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Ausgabe:

1964

Spalte:

678-681

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Krause, Gerhard

Titel/Untertitel:

Studien zu Luthers Auslegung der Kleinen Propheten 1964

Rezensent:

Mülhaupt, Erwin

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 9

678

bei Clemens von Alexandrien geachtet ist. Überall schöpft
Verf. aus voller und reicher Kenntnis. Es ist dringend zu wünschen
, v. Campenhausens Abhandlung möge auch von allen
denen zu Rate gezogen werden, die sich in der gegenwärtigen
ökumenischen Debatte mit mariologischen Fragen beschäftigen:
sie finden einen zuverlässigen Ratgeber für die Zeit der Alten
Kirche (wobei noch einmal auf die in der Einleitung vorgenommene
Begrenzung des Themas hingewiesen sei).

Für den Patristiker sei noch notiert: S. 56 f. ist Hilarius von
Poitiers, De trinitate III 19 einleuchtend interpretiert: danach muß das
non gestrichen werden.

S. 11, Anm. 5 fehlt ein Verweis; S. 61, Anm. 5, Z. 4 ist statt
lauacri natürlich lauari zu lesen.

Tübingen Hans-Dietrich AI 1 e n d o r f

Armstrong, Gregory T.: Die Genesis in der Alten Kirche. Die

drei Kirchenväter. Tübingen: Mohr 1962. X, 157 S. gr. 8° = Beiträge
z. Geschichte d. biblischen Hermeneutik, 4. DM 20.— ; Lw.
DM 24.-.

Verf. meint mit „den drei Kirchenvätern" Justin, Irenäus
und Tertullian, deren Behandlung der Genesis er darstellt.
Jedem Kundigen ist klar, daß hier eine verfehlte Themastellung
vorliegt: allen drei Autoren ist eine ausgesprochene Genesisexegese
fremd. Dementsprechend ist der Lohn der gewiß fleißigen
Mühewaltung Armstrongs gering: man liest, neben Verweisen
auf die Literatur, eine Fülle von Zitaten aus den Schriften
der Genannten und findet viele ganz zutreffende Ausführungen
zu ihrer Theologie, ohne dadurch eine wirkliche
Förderung in der Erkenntnis ihrer Eigenart zu erhalten. Wer die
Texte zusammenhängend liest, dürfte davon mehr Gewinn haben
. Es ist bedauerlich, daß sich über den Gehalt des Buches
des im übrigen sympathisch klar schreibenden Verfassers nicht
mehr sagen läßt; es enthält viel Bekanntes, nichts Neues. Und
wieviel ließe sich noch entdecken, allein auf dem Gebiet der
altchristlichen Hexaemeronerklärung! Ich möchte hoffen, daß Verf.
bei weiterer Beschäftigung mit der altchristlichen Literatur
selbst auf solche offenen Fragen der Forschung stößt und sich
an ihrer Beantwortung erfolgreich beteiligen kann.

Tübingen Hans-Dietrich Allendor!

Beyschlag, Karlmann: Kallist und Hippolyt (ThZ 20, 1964
S. 103—124).

Crouzel, Henri: Le „Remerciement ä Origene" de Saint Gregoire le

Thaumaturge (Sciences ecclesiastiques 16, 1964 S. 59—91).
Gregor von Nyssa: Der Aufstieg des Moses. Übers, u. eingeleit. v.

M.Blum. Frciburg/Br.: Lambertus-Verlag 1963. 1 37 S. 8° " Sophia.

Quellen östlicher Theologie, hrsg. v. J. Tyciak u. W. Nyssen, Bd. 4.

Lw. DM 14.80.

Kannengiesser, Charles: Le temoignage des Lettres Festales de

Saint Athanase Sur la date de l'Apologie contre les pai'ens, Sur l'In-

carnation du Verbe (RechSR 52, 1964 S. 91 —100).
K 1 e n k, Friedrich: Hierarchie und Kaisertum bis auf Gregor den

Großen (StZ Bd. 173, 89. Jg. 1963/64 S. 121-132).
Kretschmar, Georg: Ein Beitrag zur Frage nach dem Ursprung

der frühchristlichen Askese (ZThK 61, 1964 S. 27-67).
Neumann, Johannes: Der theologische Grund für das kirchliche

Vorsteheramt nach dem Zeugnis der Apostolischen Väter (MThZ 14,

1963 S. 253—265).
R e f o u 1 e, Francois: Julien d'ficlane, theologien et philosophe

(RechSR 52, 1964 S. 42-84).
Repges, Walter: Die „Namen Christi" in der Literatur der Patristik

und des Mittelalters (TThZ 73, 1964 S. 161-177).
R i s t o w, Helmut: Die Apologeten, ausgewählt und übers. Berlin:

Evang. Verlangsanstalt 11963]. 283 S. kl. 8° = Quellen, Ausgewählte

Texte aus der Geschichte der christlichen Kirche, hrsg. v. H. Ristow

u. W. Schulz, H. 2 I. DM 8.-.
Schüle, Ernst Ulrich: Der Ursprung des Bösen bei Marcion (ZRGG

16. 1964 S. 23—42).

KIRCHENGESCHICHTE: REFORMATIOJSSZEIT

Kraute, Gerhard: Studien zu Luther« Auslegung der Kleinen Propheten
. Tübingen: Mohr 1962. IX, 417 S. gr. 8° = Beiträge z. hist.
Theologie, hrsg. v. G. Ebeling, 33. DM 43.—; Lw. DM 48.—.

Dieses stattliche Buch des jetzigen Bonner Professors für praktische
Theologie Gerhard K. steht in Thematik und Methode in der Nachfolge
der Arbeit, die Gerhard1 Ebeling 1942 mit seinem, inzwischen
1962 durch die Wissenschaftliche Buchgesellschaft photomechanisch neuaufgelegten
, Werk .Evangelische Evangelienauslegung' so eindrucksvoll
begonnen hat. G. Ebeling selbst gibt Gerhard Krause im Vorwort der
genannten photomechanischen Neuausgabe gutes Zeugnis, indem er
Krauses Buch als eines der 3 Werke nennt, die seine eigene Arbeit
,in verwandter Weise aufgegriffen und fortgeführt haben'. Wenn ich
sage, diese Arbeit stünde ,in der Nachfolge' Ebelings, dann ist dies
freilich nur in einem eingeschränkten Sinn zutreffend. Denn obwohl
erst 1960 als Dissertation bei Ebeling in Zürich zum Abschluß gekommen
, liegen die Anfänge dieser Arbeit in denselben 30er Jahren, in
denen auch Ebeling begonnen hat; 1937 empfing Gerhard Krause das
Thema einer Bearbeitung von Luthers Auslegung der Kleinen Propheten
von Rudolf Hermann, und nur die Kriegs- und Nachkriegsereignisse
haben die Fertigstellung der Arbeit über die ungewöhnliche Zeit von
2 5 Jahren hin ausgedehnt. Dafür liegt uns in diesem Budi ein Dokument
des Geistes der so stark dezimierten älteren theologischen
Krieg6generation vor, die die Leidenschaft wissenschaftlicher Redlichkeit
und ein entschlossenes Ja zur reformatorischen Theologie in sich
trugen. Dies Buch G. Krauses, der übrigens wie Ebeling und Bethge
zum Freundeskreis Dietrich Bonhoeffers gehörte, macht der erwähnten
Generation alle Ehre. Und die 2 5 Jahre seines Werdens haben ihm
offensichtlich insofern nicht geschadet, als K. nach der Fertigstellung
seiner ersten Bearbeitung der Quellen und also der Herstellung einer
breiten Grundlage nach dem Kriege die inzwischen erschienene Literatur
zur Hermeneutik Luthers in einem erstaunlichen Ausmaß einzuarbeiten
und zu siditen vermochte, so daß man trotz der 2 5 Jahre im guten
Sinne von ihm sagen kann: sat cito, si sat bene, frei übersetzt: was
gut und recht ist, kommt nie zu spät.

Krauses Buch ist in 2 große Teile gegliedert, erstens S. 7
—126 ,Die Übersetzung' und zweitens S. 126—388 ,Die Auslegung
'. Der erste Teil befaßt sich vor allem mit der berühmten
und von Luther selbst geachteten Prophetenübersetzung der
beiden Täufer Hätzer und Denk von 1527, die ja bekanntlich
als Gesamtübersetzung aller prophetischen Bücher des Alten
Testaments der Gesamtübersetzung Luthers zeitlich voranging.
K. kommt dabei S. 59 zu dem Ergebnis, daß „die vorwiegend
von der mennonitischen Forschung vorgetragene Behauptung
einer geradezu plagiatorischen Abhängigkeit Luthers von Hätzer-
Denk einer wissenschaftlich exakten Nachprüfung nicht standhält
". Man könne lediglich sagen, „daß Luther Hätzer-Denk
beim Übersetzen einzelner Wörter aus dem Hebräischen teils
angenommen, teils verbessert, teils leidenschaftlich bestritten
hat" (S. 60). Bei der Charakterisierung des Unterschieds der
beiderlei Übersetzungen hebt Krause doch wohl mit Recht hervor
, Luther kritisiere an Hätzer-Denk ,ihr Bemühen um philologisch
-buchstäbliche Übersetzung' (S. 92), d. h. er vermisse an
ihr die stete Berücksichtigung des prophetisch-biblischen Gesamtanliegens
, ohne die die Übersetzung des einzelnen Satzes und
Wortes bei aller philologischen Richtigkeit falsch oder unangemessen
sein kann. Beispiele hierfür sind etwa (S. 56 f.) die
beiderseitigen Übersetzungen von Jona 4,6 und Haggai 2,7.
Mit Recht führt K. in solchem Zusammenhang (S. 70, Anm. 14)
die Devise Luthers für den Gebrauch der Konkordanz und gegen
die Beruhigung beim Wörterbuch an: ,ich habe mehr Hebräisch
gelernt, wenn ich im Lesen einen Ort und Spruch gegen dem
andern gehalten habe, denn wenn ichs nur gegen der Gramma-
tica gerichtet habe'. Was aber die nähere Präzisierung jenes
prophetisch-biblischen Gesamtanliegens angeht, unter dessen
Leitung Luthers Übersetzen steht, so formuliert es K. S. 54 richtig
mit den Worten: ,was Luther an Hätzer-Denk vermißte
und ergänzen zu müssen meinte, ist kurz gesagt: der Bibel-
skopus Christus'. Daher Begriffe wie ,Heiland' in Hosea 13,4,
Obadja21, Zephanja 3, 17, wo, wie K. schreibt (S. 107), die
,Kontextexegese nach Luther ein christologisches Verständnis
erfordert'. Daher die vielfach präsentische Übersetzung prophetischer
Zeitworte (S. 74), daher Bevorzugung des Begriffs .Weissagung
' in Hosea 12, 11, Nahum 1,1, Habakuk 2, 3, wo Hätzer-
Denk .Gesicht' übersetzen (S. 99), daher nicht zum wenigsten