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Ausgabe:

1964

Spalte:

757-758

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Deutsches Wörterbuch zum Neuen Testament 1964

Rezensent:

Grundmann, Walter

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Seite 1

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757

Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 10

758

geböte etc. — gehören, kann Moses nicht so einfach auf einer
Ebene mit Abraham gesehen werden, wenn auch der Bericht über
diesen im Buch des Moses steht. Der Begriff „Moses" kann dann
— wie der Begriff „Gesetz" — überhaupt nicht einheitlich und
einwertig abgehandelt werden. Die Gesetzesproblematik drängt
m. E. vielmehr geradezu zu der Lösung, qualitativ verschiedene
Elemente im „Gesetz" zu unterscheiden. Und wenn auch Christus
tslog des gesamten „Gesetzes" geworden ist, so ist dies rslog
doch bezüglich der verschiedenen Elemente unterschiedlich zu
interpretieren, anders also in Bezug auf die jüdischen Kultgebote
als in Bezug auf die um das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe
kreisenden sittlichen Forderungen, anders auch in Bezug
auf die auch in den Gesetzesbüchern enthaltenen Verheißungen.

In den beiden abschließenden, Christus als letzten Adam
behandelnden Kapiteln steht vom Thema her die Frage nach der
extensiven Auswirkung der in Christus geschehenen Erlösung
bzw. nach der Menschengruppe, für die der Begriff ..Christus"
Repräsentant ist, im Mittelpunkt des Interesses. Ist die Auswirkung
des Christusgeschehens universal extensiv, so daß sie die
gesamte Menschheit und Welt umfaßt? Bei der Beantwortung
dieser Frage unterscheidet der Verfasser wieder zwischen kosmo-
logischem und anthropologischem Aspekt (73). Über die dämonischen
Mächte sei der Sieg Christi letztlich universal, für die
Erlösung der Menschheit jedoch habe die Heilstat lediglich der
Möglichkeit nach universale Reichweite, nicht jedoch dem
effektiven Resultat nach (114). Bei der typisierenden und theo-
logisierenden Begriffsdeutung des Verfassers umschließt der Begriff
„Christus" dann nur — wie „Abraham" und „Moses" — die
Gruppe der Gläubigen („Leib Christi"), bezieht sich jedoch —
darüber hinausgehend — auf kosmischen Sieg und somit Heilsvermittlung
, wodurch Christus die Erfüllung einer vollkommenen
Antithese zu Adam bringt.

Leipzig Christoph Ha u fp

Richter, Georg: Deutsches Wörterbuch zum Neuen Testament.

Nach dem griechischen Urtext bearb. Regensburg: F. Pustet 1962.
XIX, 1088 S. gr. 8° = Regensburger Neues Testament, hrsg. von
A. Wikenhauser f und O. Kuss. 10. Bd.: Registerband.

Der vorliegende über tausend Seiten umfassende Band soll
nicht nur dem Benutzer des Regensburger Neuen Testamentes,
eines wertvollen Dokuments der katholischen Bibeltheologie,
deren ökumenische Bedeutung in der Gegenwart immer deutlicher
wird, vor allem auch durch das II. Vatikanische Konzil,
sondern dem Leser des Neuen Testaments überhaupt ein „Hilfsmittel
" sein, „das es ihm ermöglichte, rasch, zuverlässig und mit
aller nur immer erreichbaren Vollständigkeit in den Besitz des
neutestamentlichen .Materials' zu gelangen, das er zur eigenen,
ganz persönlichen Belehrung, zum Studium, für Unterricht,
Katechese, Predigt und Vortrag benötigte und das er sich sonst
mühsam an vielen weitverstreuten Orten zusammensuchen
mußte" (Vorwort S. V.). So formuliert der Herausgeber, Otto
Kuss, das Programm. Er selbst hat „die Grundlinien eines
solchen übersichtlichen, für den Gebrauch des deutschsprachigen
Benutzers bestimmten Lexikons" entworfen und in Dr. Georg
Richter den Mann gefunden, der auf sein Anliegen einging und
die vorliegende wertvolle Arbeit leistete, die nunmehr unter
seinem eigenen Namen erschienen ist. Das Vorwort gibt Rechenschaft
über die verschiedenen Erwägungen, die angestellt worden
sind, um dem Werke die Gestalt zu geben, in der es jetzt
vorliegt.

Es ist bewußt darauf verzichtet worden, eine deutschsprachige
Konkordanz zu schaffen, in der, nach deutschen Stichworten geordnet
, die Stellen zusammenstellt werden, an der der jeweilige
Begriff oder Name vorkommt. Der Ordnung des Ganzen ist
vielmehr der griechische Wortschatz des NT zugrundegelegt
worden, freilich übersetzt, da es ja für den des Griechischen
unkundigen deutschsprachigen Benutzer in erster Linie gedacht
ist. Damit wird in einer bemerkenswerten Weise deutlich, in
welchem Umfang und Tiefgang in katholischen Gemeinden das
Bibelstudium eingesetzt hat. Die Vorbemerkungen des Bearbeiters
selbst, Georg Richters, lassen erkennen, daß das Werk
alle Personennamen und Ortsbezeichnungen behandelt, dagegen

auf die Behandlung von Begriffen Verzicht leistet, die innerhalb
von Exkursen im Rahmen des Regensburger Neuen Testamentes
gesondert behandelt worden sind. Diese Maßnahme ist verständlich
. Ihre Hereinnahme hätte den Rahmen des Werkes gesprengt
bzw. dazu gezwungen, einen zweiten gleich umfangreichen
Band vorlegen zu müssen. Auf diese Weise fehlen z. B.
so grundlegende Begriffe wie Gott, Jesus Christus, Evangelium.
Fleisch, Gesetz, Glaube, Menschensohn. Das bedeutet natürlich
für den Benutzer, der das ganze Kommentarwerk mit seinen
Exkursen nicht zur Hand hat, eine Schwierigkeit. Den Vorwerten
folgen Hinweise für die Benützung des Wörterbuches; am Schluß
ist ein alphabetisches Stichwörterverzeichnis gegeben, aus dem
sichtbar wird, welche Namen und Bezeichnungen und Begriffe
behandelt worden sind. Dieses Verzeichnis enthält auch Hinweise
, an welcher Stelle sich ein Stichwort findet, z. B. Ehescheidung
unter heiraten 3 u. a.

Das Corpus des Werkes behandelt auf 1079 Seiten die
verschiedenen Stichworte; dem deutschen Wort ist in Klammer
die griechische Entsprechung beigefügt. Die Stellen werden nicht
nur genannt, sondern auch nach einer knappen Einleitung
wiedergegeben und zugleich gegliedert. Der jeweiligen Einleitung
sind teilweise Stellen- und Literaturangaben zugefügt.
Das ergibt z. T. sehr umfangreiche Sammlungen des jeweiligen
Materials; so wird z. B. der Begriff Feuer mit den mit ihm zusammengehörigen
Begriffen substantivischer und verbaler Art
auf mehr als fünf Seiten in vier Abschnitten abgehandelt, der
Begriff Geist auf 24 Seiten mit acht Abschnitten, die ihrerseits
wieder in Unterabschnitte eingeteilt sind. Die Beispiele könnten
vermehrt werden. Das Werk ist zugleich Konkordanz, Lexikon
und Materialsammlung, und es ermöglicht damit dem Leser des
Neuen Testaments, der es wirklich studieren will, ein umfassendes
Eindringen in den jeweiligen Sachbereich, der mit
einem Stichwort anvisiert ist. Für den Prediger und Unterweisenden
ist es eine ebenso unschätzbare Hilfe wie für die
Bibelarbeit in der Gemeindegruppe oder auch im eigenen
Arbeitszimmer. Es hat seine Bedeutung für jeden Menschen
gleich welcher Konfession oder Glaubensrichtung oder Weltanschauung
, der biblische Zusammenhänge kennenlernen will,
und erweist sich in der Benutzung als zuverlässiger Führer.

Wir werten dieses Werk, für das dem Herausgeber und
Bearbeiter großer Dank, vor allem auch für ihre entsagungsvolle
Arbeit, gebührt, zugleich als ein Zeichen dafür, daß die Arbeit
an der Heiligen Schrift und das Studium ihres Zeugnisses die
wahrhaft verbindende ökumenische Kraft besitzt und darstellt.
Sie wird auch in einem solchen Werk Ereignis.

Eisenadi Waller Gnindmann

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

G o p p e 11, Leonhard, Prof.: Les origines de l'ßglise. Christianisme et
judai'sme aux deux premiers siecles. Trad. de l'Allemand par
L. Jospin. Preface de P. Bonnard. Paris: Payot 1961. 293 S. 8° =
Bibliotheque Historique. NF. 18.—.

La question des relations entre le judai'sme et le
christianisme primitif connait aujourd'hui un renouveau d'aetua-
lite avec les decouvertes de Qumrän et de Nag Hammadi. C'est
pourquoi Ia traduetion francaise du livre de Goppelt etait tres
opportune. II donne en effet une vision d'ensemble de Ia
question, dont les grandes lignes restent valables. Paru en 1954,
il ne pouvait evidemment tenir compte des decouvertes que nous
avons mentionnees. Quelques notes (p. 24, 33, 156) et certains
complements de la bibliographie ont ete ajoutes dans Ia traduetion
pour renvoyer aux travaux recents. Mais ces modifications
n'affectent pas le texte lui-meme. A cet egard le tableau de
judaisme contemporain du Christ que nous propose Goppelt
devrait etre complete en particulier en ce qui concerne les
Esseniens. Mais par ailleurs l'auteur, avec une remarquable
intuition, avait reconnu l'importance du judaisme heterodoxe
que les decouvertes de Nag Hammadi sont venues confirmer. La
Präsentation qu'il nous donne du judai'sme reste donc pour l'en-
semble valable.