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1964

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 9

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mag Scheeben im deutschen Raum einen Wendepunkt bedeuten,
aber abgesehen davon, daß er in seiner Mariologie auf den
Schultern des Italieners Passarglia steht, ist er doch in seinem
gesamten Denken durch die vatikanischen Ereignisse von 18 54
und 1870 entscheidend beeinflußt. Es wäre, wenn es um die
fundamentaltheologischen Grundlagen geht, zu fragen gewesen,
inwieweit gerade diese vatikanischen Ereignisse und Entscheidungen
Scheebens Denken befruchtet haben. Ebenso sind aus
der weiteren Entwicklung die päpstlichen Antriebe nicht wegzudenken
. Die päpstlichen Rundschreiben und sonstigen Äußerungen
,,begleiten" nicht nur die Entwicklung (S. 60, Anm. 153),
sondern sind ein wesentlich treibendes Moment und haben die
moderne Mariologie erst ermöglicht, was jede (auch röm. kath.)
Geschichte der Mariologie offen zugibt. Hier wäre dann wieder
zu fragen gewesen, inwieweit die Methoden und Ergebnisse der
modernen Mariologie mit den Äußerungen des Lehramtes übereinstimmen
.

Dabei hätte der Beschreibung eine kritische Durchleuchtung
der Erkenntnismethoden, vor allem der spekulativen Mariologie,
folgen müssen. Aber hier bleibt der Verf. auf halbem Wege
stehen. Er meint, daß man über diese Methoden nur „vorsichtig
tastend" und „vorläufig" urteilen könne (72). Hier sei nur
«in, u. E. allerdings entscheidender Punkt herausgegriffen: Der
Verf. sieht durchaus richtig, daß der Gedanke des „Urbildes"
heute eine ganz wichtige Rolle spielt, bedauert aber, „daß nur
wenige Mariologen eine genaue Definition des Begriffes .Urbild
', wie er von ihnen verstanden und gebraucht wird, geliefert
" hätten, und hält sich anscheinend deshalb für berechtigt,
diesen Begriff nicht weiter zu behandeln. Mindestens Cohauß
und Semmelroth haben sich aber sehr deutlich über den Urbildbegriff
ausgesprochen; auch wenn beide Äußerungen auf den
ersten Blick ganz verschieden erscheinen, können sie doch ihre
Verwandtschaft nicht verleugnen. Gerade wenn nach der Meinung
des Verfs. Semmelroths Marienbild „als eines der geschlossensten
mariologischen Systeme und als ein gewisser Endpunkt
der mariologischen Entwicklung gewertet werden darf"
<3 3) — was übrigens genau der Selbsteinschätzung Semmelroths
entspricht — wäre es nötig und auch lohnend gewesen, seine
Erkenntnismethoden und -grundlagen näher zu durchleuchten,
und zwar sowohl ihrer Herkunft nach (nirgends wie hier zeigen
sich die platonisch-aristotelischen Grundlagen so deutlich), wie
auch nach ihrer Tragfähigkeit und schließlich danach, wie weit
diese Grundlagen bei anderen Mariologen (auch den sog. unipolaren
) zu finden sind. Das ergäbe überraschende Ergebnisse.
Gerade in einer Dissertation eines evangelischen Theologen
hätte man eine solche kritische Untersuchung erwartet.

Leider enthält das Buch sehr viele Druckfehler, die z. T. auch
die Verifizierung der Zitate erschweren. Für den Leser wäre es außerdem
hilfreich gewesen, wenn die im Text eingeführten Abkürzungen
für Sammelwerke u. ä. auch im Literaturverzeichnis besonders aufgeführt
worden wären.

Hcppenheim/Bcrgstr. Kurt NMzsch k e

Bea, Augustinus, Kardinal: Konzil und Brüderlichkeit (StZ Bd. 174,

89. Jg., 1963/64 S. 81—87).
Bertetto. Domenico: Maria Madre di Gesü e nostra nel Magistero

di Papa Giovanni XXIII (Salesianum 25, 1963 S. 519—579).
Bodensieck, Julius: Luthers kleiner Katechismus in Amerika (Ich

glaube eine heilige Kirche. Asmussen-Festschrift. Stuttgart u. Berlin

1963 S. 141—149).
Dietzfelbinger, Hermann: Unser Verhältnis zur Römiscb-

Katholischcn Kirche heute (PBL 104, 1964 S. 258-261).
Dietzfelbinger, Wolfgang: Die zweite Session des Vatikanischen

Konzils (Luth. Monatshefte 3, 1964 S. 68—75).
Gaßmann. Günther: Kirchenreform in England (DtPfrBl 64, 1964

S. 194—196).

G i 1 j a s c h o w, Ioann: Die Ausbildung an den geistlichen Lehranstalten
(Stimme der Orthodoxie Heft 2, 1964 S. 15—17).

Hinz, Christoph: Erfüllung oder Verwirrung? Die Herausforderung
der ökumenischen Bewegung zum Dialog der „harten Brüderlichkeit"
(ZdZ 18, 1964 S. 14-20).

— Erfüllung oder Verwirrung (ZdZ 18, 1964 S. 53—61).

Kampe, Walther: Die 2. Periode des II. Vatikanischen Konzils und
ihre ökumenischen Aspekte (ÖR 13, 1964 S. 157—166).

Kardinal König: Das Konzil, ein Zeichen der Hoffnung (Una Sancta
1964 S. 3—10).

Küppers, Werner: Das Schema „De Oecumcnismo". Die Aussprache
auf der 2. Session des II. Vatikanischen Konzils (ÖR 13, 1964 S. 166
— 181).

Marin, Gutierrez: Um die Verkündigung des Evangeliums in Spanien
(Die evangelische Diaspora 34, 1963 S. 142—149).

N i e b u h r, Reinhold: Die Krise im amerikanischen Protestantisinus,
übersetzt von Siegfried Scharfe (PB1 104, 1964 S. 261—268).

R a h n e r, Karl: Zur konziliaren Mariologie (StZ Bd. 174, 89. Jg.
1963/64 S. 87—101).

Schabati n, L: Grundprobleme zur Geschichte des frühen Christentums
in Rußland (Stimme der Orthodoxie Heft 2, 1964 S. 21—31).

S c h 1 i n k, Edmund: Zum Abschluß der 2. Sitzungsperiode des II. Vatikanischen
Konzils (ÖR 13, 1964 S. 149—156).

Seibel, Wolfgang: Die zweite Sitzung des Konzils (StZ 173, 1963/64
S. 334—3 52).

Erzbischof Sergius (Larin): Die fortschrittliche Bewegung im
russischen Mönchtum des 15. und 16. Jahrhunderts (Stimme der
Orthodoxie Heft 2, 1964 S. 32—3 8).

Skydsgaard, K. E.: Die zweite Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen
Konzils (JK 25, 1964 S. 3—11).

S u c k e r, Wolfgang: Diaspora und Konfession (Die evangelische
Diaspora 34, 1963 S. 138—141).

T r o i z k i, G.: Die sittliche Bedeutung der Mönchsgelübde (Stimme
der Orthodoxie Heft 2, 1964 S. 43—59).

Wulf, Hans: Die Mischehe (StZ 174, 89. Jg. 1963/64 S. 1—17).

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Elbern, Victor H.: Das erste Jahrtausend. Kultur und Kunst im
werdenden Abendland an Rhein und Ruhr. Tafelband. Düsseldorf:
Schwann [1962]. XXXV, 104 S., 448 Taf. 4°. Lw. DM 36.—.

Die vorliegende Publikation ist der Niederschlag einer Ausstellung
, die 1956 in der Villa Hügel zu Essen gezeigt worden
ist. Hier soll lediglich der Tafelband seine Würdigung finden;
die beiden Textbände, die Einzelstudien zur Geschichte, Kirchen-
und Kunstgeschichte jener Zeit enthalten, sind einer gesonderten
Besprechung vorbehalten. Der Tafelband bietet eine ausführliche
Einleitung, einen Bildteil auf 448 Seiten und einen Kommentar
zu den Bildern. — Daß hier mehr geboten werden soll
als ein Bildband zu ästhetischem Genuß, wird dem Betrachter
sehr bald deutlich. Der Bildband hat bei aller Selbständigkeit
den Textbänden gegenüber auch eine dienende Funktion! Die
Einleitung ist doch nicht nur, wie der Verf. meint, eine Führung
, die er hier gleichsam zum letzten Mal unternimmt, sondern
sie läßt deutlich werden, was die Veranstalter mit ihrer
Ausstellung eigentlich gewollt haben, nämlich ein vielfältiges
Geschichtsbild vom Werden des Abendlandes, wie es sich an
Rhein und Ruhr spiegelt, zu entwerfen. Daß sich die zeitliche
und räumliche Begrenzung — das erste Jahrtausend ... an Rhein
und Ruhr — nicht im Wortsinne durchführen läßt, ist jedem
Wissenden klar. Die Einleitung entfaltet den Stoff in vier Abschnitten
historisch-chronologisch, wir werden aus der Römerzeit
über die merowingische in die karolingische und ottonische
geleitet. Immer wird in lebendiger Darstellung von den Bilddokumenten
ausgegangen, und wir werden den Bildteil nach dem
Studium der Einleitung mit ganz anderen Augen betrachten,
weil es ja nicht nur darum geht, Kunstdenkmäler an bestimmtem
Ort aus bestimmter Zeit zu betrachten, sondern die Einfuhr
mit einzubeziehen, die für den Einfluß fremder Kulturen
in der jeweiligen Zeit charakteristisch ist. Auf diese Weise entsteht
ein farbenreiches Bild vom Werdet des Abendlandes, von
jenem Gebilde, das der Durchdringung von Antike, Germanentum
und Christentum sein Dasein verdankt. Durch die in den
Text verwobenen Bilddeutungen ist der Leser in den Stand gesetzt
, das reichhaltige Bildmaterial dem vom Verf. gedeuteten
zuzuordnen und die eigene Kenntnis der Zeitalter zu vertiefen
. Die Einleitung mutet durch die lebendige Art der Interpretation
in einer dem Gegenstande angemessenen klaren und
schönen Sprache selber wie eines der dargestellten Kleinodien
an.

Der Bildteil ist in fünf Abschnitte gegliedert. Die Baukunst
wird uns im Längsschnitt von der Römerzeit bis in die ottonische
hinein vorgeführt, während die bildende Kunst in die