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1964

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 7

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tungen wachgehalten. Der Weg vom Sehen zum Gestalten hat
dabei einer deutlichen inneren Notwendigkeit folgen müssen.
Er hat schließlich wachsende Beachtung und Anerkennung gefunden
, bis zur Verleihung des theologischen Ehrendoktors der
Universität Heidelberg und, was schwerer wiegt, bis zur Aufnahme
in das Leben der Gemeinden. Gut deshalb, daß unter
den (allzu wenigen) Holzschnitten der Rufer aufgenommen ist
(Abb. 35), der nicht nur in vielen Wohnungen mit seiner starken
Aussage Aufnahme gefunden hat, sondern seiner Jesaja-
folge (Ev. Hauptbibelgesellschaft Berlin, 1949) eingefügt ist und
neuerdings im Werbeumschlag einer Schallplatte erscheint. Neben
der Darstellung des Christophorus aus dem Johannesstift
(Abb. 29) vermißt man den wohl noch großartigeren Christopherus
im Besitz der Kirchl. Hochschule Berlin. Die Zeichnungen
der führenden Männer des Kirchenkampfes sollten bekannter
werden — aber das Gebotene ist, auch wenn man es sich noch
reichhaltiger wünschte, eine ausgezeichnete Sammlung des Wichtigsten
. Sie lehrt sehen, hat die Kraft zu sammeln und in den
Raum starker Erkenntnis zu führen. Dem Verlag, der sich schon
durch manche wichtige Ausgabe von Werken der Kunst verdient
gemacht hat (so z.B. 1957 durch Veröffentlichung der großen
Passion, gemalt von W. Fries), sei gedankt, daß er sich der
Aufgabe mit so gutem Erfolg angenommen hat.

Berlin Martin F i s c h e r

Beyer, Oskar: Die Synagogenbauten Erich Mendelsohns (Kunst und

Kirche 26, 1963 S. 1 53—157).
Gerber, Hans: Gedanken eines Städtebauers über Kirchen in alter

und neuer Zeit (Kunst und Kirche 26, 1963 S. 106—108).
Hintzenstern, H. v.: Offen für Gott und die Welt. Christliche
Existenz im jetzigen Zeitalter (Berlin: EVA 1962):

Rietschel, Christian: Was bedeutet die moderne Kunst für
die Kirche? (S. 93—97).

— Zu den Federzeichnungen zu Texten der Heiligen Schrift von
Hermann Naumann (S. 108—110).

Lehmann, Joachim: Die religiösen Elemente in der Kunst der
„Brücke" (S. 98—103).

S u d a u, Günter: Malerei als Glaubensaussage bei Emil Nolde
(S. 104—107).

Wohlfahrt, Dietrich: Kirchenbau im Wandel (S. 111—113).

H i r z e 1, Stephan: Armut des Reichtums — Reichtum der Armut
(Kunst und Kirche 27, 1964 S. 18—22).

Hoenderdaal, G. J.: Op zock naar een theologische esthetica
(Nederlands Thcol. Tijdschrift 18, 1964 S. 207—216).

Jung, Helmut: Bauaufsicht als Ordnungsnorm (Dienende Kirche. Festschrift
Julius Bender, Karlsruhe 1963 S. 273—296).

Kobald, Karl: Die Kapelle (Kunst und Kirche 26, 1963 S. 162—166).

Langmaack, Gerhard: Bauen im Heiligen Land (Kunst und Kirche
26, 1963 S. 147—152).

Müller, Dedo: Die Predigt des Raumes (Kunst und Kirche 27,
1964 S. 5—13).

Ostapow, A.: Merkmale der russischen Kunst im 16. und 17. Jahrhundert
(Stimme der Orthodoxie Heft 2, 1964 S. 38—43).

— Merkmale russischer Kunst im 16. und 17. Jahrhundert (Stimme der
Orthodoxie Heft 1, 1964 S. 42^17).

R i e b o 1 d, Fritz [Hrsg.]: Künstler unserer Zeit künden das Wort.
Eine Anthologie biblischer Graphik. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
[1963]. 259 S. m. zahlr. Abb. 8°. DM 9.80.

R ii s c h, Ernst Gerhard: Das barocke Deckengemälde der Kirche zu
Bcrnhardzell. Sein theologischer Gehalt (ThZ 20, 1964 S. 39—51).

S e d 1 m a y r. Hans: Michelangelo und seine Kunst (Universitas 19,
1964 S. 9—20).

S ö h n g e n, Oskar: Konsranten des Kirchenbaus (Kunst und Kircf :

26, 1963 S. 102 f.).
Thimme, Hans: Kirdienbau als Vorläuferdienst (Kunst und Kirche

26, 1963 S. 99).

T h u 1 i n, Oskar: Schloß und Schloßkirche in Torgau. Berlin: Evang.
Vcrlagsanstalt [1963]. 51 S. m. 36 Abb. kl. 8°. DM 2.50.

Vallin, Pierre: Dominus pacem dat. A propos du mausolee de
Constantina ä Rome (RechSR 51, 1963 S. 579—587).

W e n d 1 a n d, Winfried: Die christliche Gemeinde und ihre Kirchbauten
(ZdZ 17, 1963 S. 370-376).

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Geiselmann, Josef Rupert: Die Heilige Schrift und die Tradition.

Zu den neueren Kontroversen über das Verhältnis der Heiligen
Schrift zu den nichtgeschriebenen Traditionen. Freiburg-Basel-Wien:
Herder [1962]. 287 S. 8° = Quaestiones Disputatae, hrsg. v. K.
Rahner u. H.Schlier, 18.

In der lebhaften Diskussion über das Traditionsproblem
stößt man immer wieder auf den Namen Geiselmann. In einer
Reihe größerer und kleinerer Arbeiten — meist historischer Art

— suchte dieser Forscher in die Probleme einzudringen, die uns
heute die Tradition und ihr Verhältnis zur Schrift stellt. So
auch in dem hier genannten Buch. Im Vorwort, datiert 11. März
1962, gibt der Verfasser seiner Hoffnung Ausdruck, daß seine
Arbeit eine Hilfe sein möge, wenn die Frage von Schrift und
Tradition auf dem II. Vatikanum zur Debatte gestellt werden
soll. In dieser Hinsicht ist sein Wunsch in Erfüllung gegangen:
Wenn sich Widerspruch gegen das Schema ,De fontibus revela-
tionis' und nicht zuletzt gegenüber dessen erstem Kapitel ,De
duplici fönte revelationis' erhoben hat, so liegt es sicher u. a. an
der Diskussion, die im letzten Jahrzehnt über diese Frage geführt
wurde, wobei nicht zuletzt Geiselmanns unermüdliche Arbeit
mit der Formulierung des Tridentinums ,,. . . in libris
scriptis et sine scripto traditionibus" Eindruck gemacht hat. Es
ist ja, wie bekannt, Geiselmanns Auffassung, daß dieses ,et'
nicht .partim — partim' bedeuten kann, sondern ganz unbetont
ist und keine Lösung für das nähere Verhältnis zwischen Schrift
und Tradition bietet. Es wird da nur gesagt, daß das Evangelium
auf zweierlei Weise zu uns kommt und nicht durch
zwei voneinander unabhängige Quellen. In der vorliegenden
Arbeit wird diese Frage aufgenommen und zugleich eine Erwiderung
auf die Einwände gegeben, auf die der Verfasser u. a.
bei H. Lennerz und verschiedenen anderen, besonders spanischen
Theologen, gestoßen ist. Es ist jedoch wohl kaum übertrieben,
wenn man sagt, daß die Mehrzahl der bedeutenden Theologen

— wenn auch mit Nuancen — sich mit Geiselmann einig erklärt
hat: Man kann nicht von der Formulierung des Tridentinums
sagen, daß sie autoritativ die Theorie einer doppelten Offenbarungsquelle
stützt, ganz abgesehen davon, was die Theologen
des Tridentinums persönlich hierzu gemeint haben. Eine wichtige
Erweiterung hat Geiselmann seiner Untersuchung durch
eine Darstellung von Johannes Driedos und Robert Bellarmins
Traditionslehre gegeben. Durch Bellarmin gewann der Gedanke
der doppelten Offenbarungsquelle eine starke Verbreitung in
der römisch-katholischen Theologie und wurde in weitem Maße
als die Auffassung des Tridentinums aufgefaßt. Geiselmann faßt
seine eigene Stellung zu diesem Problem folgendermaßen zusammen
: Was den Inhalt des Glaubens betrifft, 60 ist die
Heilige Schrift zureichend. Hier wird die Suffizienz der Schrift
gelehrt. Was die Sitten, Gebräuche und kirchlichen Regeln betrifft
(u. a. für den Gottesdienst und die Sakramentsverwaltung),
so ist die Schrift nicht zureichend. Hier tritt die Tradition als
Ergänzung zur Schrift hinzu. Hier ist die Tradition konstitutiv.
Die Suffizienz der Schrift bedeutet nach Geiselmann nun keineswegs
eine Annäherung an das reformatorische sola scriptura-
Prinzip, denn auch hier spielt die Tradition eine entscheidende
Rolle, nicht als traditio constitutiva, sondern als traditio inter-
pretativa. Das berühmte ,et' im Tridentinum ist eindeutig anti-
reformatorisch; denn obgleich die Schrift rein seinsmäßig
das Heilsnotwendige enthält, so daß man in dieser Hinsicht von
sola scriptura sprechen kann, so gilt dies doch nicht erkennt-
n i s m ä ß i g. Die Schrift muß, um recht gelesen und verstanden
zu werden, im Licht der Tradition ausgelegt werden. Die Kirche
oder die Tradition ist das hermeneutische Prinzip für die Schrift.
Soll der Ausdruck sola scriptura überhaupt Anwendung finden
können, so muß er auf jeden Fall so formuliert werden: sola
scriptura in ore Ecclesiae. Und hiermit sind wir am Kernpunkt
des Buches.

Geiselmanns Stärke ist die historische Darstellung. Bis zur
Verwirrung berichtet er über die Mannigfaltigkeit von historischen
Details. In der systematischen Durcharbeitung scheint
Geiselmann schwächer zu sein, wovon vielleicht auch die etwas
lose Disposition des Buches zeugt. Jedoch tritt es deutlich zu-