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Ausgabe:

1964

Spalte:

542-543

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Beyer, Klaus

Titel/Untertitel:

Semitische Syntax im Neuen Testament 1964

Rezensent:

Lohse, Eduard

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541

Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 7

542

Das Werk endet mit einer Studie über Hiob und Jesus
Sirach, zwei Zeugen der Weisheitsliteratur, in der der Begriff
der Sünde eine universal-menschliche Ausdehnung bekommt.

Der allgemeine Gang des Verfassers scheint uns richtig.
Die biblische Hamartologie muß mit dem prophetischen Zeugnis
anfangen, weil da die Sünde zuerst in vivo des konkreten
Lebens Israels begriffen worden ist. Aus diesem Erlebnis im
Rahmen des Yahvebundes wurde in Israel der Begriff des sündigen
Menschen geboren, wie man ihn einerseits in Gen. 3,
andererseits in der Weisheitsliteratur findet. Diese Entwicklung
des alttestamentlichen Denkens von der Sünde Israels zu der
Adams genügt jedoch nicht, um die Vergleiche zwischen den
Genesistexten, der königlichen Überlieferung und den liturgischen
Riten zu rechtfertigen. Das Zusammenlaufen der Zeugnisse
wäre viel klarer hervorgehoben worden, wenn der Verfasser
auf oberflächliche Ideenverknüpfungen und Wortspiele verzichtet
hätte und dafür die Hauptlinien eines jeden genauer
herausgearbeitet hätte. Mehrere spezielle Gedankengänge Ligiers
erwecken das Interesse des Theologen und des Liturgen, und
das ist schon viel. Der Exeget aber bleibt oft skeptisch, und
das ist schade.

Lausanne Samuel Amsler

Das Alte Testament in Auswahl, Bd. 1 in vier Teilen. Berlin-
Hamburg: Luth. Verlagshaus [1963]. X S., je 32 = 128 S. m. zahlr.
Abb. u. Ktn.-Skizzen. 4°. Pp. DM 4.90.

Mayer, Rudolf: Sünde und Gericht in der Bildersprache der vor-
exilischen Prophetie (BZ 8, 1964 S. 22—44).

M o r a n, W. L.: The End of the Unholy War and the Anti-Exodus
(Bibl 44, 1963 S. 333-342).

Orbe, Antonio: Spiritus Dei ferebatur super aquas. Exegesis gno-
stica de Gen. 1, 2b (Gregorianum 44, 1963 S. 691—730).

Prijs, Leo: Ein „Waw der Bekräftigung"? (BZ 8, 1964 S. 105—109).

Rehm, Martin: Das Wort 'almäh in Is 7, 14 (BZ 8, 1964 S. 89—101).

R e m y, P. : La condition de la femme dans les codes du Proche-
Orient ancien et les codes d'Israel (Sciences ecclesiastiques 16, 1964
S. 107—127).

Rosh-Pinnah, Elijahu (Ernst E. Ettisch) : The Monumental Pic-
torial Script of the Hebrews. From Moses to Habakkuk (JQR 54,
1963 S. 28—57).

Sab ourin, Leopold: Un classement litteraire des Psaumes (Sciences

ecclesiastiques 16, 1964 S. 23—58).
Schedl, Claus: Mystische Arithmetik oder geschiditliche Zahlen?

Daniel 8,14; 12,11—13 (BZ 8, 1964 S. 101—105).
Schildenberge r, Johannes: Das Buch Ruth als literarisches

Kunstwerk und als religiöse Botschaft (Bibel und Kirche 18, 1963

S. 102—108).

Schreiner, Josef: Die „Wurzel Jesse" (Bibel und Kirche 18, 1963
S. 109—112).

Skehan, Patrick W. : The Apocryphal Psalm 151 (CBQ 2 5, 1963
S. 407^09).

We6termann, Claus: Gnade (ZdZ 17, 1963 S. 446—448).
— Sünde und Vergebung (ZdZ 17, 1963 S. 416 f.).

NEUES TESTAMENT

Klijn, A. F. ]., Dr.: The Acts of Thomas. Introduction — Text —
Commentary. Leiden: Brill 1962. XII, 304 S. gr. 8° = Supplements
to Novum Testamentum, Vol. V. Lw. hfl. 23.—.

Es ist ein besonders nützliches Buch, das uns der Verf. vorlegt
. Er bietet zwar nicht den syrischen oder griechischen Text
der umfangreichen Thomasakten, so wertvoll das wäre, beides
bequem vergleichen zu können. Aber ein derartiges Buch wäre
wohl kaum zu bezahlen, und ich habe den Eindruck, daß die
Kenntnis des Syrischen bei unseren Studierenden zurückgeht.
Textkritisch liegt die Sache so, daß der Urtext wohl syrisch
war, aber ohne den Griechen nicht wiederhergestellt werden
kann; das ist ein Tatbestand, der es vielleicht rechtfertigt, sich
auf die Übcrsetzunng zu beschränken. Der Verf. geht in einer
ausführlichen Einleitung auf die Textfrage genau ein, behandelt
auch solche Übersetzungen, von denen nur wenig erhalten ist,

so daß sie nur wenig in Betracht kommen. Er würdigt dann die
Thomasakten im Rahmen der übrigen apokryphen Apostelakten,
spricht über Thomas' Verhältnis zu Indien und zur syrischen
Kirche. Dann wird auf die Lehre der Schrift eingegangen und
mit Recht hervorgehoben, daß sie keine folgerichtige Gnosis
bietet. Taufe und Eucharistie werden besonders behandelt; hier
enthält unser Text wertvolle Angaben. In gewisser Weise wurde
das Werk zu früh abgeschlossen. Zweifellos bestehen Beziehungen
zwischen dem neu gefundenen Thomas-Evangelium und den
Thomasakten, obwohl auch Unterschiede nicht zu verkennen
sind. Bekanntlich lehren die Akten, Thomas sei ein Zwillingsbruder
Jesu gewesen; diese Anschauung scheint auch im Thomas-
Evangelium vorausgesetzt. Aber das gnostische System wird in
den Akten in allerlei Einzelheiten vorausgesetzt; das Evangelium
beschränkt sich, bei aller Folgerichtigkeit, fast ganz auf
die Grundlagen.

Die Übersetzung der Akten wird in schönen, großen Buchstaben
mitgeteilt. In dieser Fassung erscheint auch der Glanzpunkt
des Werkes, die Auslegung und Würdigung der Akten
(S. 155—304). Der Verf. begleitet den Wortlaut in sorgfältiger
Weise. Er widmet seine Aufmerksamkeit auch der Herstellung
des Textes, des syrischen wie des griechischen; syrische Buchstaben
sind nicht gespart; der Leser fragt sich nur, ob ein einheitlicher
, zusammenfassender Apparat nicht übersichtlicher gewesen
wäre. Bei der Erklärung der Sachen versagt der Verf. selten
; wir sind ihm besonders dankbar, daß er überall die neueste
Literatur beifügt. Ich hebe einige Einzelheiten heraus. S. 158
unterrichtet über die Beziehungen Indiens zum Westen (hier
möchte ich ein Fragezeichen setzen zu der Behauptung, sie seien
reine Handelsbeziehungen gewesen). Ebenda werden die Namen
des Thomas gründlich erörtert. S. 160 scheint mir die merkwürdige
Überlieferung untersucht werden zu müssen, daß Thomas
Sklave Jesu war und von Jesus (nominell) verkauft wurde.
S. 174 läßt sich über den Begriff der Gottesschau Genaueres
sagen. S. 251 wird die Höllenschilderung einer vergleichenden
Betrachtung unterworfen. Viel wird noch über die eingelegten
Hymnen zu sagen sein. Unser Verf. gibt eine gute Grundlage,
indem er besonders über den großen Hymnus gegen Ende der
Akten sehr genaue Auskunft gibt (S. 273 ff.).

Angesichts des reichen, vielfältigen Inhalts wäre ein Register
erwünscht; so wird sich jeder, der auf das Buch angewiesen
ist, selbst ein solches anlegen müssen. Aber für das Gebotene
sind wir aufrichtig dankbar; das Buch ist eine Hilfe für die
kommende Forschung und wird uns bald unentbehrlich sein.

Ostseebad Ahrenshoop Johannes Leipoldt •

Beyer, Klaus: Semitische Syntax im Neuen Testament. Bd. I., Satzlehre
Teil 1. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1962]. 324 S.
gr. 8° = Studien zur Umwelt des Neuen Testaments, hrsg. v. K. G.
Kuhn, 1. DM 34.80.

Die von K. G. Kuhn begründete Reihe der Studien zur
Umwelt des Neuen Testamentes ist mit einer ausgezeichneten
Untersuchung, die aus einer Heidelberger Dissertation hervorgegangen
ist, eröffnet worden. In jahrelanger Arbeit hat der
Verf. die semitische Syntax unter dem Gesichtspunkt studiert,
in welchem Umfang sich deren Einflüsse in den Schriften des
Neuen Testamentes aufweisen lassen. Nachdem die bisherige
Forschung weithin entweder Semitismen im Neuen Testament
gesammelt oder aber die griechische Umgangssprache der damaligen
Zeit zum Vergleich herangezogen hat, geht der Verf.
von einer neuen, Erfolg versprechenden Fragestellung aus: ,,Im
Gegensatz zur bisherigen Forschung, die mehr einzelne Wörter
und Begriffe untersuchte, wird nur die Syntax, zunächst sogar
nur die Satzsyntax (der Syntax synthetischer Teil) behandelt,
da der Satzbau dem Redenden weniger bewußt ist, als die
Wortwahl, auch widerstandsfähiger gegen Sprachmischungen
oder Stilverbesserungen und deshalb für unsere Fragen beweiskräftiger
, allerdings auch wesentlich schwieriger zu beschreiben
" (S. 8 f.).

Die Untersuchung umgreift alle Schriften des Neuen Testaments
und stellt die Verwendung semitischer Satzkonstruktionen
unter systematischen Gesichtspunkten dar. In vier umfangreichen