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1964

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 10

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17. und 18. Jahrhundert nicht mehr vom Evangelium aus zum
Tragen gekommen ist. Unter diesem Gesichtspunkte sollte doch
noch einmal die gesamte Predigtliteratur jener Zeit neu aufgearbeitet
werden, es könnten dabei erstaunliche Schlaglichter auch
auf die Predigtarbeit der Gegenwart fallen. Jeder, der sich mit
dem Gottesdienst beschäftigt, sei es der Theologiestudent oder
der Student der Kirchenmusik, der Pastor oder der Lehrer, alle
werden dem Verfasser dankbar sein, daß dieser Abriß so gelungen
ist.

Hannover Karl Ferdinand Müller

Alb recht: Christoph: Der liturgische Ort des gottesdienstlichen

Orgelnachspiels (MuK 34, 1964 S. 73—78).
A m o n, Karl: Das Recht der Bischofsversammlungen zur Einführung

der Volkssprache in der Liturgie (ZKTh 86, 1964 S. 97—102).
Besch, Hans: Eine Auktionsquittung J. S. Bachs (Festschrift für

F. Smend. Berlin: Merseburger 1963 S. 74—79).
Brodde, Otto: „Ein neues Lied wir heben an!" Luther als

„Phonascus" (Luther. Zeitschrift der Luther-Gesellschaft 34, 1963

S. 72—82).

Emminghaus, loh. H.: Velum quadrage-simale (ThRv 60, 1964
S. 73-82).

Die Feier der heiligen Osternacht. Auf Grund der „Agende für
evangelisch-lutherische Kirchen und Gemeinden. 2. Band: Die Gebetsgottesdienste
" für die Hand der Gemeinde zusammengestellt u. mit
den Liedern des Evangelischen Kirchengesangbuches versehen von
Manfred Erck u. Karl-Heinrich Bieritz. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
[1964]. 36 S. kl. 8°. DM —.90.

Ihlenfeld, Kurt: Die himmlische Kunst Musica. Ein Blick in
Luthers Briefe (Luther. Zeitschrift der Luther-Ge6ellschaft 34, 1963
S. 83—90).

Karmann, Rudolf: Musik der Ostkirche (StZ 174, 89. Jg. 1963/64
S. 68—72).

Keller, Hermann: Die Kultur des Barock und die evangelische

Kirchenmusik (MuK 34, 1964 S. 69—72).
Köberle, Adolf: Kirchenmusik als Lob Gottes (DtPfrBl 64, 1964

S. 197—200).

Krause, Gerhard: Chassidismus und Musik (DtPfrBl 64, 1964 S. 107
—109).

Meyers, Hubert: Der französische Orgeltyp (MuK 33, 1963 S. 258
—264).

Schmidt, Eberhard: Zur Enzyklopädie der Kirdienmusik (MuK 34,
1964 S. 55—69).

Sheppard, Lancelot [Ed.]: True Worship. Baltimore: The Helikon
Press; London: Darton, Longman k Todd [1963]. X. 132 S. 8° =
The Downside Symposia, 5. Kart. 16 6.

Widmann, Joachim: Ästhetik der Musik (MuK 33, 1963 S. 249
—258).

W o 1 f f, Christoph: Die Rastrierungen in den Originalhandschriften
Joh. Seb. Bachs und ihre Bedeutung für die diplomatische Quellenkritik
(Festschrift für F. Smend. Berlin: Merseburger 1963 S. 80—92).

KATECHET1K
UND RELIGIONSPÄDAGOGIK

Schreiner, Helmuth: Evangelische Pädagogik und Katechetik.

Gütersloh: Bertelsmann [1959]. 198 S. gr. 8°. Lw. DM 19.80.

Helmuth Schreiner hat in diesem Buch seine „Pädagogik
aus Glauben" von 19312 noch einmal neu vorgelegt. Es ist seine
Abschiedsgabe geworden, denn er ist 1962 verstorben. Seine
Bücher sind mehr als bei anderen akademischen Autoren eng
verknüpft mit dem eigenen Werdegang. Für Schreiner hat die
Berührung mit lutherischer Kirche und Theologie eine wichtige
Rolle gespielt, dann aber besonders die Begegnung mit Schlatter
und Kähler. In der Praxis, der er sich mit voller Leidenschaft
gestellt hat, haben ihm die Hamburger Stadtmission und das
Rauhe Haus die entscheidende Gemeinsamkeit mit Wichern
eingebracht. Im Spandauer Johannesstift konnte er dies bewähren
in den dort gestellten Erziehungsaufgaben und im Durchdenken
der Öffentlichkeitsaufgaben der Kirche im sozialen Leben
und in der Arbeit der Apologetischen Zentrale. Die Professur
für Praktische Theologie in Rostock brachte Freundschaft und

Arbeitsgemeinschaft mit Brunstäd, dazu die Kämpfe, die das
dritte Reich forderte. Die Arbeit als praktischer Theologe in
Münster (nach dem vereinsamenden Abschied von Brunstäd) und
in der Leitung der Diakonissenarbeit der Inneren Misson waren
Epilog, — die herrische Frische seiner Kraft hat er dort, wie
es scheint, nicht mehr erreicht. Sein vielfältiges Schrifttum
gehört ins Gebiet der Praktischen Theologie, bei reichlicher
praktischer Erfahrung wirklich in das Gebiet der Theologie.
Freilich ist seine Theologie eine sehr eigengeprägte, eigenwillige
Theologie. Nichts ist nur weitergegebene Schultradition,
alles ist mindestens durch Erfahrung hindurchgegangen.
Schreiner hat die Kraft besessen, eigenständige Erfahrungen
zu machen und sie selbständig zu verarbeiten. Auf diese Weise
öffneten sich ihm Aussagen in der älteren und neueren
Theologie, unter denen er kräftig wählte und wertete: Was bewährt
sich an der Lebenswirklichkeit des gegenwärtigen Menschen
, um den es Gott geht und deshalb dem Theologen zu
gehen hat? — so ist die ungeduldig fordernde Frage. Daß er dabei
selbst nicht von den flimmernden Aufgaben des Tages um sein
Thema gebracht wurde, dankt er dem durch Wichern vermittelten
Ansatz seiner Theologie und seiner Praxis: da geht es um
den den Sünder suchenden Fürsten des Lebens, um die Botschaft
vom Kreuz, und damit leidenschaftlich um den Menschen. Die
soziale Frage ist gestellt, der Erziehungsauftrag wird verstanden,
die Sexualethik und Frage nach Jugend und Ehe, die Frage nach
den zureichenden Diensten der wirklichen Kirche, die Frage
nach ihrer Gestalt und ihrem Recht, nach ihrer Predigt und ihrem
Unterricht und nach ihrer von Schreiner mit Recht als vergessenes
Gebiet theologisch und praktisch in Angriff genommenen
Diakonie. Möglicherweise werden wir uns in viele seiner theologischen
Thesen nicht fügen, aber daß er eine Praxis, nicht nur
eine unerprobte Theorie sucht in wirklich theologischer Verantwortung
, macht ihn zu einem gewichtigen Lehrer der Kirche.

Das gilt auch von dieser seiner evangelischen Pädagogik und
Katechetik. Wo er sich auf das Fachgespräch einläßt, sind seine
Bemerkungen (man vergleiche etwa die Auseinandersetzung
über den Vorrang der Sache über die Methode S. 137) unzureichend
, zumal das Gespräch in allen beteiligten Lagern schnell
über die Positionen, die ihm noch bekannt sein konnten, hinausgediehen
ist. Ihn in das schnell sich wandelnde Kaleidoskop der
gegenwärtigen Religionspädagogik (Angermeyer berichtet darüber
verdienstvoll in der MPTh s. z.B. 1960, S. 31 ff; 1961, S.
439 ff.; 1962, S. 23 5 ff.; 1963, S. 105 ff.) einzuordnen, ist deshalb
schwierig, eigentlich unmöglich. Das macht sein Werk nicht
unwichtig. Im Gegenteil: wer die Kämpfe der wechselnden
Theorien und Konzeptionen leid ist, wird nicht ungern nach
einem Buch greifen, das nicht einzuordnen ist und deshalb ein
Gegenüber zu werden vermag, geeignet, die üblichen Erwägungen
von einem primär am Gespräch nicht Beteiligten überprüfen
und ergänzen zu lassen. Dazu ist Schreiner besonders geeignet,
weil er nicht nur herrlich undoktrinär sein kann, sondern
besonders, weil er — wie wenige — eigene Beobachtungen zu
machen vermag und diese auszuwerten in der Lage ist. Das
Buch ist voller Anschauung, Beispielmaterial und verarbeiteter
Erfahrung. Es bietet eine breit angelegte biblische Anthropologie,
sorgfältig abgesetzt von idealistischen und realistischen Konzeptionen
, dabei vielfältiger und praktischer als die von
G. Bohne. Noch eigenständiger und noch mehr gesättigt an
praktischer Erfahrung ist seine Katechetik, eine Fundgrube erprobter
Erkenntnisse. In seiner Homiletik (Die Verkündigung
des Wortes Gottes) hatte Sehr, eine Fülle von Stoff verarbeitet.
In der Katechetik geht es ihm vor allem um Unterrichtsmethoden
und insbesondere um das zu erziehende Kind. Sehr, hat
Jugend gekannt und geliebt. Der Erziehungsvorgang beschäftigt
ihn, weniger als Stoffvermittlung verstanden, mehr als Bemühung
um Bildung des Menschen. Dabei liegt ihm, ähnlich wie
Wichern, am Kampf um den verknechteten Menschen bis hin zur
Befreiung durch das ausgerichtete Wort der Vergebung: „Der
Sünder wird ... von Gott angenommen, die Sünde aber von Gott
verworfen" (153). „Strafen kann nur der, der wirklich vergeben
kann" (128). Es geht um die „Vergebung als Stiftung und
Erneuerung des Vertrauensverhältnisses" (128). Kirche wird als