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1964

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Missionswissenschaft und Ökumene

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 8

628

und anderer sammeln, wobei die letzteren alle auf die alte
Tübinger Schule, vor allem Sebastian Drey, J. A. Möhler,
Fr. A. Staudenmaier und Anton Graf zurückgreifen. Zur Kenntnis
des modernen deutschen Katholizismus ist jedenfalls die Zuziehung
der Arbeiten von Franz Xaver Arnold unerläßlich.

Göttingen/Mündien Walter Birnbaum

Bern et, Walter: Verkündigung und Wirklichkeit. Eine Problemskizze.
Tübingen: Mohr 1961. VIII, 129 S. gr. 8°. Kart. DM 13.80.

Der Verfasser bezeichnet seine Arbeit selber als „Problemskizze
", als „fragmentarisches Dokument", „nicht die reife Frucht
langjährigen Bemühens". Immerhin ist sie nach seinen eigenen
Angaben im Verlaufe von drei Jahren entstanden und von einer
theologischen Fakultät als Habilitationsschrift angenommen worden
. Da kann man schon von einer gewissen „Spannung" reden
— allerdings noch in einem anderen Sinne als dem vom Verfasser
gemeinten. Diese Charakterisierung soll jedoch nicht von
einer Lektüre der Schrift abhalten, denn sie scheint bezeichnend
für eine Art, in der heute mit Erfolg Theologie getrieben wird.

Um die Wirklichkeit in der Verkündigung soll es also
gehen — aber nicht in dem Sinne, wie dies gemeinhin in dem
„Vorwurf der Wirklichkeitsferne" gemeint ist, der sich der
kirchlichen Verkündigung gegenüber, wie auch Bernet weiß, erhebt
. Diese Sicht des Problems, um die sich wohl gerade die
praktische Theologie, für die sich der Verfasser mit dieser
Schrift habilitierte, zu kümmern hätte, weist er als die dem
Problem, wie er es glaubt sehen zu müssen, nicht gerecht werdende
„Frage nach der Verkündigungstechnik" ab. Der Wirklichkeit
, um die es ihm geht, sehen wir uns nicht gegenüber, sondern
in ihr finden wir uns immer schon vor. „Indem wir überhaupt
von Wirklichkeit reden, wissen wir uns zunächst und
grundsätzlich nicht auf die Suche nach der rechten Technik geschickt
, sondern wir wissen uns vor die Aufgabe gestellt, unsere
eigene Wirklichkeit so, wie sie sich uns als Geängsteten, Erfreuten
, Genarrten, Befreiten, Bedrückten, Ermutigten, Verurteilten
zeigt, zu verstehen" (5). Damit sind wir auch schon bei dem
Grundanliegen — und Grundirrtum — dieser Schrift: die ganze
Wirklichkeit solle zur Sprache kommen, und das sei nur möglich
, wenn sie nicht objektiviert, nicht vorgestellt, nicht in
Allgemeinbegriffen subsumiert, nicht technisch verfügbar gemacht
und entsprechend behandelt wird, sondern nur wenn die Wirklichkeit
, die wir selber sind, vergegenwärtigt, als Zeitlichkeit,
die uns bestimmt, „auf ihre Sprache hin, nach ihrer Sprachlichkeit
", die „das Prae" aller Wirklichkeit sein soll, befragt wird.
Das Verifizieren der Wirklichkeit, die auf diese Weise unmittelbar
zur Sprache komme, sei nach Ebeling „nicht das prüfende
Bewahrheiten eines Erkenntnisbezuges, sondern ein sich selbst
Bewahren im Existenzvollzug".

Auf Grund einer solchen „Ontologie", die jedoch — soweit
Bernet sie skizziert — nur auf den Wegen und mit den
Mitteln auszuführen ist, die in ihr als unzulässig verworfen
werden, werden im Folgenden — dies der Hauptinhalt der
Schrift — drei Versuche um Wirklichkeit in der Gegenwart untersucht
: die Psychosomatik, die „Entfremdung" in Philosophie
und Kunst und die Theologie Bultmanns und des Rezensenten.
Für den letzteren will er sich nicht auf dessen Dogmatik stützen
, sondern berücksichtigt nur eine vorläufige Skizze derselben,
weil diese, wie er selber in rührender Offenheit erklärt, für den
von ihm verfolgten Zweck geeigneter sei, zu zeigen, daß in der
„Theologie der Existenz" weder der „konkrete Mensch" noch
„das geschichtlich ganz besondere und konkrete Selbstverständnis
des biblischen Menschen" zum Ausdruck kommen, sondern
einem abstrakten Existenzbegriff zum Opfer fallen (76). Das
nämliche Ungenügen sieht er in der Psychosomatik, soweit in
ihr der kranke Mensch vergegenständlicht wird (31). In der
Philosophie von Cusanus bis zu Heidegger und in der modernen
Kunst führe die Objektivierung, bzw. das Bestreben ihrer Überwindung
vor das Nichts bzw. in eine „neue modische Mythologie
" (67).

Diesem Ergebnis seiner Analyse stellt der Verfasser die
These gegenüber, „daß mein konkretes Dasein überhaupt nur
verstanden und in seiner wirklichen und lebendigen Konkretheit
ernst genommen werden kann von der .Konkretion Gottes'
im Menschen Jesus aus. Theologisch kommen wir an die Konkretheit
menschlicher Existenz nicht heran, ohne daß wir uns
von Jesus anleiten lassen" (77). So landet denn Bernet in seiner
Studie, nachdem er noch dargelegt hat, wie auch Bultmann wegen
seiner problematischen Einordnung des „Ernstes der Existenz
" in eine formale Existentialontologie der Intention des
Verfassers letztlich auch nicht gerecht zu werden vermag, bei
Fuchs und Ebeling, in deren angeblich „konkretem" „historischem
Jesus" und „Sprachgeschehens"-Mythologie er sein Anliegen
am besten aufgehoben sieht. Leider — aber begreiflicherweise
— unterläßt Bernet es, positiv zu zeigen, wie auf dieser
Basis dem Vorwurf der „Wirklichkeitsferne der Theologie"
entgegengetreten werden könnte.

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