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1964

Kategorie:

Religionswissenschaft

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829

Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 11

830

Teile: Die Anfänge der christlichen Mission, entscheidende
Gesichtspunkte bei der Durchführung der Christianisierung,
Wirkungen und Gegenwirkungen in dem Prozeß der Christianisierung
, die Integration von Christentum und afrikanischer Gesellschaft
, der Dienst der Kirchen am Volke.

Die dreieinhalb Jahrzehnte kirchlicher Entwicklung, die der
Untersuchung zugrundeliegen, bieten reichliches Material, um
die verschiedenen Stadien des Werdens christlicher Kirchen zu
beobachten. Die alten afrikanischen Religionen spielen im
sozialen und wirtschaftlichen Leben noch immer eine große
Rolle. Daneben hat die Kirche auf dem Gebiet der Erziehung,
der medizinischen Betreuung, der sozialen Wohlfahrt, besonders
auch in der Frauenarbeit viel geleistet und neue Sozialkörper
geschaffen. Dies gilt besonders für die Gemeinden. Die Beteiligung
der Christen im öffentlichen Leben ist sehr stark, was z. T.
damit zuammenhängen dürfte, daß ein großer Teil der führenden
Schicht durch die Schulen der Mission oder der Kirchen gegangen
ist. Abschließend bemerkt der Verfasser, daß ein Sinn
von Zugehörigkeit zu einer afrikanischen Kirche für eine
wachsende Anzahl von Christen eine Realität ist. Dabei bedeutet
afrikanische Kirche nicht eine Institution mit einer neuen
Lehre. Die oben erwähnten drei großen protestantischen Kirchen
sind lehrmäßig mit den einst sendenden Kirchen eins, sie sind
aber offen für die Probleme, welche die afrikanische Gesellschaft
ihnen stellt. Besonders wird sich dies im Bereich der
Ethik, vielleicht später auch im Kultus zeigen. Dem Verfasser
gebührt Dank, daß er mit seinem Buch den Stand der Entwicklung
in der Mitte unseres Jahrhunderts festgehalten hat.

Kleinere Bemerkungen: Der dänische Gouverneur, Major de
Richelieu, war nicht von 1826—1847 in Christiansborg, sondern kehrte
schon 1826 nach Dänemark zurück (S. 3). — Die vier ersten Baseler
Missionare kamen nicht 1827, sondern 1828 in der damaligen Goldküste
an (S. 3). — Wenn gesagt wird, daß die erste organisierte
Missionsarbeit 1752 mit dem englischen Rev. Thompson erfolgte (S. 3),
sollte man doch die versdiiedenen Versuche der Brüdergemein« ab
1737 erwähnen. — L. Akwapim Hills statt Akwapin Hills (S. 4). —
Wenn die Bremer Mission 1948 auch eine abschlägige Antwort zum
offiziellen Wiedereintritt in die Arbeit erhielt (S. 44), so konnte sie
der Ewe Prcsbyterian Church dodi ärztliches und pflegerisches Personal
zur Verfügung stellen. — L. Bellon statt Bellom (S. 119). — L. Kcte-
Krachi statt Keta-Krachi (S. 132). — In dem Abschnitt über medizinische
Arbeit (S. 143 ff.) könnte darauf hingewiesen werden, daß in
aller Stille wohl auf jeder Missionsstation Kranke behandelt wurden
und daß durch Vorbild und Unterricht auf Verbesserung der Hygiene
hingewirkt wurde. — L. Tamale statt Tamele (S. 158). — Schließlich
mag hinzugefügt werden, daß in dem Kampf gegen den Alkohol
(S. 152) auch nach dem 1. Weltkrieg der Direktor der deutschen ev.
Missionshilfe, D. Sdireiber, im Rahmen des Deutschen Verbandes zur
Bekämpfung des afrikanischen Branntweinhandels tätig war und darin
seinem Vorgänger im Direktorat der Norddeutschen Mission, Michael
Zahn, folgte.

Marburg/Lahn ErnstDammann

B i s h o p, Eric F. F.: Angelology in Judaism, Islam and Christianity
(Anglican Theological Review 46, 1964 S. 142—154).

Endo, Yoshimitsu: Soka Gakkai, the Study of a Society for the
Creation of Value (Anglican Theological Review 46, 1964 S. 131
-141).

ALTES TESTAMENT

Robert, A. u. A. Feuillet [Hrsg.]: Einleitung in die heilige
Schrift. Bd. I: Allgemeine Einleitungsfragen und Altes Testament.
Ins Deutsche übertr. v. K. Faschian. Wien-Freiburg-Basel: Herder
[1963]. XXVIII, 860 S. gr. 8°.

Unter dem Titel: Introduction ä la Bible erschien 1957 bei
Desclee & Cie in Tournay ein zweibändiges Werk, als dessen
Herausgeber A. Robert und A. Feuillet zeichneten.. Der 2. dem
Neuen Testament gewidmete Band ist bereits in dieser Zeitschrift
angezeigt worden. Inzwischen ist das ganze Werk in
deutscher Übersetzung erschienen, die von P. Dr. Konstanz
Faschian OFM hergestellt wurde. Der 1. Band, der Allgemeine
Einleitungsfragen und das Alte Testament behandelt, soll hier
besprochen werden. Er ist eine Gemeinschaftsarbeit von 9 Gelehrten
, die zum Teil zu zweit, zum Teil aber jeder für sich für

einen Teil der Darlegungen verantwortlich zeichnen. Der 1. Abschnitt
: Die inspirierten Bücher stammt von A. Barucq und
H. Cazelles. Er redet zuerst vom Glauben an die inspirierten
Bücher, dann von der Inspiration, vom Kanon der inspirierten
Bücher und schließlich von der Irrtumslosigkeit der Heiligen
Schrift. Anschließend handeln H. Cazelles und P. Grelot über
den Text der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments,
über die Übersetzungen des Alten Testaments und das Neue
Testament, weiter über die Textkritik und die Literarkritik,
wobei als Unterabschnitt die Literarkritik des Neuen Testaments
von A. Feuillet und P. Grelot dargelegt wird, und schließlich
über die historische Kritik. P. Grelot verbreitet sich über die
katholische Auslegung der heiligen Bücher, indem er auf die
Grundlagen der christlichen Exegese, die praktische Handhabung
der christlichen Exegese und den heutigen Stand der Frage eingeht
. E. Cavaignac und P. Grelot vereinigen sich zu einer Einführung
: der historische Rahmen der Bibel, der einen ausgezeichneten
knappen Überblick über den alten Orient und die
Geschichte Israels und des Judentums bis in die neutestamentliche
Zeit hinein bietet. Daran schließt sich die Einzeluntersuchung
der biblischen Bücher an. H. Cazelles behandelt die Thora oder
den Pentateuch, J. Delorme die früheren prophetischen Bücher.
A. Gelin die späteren, P. Auvray die Ketübim oder Hagio-
graphen, A. Lefevre die deuterokanonischen Bücher. Den Schluß
über die Entstehung des Alten Testaments hat P. Grelot übernommen
. Ein Personen- und Sachregister sowie ein Verzeichnis
der Schriftstellen erleichtern die Benützung.

Schon diese kurze Inhaltsangabe zeigt den weitgespannten
Rahmen des Werks. Auf einem dogmati6ch-dogmengeschichtlichen
Unterbau nähert man sich der Bibel, die dann zuerst in ihre
historische Umwelt eingestellt wird, bevor zur Einzeluntersuchung
geschritten wird. Es ist eine Arbeit katholischer Forschung
, und so steht nicht nur in den einführenden Kapiteln,
sondern im ganzen Buch immer im Hintergrund, was die Kirche
sagt. Da werden die drei Enzykliken „Providentissimus" (1893),
„Spiritus Paraclitus" (1920) und „Divino afflante Spiritu" (1943)
in Übersetzung und zum Teil im Originaltext dargeboten, vor
allem aber die Neuauflage des Enchiridion Biblicum der Bibelkommission
(195 5) und eine davor liegende Antwort des
Sekretärs der Bibelkommission an S. E. den Kardinal Suhard,
Erzbischof von Paris, vom 16. 1. 1948 als maßgebliche kirchliche
Äußerungen herausgestellt. Daß sich in der Auslegung dieser Dokumente
kleine Varianten feststellen lassen, ist begreiflich. Aber
die gemeinsame Linie, die sich bei allen Bearbeitern feststellen
läßt, ist eine weitgehende, wenn auch modifizierte Übernahme der
Wellhausenschen Thesen, korrigiert durch die neueren Erkenntnisse
über das Alter der später kodifizierten gesetzlichen Penta-
teuchpartien. Nicht einig ist man sich über die Frage, ob Eißfeldt
oder Noth in der Beurteilung des Umfangs der Pentateuchquellen
recht hat, und für den Ansatz der Quellen neigt man zu höheren
Zahlen, ohne allerdings darauf zu bestehen. Die Gattungsforschung
wird mit einiger Zurückhaltung behandelt, die Form-
geschichte und Traditionsgeschichte für das Alte Testament kaum
berührt. Selbst das Hohelied wird nur im Hinblick auf „den
vitalen Zusammenhang mit einer ganzen biblischen Strömung, als
deren Krönung es erscheint", zur allegorischen Deutung empfohlen
, nachdem mit Sorgfalt die Deutungsversuche im nachbiblischen
Judentum und im Christentum vorgeführt sind und
das Für und Wider erwogen worden ist.

So läßt sich gern unterschreiben, daß es sich, wie der Verlag
auf dem Umschlag versichert, um ein modernes Standardwerk der
Bibelwissenschaft handelt, ohne Zweifel um das modernste
katholische, dem an Gewicht nur die Eißfeldtsche Einleitung, die
uns nun erfreulicherweiser in 3. Auflage vorliegt, verglichen
werden kann.

Man wird dieses Werk mit großem Gewinn benützen
können. Die Übersetzung ist flüssig und gut, ohne natürlich
den Charme und die Prägnanz des Originals immer ganz wiedergeben
zu können.

Erlangen Leonhard Rost