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1964

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

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Neuerscheinungen

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463

Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 6

464

mechanischem Neudruck dem Leser wieder zugänglich gemacht
worden ist.

In einem ersten Teil prüft der Verfasser die einzelnen
Liturgien und liturgischen Texte, von der Didache an bis zur
heutigen römischen Liturgie, um sie hinsichtlich der Stellung,
des Amtes und des Werkes Christi im Gebet zu befragen
(S. 5-111).

Im zweiten Teil (S. 112—247) verwertet der Verfasser den
Befund in einer Geschichte des christologischen Gedankens im
liturgischen Gebet. Mit der stupenden Belesenheit, die ihn schon
vor mehr als dreißig Jahren auszeichnet, mit der Frische und
dem Eifer eines Gelehrten, der sich von ganzem Herzen seiner
Sache gewidmet hat, erschließt Pater Jungmann eines der wichtigsten
Kapitel der christlichen Liturgik, und nicht nur der
christlichen Liturgik, sondern der christlichen Lehre überhaupt.
Was er von der Rückwirkung der arianischen Kämpfe auf das
kirchliche Gebet (S. 151—168), oder von den antiarianischen
Formulierungen der nachpatristischen Zeit (S. 181—211) sagt,
beweist einmal mehr, „daß das alte lex orandi lex cre-
d e n d i nicht nur ein frommer Spruch ist, sondern etwas vom
Gescheitesten, was zur Methode der Theologie jemals gesagt
worden ist" (K. Barth).

Die Nachträge, die die seit 1925 erschienene Literatur verarbeiten
(S. V—XXIV), erlauben dem Verfasser, die nötigen
Nuancen und Ergänzungen anzubringen. Daß sie aber das Werk
als solches nicht zu verteidigen haben, zeigt, mit welcher
wissenschaftlichen Akribie und auf welchem theologischen
Niveau dieses erwogen und konzipiert worden war.

Es wäre interessant gewesen, wenn Pater Jungmann im
Anschluß an das sechste Kapitel des zweiten Teiles (Der Hohepriester
und die Eucharistie, S. 211—233) auf die Geschichte der
sacerdotalen Terminologie in der Lehre vom Amt eingegangen
wäre.

Neuchätel/Schweiz J. J. von Allmcn

Berg er, Placidus: Die sogenannten Anselmischen Fragen, ein Element
mittelalterlicher Sterbeliturgie (TThZ 72, 1963 S. 299—306).

Blankenburg, Walter: Die evangelische Kirchenmusik und die
gesamtmusikalische Situation der Gegenwart (MuK 34, 1964 S. 1—7).

Buszin, Walter E.: Theology and Church Music as Bearers and
Interpreters of the Verbum Dei (Concordia Theological Monthly
32, 1961 S. 15—27).

Erbacher, Hermann: Das wiedergefundene Kirchengesangbuch der
Markgrafschaft Baden und Hochburg aus dem Jahre 1616 (Dienende
Kirche. Festschrift Julius Bender, Karlsruhe 1963 S. 297—333).

Ingen, Ferdinand van: Johann Gottfried Herders kirchenmusikalische
Anschauungen (MuK 33, 1963 S. 193—201).

I s e r 1 o h, Erwin: Werner von Oberwesel. Zur Tilgung seines Festes
im Trierer Kalender (TThZ 72, 1963 S. 270—285).

Schauerte, Heinrich: Abrogierte Heiligenfeste (ThGl 54, 1964
S. 14-22).

■Schilling, Hans Ludwig: Hindemiths Orgelsonaten (MuK 33,

1963 S. 202—209).

Senn, Kurt Wolfgang: Über die musikalischen Beziehungen zwischen
Johann Gottfried Walther und Johann Sebastian Bach (MuK 34,

1964 S. 8—18).

V ig an 6, Egidio: Iglesia peregrina y liturgia (Teologia y Vida 4,
1963 S. 165—178).

Referate über theologische Dissertationen in Maschinenschrift

Conrad, Joachim: Die junge Generation im Alten Testament. Die
Stellung und Beurteilung der Jugend als Beitrag zum Thema
Menschenbild im Rahmen der alttestamentlichen Theologie. Diss.
Leipzig 1963. 325 S.

Die Arbeit hat sich die Aufgabe gestellt, unter Heranziehung des
gesamten einschlägigen Materials in den Büchern des hebräischen
Kanons des Alten Testaments die verschiedenen Möglichkeiten der
Beurteilung des jungen Menschen zu untersuchen. Da für eine altersmäßige
Abgrenzung der Jugend im modernen Sinne — Erreichung eines
bestimmten Lebensjahres — nicht genügend Anhaltspunkte vorliegen,
mußte die gesamte junge Generation, die einer älteren gegenübersteht
— also gegebenenfalls auch der in fortgeschrittenem Alter stehende
, jedoch dem Familienhaupt unterworfene Mensch —, in die Darstellung
einbezogen werden. Für diesen Personenkreis ergab sich eine
Beurteilung in zweifacher Hinsicht.

In vielen Fällen werden Erwartungen geäußert, die erkennen lassen
, welche Bedeutung der jungen Generation beigemessen wird. Sie
können daher geradezu als Beurteilungsmaßstab betrachtet werden,
wobei wiederum zwei Haupttypen zu unterscheiden sind. Auf der
einen Seite stehen die Erwartungen, die den Interessen der Familie
entsprungen sind, dergestalt, daß der Sohn als Garant für die Erhaltung
von Namen und Besitz des Vaters angesehen wird, während die
Tochter mittelbar für andere Familien in der gleichen Weise wirken
kann. Daß dieser Beurteilungsmaßstab für alle Lebensstadien von der
Geburt des Kindes bis zum Tode des Vaters gilt, wird im einzelnen
nachgewiesen. Auf der anderen Seite stehen die Erwartungen, die in
der Weisheitsliteratur an den jungen Menschen gestellt werden. Es
geht um Erfolg und Aufstieg über die Familie hinaus, und in alledem
drückt sich die Überzeugung aus, daß in der jungen Generation alle
Möglichkeiten beschlossen liegen, um sich eine gesicherte Existenz zu
schaffen bzw. Außergewöhnliches im Leben zu leisten. Da dies kein
automatisch sich vollziehender Prozeß ist, sind umfängliche Erziehungsmaßnahmen
nötig, um die Voraussetzungen für einen solchen Werdegang
zu geben. Ein Hauptanliegen der Arbeit ist es, den Methoden
und Zielen der Erziehung sowohl im Rahmen der Familie als auch in
den Kreisen der Weisheitslehrer nachzugehen und den Nachweis zu
erbringen, daß speziell in den älteren Teilsammlungen der Proverbien
ein geschlossenes Leitbild vorliegt, das auf synonymen Begriffen und
antithetischen Begriffspaaren aufbaut und in dieser Durchbildung wohl
als die besondere Leistung der sog. Weisen anzusehen ist. Diese Art
der Beurteilung ist nicht allgemein im Volke verbreitet gewesen und
hat im Laufe der Zeit beträchtliche Wandlungen erfahren. Insbesondere
wird die göttliche Rinning im Leben des jungen Menschen auf
Kosten der menschlichen Erziehung immer stärker in Betracht gezogen
, ein Tatbestand, der sich an der Josephsgeschidite sehr gut demonstrieren
läßt.

Das Bisherige zusammenfassend, läßt sich sagen, daß die junge
Generation nicht um ihrer selbst willen beurteilt wird, sondern im
Blick auf die Zukunft, im Blick auf die Aufgaben, die sie im späteren
Leben lösen soll, wobei die Lösung dieser Aufgaben eben als
möglich, wenn nicht gar als sicher, angesehen wird. Der gleiche Gedanke
ist für die Darstellung einzelner Gestalten im Rahmen des
deuteronomistischen Geschichtswerkes, die nun nicht in Form von an
sie gestellten Erwartungen, sondern in der Rückschau beurteilt werden
, maßgeblich. Auch hier ist das Interesse darauf gerichtet, inwiefern
die Betreffenden bereits in früher Zeit durch Verhalten und Taten
ihre spätere Bedeutung, u. U. auch ihr Versagen, vorausahnen lassen.
Das Stadium der jungen Generation gilt demnach im gesamten Alten
Testament nicht als etwas in sich Geschlossenes, sondern steht nach
der Zukunft hin offen und erfährt von der Zukunft her seine Bedeutung
. Aussagen rein phänomenologischer Art spielen eine gänzlich
untergeordnete Rolle. Das Urteil in der Rückschau findet sich teils
in sagenhaften, teils aber auch in Stücken echter Geschichtsschreibung
(Überlieferung von Davids Thronnachfolge). In der letzteren werden
der aufstrebenden Generation zwar keine besonderen Privilegien in
Volk und Heilsgeschichte zuerkannt, die Charakterisierung ist jedoch
so ausgewogen, daß hier ein Höhepunkt erreicht ist, in dem sich die
besondere Leistung israelitischen Denkens eindrucksvoll manifestiert.

Dombrowski, Bruno W. W.: Erscheinung, Wesen und Ideologie
der Assoziation von Hirbet Qumran nach dem „Manual of Disci-
pline" (lQS). Phil. Diss. Basel 1962/63, X, 527 u. 445" S.

Nadi einer Einführung in die Problemlage und Begründung der
Notwendigkeit des vorgelegten Kommentars und seiner Form mit besonderer
Behandlung der Methoden der bisherigen „Qumran-Forschung
" sowie einer Übersicht von Inhalt und Aufbau von lQS folgen
im 1. Hauptteil hebräischer Text und Übersetzung mit Anmerkungen
und Exkursen 2 und 3 (S. 15—86 u. 1'—221*).

Der 2. Hauptteil enthält einen „Kommentar zum Inhalt"
(S. 87—520 u. 222*—333"), welcher in 12 Kapiteln von variierendem
Umfang die sich dem Leser von lQS eröffnenden Aspekte anzugehen
sucht und in einem 13. Kapitel Zusammenfassung und Ausblick bieten
will. In dem in vier Abteilungen aufgegliederten 2. Hauptteil befaßt
sich der Autor zuerst (Teil A) kurz mit dem Problem, inwieweit
lQS von alttestamentlicher Tradition her bestimmt oder etwa syn-
kretistisch sei, was dazu führt, „das soziologische Selbstzeugnis der
Qumran-Assoziation nach lQS" zu untersuchen (Teil B = Kap.
II —IX = S. 104—314 u. 229"-289").