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Ausgabe:

1964

Spalte:

828-829

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Parsons, Robert T.

Titel/Untertitel:

The Churches and Ghana Society 1918-1955 1964

Rezensent:

Dammann, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 11

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G. Hasenkamp stellt in einem das Ganze würdig abschließenden
Epilog den Band und das Leben des Jubilars unter das Motto:
„Musis, id est humanitati et doctrinae".

Halle/Saale Hans-Joachim D ie s »e r

Ihlenfeld, Kurt: Zur Entlutherisierung der Bibel (Luther. Zeitschrift

der Luther-Gesellschaft 35, 1964 S. 15—24).
Jahn, Ernst: Eduard Spranger in memoriam (Wege zum Menschen 16,

S. 129—130).

Mahrenholz, Ernst Gottfried: Kulturpolitik und konfessionelle
Neutralität (Neue Sammlung 4, 1964 S. 164—175).

A Theological Book List of Works in English comp, by
A. M. Ward, in French by F. Michaeli, in German by H.-W. Gen-
sichen, in Portuguese by A. Sapsezian, in Spanish by C. Gattinoni.
New York—London: The Theological Education Fund 1963. XIV,
41 S„ VI, 49 S., V, 30 S., VI, 21 S., VII, 43 S. 4°. 50 6.; $7.50.

RELIGIONSWISSENSCHAFT

P a u 1 s o n, Ivar, Hultkrantz, Ake, u. Karl J e 11 m a r : Die
Religionen Nordeurasiens und der amerikanischen Arktis. Stuttgart:
Kohlhammer 1962. XI, 425 S., 3 Ktn. gr. 8° = Die Religionen der
Menschheit, Bd. 3. Lw. DM 39.—.

Den Hauptteil des Buches hat I. Paulson bestritten, der damit
seine früheren Untersuchungen zu speziellen Themen des
weitreichenden Gebietes der außer- und vorchristlichen nord-
eurasischen Religiosität fortgesetzt und in gewisser Weise in
ein großes Gesamtbild hineingestellt hat. Das Vorwort weist
mit Recht darauf hin, daß es sich um Kultur- und Religionsbereiche
mit einer höchst eigenartigen Leistung, vor allem auf
religiösem Gebiet, handele, die in einem allgemeinen Assimilationsprozeß
bald von der modernen Zivilisation, Geistigkeit
und Staatlichkeit aufgesogen sein werden. Der rekapitulierende
Überblick über diese religiöse Welt, soweit sie uns noch zugänglich
ist, hat deshalb desto größere Berechtigung, ja, er ist
eine verpflichtende Aufgabe, weil uns hier nicht nur irgendwelche
Natur- oder Primitivreligionen, sondern grundlegende
religiöse Erlebnisse entgegentreten, die mit unserer eigenen
Kultur geschichtlich enger verzahnt sein dürften, als wir heute
ahnen. Ä. Hultkrantz hat die Lappen und Eskimos behandelt,
also die stärker in die Arktis hineinreichenden Gruppen.
K. Jettmar schließlich hat archäologisch - prähistorisches Material
hinzugefügt.

Paulson ist grundsätzlich in einer phänomenologisch-systematischen
Disposition vorgegangen, wobei er im ersten Hauptabschnitt
über „Die Religionen der nordasiatischen (sibirischen) Völker" stärker
religionswissenschaftliche Gesichtspunkte, im zweiten über „Die
Religionen der finnischen Völker" mehr wirtschaftliche und soziale
für die Einteilung verwendet hat. Unter den Sibiriern werden so wichtige
Themen wie „Das Weltbild und die Schöpfung", „Die Hochgottheiten
", „Die Religion der Jäger und Fischer", „Seelenvorstellungen
und Totenglaube" und „Der Schamane als Mittler" abgehandelt. Von
besonderem Interesse ist die Zusammenstellung der — teils kultisch
verehrten, teils kultlosen — Hochgottheiten, die oft ausgesprochene
Himmelsgötter sind. Ihr ziemlich hohes Alter ist in einzelnen Fällen
annehmbar, ihre geschichtliche Stellung und sachliche Aufgabe dagegen
unklar. Aktiviert wurden sie teilweise offenbar eret durch die Berührung
mit Christentum und Islam (S. 64). Die Bedeutung des Wirtschaftlichen
für die Religion tritt im Jagdritual sowohl der Sibirier
wie der Finnen (S. 64—100; S. 173—209) recht eindrücklich hervor.
Daran ist noch in christlicher Zeit und unter christlichem Einfluß gearbeitet
worden (z. B. S. 207). In den Seelenvorstellungen konnte P.
auf eigene ältere Arbeiten zurückgreifen. Wieder hebt er das von
ihm besonders scharf gezeichnete Problem einer Doppelheit der „Freiseele
" und der „Körperseele" hervor. Dem Schamanismus weist er
sicher mit Recht eine hohe kulturgeschichtliche Bedeutung zu, wie
sie nicht erst durch die erhöhte Beachtung dieser religionsgeschichtlichen
Erscheinung in unserem psychologistisch orientierten Zeitalter
klar geworden ist, sondern für den aufmerksamen Beobachter schon
früher feststand.

Wesentlich kürzer ist der Beitrag von Hultkrantz, der auf das
ethnologisch-anthropologisch und sprachlich schwierige Problem der
Lappen eingeht, deren Religion gleichwohl seit je das Interesse skandinavischer
Forscher hervorgerufen hat. Bemerkenswert ist dabei, daß
die lappische Religion quellenmäßig ein ungewöhnliches Maß von
historisch gesicherten Spuren aufweist (S. 287). Aber auch H. zieht
eine phänomenologische Einteilung seiner Darstellung mit gutem
Grunde vor. Da« Bärenritual und der Begriff des Seida (S. 291 ff.) als

Manifestation numinoser Wirklichkeiten sind Hauptmerkmale lappischer
Religiosität. Den Göttern, dem Kult und dem Schamanentum
werden eingehende Ausführungen gewidmet. Jettmar hat schließlich,
ausgehend vom Paläolithikum, die archäologischen Befunde dargelegt
und dabei auf das Fehlen systematischer Untersuchungen über die
Verbindungen „religiöser Wandlungen und Schwerpunktsverlagerungen
innerhalb der Wirtschaft oder Sozialordnung" mit Recht hingewiesen.
Er legt Ergebnisse der sowjetrussi6chen archäologischen Forschung vor,
von deren Weiterentwicklung er glaubt, daß sie uns „um einige Erkenntnisse
reicher und um viele Illusionen ärmer" machen werden
(S. 308). Die von ihm gewählte Einteilung ist ausgesprochen geogra-
phisdi, wie sich das bei prähistorischem Material von selbst nahelegt.
Erst ein Überblick (S. 347—3 50) faßt deutend von Nordosteuropa bis
Ostsibirien zusammen. Auf die jahrhunderte-, ja, jahrtausendealten
Nivellierungs- und Ausgleichsprozesse innerhalb einer relativ ungestörten
Entwicklung wird hingewiesen. Dem Baikal-Angara-Gebiet im
zentralkontinentalen Ostsibirien schreibt J. eine besonders hohe
schöpferische Bedeutung, auch hinsichtlich der Entwicklung de«
Schamanismus, für den ganzen Raum zu (S. 349 f.).

Der hier behandelte religionsgeschichtliche Großraum ist
zweifellos wegen seiner Stellung im unmittelbaren Zusammenhang
mit den hochkulturellen Entwicklungen der Weltgeschichte
von außerordentlicher Wichtigkeit. Der stets mögliche und anzunehmende
Austausch mit den Hochkulturen erschwerte seit
je seine Deutung und die Reduzierung des heute Erkennbaren
auf das Ursprüngliche und auf die Eigenleistung. Insbesondere
wird der Beitrag der Weltreligionen im Zuge einer 6ehr langen
Osmose kaum noch zu klären sein. Die drei Forscher, sämtlich
dafür in hohem Maße legitimiert, haben sich in kritischer und
sachlicher Untersuchung um ein Maximum an Genauigkeit der
Aussage bemüht. Sie sind — unbeschadet der phänomenologischen
Anordnung des Hauptteiles dieses Werkes — vom geschichtlich
Faßbaren ausgegangen und haben sich von Spekulation
freigehalten. Daß Fragen in der Darstellung und Deutung
offenblieben, ist in Anbetracht der Quellenverhältnisse unvermeidlich
. Nicht völlig sicher erscheinen mir z. B. die Schlußfolgerungen
bzw. Vermutungen von J. hinsichtlich der Entstehungsgeschichte
und Bedeutung des Schamanismus. Ein solcher Überblick
in deutscher Sprache, der vor allem die reichen und schon
generationenalten, hierzulande schwer zugänglichen Ergebnisse
der russischen Forschung aufarbeitet, kann jedenfalls nicht dankbar
genug begrüßt werden. Rein methodisch ist die Rezipierung
der wirklich religionsphänomenologischen Arbeitsweise für religionsgeschichtliche
Darstellungen von ethnologisch orientierter
Forschung bedeutsam.

Marburg/Lahn Kurt Goldammer

Parsons, Robert T.: The Chnrches and Ghana Society 1918—1955.

A Survey of the Work of three Protestant Mission Societies and
the African Churches which they established in their Aßsistance to
Societary Development. Leiden: Brill 1963. XVI, 240 S. gr. 8°. Lw.
hfl. 25.-.

Der Verfasser arbeitete von 1929 an für ein Jahrzehnt als
Missionar der durch of the United Brethren in Christ in
Sierra Leone und wirkt seit 1946 als Professor für Afrikanistik
in den Vereinigten Staaten. Er ist bisher vor allem als guter
Kenner der Kono bekannt geworden, über die er mehrere
Artikel in der vor einigen Jahren begründeten, gut redigierten
Zeitschrift The Sierra Leone Bulletin of Religion veröffentlicht
hat. Mit dem vorliegenden Buch führt uns Parsons nach Ghana.
Es i6t das Ergebnis einer Studienreise, die er 1955/56 auf Einladung
des Department of Theology des damaligen University
College in Ghana unternahm.

Im Titel wird die gestellte Aufgabe deutlich begrenzt. Es
handelt sich um die Geschichte von Kirchen, die in den erwähnten
Jahrzehnten selbständig wurden und sich mit der sie
umgebenden, zahlenmäßig zumeist überlegenen nichtchristlichen
Umwelt auseinandersetzen mußten. Es sind die Ghana Presby-
terian Church, die im wesentlichen auf die Arbeit der Baseler
und (nach dem 1. Weltkrieg) der schottischen Mission zurückgeht
, um die Evangelical Presbyterian Church, die durch die
Tätigkeit der Norddeutschen Mission in Bremen entstanden ist,
und um die Methodist Church of Ghana. Die anglikanische
Kirche ist weniger, die katholische gar nicht in die Untersuchung
einbezogen. Die Hauptabschnitte des Buches enthalten folgende