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1964

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Neues Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literatairzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 1

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Schwierigkeiten. Zu l.Kor. 11 zieht sie sich auf die Verse 11—12
zurück, welche die eigentliche Auffassung des Apostels aussprechen
sollen, während er vorher von den Gegnern in Korinth
mit ihrer zu weit gehenden Gleichmacherei gedrängt werde,
„seine eigentliche Meinung preiszugeben" (S. 50). Paulus betone
hier ein zeitliches Nacheinander, meine aber keine seinsmäßige
Zweitrangigkeit der Frau (vgl. besonders die unklar bleibenden
Ausführungen auf S. 59). Zu 1. Kot. 14, 34 f. spricht
Verf. von einem „ungeordneten Dazwischenreden" (76), später
„Dazwischenfragen" der „lebhaft interessierten Zuhörerinnen"
(84), das störe und daher untersagt werde. Ihre Hauptthese, das
hypotassesthai meine hier nur die Unterordnung unter die
Gottesdienstordnung, ist anfechtbar, wenn nur speziell den
Frauen das Fragenstellen in der Gemeindeversammlung untersagt
wird (Verf. klärt den Charakter dieses Fragens später,
S. 153 f.).

Gut wird zu Eph. 5 gezeigt, wie hier der Vers 21 mit der
Mahnung zu gegenseitiger Unterordnung die ganze Ermahnung
der Ehepartner regiert, denn die Agape des Mannes
ist ebenso ein dienendes Sich-Unterordnen wie die von der
Frau erwartete Haltung. „Die Liebe schließt immer auch „Unterordnung
" ein, denn sie will nicht herrschen, sondern dienen...
wie auch die Unterordnung ihrerseits die Liebe einschließt, . . .
Antwort der Liebe" ist (S. 122). Dabei will der Hinweis auf
Christus in 6einer Liebe zur Kirche als Darbietung eines Leitbildes
verstanden werden; mit Recht werden hier allerlei weitergehende
Spekulationen abgewiesen (125 ff. 133 f.).

In den Pastoralbriefen zeigt sich der Verf. eine sehr andere
Sachlage. Hier wird einseitig die Ehefrau zur Ordnung gerufen
(S. 165 u. ö.), und die Ehe werde hier nun wirklich „zum Mittel
zur Verhütung von Unzucht degradiert" (171). Die Situation
mache zwar vieles verständlich, aber die Gefahr gesetzlicher
Überfremdung 6ei nicht zu verkennen. Nicht genügend
begründet erscheint das Urteil, daß die Frau in l.Tim. 2 „von
jeder aktiven gottesdienstlichen Funktion ausgeschlossen" sei
(170); vorher erwog Verf. durchaus die Möglichkeit, daß das
Schweigegebot gegenüber l.Kor. 14 gemildert ist (S. 153—156),
und in 1. Tim. 2, 9 kann man das Beten von Frauen im Gottesdienst
belegt finden.

Im vierten Kapitel wird noch einmal zusammenfassend der
Begriff hypotassesthai beleuchtet, wobei Verf. sich manchmal
wiederholt. Sich-Unterordnen meine nicht Beugung unter Zwang,
sondern einsichtsvolles Sicheinfügen, weil es sich um die letztlich
von Gott herkommende Ordnung handelt, welche den
Menschen zur Entscheidung ruft (178). Eindrucksvoll zeigt
1. Kor. 15,23—28, wie Gott in seinem Heilsplan der Unterordnende
ist (27b), und wie Christus selbst sowohl der alles
Unterordnende wie der sich selbst Unterordnende ist (193),
und zwar letzteres „in königlicher Freiheit" (196). „Wie seine
Unterordnung frei von jeder Schmach, von jeder Abwertung
ist, so ist es auch die derer, die (erg.: bei Paulus) dazu aufgerufen
werden (Frauen, Untertanen, Sklaven)" (197).

Wenn auch die exegetische und darstellerische Bemühung
nicht gleichmäßig gelungen ist, so hat die vorliegende Arbeit
doch ein gewichtiges Wort zum Thema zu sagen und ist anziehend
durch das lebendige und echt frauliche Beteiligt6ein,
mit dem alles geschrieben ist.

Röblingen Harald Hegermann

C a m b e, M.: La XAPIZ chez Saint Luc. Remarques sur quelques
textes, notamment leKEXARJTÜMENH(RB LXX, 1963 S. 192-207).

Kahlcfeld, Heinrich: Der Jünger. Eine Auslegung der Rede Lukas
6, 20-^9. Leipzig: St. Benno-Verlag [1963]. 129 S. 8° = Die
Botschaft Gotte6, eine bibl. Schriftenreihe, hrsg. v. O. Schilling u.
H. Schürmann, II. Neutestamentliche Reihe, 13. H.

Legrand, L.: L'arriere-plan neote6tamentaire de Lc. I, 3 5 (RB
LXX, 1963 S. 161-192).

V i a r d, A.: Le probleme du salut dans l'epitre aux Romains (RSPhTh
XLVII, 1963 S. 3-34).

KIRCHEN GESCHICHTE: ALLGEMEINES
UND TERRITORIALKIRCHENGESCHICHTE

Simpson, James B.: The Hundredth Archbishop of Canterbury.

New York - Evans ton : Harper & Row [1962]. X, 262 S., 17 Taf. 8°.
Lw. $ 6.-.

Der amerikanische Verfasser schreibt entgegen aller historischen
Tradition ein Buch über den jetzt residierenden Erz-
bischof Michael Ramsey, welcher der hundertste auf dem erzbischöflichen
Stuhl von Canterbury ist. Eine Notiz in der
New York Times am 20. Januar 1961, dem Tage des Beginns
der Präsidentschaft John F. Kennedys, über Ramsey gibt ihm den
Anstoß zu diesem Buch. Nach einem kurzen Überblick über die
Geschichte der Erzbischöfe von Canterbury schildert das Buch
das bisherige Leben des gegenwärtigen Erzbischofs. Die Unterlagen
zu seiner Biographie hat der Verfasser nach einem
Interview mit dem Erzbischof in New Delhi im Jahre 1961 in
den anschließenden Gesprächen im Lambeth Palace in London
und im Old Palace in Canterbury gesammelt. Auf einer Rundreise
besichtigte er die Orte, an denen Ramsey gelebt und gewirkt
hat. Es ist das Buch eines Journalisten und keine offizielle
Biographie des Erzbischofs. Die Auswertung des privaten Briefwechsels
des Erzbischofs und eine theologische Würdigung durch
einen Theologen hat der Verfasser ausgeklammert und einer
späteren Zeit vorbehalten. Wohl aber gibt er Pressestimmen
wieder, welche die Stellung des Erzbischofs in der Öffentlichkeit
charakterisieren sollen.

Das Buch ist reich mit Photographien des Erzbischofs und
seiner Wirkungsstätten ausgestattet. Eine Liste der Erzbischöfe
von Canterbury sowie ein Personen- und Sachverzeichnis vervollständigen
das in brillantem Stil verfaßte Buch.

Berlin Walter Del ius

B o p p, Marie-Joseph: Die evangelischen Geistlichen und Theologen
in Elsaß und Lothringen von der Reformation bis zur Gegenwart.

Teil I—III. Neustadt a. d. Aisch: Degener & Co. 1959. 709 S.,
6 Taf. gr. 8° = Genealogie und Landesgeschichte, hrsg. v. H. F.
Friederichs, Bd. 1; Bibliothek Familiengeschichtl. Quellen, Bd. XIV.
DM 90.—.

Teil I erschien im Sommer 1959, Teil II im Sommer 1960,
das Nachwort des Verf. im Teil III ist von Allerheiligen 1960.
Zwischen den drei Daten sind dem Verf. Nachträge betr. übersehene
Personen, Ergänzungen und Berichtigungen zu den behandelten
Personen zugegangen, die er in einem Anhang
Teil III S. 610—633 bringt. Anhang II, S. 634—659, handelt
sehr ausführlich von der örtlichen Herkunft nach Ländern und
Gemeinden, Anhang III, S. 660, kurz von der sozialen Herkunft
, Anhang IV, Personenverzeichnis, nennt alle Namen,
die nicht in der alphabetischen Anordnung des Gesamtwerkes
aufgefunden werden können, wie die Mädchennamen der
Gattinnen und Mütter.

Die Gesch'chte des Werkes wird in der Einleitung erzählt. Mehrere
Pfarrer und Historiker hatten an einer Liste der elsässischen und
lothringischen evangelischen Pfarrer seit der Reformation gearbeitet.
A. Kuntz wollte 1939 mit der drudefertigen Niederschrift beginnen,
aber Krieg und Tod nahmen ihm die Feder aus der Hand. Inzwischen
hatte Verf. sich durch einschlägige Arbeiten bekannt gemacht und
war dabei in regen Austausch mit Kuntz getreten. So kam es, daß er,
der katholische Forscher, mit der Fertigstellung dieses Werkes evangelischer
Kirchengeschichte beauftragt wurde. Er bemühte sich um Ausfüllung
zahlreicher Lücken, um Weiterführung bis in die Gegenwart
und um eine moderne wissenschaftliche Darstellung. 1944 war der Satz
fertig, aber die Papierlieferung wurde verweigert, der Satz eingeschmolzen
, und nur wenige Exemplare konnten in Umdruckfahnen
gerettet werden. Danadi versuchte es der Verf. mit einer französischen
Übersetzung, aber „aus verschiedenen Gründen", über die er sich
nicht weiter äußert, kam es auch in dieser Form nicht zur Drucklegung.
Schließlich gelang er doch, das Werk in der jetzt vorliegenden Gestalt
herauszubringen, ergänzt bis zum 1. Januar 1960 als abschließendes
Datum.

Jedem der angeführten Namen ist ein kurzer Artikel gewidmet,
deren oft 10 und mehr auf einer S^ite stehen. Die Artikel sind nach
einem gleichen Schema angelegt. Auf Geburtsort und Geburtsdatum
folgen Angaben über die Eltem, die Ehefrau und ihre Herkunft. Dann