle als Dissertation vorgelegt wurde und als Beitrag
zur Liturgiegeschichte des beginnenden 19. Jahrhunderts
gedacht ist, will die Liturgik Schleiermachers und ihre geisteswissenschaftliche
Verwurzelung darstellen. Der Verf. bemerkt
mit Recht, daß hier eine Lücke in der Schleiermacherforschung
vorliegt, die seine Monographie schließen möchte.

Die Schrift gibt in ihrem ersten Teil eine Lehre Schleiermachers
vom Gottesdienst, erläutert sodann im zweiten Teil
den geistesgeschichtlichen Hintergrund dieser Lehre und beschließt
das Ganze mit einer kurzen Würdigung und Kritik. Beigefügt
sind drei Beilagen mit den Themen:

1. Schleiermacher und das Berliner Gesangbuch.

2. Schleiermacher und der Kampf mit der Agendenreform
von Friedrich Wilhelm III..

3. Die romantische Musikästhetik und ihr Einfluß auf
Schleiermachers Anschauungen über das Wesen der
Musik.

Dieser letzte Beitrag erschien mir besonders aufschlußreich
für Schleiermachers Musikverständnis und dessen Nähe zur
romantischen Kunstauffassung.

Im ganzen macht die Arbeit einen soliden fleißigen Eindruck
. Auch ihre Kritik ist im allgemeinen sachlich und zurückhaltend
bis auf einige wenige Entgleisungen, die bei Schleiermacher
anscheinend militaristische Anwandlungen vermuten (43),
oder ihn als „Modeprediger" (91) kennzeichnen.

Doch sind auch einige wenige Einwendungen zu erheben,
deren Beachtung dem Verf. vielleicht zu einer Vertiefung seiner

verdienstvollen Studien verhelfen kann. So spricht er im ersten
Teil seiner Arbeit von dem individualistischen Grundzug der
Theologie Schleiermachers und der individualistischen Zielsetzung
seines Kirchenbegriffes. Diese Feststellung muß überraschen
, wenn man in Schleiermacher einen Virtuosen der
Freundschaft, Gemeinschaft und Geselligkeit erkannt hat, wenn
man erfaßt hat, daß das Individuelle bei ihm immer nur als
Korrelatbegriff zum Allgemeinen verstanden wird und darum
Kirche für ihn das Sinnbild der Geselligkeit war, in welcher im
freiwilligen Geben und Nehmen die Einzelnen sich immer mehr
zu Gliedern des Leibes Christi heranbilden, ohne ihre Eigenart
zu verlieren (vgl. hierzu unter anderem meine Abhandlung: „Die
Idee der Menschheit bei Schleiermacher". In: „Studium
Generale" 1962. Ferner die Abhandlung: „Die Idee des Spiels und
der Menschheit in der Theologie Schleiermachers". In: NZ
syst Th 1962). Für sachlich nicht haltbar erscheint mir 6odann
die These des Verf.: „Schleiermacher ist in seiner Theologie
unverkennbar ein Erbe der Aufklärung" (87), ein Satz, der vom
Verf. selbst übrigens durch seinen Aufweis der starken Einflüsse
der Herrnhuter Brüdergemeine und der Romantik auf Schleiermacher
richtiggestellt wird. Auf jeden Fall wäre eine klare Bestimmung
dessen nötig gewesen, was der Verf. unter Aufklärung
versteht. Wenn schon von Spinozas und Kants Einfluß
auf die Lehre vom Gottesdienst bei Schleiermacher hingewiesen
wird, so wäre es angebracht gewesen, wenn der Verf.
sich hier nicht nur auf wenige recht allgemeine Sätze beschränkt
hätte. — Und kann man wirklich sagen: „Schleiermadher ist ein
Kind seiner Zeit, wenn er ebenfalls das Gebet anthroprozentrisch
versteht..." (94)? Hat man wirklich in der Zeit Schleiermachers
das Gebet anthroprozentrisch verstanden? Von Schleiermacher
als dem Künder schlechhinnigen Abhängigkeitsgefühls,
das im Gegensatz zu Hegel sich seiner Beziehung zu und seiner
Distanz von dem „Sein Gottes in uns" immer bewußt blieb,
wird man das nicht sagen können. Ein Blick in die zahlreich««
Gebete der Predigten SchleiermacheTS hätten den Verf. von der
großen theozentrischen Bestimmtheit dieser Gebetshaltung überzeugen
müssen.

Trotzdem bleibt die Untersuchung ein beachtenswerter
Beitrag zur Erfassung der Theologie Schleiermachers, den die
künftige Schleiermacherforschung zu berücksichtigen hat.

Kiel Werner Schult»

Blankenburg, Walter: Zehn Jahre Bachforschung (ThR 29, 1963
S. 33 5—358).

Fiala, Virgil: Die Kelchkommunion (Erbe und Auftrag 40, 1964
S. 212—223).

Haugaard, William G.: The Proposed Liturgy of Edmund Guest

(Anglican Theological Review 46, 1964 S. 177—187).
Jones, Bayard H.: The History of the Nestorian Liturgie« (Anglican

Theological Review 46, 1964 S. 15 5—176).
K n o c h, Otto: Die liturgische Verwendung des Buche« Judith (Bibel

und Kirche 19, 1964 S. 50—53).
Leloir, Dom L.: Liturgie und Gebetsgeist (Erbe und Auftrag 40,

1964 S. 197—211).
Peterson, Raymond A.: Jeremy Taylors Theology of Worship

(Anglican Theological Review 46, 1964 S. 204—216).
Scott, Gideon G.: Towards a Reformed Liturgy (The Expository

Times 75, 1964 S. 240—242).
T i 11 a r d, J. M. R.: Le Dimanche, jour d'Alliance (Sciences Ecclesia-

stiques 16, 1964 S. 225—250).

BERICHTE UND MITTEILUNGEN

Kleine patristische Schriften Berthold Altaner

Die Kommission für spätantike Religionsgeschichte der Deutschen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin beabsichtigt, die „Kleinen
patristischen Schriften" ihres 1964 verstorbenen Mitglieds Berthold
Altaner (Würzburg) in den „Texten und Untersuchungen zur Geschichte
der altchristlichen Literatur" herauszugeben. Der Band von
ca. 500 Seiten soll die Augustinus-Studien und die Arbeiten zur
griechischen und lateinischen Patristik enthalten. Der Verewigte hat
die Auswahl noch selbst getroffen und zahlreiche Ergänzungen und

Berichtigungen eingearbeitet. Voraussetzung der Veröffentlichung ist
eine hinreichende Anzahl von Vorbestellungen. Für 6ie gilt bis
31. März 1965 ein Subskriptionspreis von MDN 58.— (US-Dollar
13.90), während der Ladenpreis ca. MDN 69.— (US-Dollar 16.50) betragen
wird. Vorbestellungen werden erbeten an die Adresse der
Kommission (Berlin W 8, Otto-Nuschke-Straße 22/23), die auch nähere
Auskünfte erteilt.