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1964

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Neues Testament

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 8

598

Schnutenhaus, Frank: Das Kommen und Erscheinen Gottes im
Alten Testament (ZAW 76, 1964 S. 1—22).

S o g g i n, J. Alberto: Osservazioni filologico-linguistiche al secondo
capitolo della Genesi (Bibl. 44, 1963 S. 521—530).

S v e d a, Sidonius: Der Bund, das Gesetz und die Propheten (Bibel
und Kirche 19, 1964 S. 5—9).

Weiss, R.: A Comparison between the Massoretic and the Qumran
Texts of Nahum 3,1—11 (Revue de Qumran 4, 1963 S. 433—439).

Westermann, Claus: Vergegenwärtigung in den Psalmen (Zwischenstation
. Festschrift für K. Kupisch zum 60. Geburtstag. München
: Chr. Kaiser Verlag 1963 S. 253—280).

Wolff, Hans Walter: Der Aufruf zur Volksklage (ZAW 74, 1964
S. 48—56).

NEUES TESTAMENT

K u s s, Otto: Auslegung und Verkündigung. 1. Aufsätze zur Exegese
des Neuen Testamentes. Regensburg: Pustet 1963. XI, 384 S.
gr. 8°. Kart. DM 21.— ; Lw. DM 24.—.

An diesem Band kann man erkennen, was sich in den letzten
Jahrzehnten zwischen den Konfessionen ereignet hat. Noch
vor einem halben Jahrhundert wäre ein derartiges Gespräch
zwischen römisch-katholischen und evangelischen Neutestament-
lern wohl unmöglich gewesen. In außergewöhnlichem Maße
steht der Verfasser Seite für Seite in der Diskussion mit den
Exegeten der anderen Konfession, wie schon das imponierende
Autorenregister zeigt. Das Buch ist daher auch einem katholischevangelischen
Arbeitskreis gewidmet. Der Aufsatz über „Kirchliches
Amt und freie geistliche Vollmacht" ist als ganzer eine
Auseinandersetzung mit H. v. Campenhausens Buch. Dabei sind
zwei Drittel der Arbeit loyales und für alle Vorzüge offenes
Referat. Das heißt in keiner Weise, daß der konfessionelle
Standpunkt des Verfassers verblaßte. Hier wie ganz besonders
in dem sehr instruktiven Aufsatz über „Jesus und die Kirche"
oder auch in dem kürzeren über „Enthusiasmus und Realismus
bei Paulus" wird die entscheidende Weichenstellung sichtbar.
Ich würde dem Verfasser gewiß zugeben, daß sich die Offenbarung
innerhalb des NT und über das NT hinaus entfaltete.
Sicher ist also die Geschichte innerhalb des NT und nachher
nicht einfach die eines „Verfalls". Daß freilich die Parusie-
verzögerung dabei eine so wütige Rolle spielte, daß die
Institutionalisierung überall als die notwendige Folge der sich
dehnenden Zeit verständlich würde, würde ich bezweifeln. Aber
das Problem, das ^ie Konfessionen hier trennt, ist ein anderes.
Wo ist denn diese legitime, ja, notwendige Entfaltung? In der
römisch-katholischen Kirche, und in ihr garantiert? Oder überall
dort, wo, in offiziellen Kirchen und bei Ketzern, in kleinen
Gruppen und bei kirchlichen oder unkirchlichen Einzelgängern,
in allem Wandel der Zeit und der sich notwendig ändernden
Formen doch immer wieder die Gemeinde lebt, in der man die
Züge der neutestamentlichen Gemeinde erkennt, so daß diese
zwar nicht imitiert werden kann, aber doch immer der Maßstab
bleiben muß, an dem wir die jeweilige, notwendig neue
Gestalt prüfen? Wieso auch die reformatorische Theologie dabei
nicht zur Einheit aller Glaubenden und Getauften in der Kirche
geführt hat, das können wir uns nur demütig und bußfertig
vom Verfasser als Frage mitgeben lassen, die verhindert, daß
hier eine Konfession über die andere zu Gerichte sitzt. Das
gleiche Problem ist in den zwei Aufsätzen über die Wachstumsgleichnisse
im Sinne der Bejahung einer wachstümlichen Entfaltung
angepackt, während vier Aufsätze zur Tauflehre den sakramentalen
Charakter der Taufe betonen und gegenüber religionsgeschichtlichen
Vorbildern des paulinischen Taufverständnisses
mit Recht skeptisch sind. Hier wie bei der Behandlung von
Rom. 2, 14 — 16 und 13, 1—7, zwei auch kontroverstheologisch
problematischen Stellen, wird dabei in nüchterner exegetischer
Darstellung die ganze Breite der Aussagen dargeboten. Zur
ersten Stelle wird gesagt, daß Paulus die Frage nur nebenbei
behandelt, freilich im Sinne der These von zwei Erkenntnis-
wegeni. Beim zweiten Text wird auf die jüdische Tradition, aber
auch auf die andere Stellung der Apokalypse hingewiesen. Der
Aufsatz über den Glauben bei Paulus, noch vor Bultmanns Artikel
im Theol. Wörterbuch erschienen, wie die beiden über die
Theologie des Hebräerbriefes entfalten den exegetischen Befund

in ganzer Breite, wobei die Frage, wie das Nebeneinander der
verschiedenen Aussagen kritisch zu werten sei, nur sehr behutsam
aufgenommen wird. Ein grundsätzlicher Aufsatz über Exegese
als theologische Aufgabe eröffnet die ganze Sammlung.

Zürich Eduard Schweizer

Aland, Kurt: Die Säuglingstaufe im Neuen Testament und in der
alten Kirche. Eine Antwort an Joachim Jeremias. Zweite, durchgesehene
Auflage, vermehrt durch einen notwendigen Nachtrag aus
Anlaß der Schrift von J. Jeremias: „Nochmals: Die Anfänge der
Kindertaufe". Eine Replik auf Alands Schrift: „Die Säuglingstaufe
im Neuen Testament und in der alten Kirche". München: Kaiser
Verlag 1963, 102 S. gr. 8° = Theologische Existenz heute, hrsg.
v. K. G. Steck und G. Eichholz. NF. H. 86. DM 6.80.

Die vorliegende Schrift von Aland, 1961 erstmals erschienen
(vgl. ihre Bespr. durch Joachim Jeremias in Jahrg. 1963,
Sp. 3 50 f.), hat nunmehr eine 2. Aufl. erlebt. Bei dieser handelt
es sich um einen Nachdruck der l.Aufl., dem am Schluß ein
neues Kap. XIII „Ein notwendiger Nachtrag" (S. 87—102) angefügt
worden ist. Dieser Nachtrag, in dem sich Aland mit der
Replik von Jeremias auf die l.Aufl. seiner Schrift auseinandersetzt
, ist überaus lesenswert. Dies gilt bereits für die mehr persönlich
gehaltene Einleitung (S. 87 f.), ferner für den an einigen
Beispielen geführten Nachweis, daß Jeremias vielfach nicht
eigentlich die Thesen von Aland bekämpft, sondern lediglich das
Bild, das er sich von ihnen macht (S. 8 8—91), es gilt vor allem
aber für die Ausführungen über die sog. Oikos-Formel (S. 91

-97).

Ziemlich eingehend befaßt sich Aland hierbei mit dem Versuch
von Jeremias (in seiner Replik S. 9—27), die Einwände zu entkräften,
die Aland (S. 60—67) gegen seine Verwertung der Oikos-Formel erhoben
hatte. Aland verbleibt mit Recht bei seiner Kritik. Er hat hierin
neuerdings Unterstützung gefunden bei August Strobel, Säuglings- und
Kindertaufe in der ältesten Kirche. Eine kritische Untersuchung der
Standpunkte von J. Jeremias und K. Aland, in: Begründung und Gebrauch
der heiligen Taufe 1963 (S. 7—69) S. 43—45 sowie bei Peter
Weigandt, Zur sogenannten „Oikosformel", in: Novum Testamentum,
Vol. VI 1963, S. 49—74; vgl. auch meine Bespr. der Replik von Jeremias
in diesem Jahrg. (S. 196—199), S. 197 f.

Auch zu dem Kap. II und III der Replik von Jeremias nimmt
Aland anhand ausgewählter Beispiele Stellung und verteidigt
seine frühere Auswertung. Den Schluß des Nachtrags bilden zwei
Stimmen aus dem katholischen Lager, die zeigen sollen, wie erheblich
vorurteilsfreier (verglichen mit Jeremias) dort über das
Alter der Kindertaufe und die Situation innerhalb des NT geurteilt
werde. Alles in allem bedeutet das Nachwort von Aland
ungeachtet seines nicht sehr großen Umfangs eine weitere Klärung
der zur Verhandlung stehenden Fragen, die Beachtung verdient.
Bern Wilhelm Michae 1 is

R i g a u x, Beda: Saint Paul et ses Lettres. Etat de la question. Paris-
Bruges: Desclee de Brouwer [1962]. 229 S. gr. 8° = Studia Neo-
testamentica, Subsidia II, ed. A. Descamps, E. Massaux, B. Rigaux.
bfr. 225.—.

Seit A. Schweitzers „Geschichte der paulinischen Forschung"
(1911) ist keine ausführliche zusammenfassende Darstellung der
Paulusforschung mehr erschienen. Das ist um so merkwürdiger,
als sich in den letzten 50 Jahren ja eine recht beträchtliche
Wandlung in der Beurteilung der geschichtlichen Stellung der
paulinischen Theologie und auch in der Wertung der Apostelgeschichte
als Quelle für das Leben des Paulus vollzogen hat.
Zwar sind zur paulinischen Theologie immerhin einige kürzere
Literaturberichte veröffentlicht worden, doch fehlte für die
Arbeit an der Geschichte des Paulus und an den literarischen
Problemen der Paulusbriefe jede Zusammenfassung der neueren
Forschung. Es ist darum äußerst dankenswert, daß im Rahmen
der „Subsidia" der neuen katholischen Forschungsreihe „Studia
Neotestamentica" Beda Rigaux einen umfassenden Bericht
über die Erforschung der Geschichte des Paulus und seiner
Briefe veröffentlicht hat, der durch seine reiche Literaturbenutzung
und sein besonnenes Urteil eine große Hilfe für die
Paulusforschung bedeutet (die Erforschung der paulinischen Theologie
ist nicht mit herangezogen, weil ihr ein Abschnitt in dem
vorausgegangenen 1. Band der Subsidia, in dem R. Schnackenburg
die Theologie des Neuen Testaments behandelte, gewidmet ist).