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1964

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Altes Testament

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663

Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 9

664

glaubt er in den lebenswichtigen Faktoren der ägyptischen Landschaft
zu erkennen: Fruchterde (schwarz), Wüste (rot), Pflanzenwelt
(grün) und Tageslicht (hell).

Es bleibt nun zu erwägen, ob das Fehlen eines Wortes für
Blau durch ein ähnliches Einteilungsprinzip bedingt sein könnte.
Rez. hält diesen Gedanken der Diskussion wert, obwohl einige
Bedenken entgegenstehen. Die für Ägypten geltend gemachten
Faktoren decken sich nur z. T. mit den hebr. Farbbezeichnungen.
Das ägyptische Wort für Grün geht zwar auch von der Farbe
der Pflanze aus, scheint sie aber immer nur als frisch und saftig
zu bezeichnen (vgl. hebr. lanän = „laubreich, üppig, saftig,
frisch", nicht „grün"), während die im Hebr. verwendete Wurzel
den gesamten Bereich des pflanzlichen Aussehens bis hin zu
Gelb umfaßt. Dabei kann die letztere Farbe sehr stark vorherrschen
. Außerdem gibt es keine Belege im AT, die auf die
Verwendung für Blau hindeuten könnten, obwohl die Benennungen
für Rot zum Teil auch den gelben Bereich mit umfassen.
Eine positive Entscheidung der Frage wird wohl nicht möglich
sein. G. weist zur Erklärung für das Fehlen von Blau auf die
Beobachtung hin, daß bei Naturvölkern oft die Terminologie
im kurzwelligen kalten Farbbereich schlecht ausgebildet ist
(S. 98 f.).

Abschließend bleibt festzustellen, daß die sorgfältig durchgeführte
Arbeit eine erfreuliche Leistung darstellt. Nach S. VII
ist sie als Grundlage einer Untersuchung über die religionsgeschichtliche
Bedeutung der Farben gedacht, der man mit Interesse
entgegensehen kann.

Eine Äußerlichkeit: es empfiehlt 6ich, soweit vorhanden, die gebräuchlichen
Abkürzungen zu verwenden (z. B. AnOr = Anakcta
Orientalia, AO ist die Sammlung „Der Alte Orient", ZS — nicht
ZSem — = Zeitschrift für Semitistik u. a.) Bei Zeitschriftenaufsätzen
ist es besser, immer nach Bandzahl und Erscheinungsjahr zu zitieren.

Leipzig Joachim O el s n e r

Dahood, Mitdiell: Accadian-Ugaritic dmt in Ezekiel 27, 32 (Bibl

45, 1964 S. 83 f.).
Gese, Hartmut: Der Davidsbund und die Zionserwählung (ZThK 61,

1964 S. 10-26).

Groß, Heinrich: Der Universalismus des Heils, nach der Urgeschichte

(Gen 1-11) (TThZ 73, 1964 S. 145-153).
Günne weg, Antonius H. J.: Mose in Midian (ZThK 61, 1964

S. 1-9).

Hillers, Delbert: Arnos 7,4 and Ancient Parallels (CBQ 26, 1964
S. 221—225).

Horst, Heribert: Israelitische Propheten im Koran (ZRGG 16, 1964
S. 42-57).

Huppenbauer, Hans-Walter: Enderwartung und Lehrer der Gerechtigkeit
im Habakuk-Kommentar (ThZ 20, 1964 S. 81—86).

Kelly, Henry: The Devil in the Desert (CBQ 26, 1964 S. 190-220).

Köbert, R.: Die Genesiszitate in Ibn Qutaiba's kitäb al-ma 'ärif
(Bibl 45, 1964 S. 75—79).

McCarthy, Dennis: Three Covenants in Genesis (CBQ 26, 1964
S. 179—189).

Moran, W.: taqtul — Third Masculine Singular? (Bibl 45, 1964
S. 80—82).

Pfeiffer, Egon: Neue Gesichtspunkte zum Dekalog (Luth. Monatshefte
2, 1963 Theol. Literaturheft 1963 S. 1—7).

R ahn er, Hugo: Die Arche Noe als Schiff des Heils (ZKTh 86, 1964
S. 137—179).

Skehan, Patrick: Job's Final Plea (Job 29—31) and the Lord's Reply
(Job 3 8—41) (Bibl 45, 1964 S. 51—62).

NEUES TESTAMENT

Braun, Herbert: Gesammelte Studien zum Neuen Testament und
seiner Umwelt. Tübingen: Mohr 1962. VII, 341 S. gr. 8°. DM 34.—;
Lw. DM 3 8.50.

Es ist dankenswert, daß die vielerlei wichtigen Aufsätze
Herbert Brauns nunmehr in einem Bande gesammelt vorliegen
und damit zusammen greifbar geworden sind. In dieser Gestalt
zeigen sie besonders eindrücklich die bemerkenswerte Geschlossenheit
und den ebenso weiten religionsgeschichtlichen Horizont
wie das scharf geschliffene theologische Profil des Verfs.

Die Anordnung ist wohlkomponiert. Das schöne Expose
„Der Fahrende" (S. 1—7) stellt zunächst den religionsgeschichtlichen
Horizont vor, den die historisch-kritische Exgese des NT
erfordert: Das Urchristentum hat 6eine geschichtliche Heimat
sowohl in israelitisch-jüdischem Traditionsbereich als auch in
der griechisch-hellenistischen Welt. Dem Verhältnis zum Judentum
gelten die 4 folgenden Aufsätze, die die theologische
Vorstellungsstruktur der frühpharisäischen (und darin so deutlich
apokalyptisch geprägten1) Ps. Sal. (S. 8—69), die Umkehrforderung
in der Qumransekte und bei Jesus (S. 70—8 5), allgemein
„Die Bedeutung der Qumranfunde für das Verständnis
Jesu von Nazareth" (S. 86—99) und „Römer 7 und das Selbstverständnis
der Qumranfrommen" (S. 100—119) behandeln. Die
folgenden 3 Aufsätze kreisen um das Verhältnis des Urchristentums
zu seiner hellenistischen Umwelt: „Plutarchs Kritik am
Aberglauben" als dem gegenüber dem Atheismus schlimmeren
Übel „im Lichte des NT" (S. 120—135); „Das Stirb und Werde
in der Antike und im NT" (S. 136—158: darin besonders erwähnenswert
die Interpretation des aTio'&avaTiojuög aus dem griechischen
Zauberpapyrus I 4 (Preisendanz) S. 148—152); „Die
Indifferenz gegenüber der Welt bei Paulus und bei Epiktet"
(S. 159—167). Es folgen 5 Aufsätze zu Einzelfragen neutesta-
mentlicher Exegese: „Entscheidende Motive in den Berichten
über die Taufe Jesu von Markus bis Justin" (S. 168 —172:
Herausarbeitung der im Wachstum der Tradition zunehmenden
Tendenz zur Darstellung eines faktischen christologischen Epi-
phanie-Wunders); „Zur Terminologie der Acta von der Auferstehung
Jesu" (S. 173—177: Betonung des subordinatianischen
Charakters der Auferweckungsaussagen sowie des lukanischen
Verständnisses der Erscheinungen als Beglaubigung der Augenzeugen
); „Exegetische Randglossen zum 1. Kor" (S. 178—204:
Zu 1. Kor 1,17; 3,21-23; 4,9; 7,14; 11,31; 15,15.17);
„Zur nachpaulinischen Herkunft des 2. Thess" (S. 205—209: aufgrund
der Feststellung unpaulinischen Gebrauchs einiger wesentlicher
paulinischer Begriffe); „Literar-Analyse und theologische
Schichtung im l.Joh" (S. 210—242: Kritik besonders an Bultmanns
Quellenscheidung, insofern die Vorlage gemeinchristlichen
, nicht vorchristlichen Charakter hat; Interpretation der
wichtigsten theologischen Motive). Mit dem sicher bedeutendsten
Aufsatz dieser Sammlung, einer Theologie des NT in nuce:
„Der Sinn der neutestamentlichen Christologie" (S. 243—282)
wird der Schlußteil eingeleitet, in dem das NT als ganzes im
Blick auf die Frage seiner sachlichen Einheit und seines ihr entsprechenden
Verstehens zum Thema erhoben wird. Es folgen
„Vom Verstehen des NT" (S. 28 3—298); „Die Heilstatsachen im
NT" (S. 299 —309); „Hebt die neutestamentlich-exegetische
Forschung den Kanon auf?" (S. 310—324) und „Die Problematik
einer Theologie des NT" (S. 325—341).

Hervorzuheben ist zunächst die konsequent religionsgeschichtliche
Orientierung: „Die Aufsätze gehen von der Voraussetzung
aus, daß das Neue Testament nur dann recht verstanden
wird, wenn man seine religiöse Umwelt mitbedenkt",
heißt es im Vorwort. Wohl geht es darum, daß bei aller Einordnung
des Urchristentums in die jüdisch-hellenistische Welt
der Antike nicht 6eine Besonderheiten verdeckt werden. Aber
einerseits gilt m. R. grundsätzlich, was Verf. an einer Stelle
(S. 94) im Blick auf den Vergleich zwischen der Verkündigung
Jesu und der Qumrantradition betont: „die ... Herausstellung
der zwischen beiden Bewegungen disparaten Elemente ist nicht
von apologetischem Interesse geleitet; es kann hier nicht darum
gehen, eine Besonderheit Jesu, von1 der man von vornherein
überzeugt ist, zu behaupten. Die religionsgeschichtliche Problemlage
darf nur in sorgfältiger Analyse erhoben werden". Andererseits
ist rückhaltlos zu erkennen, wie viel und wie weithin
gerade auch die sog. „Substanz" urchristlicher Tradition in der
Umwelt beheimatet ist. Verf. kann so z. B. (darin freilich wesentliche
Besonderheiten abblendend) die verschiedenen christo-
logisch-60teriologischen Konzepte im Urchristentum „als eine
nach damals zeitüblichen Schemata verfahrende Betrachtungs-

*) Vgl. besonders die Betonung des „statischen" Charakters der
Begriffe Gerechtigkeit und Sünde S. 26, Anm. 178 und des entsprechend
pauschalen Frevelverständnisses S. 3 8 f., Anm. 294 mit der
Strukturanalyse apokalyptischer Theologie bei D. Rössler, Gesetz und
Geschichte (21962), 43 ff., 77 ff.