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Ausgabe:

1964

Spalte:

521-522

Autor/Hrsg.:

Strecker, Georg

Titel/Untertitel:

Zum Christushymnus in Phil. 2 1964

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521

Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 7

522

Zum Christushymnus in Phil. 2*

Von Georg Strecker, Bonn

Das Referat versucht, das Verhältnis von Redaktion und mit notwendige Elimination von V. 8c (so schon Lohmeyer),

Tradition im vorpaulinischen Hymnus Phil. 2, 6—11 darzu- V. 10b und V. 11 Ende (Doxologie) als von paulinischen Zusätzen

stellen, indem 1. die redaktionelle Intention erarbeitet und auf zu neuen Schwierigkeiten führt und der behaupteten Dreiteilung

dieser Grundlage 2. das Traditionsstück abgegrenzt wird; daran des Liedes die grammatische Konstruktion entgegensteht. Bei

schließen sich 3. Überlegungen zur religions- und theologie- konsequenter Berücksichtigung des beherrschenden Parallelismus

geschichtlichen Ausrichtung der ursprünglichen Überlieferungs- und der Zweiteilung des Traditionsstücks und auf Grund der

Schicht. Tatsache, daß die ethisch-redaktionellen Aussagen in V. 8 kul-

1. Phil. 2, 6—11 steht in einem ursprünglich paulinischen minieren und dieser Vers in besonderem Maße paulinisches
einheitlichen Großabschnitt 1,1-3,1, in dem sich auf dem Sprachgut zeigt, legt sich nahe, daß V. 8 als Ganzes als ein pau-
Hintergrund der apostolischen ßkupig (1, 12-26) das Wesen hruscher interpretierender Einschub zu verstehen ist und die ur-
der eschatologischen 7aL>d darstellt, und zwar in der Weise, daß ^gliche Traditio«i zweiStrophen zu je 6 Zeilen umfaßte:

d ... 8 , < • t l. Ar • j ( , . ■ , I. V. 6a + b. V. 7a + b. V. 7c + d. - II. V. 9a + b. V. 10a

die Bewahrung der XaQa im Leben der Oemeinde gerordert ist _^ ^ V 1 la + b

(1,27 — 2,18). Der unmittelbare Kontext ist danach paräne- r ' i- • j. u i_u >. •

... , • . n j i „• n ci ,, jl •„<• 3- Der vorpaulmische Hymnus bildet religionsgeschichtlich

tisch ausgerichtet. Der redaktionelle Skopos in 2,6—11 scheint , . E , , „r „ .', c ■ ,

t . _l ., . . u rv ■ j j u 4. . keine Einheit. Der zweite Teil fuhrt primär auf einen alttesta-

eine ethische Akzentuierung zu enthalten Dies wird durch ter- mentlich.jüdiscnenj der erste Teil al/dnen religiös-hellenisti-

mmologische Verbindungslinien bestätig ; ferner durch den ^ Hjnt und. Jedoch sind die Voraussetzungen für die

Hinweis, daß die Inkarnation des Praex.stenten (Rom.15, 7 ff, Entsteh alldn im hellenistischen Bereich b* da auch

2. Kor. 8,9), besonders die Erniedrigung zum Kreuz (Rom. 15, , ... ,. ? T 7 , „ . .. . .. ~ r . ,r v-v t*

, a r . j ,T . , tu i • • .l- u u das Jüdische Traditionsgut hellenistisch geprägt ist (LXX-Typus
3 ff.), in der paulinischen Theologie eine ethisch-vorbildhatte . / . . , ,r AU° .= .
r, , iii t^- i.i i. .. j -r j- ln «er Zitat-Anspielung V. 10 f.). Abzuweisen sind die VerBedeutung
haben kann. Die ethische Interpretation des Iradi- c,,j,„ j- .. i r, ■ . T . i „ . .

.. ,6 . ... ,,r.i j ,. . , ,r suche, die ursprüngliche Chnstologie aus dem postulierten Zu-

tionsstucks steht nicht im Widerspruch zur paulinischen Ver- sammenh ^ £ Vorstell d*s deuterojesajanischen Gottes-

haltn.sbestiinmung von Indikativ und Imperativ; vielmehr aß kne4ts ^ dgs MetKchensonnefi zu erheben. Die Mensch.

sidi der .Überhang der Überlieferung gegenüber dem Kontext „,„„ i j t> •• ■ ^ • j. a i_ j

■ . , t . j-i ■ • i i< Ls j .i • j. werdung des Praexistenten motiviert nach Anschauung des vor-

als Ausdruck der indikativischen Motivation des ethischen pauhnischen Tradition6Stucks die Inthronisation zum Kyrios.

Imperativs verstehen Auch der einleitende. Imperativ' wßovene Die zugrundeliegende christologische und soteriologische Vor-

(V. 5a) und V. 5b (eine beabsichtigte elliptische Überleitung stellungsweise wird deutlidler, wenn der sechszeilige Hymnus

von dem ekklesiologischen zum chnstologischen Thema) ordnen mi 3 2Q f derselben vorpau]inisdlen Traditionsschicht zuge-

sich diesem Rahmen ein. wiesen werden kann, wie aus den weitreichenden sprachlichen

2. Auf der Grundlage der redaktionellen Intention .äßt und sacniicnen Entsprechungen, besonders in der Darstellung der
sich das Traditionsstück nach seinem vorpaulinischen Umfang Macht des Kyrjos und def prädikation IÜQlog >j Xoiozög
abgrenzen. Wenn E. Lohmeyer die Tradition als einen Hymnus (a> , % $(> nm nQch . dem leicMaIls vorpaulinisdien
von 6 Strophen zu je 3 Zeilen rekonstruieren wollte (Kyrios i_ gefolgert wird. Die vorpaulinische Tradi-

hAHu1937 2^S•■^^^S!T^^' 7f tionsschicht scheint danach wesentlich eine eschatologische
eher Vorschlag syntaktisch nicht durchzufuhren '« und den ZukumWart (Auferstehungshoffnung) vorauszusetzen, die
Paralle ismus membrorum (bes. V. 7c u 7d) unberücksichtigt auA TextzusKammenh 2>%_7_ 9Jn be8timmt> wahrend
laßt. Und wenn J. Jeremias den genannten Parallelismus semer d;e ]inisdlc Int tati^n durdl die redaktionelle Bezug-
Rekonstruktion zugrunde legte und 3 Strophen zu ,e 4 Zeilen nahm£ ^ ^ Gckreuzi leiA mjt der ethisdlen Akzen-
erschließen zu können meinte (Studia Paulina in honorem J de ^ den Gedanke/der GSegenwart des Heils anklingen
Zwaan 1953, S. 152 ff.), so ist geltend zu machen, daß die da- ,äßt 6 6

--- Das Referat wird in vollständiger Fassung unter dem Titel

*) Sektionsreferat, gehalten auf dem Wiener Evang. Theologen- ..Redaktion und Tradition im Christußhymmis Phil. 2,6 — 11" in der

kongreß Oktober 1963. Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft, Jg. 1964, erscheinen.

Zur Terminologie c

Von Karl-Gottfriei

Schon Dibelius hat in seinem Kommentar gezeigt, daß der
Jakobusbrief fast ausschließlich praktisch interessiert ist, dagegen
an theologischer Lehre so gut wie nichts bietet. Daß Dibelius
' Meinung zu Recht inzwischen zum exegetischen Allgemeingut
geworden ist, zeigt auch ein Überblick über die Terminologie
dieses Briefes. Nirgends zeigt sich eine originelle Begriffsbildung
, vielmehr ist der Brief traditionsgebunden. Als Ethel-
bert Staufer 1952 versuchte, wenigstens den vö/uös t;fov§F,Qiag
als für das Christentum neue Bildung mit Abhängigkeit von der
Sekte von Qumran nachzuweisen, hat Nötscher bereits im folgenden
Jahr gezeigt, daß bei diesem Terminus eine Beziehung
zwischen Qumran und Jakobus jedenfalls nicht besteht. Und in
der Tat ist der Terminals vo/uk &Xev&eQtas auch seinem Inhalt
nach nicht originell, nicht neu im Rahmen des frühen Christentums
, wenn auch diese Formulierung direkt uns nicht begegnet.

Es ist sehr interessant, sich diesen Sachverhalt einmal am
Text in Erinnerung zu rufen. Die Formulierung vöjuos eXe.v&fQiag

*) Sektionsreferat, gehalten auf dem Wiener Evang. Theologenkongreß
Oktober 1963.

es Jakobusbriefes*

Eckart, Berlin

begegnet uns zweimal im Jakobusbrief. Der Abschnitt über die
Prosopolepsie 2, 1—13 mündet von V 8 an in eine scheinbar
theoretische Erörterung über das Wesen des Gesetzes. Es geht
darum, aufzuweisen, daß die Prosopolepsie Sünde ist, da es ein
ausdrückliches Gebot dagegen gibt: „Du sollst deinen Nächsten
lieben wie dich selbst". Dieses Gebot überführt den als Sünder
, als Übertreter, der nach dem Anisehen der Person fragt.
Nächstenliebe und Prosopolepsie schließen sich nach dem
praktischen Gesetzesverständnis des Jakobusbriefes aus. Die
Übertretung des Liebesgebotes ist genau so zu werten, wie
die Übertretung eines Dekaloggebotes, nämlich als Übertretung
des Gesetzes. So soll man lehren und tun, weil das Gericht nach
dem vößog ifovdeQiac; kommen wird. Der Grundgedanke dieses
Schlusses ist natürlich, daß Sünde vermieden werden soll,
eben um des kommenden Gerichtes willen. Das Gesetz, nach
dem gerichtet werden wird, wird aber kaum ein anderes sein
können als das, das es zu befolgen gilt, vößoq elev&eglag
ist hier also nicht pointierter Terminus, sondern eher eine einfach
geglückte Formulierung, die nichts anderes bezeichnet, als
vo/uo; allein auch.